erfaren,
V., unr. abl.
– Eng vernetztes Bedeutungsfeld mit fließenden Übergängen bzw. Überschneidungen: 1 und 2 lassen sich als Grundbedeutungen, bezogen auf eine physische Bewegung in der Horizontalen, auffassen; 3 bis 6 behandeln als Ütr. eher kognitive, 7 und 8 eher sinnliche bzw. geistig-seelische Aspekte von Wahrnehmung.
1.
›ein Land bereisen, ein Gebiet durchqueren, durchreisen‹; ›(eine Flur mit Weidevieh) überziehen, abweiden‹; speziell im Bergbau: ›einen Gang anfahren, zugänglich machen‹;
zu  1.
Bedeutungsverwandte:
 1, , , ; vgl.  1, (V.) 3.
Wortbildungen
erfaren
(part. Adj.) 1 ›weitgereist, weltgewandt‹ (dazu bdv.: ; ggs.: ).

Belegblock:

Schorer, Sprachposaun
10, 1
(o. O.
1648
):
der ander Kauffman muste hieraus sehen / daß er [...] mit einem zimlich erfahrnen verreiseten Kerl zu handlen hette.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
bis die statthirten mit dem hertfihe [...] alles erfaren und erwaidnen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
Hernach stat geschriben alle land, stett und märk, gegend und dörfer [...], die ich [...] bei meinen tagen erfaren und in den ich gewesen bin.
2.
›jn. / etw. (,fahrend‘, d. h. durch Bewegung) erreichen‹; im Einzelnen: ›sich an einen Ort begeben‹; ›jn. / ein Tier (bei einer Verfolgung) einholen, ereilen‹;
vgl.  15.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 2,  2; vgl.  4,
1
 2,  3.

Belegblock:

Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Dar nach di veinde er derfuer, | Pei Oͤlsnitz.
Vogel, Pract. Alg. Ratisb.
148, 17
(
moobd.
,
M. 15. Jh.
):
so kumpt dir dy distancz, wie | uil der lancksamer gangen ist, vncz | bis in der sneller erfert, es sein grad oder minuten.
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 53
;
Vgl. ferner s. v.  17.
3.
›etw. (eine Nachricht) vernehmen, hören; etw. (eine Information) mitgeteilt, gesagt bekommen; von etw. Kenntnis erhalten‹;
vgl.  5.
Phraseme:
etw. aus js. maul erfaren
; ˹
etw
. (Subj.) [wie oft] (z. B.
nie, oft
u. Ä.)
erfaren sein
;
es
(unpersönliches Subj.)
erfaren sein, das [...]
˺ ›(nie, oft) vorgekommen, geschehen sein‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, , (V.) 3, ; vgl.
2
 6, (V.) 3; vgl.  1.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
js. zorn, die märe, js. unzucht, böses / gutes, nichts eigentliches
)
e., (etw.)
[wann] (z. B.
heute / nie
), [wie] (z. B.
mit warheit
), [wo, woher] (z. B.
aus den chroniken, von jm., zu einem wirt
)
e
.;
j. e., das [...]
; subst.:
auf erfaren
›bei Bekanntwerden‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1524
):
Wolan wyr werdens zu letzt hoͤren und erfaren muͦssen, wens zu lange geharret ist.
so schickt yhm doch zuuor einen vhedebrieff, das er ewrn grausamen zorn vnd drewen erfare.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
80, 1146
(
Magdeb.
1608
):
lebt er [Salomon] gleich zwey tausent Jahr / | Als fuͤr jhm nicht erfaren war.
Thür. Chron.
2r, 13
(
Mühlh.
1599
):
[Noah] erfuhr die Vnzucht seines Sohns / der jhn verlachet hatte.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 136, 25
(
Hagenau
1534
):
Was drey wissen / das erfaren hundert.
Ebd.
508, 4
:
Man erferet allwegen mer boͤses / denn guttes.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Solînus spricht, daz nie ervarn sei, daz der hirz gefebriert hab oder sühtig sei gewesen.
Klein, Oswald
10, 32
(
oobd.
,
um 1423
):
Man list und sagt uns vil von alden jaren, | was wunderzaichen darinn sind erfaren.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
53, 4
(
moobd.
