ergeben,
V., unr. abl.
– Eng vernetztes Bedeutungsfeld mit unscharfen Übergängen vor allem im Bereich übertragener Verwendung.
1.
›jm. etw. (freiwillig) geben, überlassen, zugestehen; jm. etw. übergeben, ausliefern‹; auch: ›jm. etw. widmen, vererben‹; mit personaler Bezugsgröße: ›jn. in js. Obhut übergeben, js. Verantwortung unterstellen‹;
vgl.  1,  1234.
Phraseme:
ergeben, übergeben und gegeben
(juristische Formel);
e. S. rede ergeben
›sich für etw. rechtfertigen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, ; vgl.  7,  1.
Syntagmen:
die vernunft gefangen e., jm. jn. e
.,
jm. etw. e
. (z. B.
jm. die stat, trinkgeld, ein spiel, got sein leben, den ewigen zins, dem herren das spiel, dem markgrafen die stat, dem lermeister die kinder, dem kelner die füsse von den rindern, der abgöttin die tochter, sein herz einer anderen, den jagdgesellen das jagdrecht
),
den leib der ruhe e., etw. in js. hände, x gulden in die kanzlei e
.;
die ergebenen
›vererbten‹
güter
.
Wortbildungen:
ergebung
1 ›Übereignung‹ (a. 1516; dazu bdv.: vgl.  6, ).

Belegblock:

Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
[Petrus] hat seine vernunfft gefangen ergeben / vnder die gehorsame Christi.
Wunderlich, Fierrabr.
6, 12
(
Simmern
1533
):
da er seinen leib der ruh ergeben hett [...].
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
wie sol ich rede ergeben vor im miner werke!
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
[Bei Nichterfüllung der ausgehandelten Bedingungen]
wollten sie im die stat ergeben.
Roloff, Brant. Tsp.
6
(
Straßb.
1554
):
VErwunderen mag eüch nit wenig [...] warumb ich eüch diß gegenwertig Spyl [...] zuͦgeschriben / und ergeben hab.
Goldammer, Paracelsus
6, 191, 10
(
1530
):
und [man] ergibt sie [kinder] dem lermeister.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Nu haͮt dú maget Got ergeben | Ir raine kúnschait und ir leben.
Chron. Augsb. 4, 178, Var. z. Z.
1
(
schwäb.
,
v. 1536
):
darauff haben die räth so fast an hertzog Wilhalm gesetzt, daß er in inen hat ergeben und ledig hat gelaussen.
Ebd.
239, 5
:
wann es sich begeb, daß ainer [...], der im zuͦgehörig sei, der sich vil in ainem grösern verschuldt und übertretten hab, so well er im in auch ergeben, on alle ergaltnus.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1494
):
davon sol ainem kellner ergeben werden von denselben rindern die fuess, zungen und die eüterl.
Vgl. ferner s. v.  1, .
2.
›(jm.) etw. (z. B. eine Strafe) erlassen; jn. begnadigen‹; ›(um e. P. willen) von einer negativen Emotion ablassen‹; als Spezialisierung zu 1 auffassbar.
Phraseme:
etw. aus gnaden ergeben
;
jn. (aller ding ledig und frei) ergeben
›jn. freisprechen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl.  10,  5,  1,  35,  2,  2.

Belegblock:

Sappler, H. Kaufringer
5, 727
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
lat die sach nun wesen guot | und ergebt mir auch den zorn!
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
da geschach groß bet für in
[einen Safranfälscher]
, den ergab man und ward ain kartheuser zu Cristgart.
Ebd. (
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
der jung fürst erpat in, das man in im gantz ledig und frei ergab aller ding. und den anderen hieng man.
Ebd. Anm. 6 (
1536
):
seiner straff [...] widerumb gnedigklich erlassen und im die gantz ergeben.
Weber, Füetrer. Poyt.
327a, 2
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Auf ewer trewe | sey euch mein has ergeben.
3.
›etw. ergeben; ein Resultat erzielen, einen Ertrag bringen‹; refl.: ›sich entwickeln, entstehen‹;
vgl.  34,  712.
Bedeutungsverwandte:
 3,  12; vgl. ,  10,  13, (V.) 18, (V.) 3.
Wortbildungen:
˹
ergebig
,
ergeblich
˺ ›ergiebig, reichlich‹; auch: ›fruchtbar‹ (dazu bdv.: ,  2,  3).

