erdreich,
das
,
auch
der
;
-(e)s/-e
;
Bedeutungsfeld im Umfang und in den Einzelansätzen weitgehend mit demjenigen von
erde
synonym; insofern ist
erdreich
auch als erläuternde Wortbildung klassifizierbar.
1.
›Welt, diesseitiger sozialer und politischer, alles umfassender Lebens- und Handlungsraum sterblicher Geschöpfe‹ (allgemein; oft im Unterschied zum Paradies, zum gottnahen Himmel); in vielfacher Weise ütr. und spezialisiert: ›Ort des körperlichen Menschseins, der Vergänglichkeit, Sündenverfallenheit‹; ›irdische Existenz des Menschen‹; pejorativ dazu: ›Jammertal irdischer Existenz‹; temporal: ›Zeitspanne irdischer Existenz, Lebensspanne eines Menschen‹; oft universalisierend: ›Gesamtheit aller Bewohner der Erde, aller irdischen Geschöpfe‹;
zu  1.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
himmel(reich) und erdreich
.
Bedeutungsverwandte:
 1, ; vgl.  1,  1, .
Gegensätze:
, ,  2.
Syntagmen:
das e. beerben / besitzen / nemen / reichen
›regieren‹
/ sehen / wiegen, an leuten erfüllen, mit freude empfangen, got das e. beschaffen
;
das e
. (Subj.)
ausgehen / erschrecken / die worte hören, zu schwach sein
;
auf das e. kommen, gestossen werden, got etw
. (z. B.
plage
)
auf das e. senden, j. auf dem e. (nicht ewig) sein / leben / wonen, auf dem e. wandeln, glauben finden, einen vater / keine bleibende stat haben, auf dem e. etw. erleiden / (nicht) finden, etw
. (Subj.)
auf dem e. geschehen, sitte sein, jn. auf dem e. ernären / strafen, frieden geben, die leute auf dem e
. [wie]
sein, got den menschen auf dem e. machen, jn. in das e. füren, das auge in das e. keren, im e. die arbeit / härtigkeit fliehen, j. / etw. von dem e. ausgehen / kommen / ziehen, jn. von dem e. austilgen, Christus von dem e. in himmel faren, j. zu dem e. keren
;
das arbeitselige / ganze e
.;
das e. der lebendigen
;
got, der fürst / geselle / herre des erdreiches
;
die ritterschaft / stat, das leben, die leute / völker / wunderzeichen auf dem e., gewalt in himmel und erdreich
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
alle, de daz ertrike richen, de suͦlen minnen daz recht.
Anderson u. a., Flugschrr.
23, 10, 27
(
Wittenb.
1522
):
saͤlig seyn die senfftmuͤttigen / dañ sy werden das Erdtrich beerben.
Luther, WA (
1524
/
7
):
Das Euangelium ist eine Himelische Predigt, nicht ein menschlich wort, man kans auff dem Erdreich nicht finden.
Ebd. (
1543
/
6
):
Wenn du das urteil lessest hoͤren vom Himel, So erschrickt das erdreich und wird stille.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz in himelrîche noch in ertrîche von allen hêrlîchen crêatûren, [...], keiniu ist, diu im [got] als glîch ist als des menschen sêle aleine.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
von allem dem, daz von gote geborn ist und daz niht enhât vater ûf ertrîche, in daz sich niht gebirt allez, daz geschaffen ist.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
ob wir hertekeit | Und des mangels arbeit | Hie wollen in ertriche vlihen.
Palmer, Tondolus (
Speyer
um 1483
):
das sie vnder einem sunnen schin sahent das gantz ertrich der welt Dan kein ding sint verborgen de gesicht der creature.
Froning, Alsf. Passionssp.
4857
(
ohess.
,
1501ff.
):
Von dyner stymme hon ich vernummen, | das du salt uff das ertrich kommen; | des hot das ertrich freude umbfangen.
Strauch, Par. anime int.
72, 16
(
thür.
,
14. Jh.
):
selic sint di senftmudigin, wan si sullin besitzin daz ertriche.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
[ettliche] keren daz ouge der gerunge in daz ertriche, daz ist in die gyrheit vorgencliches gutes.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
44, 18
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
di stat Quinsay ist also groz als keyne stat uf dem ertriche.
Sermon Thauleri
16ra, 12
(
Leipzig
1498
):
Ich bin nicht kõmen auff ertreich fride tzu brengenn sunder das schwert.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
[er] verdiente zv dem himelrich die gnade, das er vf ertriche sinen tot vor wuste.