,
1473
/
8
):
[er] erfuer dy mär | zue ainem wirt, der im’s thett alles kunde.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
wo man aber uber soliches mit warhait erfuer das ainer gevischt hiet.
Ebd. (
17. Jh.
):
welcher [...] gott lässtert oder sonsten einem ehrlichen man- oder weibspersohnen sein ehr [...] abschneidt [...], der soll jedes mall auf erfahren 1 fl gestrafft
[werden].
Peil, a. a. O.
587, 2575
;
Thür. Chron.
17v, 4
;
Alberus, Barf. ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
66v, 10
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Henisch  f.;
Vgl. ferner s. v.  1,  1,  6.
4.
›etw. erforschen, erkunden, untersuchen‹; mit verschiedenen Nuancierungen auch: ›jn. / sich / etw. erproben, prüfen‹; ›jn. / etw. ausforschen, auskundschaften‹; refl. auch: ›sich umhören, kundig machen, sich (bei jm.) erkundigen‹; ›sich überzeugen‹; absolut: ›nachforschen, (rechtliche) Erkundigungen einziehen‹;
vgl.  6.
Gegensätze:
1
 4.
Syntagmen:
j
. [wie lange] (z. B.
x tage
)
e
. (absolut);
jn. / sich e., (sich) etw
. (z. B.
die kundschaft / natur / schrift, js. meinung, sein gewissen, alles, die dinge / wunder
)
e., sich
[wo] (z. B.
aus / in der (ge)schrift, bei / mit / von jm
.)
e
., [wie] (z. B.
besser / eigentlich / fleissiglich / gründlich, durch kundschaft, zu beiden teilen
)
e
.;
j. um etw
. (z. B.
um eine sache
)
e
.;
e., was [...] / wie [...] / ob [...]
; subst.:
das e. des verdachts
;
die gelegenheit des erfarens
.
Wortbildungen
erfarer
(dazu bdv.:  2, ),
erfarnis
1 ›Erforschung, Untersuchung‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1528
):
Wil mans nicht gleuben, so versuche und erfare mans.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Do in Antonius sus er vur, | Er wolt in noch irvaren baz, | Ob er snel oder laz | Wolt sine an dem gebote.
Illing, Albert. Sup. miss.
1164
(
els.
,
n. 1380
):
Hie von sprichet sante paulus: Der mensche sol sich probiern vnd erfarn.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
Vnser schultheis, großweibel [...] suͥllent ouch sweren zuͦ suͦchenne vnd eigenlich zuͦ eruarende, wa ieman, [...], uon vnser stat weren gefaren.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 483, 8
(
halem.
,
E. 15. Jh.
, Hs.
17. Jh.
):
schicktend wir fon heren [...] einen botten ins her, sy zuͦ erfaren, wie sy in der sach thuͤn und handlen söttind.
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
1647
(
Zürich
1560
):
Ich han die knaͤcht dermaß erfaren | ich weiß ir keiner wirt sich sparen.
Bauer, Geiler. Pred.
321, 14
(
Augsb.
1508
):
Ain mensch der auff der straß affterwegen geet / und alle ding erfaren und ersehen will.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Erfarner / erfahrer / versuchter / experiens, expertus.
Turmair (
Augsb.
1516
):
Philosophia est [...] ein erfarnus, erkantnus des grunds, wahrhait, natur aller ding.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
Regensb.
1524
):
muͦß man sich in der hailigen schrift wol erfaren und umbsehen, so wirt man an ainem andern ort klarlich finden, daß [...].
Weissthanner, Urk. Schäftlarn
161, 38
(
moobd.
,
1343
):
daz er gen Swalbenstain reyten solt vnd ein kuntschaft eruarn, wen daz wazzergestad [...] angehort.
Gierach, Märterb.
11666
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
von dem chind erfür er sich, | wo die leichnam lagenn.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1450
):
man sol auch fleissiklich erfaren ob er chain andern herrn hab.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
do underkamen das die bischof und fürsten, also das sie von der witib erburben frist zehen tag zuͦerfarn, darnach [...].
Bauer, Imitatio Haller
71, 19
(
tir.
,
1466
):
Warum wilt du dich fürprechen für die andern menschen, die da vil weiser vnd gelërter sint, [...], vnd mer versuecht vnd erfaren haben.
ders. Hl. Schrifft.