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
ob er
[der Christ]
gleich mangelt, so will doch Gott mit seinem segen zuͦ schieben, das es reychlich ergeben und noch uberbleyben soll.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Sus vinde wir den urhab, | Wa sich die kunst irgab
(gemeint hier: Christi Geburt in einem Stall als Ursprung aller Demut).
Maaler (
Zürich
1561
):
Ergaͤblich / Reychlich / überflüssigklich.
Wol Ergeben / vil frucht ertragen vnd gaͤben. [...]. Ergeblich / Fruchtbar.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
um 1530
):
das ergab auch nichts, allein vil guͦtter wort, aber nichts darhinder.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1568
):
und das mel [...] dem gmainen man wider hinaus geben also, da gleich von ainem oder mer guet und ergäbig schön traid gen mül kumben.
4.
›den Ort wechseln, sich wohin begeben, sich wo hineinbegeben‹; in spezieller Ütr.: ›sich einer geistlichen Institution übergeben, in ein Kloster eintreten‹; ›ein geistliches Leben beginnen, ein geistliches Amt übernehmen‹; als part. Adj.: ›geweiht; ein geistliches Leben (im Kloster, Orden) führend‹;
vgl.  1,  23.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
2
 1,  4,
1
 3,  1, (V.) 1.
Wortbildungen:
ergebbrief
›Urkunde, mit der sich e. P. einer kirchlichen Institution übereignet‹,
ergebenheit
›Gelübde (anlässlich des Eintritts in ein Kloster)‹.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Darnâch mit vluzze sich irgab | daz schif dî Memle zu tal.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Ein mentsche der da get in geistlicheit | Mit worten odir ergebenheit | Durch eine dure die enge ist [...].
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
dye syben sacrament, in dye sich got geistlich ergeben hat on alles wyderrufen.
Hauber, UB Heiligkr. (
schwäb.
,
1357
):
[Wir, ein Ehepaar]
verjehin, daz wir mit gesundem lib [...] ûns ergabun und ergeben habin an daz gotzhus ze Hailigcruͥtztal.
Ebd. (
1544
):
Ergebbrief, darinn sich Michel Gast von Bintzwangen und Catharina Rempin seine hauszfraw sich in das gottshausz ergeben.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
14. Jh.
):
alle die da geistlich ergeben herren sein, [...], die sulen auch den verigen nichts phlichtig sein.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
die fürstin ergab sich in das closter, und sie starb darin.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
Darnach [...] stift si zbay klöster und ergab sich und bard ain klosterfrau.
Rintelen, B. Walther
33, 8
(
moobd.
,
1552
/
8
):
dardurch der Priesterschaft sovill mer Ursach gegeben, sich auf die Pfarren, Beneficia und Stiften zu ergeben, das Wort und Dienst Gottes dem / armen Man gepflanzt und eingebildet werde.
Moscouia
E 2v, 43
(
Wien
1557
):
Aber numals wirdt khainer meß noch Ambter zuhalten zu̇egelassē / er ergebe sich dan̄ in ain Closter.
Strauch, Schürebrand ;
Rwb  f.
5.
›sich in etw. schicken, fügen; sich mit etw. einverstanden erklären; sich mit etw. abfinden‹; ›etw. (Negatives) zu erwarten haben‹; ›etw. (zu tun) auf sich nehmen‹;
›sich in ein Dienstverhältnis begeben, sich zu etw. verpflichten‹; vgl.  13,  24.
Bedeutungsverwandte:
 2,  10; vgl.  4,  1,  7.
Syntagmen:
sich e. S
. (
der arbeit / schande / vermaledeiung / zucht, den urteilen gottes
)
e
.,
sich auf den brauch, die gewonheit, in den dienst / tod / willen, unter die bürde, zu der schweren arbeit e
.,
sich e
. [+ Infinitivsatz].

