erheischen,
ereischen,
V.,
regelmäßig und unr. abl.
1.
›etw. (meist: die Ausführung einer Handlung, die Erfüllung einer Pflicht) fordern, verlangen‹; speziell: ›einen (definierten, zweckgebundenen) Geldbetrag von jm. einfordern, eintreiben‹;
vgl.  5, (V.) 35.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 1; vgl. (V.) 2,
1
 5,  2.
Wortbildungen
erheischung
1 ›Forderung; Klage‹ (dazu bdv.:  2; vgl.  2,  5).

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Leipzig
1537
):
Durch die geschrifft lehret vns Gott, | Das er etlich seiner gebot, | Jm fall der nodt gar nit erheyst.
Ebd. (
Köln
1582
):
Meinstu daß ich der ochsen fleisch | Zuͦessen nur von dir erheisch?
Franck, Klagbr.
223, 37
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Oh des schweren zinß / der ierlich wird erhaischt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Erheyschung / Klag. Postulatio.
Pfaff, Tristrant (
Augsb.
1498
):
so habt macht und gantzen gewalt eüer vorderung an mich zuͦereischen.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
got [...] erayscht nur daz du sein gnad williklich annemest.
2.
›etw. (durch Fragen, Auskundschaften, Spionieren) in Erfahrung bringen‹;
vgl.  5, (V.) 8.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  1, (V.) 4.
Wortbildungen:
erheischung
2 ›Ermittlung, Untersuchung‹ (dazu bdv.: vgl.  3, ).

Belegblock:

Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
/
50
):
man fregt auch die
[Delinquenten]
und ander in solcher form, man kant aber nie nichtz an sölchen ereischen.
Köbler, Ref. Nürnberg
125, 7
(
Nürnb.
1484
):
durch einen Rat oder ernstlichs Recht. nach erayschūg der tat außgetragen. gestrafft vnd gerechtuertigt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
hat er den zunftmaistern und zwölfern nach eraischung aines jeden dürftigkait aintweders gelt fürgestreckt.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1504
):
Wer dann dem andern haimlich zu seiner behausung geet und im nachlost und sein gehaim erfert und eraischt, der [...].
3.
›etw. verlangen, erforderlich machen‹; ›e. S. gebühren, zukommen, angemessen sein‹; überwiegend mit sachlichem Subjekt;
vgl.  8, (V.) 8.
Phraseme:
als / da / wie / so (es) die not / notdurft erheischt
›insofern / sooft / wenn es notwenig, erforderlich ist‹.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 5; vgl. (V.) 5.
Syntagmen:
etw
. (Subj., z. B.
der glaube, die billigkeit / gelegenheit / sache / vernunft / verwandschaft / zeit, das ampt, die erbarkeit des fürsten
)
etw. e
.,
die rede glauben e
.
Wortbildungen:
erheischung
3 ›Erfordernis‹ (dazu bdv.: vgl. ).

Belegblock:

Luther, WA (
1529
/
32
):
das
[Zeugnis ablegen]
erheyschet glauben.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Es gebuͤrt vns auß erhaischung vnsers obligenden Ampts hierinnen einsehens zu thun.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1466
):
solt aber [...] gemeiner stat von solcher feel und verhaltung wegen schaden und unrat entsteen, so wurd eins Rats noturft ereischen weiter mit euch zu reden.
Ebd. (
1516
):
ist dem eltern burgermaister bevolhen [...], wanns die zeit erhaischt, ein rath zusam zu fordern.
Wickram
4, 5, 19
(
Straßb.
1556
):
dieweil nun diss handtwerck sunderlichen erhaischt / das die (so das anderst nach rechter art under stehn zuͤ lernen) sich gar weit in die land [...] begeben muͤssen [...].
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Demnach piten wir uch [...], dass ir si [unser boten], wie unser gluͤklich angefangne verwantschaft erhoͤscht, enpfahen [...] woͤllid.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
die sollen der armen leut namen in geschrifft haben und ainem jedlichen geben, darnach es die notturft eraischt.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
die erbergkait des fürsten eraischet, das er den herzoglichen namen nit solt verliesen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
solchs die gelegenhait der geschicht und die wârheit eraischen werden.
als es die sach eraischt, wil ich iezo den anfang und das herkomen des alten römischen reichs [...] auf das kürzt überfaren.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Dritte aygenschafft, die der glaub erayscht, ist [...].
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Reithmeier, a. a. O. ; ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ; ;
Vgl. ferner s. v. .
4.
›jn. aufspüren, finden‹;
zu  5, vgl. (V.) 4.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  9, .

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1524
/
54
, Hs. 
1633
):
wo und wolent wür si
[ihre Pflicht vernachlässigende Viehtreiber]
dan erhaischen kunten, von dann ist man unß dawider schuldig zu antworten.
Ebd. (
E. 15. Jh.
):
wann unser hoffrichter ainen schedlichen man eraischt auf der herschaft grüntn [...].
Rintelen, B. Walther
125, 19
(
moobd.
,
1552
/
8
):
Wäre aber, das man keinen Erben eraischen kundt [...], so sollen dieselben Güeter gefallen der Stat Wienn zu gemainen Nutz.