erhören,
V.
1.
›etw. / jn. akustisch wahrnehmen, vernehmen‹; ›von einer Sache, einer Person hören, etw. über sie erfahren‹; passivisch: ›bekannt werden‹; von Personen auch speziell: ›entlarvt werden‹; Syntagmen:
jn
. (z. B. einen gottesschwörer
) e
., etw
. (z. B. den grus / sturm, js. kunft, die rede / stimme, das geheul / geräusch / geschelle / märe / mord / scheltwort, die reine geburt, ein liebliches getöne, die bündnisse, die wunderlichen worte, die corporalischen zeichen
) e
., die delfine schnarcheln e
., etw. auf dem ganzen erdkreis, in dem wald, unter den christen e., der hund etw. e
.; j. e., wie [...]
.Belegblock:
als wir vor uns in dem Püschlein ein liebliches Getöne allerhand süßen Instrumenten [...] erhöreten.
Das ist nun gahr eine newe rede, so zuvor nie erhört worden.
das ein solliche freveliche redt solt auff erden under den Christen erst hundert iar nach dem concilio erhoͤrt werden?
Als in aber erhört der hund, | Da fieng er an und peylet rund.
Als die Jungfraw [Maria] erhoͤrt, | So wunderliche Wort, | Wurd sie bald trawrens voll.
Justinus [...] fleis sich dez mit vestem glouben, wie er die ketzer zerstoͤrte. daz erhorte Dietrich von Berne, [...]. der was ouch ein ketzer an dem glouben.
solcher seltsamer art diser corporalischen zeichen ist vormals bei keinem kranken nie erhört.
wo untter yn ain gotzzschwerer erhort wurd, den solt man tottten
[sic!]
an all gnad. Nach dem kamen die leut [...] wider zu ir rue, das das geheul nicht mer erhört wardt.
Do er diss mär erhorte | sein hercz ward frewden vol.
2.
›jn. (den bittenden, lobenden Menschen) erhören, sich ihm, seinen Bitten und Nöten gnädig zuwenden‹ (von der Bezugsperson hierarchisch übergeordneter, überwiegend metaphysischer Instanzen gesagt); toposhaft auch im Kontext literarischer Liebeswerbung; Überwiegend Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Syntagmen:
jn
. (z. B. den betler / blinden / könig / priester, die bauern / zauberer
) e
., etw
. (z. B. den gesang, die andacht / ausrede / begerung / bitte, das elend / gebet
) e
.; jn. in seinem gebet, nach seinem begeren, vom himmel e
.Wortbildungen:
erhörer
erhörlich
erhörung
Belegblock:
das got ausz seiner blossen gutte allen unwirdigen hat zugesagt erhorung unnd gnad.
solchs wancken und tzweiffeln bittet faul ding [...] wolt gern zuvor gewisz sein, obs erhort wurd, wilchs nit anders ist denn ein gottis vorsuchen.
des namen soltu Jsmael heissen / Darumb / das der HERR dein elend erhöret
[
gehoͤrtMentel
1466: ]
hat. Ebd.
Ps. 102, 3
: Wenn ich dich anruffe / so erhöre mich bald.
genediger erhörer aller zu dir rufender – erhöre mich!
got beheldit sinen crist. Der sal en erhore von sime heiligen himile.
Maria muter, heut erher | mein gsank.
und das auch Got den gutten priester lieber erhoert in seynem gebete denn den priester, der in suenden ist.
ich bin ein armer suͤnder / bins nit werd / das mein Gott mich erhoͤren / vnd mir helffen sol.
Gnediger min, ich begere daz du die bette dines sunes wellest erhoren.
Hett sich Manasses nit bekert | Gott hett jn nyemer me erhoͤrt.
Ich hon gerüffet an Machmett, | Der haut erhöret min gebett.
tuͤ als ain armer betler / der ainem reichen herren on unnderloß nachlauffet biß das er yn erhoͤrt.
daz die götter und die gaist, die man anruoft mit pildengeschrift [...], die zaubrær dester ê erhœrnt.
erhör mich, stolz freulin gemait, | lass dir mein ellend nahen!
Du solt iczund verpringen die gueten werch [...] die weil dein seüfften vnd kchlagen erhörleichen ist.
3.
›eine Sache bei Gericht anhören; etw. zum Gegenstand gerichtlicher Anhörung machen‹; auch ütr. auf das Jüngste Gericht; Belegblock:
so syen wir úber die sach gesessen und haben am ersten beider teilen anred und antwúrt erhoͤret.
nach dem vnd wir dz erhörtt haben nach in halt vnd vsswissung dess obgemelten anlass brieffs [...].
Do sag der richter das er auff das mal nit darff da von sagen wan̄ dise erhorūg get alain vff den lumuͦt.
da du sten muest vor dem strengen richer, [...] der da nicht erhört kchaines ausred.