erlernen,
V.
1.
›(durch Arbeit, Übung) eine Kompetenz, Fähigkeit, Tugend erwerben‹;
zu
er-
 5,
lernen
 1.
Bedeutungsverwandte:
erlangen
 7; vgl.
bemeistern
,
geleren
 2,
2
leren
 5.
Wortbildungen:
erlernung
1.

Belegblock:

Luther, WA
21, 365, 32
(
1544
):
Das
[
mit dem hertzen an diesem Heiland
Hängen]
wird nicht weder erstritten noch ergrieffen, erlanget noch erlernet durch unser leben, tugent und werck.
Opitz. Poeterey
9, 5
(
Breslau
1624
):
dieser vrsachen wegen werden in den Griechischen staͤdten die Knaben zuefoͤderst in der Poesie vnterwiesen [...] damit sie die sittsamkeit erlernen.
Fischer, Folz. Reimp.
25
, Ü (
Nürnb.
1479
):
erlernen sie dester ernstlicher vnd leichter dem priester fur zuhalten an ander vber flussige wort oder peisetz.
Schmidt, Rud. v. Biberach
15, 17
(
whalem.
,
1345
/
60
):
daz er [menschlicher geist] nu̇t zerzert wirt von nidern dingen [...] vnd erlernet bi im selben beliben.
2.
›einen Sachverhalt studieren, erforschen, erkennen, erkunden, nachvollziehen, zu begreifen versuchen‹;
zu
er-
 5,
lernen
 2.
Belege seit dem 16. Jh.
Bedeutungsverwandte:
besehen
 6,
studieren
 2; 3; vgl.
ausspekulieren
,
besuchen
 11,
1
gewenen
 4,
lesen
 3.
Wortbildungen:
erlernung
2 ›Studium‹ (dazu bdv.: vgl.
2
lerung
 1).

Belegblock:

Luther, WA
17, 1, 186, 21
(
1525
):
An disem stuck haben wir unser leben lang zuͦ studiern, kündens dannocht nit gnuͦg erlernen und wann wir hundert jar daran lernen.
Anderson u. a., Flugschrr.
15, 12, 20
([
Worms
1521
]):
ist an seim Kaiser Friderichs hoff lang zeit an aines Secretarien stat gewest. Also das er alle gelegenhait Teütscher nation besehñ vñ erlernet.
M. Cunitia. Ur. Prop.
154, 8
(
Öls
1650
):
es ist offenbahr / daß unter den Deutschen zu erlernung der Astronomia / so begierig alß taugliche ingenia sindt.
Sachs
9, 29, 29
(
Nürnb.
1544
):
hie ist mein gefangner harm
[›Urin‹]
. | Daran erlernet mein kranckheit | Und helfft mir!
Wickram
4, 38, 18
(
Straßb.
1556
):
Wir haben [...] sein wesen und geberd / der zeit er bei uns gewesen ist / zimlich erlernet.
Chron. Augsb.
4, 101, 1
(
schwäb.
,
v. 1536
):
dann er lange jar het gesuͦcht mit großer arbait und kosten, bis er den weg gen Calacut [...] erlernet hat.
3.
›etw. / jn. verstehen, erkennen, etw. vollständig erfassen, zutiefst durchdringen‹; auch: ›jn. durchschauen‹; resultativ zu 2.
Bedeutungsverwandte:
ermessen
 1,
spüren
,
wissen
; vgl.
ausspähen
 2,
begreifen
 12,
bespannen
 2,
gewaren
(V.) 1,
kennen
 3,
merken
I, 9.

Belegblock:

Luther, WA
21, 511, 3
(
1544
):
Denn ob ich schon das erlernet habe, das ein einige Goͤttliche Majestet alle ding regieret, so weis ich doch damit nicht, was und wie es inwendig des selben Goͤttlichen wesens zugehet.
Schmidt, Frankf. Zunfturk.
1, 250, 32
(
hess.
,
1591
):
inn deme das alchimistisch goldt und silber, [...] in geschmoltzenen nit kann gespüret oder erlernet werden.
Sachs
17, 27, 33
(
Nürnb.
1552
):
Ach herr gott, wie hab ich ein frawen! | [...] | Hab sie erlernt in wenig tagen.
Jörg, Salat. Reformationschr.
34, 5
(
halem.
,
1534
/
5
):
nit allein werdend ermessen / und erlernt / vergangne und gegenwirtige sachen / und gschichten [...].
Anderson u. a., Flugschrr.
10, 3, 13
(
Zürich
1524
):
welche aber gottes sind die [...] erlerne͂d erst an jnen [solche künst] / wie groß die krafft des goͤttliche͂ wortes ist.
4.
›etw. erfahren, etw. (von jm.) in Erfahrung zu bringen versuchen‹; ›sich über etw. informieren, erkundigen‹;
zu
er-
 5,
lernen
 3.
Bedeutungsverwandte:
erkunden
 2; 3; 4; vgl.
anbekommen
 1,
befinden
(V.) 3,
befragen
 2,
bekommen
 2,
bewissen
,
2
leren
 6.

Belegblock:

Chron. Nürnb.
2, 60, 20
(
nobd.
,
1444
):
also haben wir erlernet, das derselb von Swanberg itzunt mit andern sachen sollicher maß beladen sey, das [...].
Ebd.
4, 396, 14
(
2. H. 15. Jh.
):
darumb ist unser meynung, das ir euch an ewern guten frunden und gunnern zu hof in geheym erlernen und erkunnen wollet, was an den sachen sey.
Roth, E. v. Wildenberg
68, 14
(
moobd.
,
v. 1493
):
und
[der Papst]
erlernet von im, ob er der ermanung und geboten seines vorfordern Nicolai underthenig und gehorsam were.
5.
›jm. etw. beibringen, etw. vermitteln, erklären‹;
vgl.
er-
 5,
lernen
 4.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
beleren
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
1. Kor. 4, 19
(
Wittenb.
1545
):
Jch wil aber gar kürztlich zu euch komen / so der HErr wil / vnd erlernen
[
Mentel
1466:
derkenn
; nd. Bibel 1478:
bekenne
]
/ nicht die wort der auffgeblasenen / sondern die krafft.
Knape, Messerschmidt. Bris.
22, 43
(
Frankf./M.
1559
):
ich hab den Mann erlehrnet / mehr vnd viel baß / denn alle meine Tag kein jungen menschen.
Rintelen, B. Walther
126, 34
(
moobd.
,
1552
/
8
):
Diser Faal wird erlernet im Tractatl von den Erblichen Successionen.