Belegblock:

das ist schon beschlossen, schand und vormaledeyung muß er gewartten und sich derselben ergeben und erwegen.
Ebd. (
1538
):
Nos Christiani mussen uns ergeben, quod unter solchen wurm mussen sein.
Ebd. (
1539
):
Do kundten sich die Juden leichtlich ergeben in die gefengkniss, und die Verstoͤrung erdulden [...].
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Doch wene ich des kindes leben | Habe in den tot sich ergeben.
Froning, Alsf. Passionssp.
7321
(
ohess.
,
1501ff.
):
zwar ich [Annas] hon mich des ergeben, | Jhesus habe widder genommen syn leben!
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
148v, 42
(
Leipzig
1588
):
Wie auch Anno 1570 von Hungers wegen viel Leute auff die Galleen zur schweren Arbeit sich verkaufften vnd ergeben haben.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Jedoch soll nicht der wille mein, | Sonder Vater geschehen der dein, | Jch hab mich drein ergebe͂.
Gajek, Seidelius. Tych.
10, 24
(
Breslau
1613
):
Diesen Lohn hat jhm das Gluͤck geben / | Welchm Er sich vor hat gantz ergeben.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
58
(
schles. inseldt.
,
1453
):
das hot sich Wberman dirgebin vnd hot das zelbir beleit mit seynem gelde den scheppin.
Franck, Klagbr.
235, 3
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Du wirst dise gleißner in den karren stellen [...] biß sy sich der arbeyt ergeben woͤllen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
so lert der mensche gelossenheit und sterben und sich ergeben den gruwelichen verborgenen urteiln Gottes.
Anderson u. a., Flugschrr.
14, 3, 19
(
Straßb.
1524
):
sunder auch verdam͂lich ist vff alten [...] brauch vnd gewonheyt [...] sich zuͦ stellen oder zu ergeben.
Wickram
4, 34, 26
(
Straßb.
1556
):
Und mich darzuͦ für einen leibeigenen knecht willig in ewer dienst ergeb.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Herr, vertilg nicht dein diemüetig pilgräm, die sich ergeben haben umb die er deines heiligen namen zu streiten.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. ;
Kurz, Waldis. Esopus ;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin .
6.
›sich in js. Gewalt begeben, sich jm. unterordnen‹; speziell: ›sich einem (militärisch) überlegenen Gegner unterwerfen, ausliefern‹; auch tropisch für die durch Liebe verursachte emotionale Gebundenheit eines Menschen an einen anderen;
vgl.  1,  25.
Bedeutungsverwandte:
 2, , ; vgl.  11.
Syntagmen:
sich e
.,
sich jm
. (z. B.
dem keiser / könig / man, der frau
)
/ e. S
. (z. B.
der krone / obrigkeit, dem reich
)
e
.,
sich der liebe gänzlich e., sich jm. ganz und gar, mit leib und sele e., sich jm. schuldig e., sich an die feinde, auf gnade, auf js. barmherzigkeit, in js. gewalt / gnade / hände, unter js. gebot e
.,
das herz
(Subj.)
sich in die liebe e
.
Wortbildungen:
ergebung
2 ›Kapitulation‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1518
/
9
):
Da muß nu deyn hertz sich yn die lieb ergeben und lernen, wie diß sacrament eyn sacrament der lieb ist.
