erlos,
Adj.
1.
›unanständig, unmoralisch, verbrecherisch, unehrlich, verräterisch‹, jeweils als jm. zugeschriebene Charaktereigenschaft bzw. Handlungsbewertung; speziell: ›um den guten Ruf, in Verruf gebracht‹; Belegblock:
Man findet undter allen Stenden verzweiffelte, ehrlose schelcke, so den nun auch undter den Predigern solche leuthe sein. [...]. Manch weib ist auch im heiligem ehestande, kan aber wohl ein ehrlose hure sein.
dorumme ist her geecht, ouch hot her sie [tochter] mit VI undirlossen erlos gescholden.
das si [sele] van gote wirt vorsmehet | unnd auch van andern fromen luten, | di das eren loss adder truweloss duten.
Du Ehrloser vnnd Trewloser Man / nun dencke vnd Packe dich von vns hinweg.
Du heiloser und ehrloser mann!
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Rürst mich offt in eim monat nicht an. Ehrlose / geschente leuth / infames.
Eerloß / Allerley erberkeit entbloͤßt. Relictus ab omni honestate. ¶ Eerloß / Verlümbdet / Der ein boͤß geschrey hat.
der bischoff [...] was ain rechter böswicht, er ward mainaid, triwlos und erlos.
darauf hat
[er]
vor ainem gantzen rat gesagt, der Jacob Meutting lieg in an als ain ehrloser fleischböswicht. Es kan sich ainer wol ehrloß beichten. Beichten / haißt begichten oder bejahen / das ist / Ja sagen und bericht thuͦn / deß darumb wir gefragt werden.
Roloff, Brant. Tsp.
1765
.2.
›in einem fundamentalen Sinne aufgrund selbst verursachter Handlungen (z. B. durch eine Straftat, durch Eidbruch) oder aufgrund ehrloser Geburt ohne gesellschaftliche Anerkennung und Respekt seiend oder diesen verlierend und somit außerhalb der schützenden und privilegierenden Ordnung stehend‹; als Zuschreibungskategorie: ›mit schlechtem Leumund, verrufen‹; als deontisches Kriminalisierungs- und Ausgrenzungsattribut: ›die Ordnung der Gesellschaft missachtend, damit nicht vertrauenswürdig und gesellschaftlich ausgegrenzt‹; als Kennzeichnung eines juristischen Status: ›rechtlos, ohne Bürgerrechte, aufgrund sozial zugeschriebener Unehrenhaftigkeit nicht berechtigt, zünftiger Handwerker zu werden, Ämter zu übernehmen oder vor Gericht als Zeuge aufzutreten‹.Gehäuft rechtsbezügliche Texte.
Syntagmen:
e. sein / werden, sich e. beichten
; jn. für e. halten
; der erlose bösewicht / dieb / man
.Belegblock:
Swer vmme strazenrouͦp in de achte Cuͦmt [...] als her den ses wochen in deme banne ist gewest, der ist erlos, vnde rechtlos, vnde sint sine len sinen herren ledich.
die Person die Eerloß sind als Meyneidigen vnd derglichen offenbarlich verleumete person.
Du bist ein ehrloser, düppeler schelm, bößwicht, ein verrehter, ein stück diebs.
Ein burgermeister [...] hat einen anderen burger beschuldigt [...], davon er leiblos, erlos und gutlos mocht werden.
We dem kloster [...] Wan daz wirt fridlos und ze jungst erelos.
wer, so von vͥnser stat kerte in dem kriege, der sol [...] rechtlos vnd erlos sin.
das dann min [...] gnedigen herren [...] zuͦ mir gryffen und als ab einem verwuͥrckten, verurteilten und eerlosen man vom leben zum tod [...] richten meĩgen lassen.
denne sölle [...] imme alle wirtshüser [...] verpotten, und ouch er untzit uff gnad ehrlos sin.
dann sj
[die Anhänger der Reformation]
all sind amechtig eerlos boͤswicht, dieb / laͤcker / schelmen / buͦben. darzue [...] die, so in der acht seind und auch die eerlosen, als mainaidig, offen eebrecher und ander dergleichen offenbarlich verluembdt personen.
alle, die im rechten für ehrloß und verleumbt gehalten sein.
von stund an ward er lugenthaftig man, loss, erloss und hett nun mit lugen und listen petrogen dye heyligen Romischen Kirchen.
wie die gemellten ubeltatter von Pruck an dem ubell, das sy an dem Romischen kunig, an dem sy fluchtig und ernloss sind wurden, kain genuegen habn.
Ehen an gericht mak nicht han der phaffe noch weyp noch erloze man.
Luther, WA ;
Köbler, Ref. Nürnberg
139, 11
; Rennefahrt, Statut. Saanen ;
Vock u. a., Urk. Nördl.
2446
; Jerouschek, Nürnb. Hexenh.
13r, 44
; Piirainen, a. a. O.
70a, 6
;