ermannen,
V.
– Nahezu ausschließlich mittleres und späteres Frnhd.
1.
›Mut fassen, sich aufraffen; psychische Stärke, Selbstvertrauen (zurück)erlangen; erstarken‹; teils refl.; vereinzelt trans.: ›jn. stärken, aufrichten‹; auch: ›etw. wagen, riskieren‹;
zu  2, vgl.
1
 23; (V.) 3.
Bedeutungsverwandte
(zum trans. Gebrauch):  3,  2; vgl. ,  3,  2.

Belegblock:

Boon, St. Prätorius
88, 36
(o. O.
1593
):
O du heiliger Geist [...] wache auff / ermanne dich / werde in mir gros / vnd erzeige dich in mir herrlich vnd gewaltiglich.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
dô irmannete er widir | und karte umme sidir | kegn der burc mit sîner schar.
Luther, WA (
1519
):
Drumb unß zu stercken und ermannen widder die selben sund, gibt unß gott diß sacrament.
Ebd.
49,
VIII, 41 (
1540
/
6
):
zu Wartenburg hat er [D. Martinus] ein mal ein schwartzen hund im bette funden, und wie er sich ermannet, nimpt er den hund und wirfft in zum fenster hinaus.
Ebd. (
1544
):
das ja niemand den andern richte, kombt der Geyst Gottes uber die schwachen, ermannet, troͤstet unnd stercket sie dermassen, das [...].
Peil, Rollenhagen. Froschm.
686, 5657
(
Magdeb.
1608
):
Zeit ists / das jhr euch nun ermant / | Der Sieg steht gar in vnser Hand.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
bist toll, das dich ermanst | Jns Wasser, wenn dnit schwimmen kanst.
Strauch, Par. anime int.
21, 15
(
thür.
,
14. Jh.
):
wer sich nu unmechtic dunke groze werc zu tune, der irmanne von gotlicher craft, der alle dinc formac.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Do ermanite her sich widder unnd sprach: [...].
die in der stad ermanten widder, unnd slugen die finde.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. .
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›jn. physisch angreifen, überfallen‹; ›sich auf jn. stürzen‹; auch: ›jn. übermannen, besiegen‹ (in den Belegen meist von personifizierten Tieren gesagt); teils refl.;
vgl.  1,
1
 23; (V.) 3.
Fabeln.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  10,  9,  2,  3.

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Mit muͤhe erwuͤscht er [Hundt] jn [Hasen] zu letst. | Er kundt jn aber nicht ermannen.
Da wurden all die Affen schellig, | Theten sich vbern Wolff ermannen, | Vnd jn gar grewlich an zu zannen.
[all die Affen] Sich wider den Geselln ermanten, | Vnd jn gar zorniglich anzanten, | Sein Kleider allenthalb zerrissen.
3.
›etw. durch Heirat erwerben‹ (von Frauen);
zu  5, vgl. (V.) 1.

Belegblock:

Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1598
/
1647
):
wan schon der man vor ir tod abgan wurde, soll ein sölliche wittwen oder tochter
[die
einen frömbden
geheiratet hat]
für frömbd gehalten werden bis an das mal sie das landrecht widerumb ermannet oder erkouft.