er hatt sich yhr ergeben und ist nicht mehr seyn selbst, darumb hat er der andern nicht konnen geloben, das der ersten und nicht seyn war
(über einen Mann, der seine Verlobte betrügt).
Ebd. (
1523
):
wenn man sie [die feynde] uberwunden hatt, denen, die sich ergeben und demuͤtigen, gnad und frid ertzeygen.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
so lieb ich E. G. gar zu hertzlich, vnnd als die, so sich dero gentzlich ergibt.
Bergmann, Ambr. Liederb. (
Frankf.
1582
):
mein hertz sich dir feins megdlein ergeit.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Ergip dich im schuldic vnd habe in vor vnschuldic.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1427
):
es waren auf das haus geflochen 1400 und 30 man, die ergaben sich in ir
[der
Hussen
]
genad.
Bell, G. Hager
447, 2, 5
(
nobd.
,
1596
):
wen sÿ sich Den tag spatte | Er geben, sollten sÿ al sant | Beÿ Dem leben bleiben.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
55
(
Nürnb.
1517
):
Der contract zwischen man und weib erfordert, das sich ein iedes dem andern ergebe.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
ob in kürtze ich | Die statt Valisco müg bezwingen | Und sie zu der ergebung dringen?
Ebd. (
1560
):
Du hast gefangen mich mit lieb, | Dir ich mich gantz und gar ergib.
Goldammer, Paracelsus
2, 135, 23
(
1530
/
5
):
Drumb liget an uns, welcher obrigkeit wir uns ergeben.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
hilft mir diu rain, der ich mich mit leib und mit sêl hân dergeben.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
darnach ergaben sy sich mitsambt dem kloster in sein genadt und ritterliche vanncknus.
und
[der Bürger]
wolt understeen, das sich die statt nit soldt ergeben.
McClean, Havich
4495
(
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
welich fürst was an hilffe chrank, | das im des nym gund, | der ergab sich so zestund | dem reich und auch der chr̈on.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Das machte alle Sarrazenen so vorchtig, das sy mit reichen presenten zu im zugen und sich dem kaiser ergaben.
Wunderlich, Fierrabr.
41, 20
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
40, 77
;
51, 27
;
Gille u. a., M. Beheim
104, 42
;
120
;
Bachmann, Morgant ;
Spiller, a. a. O. ;
Vgl. ferner s. v.  2,  1,  2.
7.
›sich Gott bzw. einer göttlichen Instanz überlassen, anvertrauen; sich auf Gott verlassen, sich gänzlich auf ihn einlassen‹; im Sinne einer Vorbedingung für die (mystische) Vereinigung mit Gott auch absolut: ›sich lassen, aufgeben‹;
vgl.  1,  24.
Überwiegend Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
1
 3, , , ; vgl.  6.
Syntagmen:
sich (selber) e
.,
sich got
(Dat.obj.)
e
.,
sich an Christus, auf gottes barmherzigkeit, in gottes willen, in die grundlose willenlosigkeit e
.,
sich
[wie] (z. B.
blöslich / gänzlich / frei / frölich, aus warer liebe, in ernst
)
e
.; subst.:
das inwendige ergeben
.

