ergezlichkeit,
die
;
gelegentlich
ergetzenlichkeit
.
1.
›Entschädigung, Erstattung; Vergütung, materielle Unterstützung‹; ›Belohnung; Zuwendung‹; teils sowohl als Handlung wie (metonymisch) als materielle Leistung oder immaterielle Zuwendung lesbar; gelegentlich mit negativer Tendenz: ›Bestechung‹;
vgl.  1.
Obd.
Bedeutungsverwandte:
 3, ; vgl.  1,  1,  4, ,  6.
Syntagmen:
e. ausrichten / empfangen, jm. bewilligen / machen / vereren, e. von jm. bekommen
;
e
. (Subj.)
jm. beschehen
;
jn. mit einer e. bedenken, jm. etw. zu (einer) e. geben / hinterlassen / schicken
;
die freiwillige / gnädige e
.;
die e. des schadens, der arbeit / bürgschaft / zerung, des kostens
.

Belegblock:

Franck, Decl.
348, 35
(
Nürnb.
1531
):
Du solt aber wissen / das dise grosse maͤnner [...] zur ergetzligkeit jrer arbeit [...] mit froͤlicher zeche sich haben gelabt.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 63, 30
(
halem.
,
1498
):
Zum andern so sollen unser aidgnossen von Zürich den selben iren gemeinden ussert der statt noch mer zuͦ ergetzlikait ir zerung und costens [...] hinuß geben.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1530
):
dasz k. mt. [...] mit ainer meren gnedigen ergetzlichait sie, die gewercken [...] bedincken und sich mitleidenlich erzeigen werde.
Ebd. (zu
1537
):
hat sich der abbt darüber
[über die Zerschlagung der Bilder in der Kirche]
erbarmet und hat inen wein darzuͦ heraus geschickt zuͦ ainer ergetzlichkait, auf daß er nit auch uberrumpelt werde.
Ebd. (
Augsb.
1488
):
der
[ein Augsburger Kaufmann]
hat ain freien zuͦgang gehept zuͦ kinig Maximilian, der hat im vil geselschafft geleist und ergetzlichait gemacht, auch vil geltz gelichen.
Ebd. (zu
1553
):
dasz Jr kay. mt. zuͦ ainer ergetzlichait der armen burgeschaft, so mit dem kriegsvolck beschwert gewesen, sechstausend guldin auszetailen allergnedigst hinderlassen.
Rintelen, B. Walther
137, 8
(
moobd.
,
1552
/
8
):
das der Pürg hernach seiner Pürgschaft Ergözligkait von ime nicht bekommen möchte.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1614
):
gibt ainer dem andern verbottne wort [...] so soll dem belaidigten durch ain widerruef [...] abtrag und ergezlichkeit seiner ehr beschehen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
damit die inwohner ermeltes markts ihrer erlittenen schäden aines tails ergötzlichkeit empfangen.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen ;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Reithmeier, B. v. Chiemsee ;
2.
›Freude, Wohlgefallen‹; ›Trost‹; ›Erholung‹; auch: ›(religiöse) Erbauung‹; vereinzelt mit Übergang zu: ›sachliche materielle Basis von
ergezlichkeit
‹; mit der Tendenz zur moralischen Abwertung: ›Vergnügen; Zerstreuung‹; ›Lust, Genuss‹; speziell: ›(sexuelle) Lust‹;
vgl.  23.
Bedeutungsverwandte:
 5,  3, ,
1
 2,  1; ; vgl. ,  1, , .
Syntagmen:
e. finden / suchen, von jm. haben, allerlei e. erforschen, jm. (mit etw.) e. machen
;
die e
. (Subj.)
eine begleiterin der tugend sein
;
etw. eine e. sein, j. jm. eine e. sein
;
j. der e
. (Gen.)
nicht fähig sein
;
jn. in die e. setzen
;
die auswendige / bescheidene / grosse / unablässige / warhaftige / zeitliche / ziemliche e
.;
die e. der welt
(gen. objectivus),
der leute
(gen. subjectivus).

Belegblock:

Luther, WA (
1518
/
9
):
ich hab keyn ergetzlickeyt und erholung, wann ich hab dir ursach tzw tzorn geben.
Schein, NA
6, 11a, 20
(
Wittenb.
1609
):
die freye Kunst der Musicen zu Gottes ruhm vnnd ehrlicher Leute zimlicher ergetzligkeit zu befoͤrdern.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
Das weib aber hatte von irem alten mann nicht solche ergetzlichkeit, wie sie wol begerte.
Ralegh. America ijr, (
Frankf.
1599
):
der vngezweiffelten Hoffnung / es werde dem guͤnstigen Leser ein angenemer Werck seyn / in welchem er [...] ergetzligkeit genugsam wuͤrde finden.
Franck, Klagbr.
231, 8
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
das [...] vnsere eltern [...] von dem keller des fegfeuers / in die ergetzlicheyt vnd lustgarten gesetzt werden.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Diß [das Lob Gottes zu singen] ist ein warhafftige ergetzlichkeit, welche ein Begleiterin vnd Gespielin der Tugend ist.
Jn Hitz bist du ein Lindigkeit, | Den weynenden ein Ergetzligkeit.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Nu ist sante Kloren orden [...] gestiftet uf ein ernsthaft behuͦtsam leben [...] und verzihen allen lüsten diser zit und ergetzenlicheit der welte.
Wickram
4, 17, 21
(
Straßb.
1556
):
das du dich also bekümmerst / ist ihm ein grosse ergetzligkeit und hertzliche freud.
Bauer, Geiler. Pred.
317, 29
(
Augsb.
1508
):
(D)Er erst hack / an dem dyßer esel des menschen seel. gebunden ist / der haisset. Flaischlicher trost / zeytliche ergetzlichayt.
Ebd.
318, 6
:
Das haisset trost. wenn du ainen menschen in leyden und in truck waist / das du tzuͦ im redest / und im damit aufenthalt und ergetzlichait machest.
Ebd.
321, 3
:
du suͦchst ergoͤtzlichait in leichtfertigen worten nit von nodturfft wegen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
kaiser Titus [...] ließ fleissig allerlai handerznei und ergetzlikait, damit den menschen zu raten zu helfen, erforschen.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
47
;
118
;
Wickram
4, 22, 2
;
Fischer, Eunuchus d. Terenz ;