erlesen,
V., unr. abl.
1.
›etw. durch Aussortieren bereinigen, das Gute vom Schlechten trennen‹; ›etw. in einen besseren Zustand bringen‹; ›etw. sortieren; etw. aussondern, aussortieren‹;
zu  2, vgl.  1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  4,  3,  8,  3, (V.) 1, .

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
Es muß nicht ßo reyn seyn, als die tauben erleßen haben.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
wie mohte immer daz gewesen | Daz ich den acker solde irlesen | Unde bereiten zu der sat.
Hajek, Guͦte spise
74a
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Der woͤlle machen ein guͦt gesoten ris, der erlese ez schone vnd wasche ez schone.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
,Altwip, ir werent gut‘, han ich gesprochen, | ,Myn eppel zu erlesen und zu huͤden [...]‘.
Chron. Strassb. (
els.
,
1393
):
Es sol ouch kein münßer [...] erlesen die sweren [pfennig] von den lihten.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
15. Jh.
):
von der bonwoll 1111 halr. ze erlesen.
2.
›etw. aussuchen, auswählen‹; mit Objekt der Person: ›jn. erwählen‹;
offen zu 1; zu  6, vgl.  12.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  2,  1,  3, .

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
dô wart nâch im
[Papst Celestinus]
irlesin | Bonifacius.
Luther, WA (
1538
):
miracula S. Francisci, ist ein sack voller erlesener grosser, schendlicher lügen.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
Wan man ein volkh zusamen brecht, | sehs hundert tausent freyer knecht, | herlesen schon geordnet recht.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Entpfach, herre, nu gereit | Unser andacht irlesen!
Pyritz, Minneburg
5128
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Zu jungist ich einen mir derlaz, | Der waz in miner moße wol.
3.
›etw. nachlesen; sich etw. lesend aneignen, etw. durch genaue Lektüre überprüfen‹; ütr.: ›etw. verstehend nachvollziehen, erkennen‹;
zu  5,  3.
Bedeutungsverwandte:
(V., unr. abl.) 1; vgl. (V.) 3, .

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Das der Eber ist ein hertzloß Thor, | Jst all sein lebenlang gewesen, | Wie jr habt hierauß zu erlesen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Erlaͤsen vñ erwaͤgen ein yeden buͦchstaben deß gesatzes. Literas legis perscrutari.
Klein, Oswald
112, 284
(
oobd.
,
1438
):
wo wolt er
[ein Bauer mit juristischen Kenntnissen]
das erlesen han?
4.
›ein Schriftstück verlesen, seinen Inhalt durch Vorlesen öffentlich machen‹;
vgl.  2, zu  4.
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl.  2,  5, .

Belegblock:

Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 364, 1
(
halem.
,
1508
/
16
):
Wie der küng der Eignossen brief erlos und ein frid beret
(Kapitelüberschrift).
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
dass dabi zuͦ ewiger gedaͤchtniss die selben bed brief [...] in allen orten offenlich vor unseren gmeinden erlesen und geofnet sellent werden.
Edlib. Chron. (
ohalem.
,
um 1500
):
so hand vnsser gutten fründe vnd eignossen [...] vns gezougt vnd erlässen lassen, des ersten einnen bappirinen gewaltzbrieff [...].