Belegblock:

Luther, WA (
1520
/
1
):
Lerne uns, lieber vatter, nit auff unßer [...] vordienst uns vorlassen [...], ßondern alleyn auff deyne grundloße barmhertzickeyt lauter und fest unß wagen und ergeben.
Ebd. (
1538
):
Dorumb ergibt er [Jhesus] sich Got und saget: ,Jn deine Hende bevelhe Jch Meinen Geyst‘.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Die alsô glîch ûzgegangen sint und sich selben ergeben hânt, die sulen ouch glîch enpfâhen und niht minner.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dû söltest dich gote genzlîche ergeben mit allen dingen.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
70, 23
(
wmd.
,
1634
):
Gott wil den tod des Sünders nicht, | Wan wilt du dich ergeben?
(auch zu 6 stellbar). v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Zu jhm
[dem
Heyligen
]
steht mein höchstes vertrauen | Vnd hab mich jhm also ergebn.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
daz wesen der andaht lit an diseme innewendigen ergebende oder vereinigen oder verbinden mit Gotte.
Rudolf, Peuntner. Sterbek.
149ra, 10
(
moobd.
,
n. 1434
):
darinn ergib dich vnd bephilich dich vnserm lieben herren.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
so meinen etlich, das er ein vater sei gewesen der dreier nachgemelten fürsten, die sich gott ergaben.
Strauch, Par. anime int.
112, 37
;
Asmussen, Buch d. 7 Grade
276
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Vetter, a. a. O. ; ;
Koller, Ref. Siegmunds .
8.
›sich einem negativen Einfluss, einer bösen (in der Regel durch den Teufel personifizierten) Macht aussetzen, unterwerfen‹; im Einzelnen: ›sich einem Laster hingeben‹; ›etw. im Übermaß genießen‹; auch: ›von etw. bezwungen, abhängig sein‹; als Spezialisierung zu 6 auffassbar.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  12,  24,  1, (V.) 5.
Gegensätze:
 1.
Syntagmen:
sich dem teufel, den götzen e
.,
sich e. S
. (z. B.
der hurerei / unkeuschheit / üppigkeit
)
e
.,
sich jm. mit leib und sele e
.,
sich jm. zu eigen e
.,
sich an den bösen geist, in unzucht / verfürung, laster, zu den offenen sünden e
.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
Hie muͤgen furnemlich wol erzittern fur diesem schrecklichem urteil unser grosse geistliche Prelaten [...] (wenn sie nicht so gar verstockt und fursetziglich mit leib und seele dem Teufel ergeben [...]).
Müller, Faustb.
836, 19
(
Frankf.
1587
):
Abgoͤtterey vnd Zauberey / dadurch sich ein Mensch aller dings von Gott abwendet / sich den Goͤtzen vnd Teuffeln ergibet.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
11, 17
(
Frankf./M.
1563
):
die Schwartzkuͤnstler / Milchdiebin und Wettermacherin / welche sich alle dem Teuffel zu eygen ergeben.
Perez, Dietzin
1, 316, 7
(
Frankf.
1626
):
Ja er ist viel mehr fuͤr ein vnvernuͤnfftig Thier / als ein Menschen / der sich dem Sauffen ergibt.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
111, 3
(
els.
,
1362
):
zerstoͤrte [sanct Wolfganc] die samnunge der sunderin, die so sterklich zerstoret worent in iren súnden, daz ein teil sich gewilleklicher ergobent zuͦ den offenen súnden.
Maaler (
Zürich
1561
):
Sich aller üppigkeit vnnd huͦrey Ergaͤben.
Lauater. Gespaͤnste
35v, 3
(
Zürich
1578
):
Do die Prediger münch zuͦ Bern jr sach anderst nit truwtēd zuͦ behaupten / ergabend sy sich [...] an bösen geist.
Goldammer, Paracelsus
3, 283, 11
;
Barack, Zim. Chron. .
Vgl. ferner s. v.  4.
9.
›sich entspannen‹;
vgl.  1,  24.

Belegblock:

Michels, Murner. Badenf.
30, 2
(
Straßb.
1514
):
Oelbaden ist guͦt sicherlich | Das alle glid ergebendt sich.
10.
›sich e. S. hingeben; sich hingebungsvoll mit e. S. beschäftigen‹; ›sich für etw. begeistern‹;
vgl.  1,  24.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  3,  4.

Belegblock:

Knape, Messerschmidt. Bris.
2, 57
(
Frankf./M.
1559
):
lehrnung / Gottes forcht / zucht vnd tugent / darein du dich von jugent auff [...] biß auff disen tag vnd zeit ergeben / wol gestudirt.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Wissent [...], das man sich diseme wunderlichen grossen werke
[Gottes Wirken in der Seele]
also sere ergap das es die nature nút erliden moͤhte und derunder brach.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
243, 8
(
els.
,
1362
):
Hienoch ergab er sich an sin gebet.
Maaler (
Zürich
1561
):
Sich auff die raͤchte͂ zelernen Ergaͤbe͂. [...]. Sich gantz dem studieren oder der leer Ergaͤben.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
143
(
Genf
1636
):
Sich (ergeben) seinen Sinn auff etwas schlagen.
11.
›jn. aufgeben‹;
vgl.  4,  1.

Belegblock:

Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Ich hoff, ir guͤtt mich nit ergeb. | Wie vast der claffer darnach streb.