2. Mose 2, 4
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
549, 1345
;
Feudel, Evangelistar
27, 28
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
66, 32
;
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V. ;
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
2616
;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Rot
310
;
Henisch ff.; ;
Rwb ff.;
Vgl. ferner s. v. ,  1,  1,  2.
5.
›etw. feststellen, herausfinden, entdecken‹; auch: ›jn. / etw. ausfindig machen, finden, ermitteln‹; ›jn. erwischen, überführen‹; als Resultativ anschließbar an 4;
vgl.  5.
Bedeutungsverwandte:
 4, , , (V.) 5, ; vgl.  12, (V.) 2,
1
 3, ,  2,  1,  1; vgl.  2.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
christen / unholden, edle leute
)
e., etw
. (z. B.
js. namen, die kunst / taglänge / warheit / zeitung, js. grab
)
e., jn
. [wo] (z. B.
in
[+ Ortsname])
e., etw
. [wie] (z. B.
peinlich, durch gichtung / folterung, durch sich selbst, mit rede
), [wo] (z. B.
bei jm., in barbierhäusern
)
e
.;
j. e., ob [...] / was [...] / wie [...] / wo [...] / von wem [...]
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Was ist des Bapsts regiment denn lautter geytz, wilchs gleychen noch nie in keynem regiment der welt also erfaren ist?
Wenn er solt alles ergrobbeln und erfaren, was heimlich von yhm geredt [...] wird.
Ders. Hl. Schrifft.
5. Mose 34, 6
(
Wittenb.
1545
):
ALso starb Mose [...] vnd hat niemand sein Grab erfahren
[
Mentel
1466:
derkant
; Var. 1487-1518 /
Eck
1537:
erkennet
]
: / bis auff diesen heutigen tag.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
548, 1330
(
Magdeb.
1608
):
sie nun auch musten erfahren / | Wenn ein schrecken koͤmpt vnversehens / | So gilt es fliegens vnd nicht stehens.
Thür. Chron.
12v, 15
(
Mühlh.
1599
):
kam zu jhm ein Keyser auß dem Walde / vnd zeiget jhm an / daß er ein Kunst erfahren hette Glasse zumachen / die nicht zerbrechen.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
40, 26
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
do liz di kunigynne irvarn den namen des vurstin der vinde.
Sermon Thauleri
6rb, 27
(
Leipzig
1498
):
tzu hant ist er der dinge mude. vnnd sucht ein anders tzu erfaren vn̄ tzu wyssenn.
Ukena, Kremsm. Sp.
33
(
schles.
,
um 1350
):
Alle dy cristen dy do waren | Dy man in rome mocht irwaren | Dy liz man vortielgen.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Auß gegebener polus hoͤhe / und Sonnen⸗grad die Tag⸗ und Nachtlaͤnge zu erfahren.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1452
):
ob ich durch mich selb icht erfaren mocht, ob [...].
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Ey, ich hab nur erfahrn wöllen, | Was in dem Brief geschrieben wer.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 122, 29
(
Hagenau
1534
):
Wer newe zeyttung wil wissen / der erfare sie ynn barbier heusern / badstuben.
Wiessner, Wittenw. Ring
3275
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Daz ist umb anders nicht geschehen, | Dann daz ich die warhait gar | Mit red und widerred dervar.
Lauater. Gespaͤnste
13r, 2
(
Zürich
1578
):
Wie wir etwan by denē erfarēd / die groß hauptwee [...] habend.
Jerouschek, Nürnb. Hexenh.
1r, 29
(
Augsb.
,
1491
):
Das erst capitel sagt wie die oberkait erfaren sol vnholdn̄ in der stat.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Etwas durch gichtung oder folterung / oder peinlich erfahren.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
, Hs.
1519
):
welher solhs merkt und siecht und nit anbringt, ist zu wandl als oft ainer erforen wiert 72 ₰.
Küther, UB Frauensee
388, 26
;
Köbler, Stattr. Fryburg ; ;
Sappler, H. Kaufringer
4, 49
;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin ;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 52
;
Vgl. ferner s. v. , ,  1.
6.
