erinnern,
V.
1.
›etw. in Erfahrung bringen, Kenntnis von e. S. zu erlangen versuchen‹; passivisch:
erinnert sein / werden
›e. S. gewahr, innewerden, etw. erkennen, erfahren‹;
vgl.  47,  1.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 2, (V.) 3, (V.) 2, .

Belegblock:

Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1376
):
welh burger hie ze Ulme der stat schaden wurbe mit worten oder mit werken [...], und wir daz von waren schulden gewar und erindert wurden, dez lib und guͦt sol der gemaind vervallen sin.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Im sind durch euch all fürsten günstig; auch pin ich das [...] gewesen, bis der zeit, das ich warlich pin erinnert seiner untrew.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Wildu der warhait von deiner person erjndert werden, muoestu nit an hohen dingen anheben.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
so aber ettwer die [Rephuener] erinndert in der gegend, der sol seu gen hof verkunden und ansagen.
Moscouia
B 2v, 17
(
Wien
1557
):
Dergleichen hab ich von Varegen nichts muͤgen erjndern.
2.
›jn. / sich (an jn. / etw.) erinnern‹; häufig speziell: ›jm. / sich etw. zu einem bestimmten (in der Regel didaktisch motivierten) Zweck ins Gedächtnis rufen‹; ›jm. / sich etw. (im Sinne einer adhortativen Handlungsanweisung, mit dem Ziel einer Verhaltensänderung) bewusst machen, präsent halten‹;
zu  5,  1.
Syntagmen:
etw. e
.,
etw. in einem buch, in des menschen gemüt e
.,
jn. / sich etw
. (z. B.
den willen gottes, eine geschichte
)
e
.,
jn. / sich js. / e. S. e
. (Gen.obj., z. B.
des ungehorsams, der predigt / versprechung, des christentums / gebotes, des grossen rumens, des gepredigten wortes, eines mannes von adel, der bösen gedanken, der glückseligen schlachten
).

Belegblock:

Boon, St. Prätorius
63, 16
(
Ülzen
1579
):
Alsdenn sol man sich fein erinnern der vorigen huͤlffe.
Stambaugh, Friederich. Saufft.
44, 11
(
Frankf./O.
1557
):
sich untereinander der Predigt erinnern.
Luther, WA (
1518
/
9
):
Er musz auch got sein sundthafftige bosze gedancken, sovil er sich derselben erinnern kan, beichten.
Der heilige geist sol euch alles erinnern (spricht er), was ich euch gesagt habe.
Ders. Hl. Schrifft.
2. Makk. 15, 9
(
Wittenb.
1545
):
vnd erinneret
[
Mentel
1466:
vermant
;
Dietenberger
1534 /
Eck
1537:
hat [...] fürgehalten
]
sie der glückseligen Schlachten / die sie vor gethan hatten.
Anderson u. a., Flugschrr.
12, 9, 15
(
Wittenb.
1522
):
Jch muß dich deines grosses rumens erinnern.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
Als hernach nüchtern der student, was er vor seinem herrn bekennet, sich erinnerte, ist er [...].
Perez, Dietzin
1, 322, 21
(
Frankf.
1626
):
Jch erinnere mich eines fuͤrnehme͂ vñ siñreichen Mans vom Adel.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
64, 29
(
thür.
,
1474
):
wanne danne die, dy an der stat gesatczt sint, von den alden erynnert werden, daz eß also irgangen sy.
Meisen u. a., J. Eck
5, 7
(
Leipzig
1520
):
den vleiß, den ein armer sunder hat vor der beycht, da er sich eryndert seiner sund.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1618
):
Er [der König] meinets nicht treulich vnd recht. | Daß will ich euch erinnert han.
Leisi, Thurg. UB
8, 420, 24
(
halem.
,
1399
):
ob wir ichtzit vernaͤmen, davon in oder ir statt schad oder gebrest uffstuͤnd, das wir si dez unverzogenlich erindern soͤllen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
als er [doctor Martinus] wider erfordert, hat in der benant cantzler abermals erinnert, von seinem fürnemen zuͦ lassen.
Ebd. (zu
1548
):
daß sie [...] wider das Jnterim gepredigt, des wissen sie sich nit zuͤ erinndern.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Es muesten auch die fünfzehner Sibyllæ weissagung, so der Römer bibl und heilig schrift ist gewesen, überschauen, umb zu erinnern den willen gottes.
Rintelen, B. Walther
175, 17
(
moobd.
,
1552
/
8
):
Wo sy sich aber der Eröffnung
[des Testaments]
mit einander nit vergleichen möchten, so stehet den instituierten Erben bevor, den Herrn Landmarschalch zu erindern und anzelangen.
Schorer, Sprachposaun
76, 6
;
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
4, 29, 42
;
Opitz. Poeterey
16, 35
;
34, 20
;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ; ;
Rot
287
;
3.
›jn. e. S. überführen, jm. etw. tadelnd in Erinnerung rufen, vorhalten, rechtsrelevant (auch durch Augenschein) nachweisen‹;
vgl.  5,  2.
Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  14,  3,  23.
Wortbildungen:
erinnern
(
das
) ›Befragung‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
203, 4
(
thür.
,
1474
):
daz er eyn beynbruchig tadelhafftig swynn [...] geslachtet haben solle, unde daz offte in vorwandelten steten gethann hath, als er yn des erynnern wolle [...].
Küther, UB Frauensee
242, 25
(
thür.
,
1480
):
Als konnen wir uber die dinck nicht sprechen an ferner uber beider teil verhorunge, darzu wir uch beidersid uf furder erinnern nach pfingsten bescheiden wullen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1512
):
die sol der wiert in dem pantaiding anzaigen und ruegen, in kainerlai weis versweigen, wer das verhielt und von im erindert wurde, ist zu wandl [...].
Ebd. (
moobd.
,
1512
):
wer das thut, als oft ainer erindert wirdet ist zu wandl umb zwelf phening.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1625
):
wer ainem ein [...] perhaften paum [...] abschlecht und würd damit begriffen, daß man ihms erindern mag mit dem holz oder stam.
Skála, Egerer Urgichtenb.
133, 9
;