erlesen,
V., unr. abl.
1.
›etw. durch Aussortieren bereinigen, das Gute vom Schlechten trennen‹; ›etw. in einen besseren Zustand bringen‹; ›etw. sortieren; etw. aussondern, aussortieren‹; Belegblock:
Es muß nicht ßo reyn seyn, als die tauben erleßen haben.
wie mohte immer daz gewesen | Daz ich den acker solde irlesen | Unde bereiten zu der sat.
Der woͤlle machen ein guͦt gesoten ris, der erlese ez schone vnd wasche ez schone.
,Altwip, ir werent gut‘, han ich gesprochen, | ,Myn eppel zu erlesen und zu huͤden [...]‘.
Es sol ouch kein münßer [...] erlesen die sweren [pfennig] von den lihten.
2.
›etw. aussuchen, auswählen‹; mit Objekt der Person: ›jn. erwählen‹; Belegblock:
dô wart nâch im
[Papst Celestinus]
irlesin | Bonifacius. miracula S. Francisci, ist ein sack voller erlesener grosser, schendlicher lügen.
Wan man ein volkh zusamen brecht, | sehs hundert tausent freyer knecht, | herlesen schon geordnet recht.
Entpfach, herre, nu gereit | Unser andacht irlesen!
Zu jungist ich einen mir derlaz, | Der waz in miner moße wol.
M. Cunitia. Ur. Prop. ;
3.
›etw. nachlesen; sich etw. lesend aneignen, etw. durch genaue Lektüre überprüfen‹; ütr.: ›etw. verstehend nachvollziehen, erkennen‹; Belegblock:
Das der Eber ist ein hertzloß Thor, | Jst all sein lebenlang gewesen, | Wie jr habt hierauß zu erlesen.
Erlaͤsen vñ erwaͤgen ein yeden buͦchstaben deß gesatzes. Literas legis perscrutari.
wo wolt er
[ein Bauer mit juristischen Kenntnissen]
das erlesen han?4.
›ein Schriftstück verlesen, seinen Inhalt durch Vorlesen öffentlich machen‹; Belegblock:
Wie der küng der Eignossen brief erlos und ein frid beret
(Kapitelüberschrift).
dass dabi zuͦ ewiger gedaͤchtniss die selben bed brief [...] in allen orten offenlich vor unseren gmeinden erlesen und geofnet sellent werden.
so hand vnsser gutten fründe vnd eignossen [...] vns gezougt vnd erlässen lassen, des ersten einnen bappirinen gewaltzbrieff [...].