erhören,
V.
1.
›etw. / jn. akustisch wahrnehmen, vernehmen‹; ›von einer Sache, einer Person hören, etw. über sie erfahren‹; passivisch: ›bekannt werden‹; von Personen auch speziell: ›entlarvt werden‹;
vgl.  5.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  3, (V.) 3,  6,  1.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
einen gottesschwörer
)
e
.,
etw
. (z. B.
den grus / sturm, js. kunft, die rede / stimme, das geheul / geräusch / geschelle / märe / mord / scheltwort, die reine geburt, ein liebliches getöne, die bündnisse, die wunderlichen worte, die corporalischen zeichen
)
e
.,
die delfine schnarcheln e
.,
etw. auf dem ganzen erdkreis, in dem wald, unter den christen e., der hund etw. e
.;
j. e., wie [...]
.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. 86, Prosa (
1635
):
als wir vor uns in dem Püschlein ein liebliches Getöne allerhand süßen Instrumenten [...] erhöreten.
Luther, WA (
1530
/
2
):
Das ist nun gahr eine newe rede, so zuvor nie erhört worden.
Meisen u. a., J. Eck
15, 19
(
Leipzig
1520
):
das ein solliche freveliche redt solt auff erden under den Christen erst hundert iar nach dem concilio erhoͤrt werden?
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Als in aber erhört der hund, | Da fieng er an und peylet rund.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Als die Jungfraw [Maria] erhoͤrt, | So wunderliche Wort, | Wurd sie bald trawrens voll.
Ebd. (
Bautzen
1567
):
Es ist kein solche rein geburt, | Auff gantzem Erdkreiß nie erhort.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
Justinus [...] fleis sich dez mit vestem glouben, wie er die ketzer zerstoͤrte. daz erhorte Dietrich von Berne, [...]. der was ouch ein ketzer an dem glouben.
Sudhoff, Paracelsus (
1529
):
solcher seltsamer art diser corporalischen zeichen ist vormals bei keinem kranken nie erhört.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
wo untter yn ain gotzzschwerer erhort wurd, den solt man tottten
[sic!]
an all gnad.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Nach dem kamen die leut [...] wider zu ir rue, das das geheul nicht mer erhört wardt.
Munz, Füetrer. Persibein
412, 1
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Do er diss mär erhorte | sein hercz ward frewden vol.
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
3251
;
Brandstetter, Wigoleis
194, 7
;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Klein, Oswald
20, 16
;
114, 17
;
Primisser, Suchenwirt ;
2.
›jn. (den bittenden, lobenden Menschen) erhören, sich ihm, seinen Bitten und Nöten gnädig zuwenden‹ (von der Bezugsperson hierarchisch übergeordneter, überwiegend metaphysischer Instanzen gesagt); toposhaft auch im Kontext literarischer Liebeswerbung;
vgl.  5.
Überwiegend Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
 2,
4
 1,  5; vgl. (V.) 3.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
den betler / blinden / könig / priester, die bauern / zauberer
)
e
.,
etw
. (z. B.
den gesang, die andacht / ausrede / begerung / bitte, das elend / gebet
)
e
.;
jn. in seinem gebet, nach seinem begeren, vom himmel e
.
Wortbildungen:
erhörer
›der sich gegenüber Bitten gnädig erweisende Gott‹,
erhörlich
›Gott gnädig stimmend‹,
erhörung
1 ›gnädige Zuwendung‹ (dazu bdv.:  3).

Belegblock:

Luther, WA (
1519
/
20
):
das got ausz seiner blossen gutte allen unwirdigen hat zugesagt erhorung unnd gnad.
Ebd. (
1521
/
2
):
solchs wancken und tzweiffeln bittet faul ding [...] wolt gern zuvor gewisz sein, obs erhort wurd, wilchs nit anders ist denn ein gottis vorsuchen.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 16, 11
(
Wittenb.
1545
):
des namen soltu Jsmael heissen / Darumb / das der HERR dein elend erhöret
[
Mentel
1466:
gehoͤrt
]
hat.
Ebd.
Ps. 102, 3
:
Wenn ich dich anruffe / so erhöre mich bald.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
34, 37
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
genediger erhörer aller zu dir rufender – erhöre mich!
Eggers, Psalter
41, 8
(
thür.
,
1378
):
got beheldit sinen crist. Der sal en erhore von sime heiligen himile.
Gille u. a., M. Beheim
84, 31
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Maria muter, heut erher | mein gsank.
Reichert, Gesamtausl. Messe
10, 14
(
Nürnb.
um 1480
):
und das auch Got den gutten priester lieber erhoert in seynem gebete denn den priester, der in suenden ist.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
94, 34
(
Nürnb.
1548
):
ich bin ein armer suͤnder / bins nit werd / das mein Gott mich erhoͤren / vnd mir helffen sol.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
819, 25
(
els.
,
1362
):
Gnediger min, ich begere daz du die bette dines sunes wellest erhoren.
Lemmer, Brant. Narrensch.
38, 84
(
Basel
1494
):
Hett sich Manasses nit bekert | Gott hett jn nyemer me erhoͤrt.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
5352
(
schwäb.
,
1453
):
Ich hon gerüffet an Machmett, | Der haut erhöret min gebett.
Bauer, Geiler. Pred.
76, 23
(
Augsb.
1508
):
tuͤ als ain armer betler / der ainem reichen herren on unnderloß nachlauffet biß das er yn erhoͤrt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz die götter und die gaist, die man anruoft mit pildengeschrift [...], die zaubrær dester ê erhœrnt.
Klein, Oswald
80, 23
(
oobd.
,
1409
?):
erhör mich, stolz freulin gemait, | lass dir mein ellend nahen!
Bauer, Imitatio Haller
99, 26
(
tir.
,
1466
):
Du solt iczund verpringen die gueten werch [...] die weil dein seüfften vnd kchlagen erhörleichen ist.
Quint, Eckharts Trakt. ;
Feudel, Evangelistar
135, 16
;
Anderson u. a., Flugschrr.
21, 4, 21
;
Wickram
4, 48, 35
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
183, 12
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
20, 17
;
43, 32
;
109, 34
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
37b, 34
;
Vgl. ferner s. v.  5.
3.
›eine Sache bei Gericht anhören; etw. zum Gegenstand gerichtlicher Anhörung machen‹; auch ütr. auf das Jüngste Gericht;
vgl.  5.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3, .
Wortbildungen:
erhörung
2 ›Anhörung, Verhör‹ (dazu bdv.: vgl. , ,  2, ).

Belegblock:

Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1441
):
so syen wir úber die sach gesessen und haben am ersten beider teilen anred und antwúrt erhoͤret.
Edlib. Chron. (
ohalem.
,
um 1500
):
nach dem vnd wir dz erhörtt haben nach in halt vnd vsswissung dess obgemelten anlass brieffs [...].
Jerouschek, Nürnb. Hexenh.
5r, 46
(
Augsb.
,
1491
):
Do sag der richter das er auff das mal nit darff da von sagen wan̄ dise erhorūg get alain vff den lumuͦt.
Bauer, Imitatio Haller
99, 16
(
tir.
,
1466
):
da du sten muest vor dem strengen richer, [...] der da nicht erhört kchaines ausred.