›sich beraten; einen Ratsbeschluss fassen‹; zur Ausdifferenzierung s.  f.; als Spezialisierung anschließbar an 4; 5;
vgl.  56.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  7,  1,  7,  3.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
also ervoire sich die stat van Coelne zo der zit mit iren eltsten wisten vruinden.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
Nach unsers herren dez cheysers heizz hat der rat ze Muͤnchen sich ervarn mit alter chuntschaft und hat gesetzt nach alter gewonheit.
Mollwo, Rotes Buch Ulm ;
Rwb  f.;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 143
.
7.
›etw. (seltener: jn.) mit den eigenen Sinnen (visuell) wahrnehmen, bemerken; etw. mitbekommen, vor Augen haben‹;
offen zu 8; vgl.  3.
Bedeutungsverwandte:
 1, (V.) 1,  11,
1
 8, I, 19, , ; vgl.  3, (V.) 3,  2,  2.
Wortbildungen:
erfarnis
2 ›Beobachtung, Anschauung‹ (dazu bdv.: vgl.  1,  2).

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Darnach ist ers so gewiss worden und hat gespuret und erfaren wie Gott mit yhm handelt.
Ebd. (
1523
):
die freündtschafft gottes schmecken ist, wann man sye erferdt mit dem leben.
Ebd. (
1539
):
quando ein guter Gesel ein jungfraw nimpt und erferet, quod non rein, bringet ein kind zufruͤe, der hat sein leben ein eckel an dem leben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
544, 1192
(
Magdeb.
1608
):
Der meint / weil er kein Nachbarn hette / | So erfuͤr niemand / was er thete.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
[seine magd] sagt, er [becker] solte kommen, wann es am geheimisten, das es die frauw nicht erführe, geschehen möchte.
Schmidt, Rud. v. Biberach
70, 29
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Was der sin begrift, daz lúht in der bilderin, die bescheidenheit erfert es, der furstant enphahet es, dv́ verstantnissi begrift es.
Lauater. Gespaͤnste
12v, 18
(
Zürich
1578
):
so mag vß mancherley kundtschafft vn̄ zügnuß der historien / ouch taͤglicher erfarnuß bewaͤrt vnd kundtlich gemacht werden.
Rapp, UB Stuttg. (
schwäb.
,
1492
):
Nachdem wir vil und mengerlai mangels und gebrechens in unser statt [...] durch taͤglich eroͤgen erfarent, habent wir [...].
Froning, Alsf. Passionssp.
7471
;
Vgl. ferner s. v.  1.
8.
›jn. / etw. wahrnehmend erleben, geistig-seelisch erfahren‹; teils mit der Implikation, seine Verhaltensdisposition entsprechend zu ändern und sich entsprechend dem Erfahrenen zu verhalten; im Einzelnen: ›etw. lernen, sich (aktiv) Fähigkeiten, memorierbares Wissen aneignen, erwerben‹; ›etw. durchstehen, mitmachen, erleiden‹; ›etw. in einem umfassenden Sinne verstehen, erkennen, begreifen‹;
vgl.  68.
Phraseme:
etw. an seinem eigenen leibe erfaren
;
sich noch nicht erfaren haben
›sich noch nicht auskennen‹.
Bedeutungsverwandte:
 12, (V.) 5,  78, (V.) 2, ,  12, , ,  15,  3,  14,
1
(V., unr. abl.) 1,  2,  2,  6, , ; vgl.  9, (V.) 4,  3.
Gegensätze:
1
 6.
Syntagmen:
jn. / sich / etw
. (z. B.
undank, den weg, gottes segen, krankheit / schwachheit, die gnade / güte / heimlichkeit / ursache / wüste, das sprichwort
)
e., j. / etw
. (Subj.,
die welt
)
etw. e., etw
. [wie, wodurch] (z. B.
genugsam / selbst
(häufig),
zu viel, an jm. / sich, durch übung, durch das wort, in anfechtung / kreuz, js. wort
)
e., j. e., wie [...]
; mit objektbezogenem präd. Attr.:
jn. dienstbar / gewislich / weise, etw. arg e
.;
jm. etw
. (Subj.) [wie, womit]
erfaren
›jm. etw. [wie, womit] widerfahren, ergehen‹.
Wortbildungen:
erfarnis
3 ›sinnliches Erleben‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1517
):
dann die selben erfaren, wie tieff die erbsund unnß vorterbet hat.
diß werden wir auch nicht lernen noch versteen, wier erfarens denn, als wenn wir sprechen werden: das ist mir widerfaren, das hab ich empfunden, so ist mirs gangen.
Ebd. (
1525
):
Jch hab es selber gesehen und erfaren, wie toll, rasend und unsynnig sie [Rottengeister] waren.
er ist eyne hertzliche zuversicht auff die gnade und guete Gottes, die durch das wort erfaren und offenbart wird.
Ebd. (
1531
):
Lass gehen, sie wollens erfharen, sie sollen das lachen und spotten nit enttragen.
Ebd. (
1533
):
wir sehen mit augen, fuͤlen und erfarens da zu an unsern eigen leibe, das die gantze wellt dahin stirbet und verdirbet.
Ders. Hl. Schrifft.
2. Mose 6, 7
(
Wittenb.
1545
):
Das jrs erfaren
[
Mentel
1466 /
Eck
1537:
wissen
]
solt / das ich der HERR bin ewr Gott.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
252, 6430
(
Magdeb.
1608
):
Wie seid jhr denn so gar verkahrt? | Das jhr etwas bessers begert / | Denn sonst die gantze Welt erfert?
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Frankf.
1546
):
such Lust, auff das du [...] durch die Erfarnus wissest, was das Gut ist!
Anderson u. a., Flugschrr.
19, 13, 14
([
Eilenb.
]
1524
):
es muß sein der enge weg [...] nach dem aller liebsten willen Gottes in seinem lebendigen wort studirth vnd erfaren werden.
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
151, 1311
(
Zwickau
um 1540
):
Abr erger ichs noch nie erfahren han.
Franck, Klagbr.
221, 24
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Fragstu den vrsprung vnd vrsach solliches erbermlichen verderbens? Sihe wir [...] haben diese vrsach gnugsam erfaren und ergriffen.
Illing, Albert. Sup. miss.
889
(
els.
,
n. 1380
):
Wer mag oder kan daz erfarn oder betrahten, wie moͤnsc(h)lich lib vnd sele vereiniget si der gotheit in einre person.
Ebd.
1331
:
so spricht sante paulus: Wellent ir eruarn oder enpfinden den, der in mir ret, das ist cristus.
Goldammer, Paracelsus
4, 249, 5
(
1530
):
darumb sollen wir verstendig sein in allem geschepf im himel und erden, lernen und erfahren, ergrunden und nachdenken den werken gottes.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1395
):
Do daz Jacob Pütrich vernam, wie ez sinem sun mit dem rechten erfaren was.
Bauer, Geiler. Pred.
103, 25
(
Augsb.
1508
):
es ist davon / das sy zuͦvil woͤllen erfaren unnd erkennen. Dißs kummpt inen auß hochfart.
Henisch f. (
Augsb.
1616
):
Du wirst jhn finden vnd erfaren weiß vnd dienstbar. [...]. Wers nit glaben will / der erfahrs. [...]. Es tut wehe / undanck fuͤr gutthat erfahren.
Wer vil erfaͤhrt / muß vil leiden. Vil leiden vnd erfaren / macht entpfliegen alle Garen
(›alles Rüstzeug‹).
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz geschiht allermaist [...] in der prunst irr unkäusch und allermaist jung katzen, die sich noch niht ervarn habent.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
17, 34
(
tir.
,
1464
):
Wil man gelauben dem erfarer, so gelaubt mir, die heilikhait des lebens die ist vil mer pewëgen die herczen der menschen wend die hübschen rede.
Mieder, Lehmann. Flor. ;
ders. Hl. Schrifft.
Pred. 8, 5
;
Peil, a. a. O.
688, 5720
;
Mathesius, Passionale ;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
132
;
Dietrich. Summaria
23r, 10
;
Wickram
4, 6, 30
;
Steer, Schol. Gnadenl.
4, 47
;
Bauer, Geiler. Pred.
473, 6
;
Bauer, Imitatio Haller
81, 5
;
Henisch ff.; ;
Vgl. ferner s. v.  1, (V.) 6, (Adj.) 3,  7.