Henschel u. a., Heidin
200
(
nobd.
,
um 1300
):
Daz vf disem ertriche | Niemant weiz disen smerzen | Den ich an minem herzen | Trag.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
1525
):
Wann komen wurt der son des menschen, wurt er wenig glaubens finden uff dem erdrich.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
196
(
Nürnb.
1517
):
die erst [zung] redt irdische, die ander himlische dingk, darumb das die erst vom ertrich, die ander vom himel kumet. Der war christen, aus got geborn, kumet vom himel, die süne Adam sein vom erdtreich außgangen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
So sprichet er denne: ,ertrich, hoͤre minú wort!‘.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
Cristus mit sinem tode überwand er den fürsten des ertriches.
Morrall, Mandev. Reiseb.
12, 19
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
soltend alle undertaͤnig sin ainem baupst, der besunderlich hie uff ertterich an gottes statt sin vicarius ist.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1495
):
als ain ellende kranckhait nie auff ertrich komen ist als diese.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
mir habent hie auf ertrich kein pleybende statt.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
wann es noch auff ertrich sitt waͤr so verstünd mans wol.
Bauer, Geiler. Pred.
81, 11
(
Augsb.
1508
):
Erman sy der grossen anfechtungen. die sy auff disem ertrich geliten haben.
Klein, Oswald
18, 102
(
oobd.
,
1416
):
So kan ich der vergessen nimmer ewiklich, | die mir hat geben mut uff disem ertereich.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
alsô sint laider die läut auf ertreich, die grôz wirdikait habent.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
di zwai solten [...] kinder außziehen und das ertreich an leuten erfüllen.
Bauer, Imitatio Haller
83, 1
(
tir.
,
1466
):
Die anuechtung ist ain ritterschafft auf dem ertreich.
Piirainen, Stadtr. Sillein
56b, 3
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
[Got] machte den menschen auf dem ertreych vnd saczt yn in daz paradeyz.
Große, a. a. O. ;
Quint, Eckharts Pred. ;
Gropper. Gegenw. ;
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
7
;
Wyss, Limb. Chron. ;
Froning, a. a. O.
3660
;
3756
;
Mone, Adt. Schausp. ;
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
10a, 8
;
11a, 22
;
Langen, Myst. Leben
211, 6
;
221, 2
;
Gille u. a., M. Beheim
81, 221
;
zu Dohna u. a., a. a. O.
23
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ; ; ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
107, 19
;
Lauchert, Merswin ;
Lauater. Gespaͤnste
14r, 13
;
Fischer, a. a. O. ;
Wolf, Norm im sp. Ma.
47, 46
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ; ;
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
54, 42
;
58, 39
;
Vgl. ferner s. v.  1, ,
1
 1,  26,  1,  3.
2.
›der Planet Erde (im Kreis der Gestirne); geographisch ausmessbare Welt, Weltkugel‹ (auch geometrisch, astronomisch, astrologisch betrachtet);
zu  2.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  1, , .
Wortbildungen:
erdreichmesser
(dazu bdv.: vgl. , ).

Belegblock:

Strauch, Par. anime int.
86, 7
(
thür.
,
14. Jh.
):
darumme swebit daz ertriche mittin in deme himmele, wan alir sterrin craft leufit in di anderen elementin und verit durch si, wan uf deme ertriche foreinit sich einis iclichin sterrin craft sunderlichin durch di stedikeit des ertrichis, daz nicht umme leufit alse di anderin element.
Rupprich, Dürer
285, 8
(
nobd.
,
um 1512
):
Dardurch opserfiren die astronimi, vnd dy matematici messen dordurch dy leng vnd preiten des ertrichs.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
geometria vnd in den kunsten von der mas des erdreichs.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Ein erdtrich messer. Geometria.
Plant u. a., Main. Naturl.
293ra, 16
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
dc ist darumbe wan ez ist [...] dc dc ertriche niht kvgeleht.
Maaler (
Zürich
1561
):
Außmaͤssung der erden / Die ku͂st das erdtrich außzemaͤssen. Geometria.
Morrall, Mandev. Reiseb.
172, 20
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
wen die sunn uff gät gen dem paradyß, so ist es by uns mitenacht von des ertrichs wegen, das als sinwel ist.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
16, 13
(
noobd.
,
1347
/
50
):
daz daz ertreich geleich abstet von allen enden dez himels. [...] wo der mensch wont auf ertreich, do gent im sehs himelzaichen auf.
Hulsius
D iijr
.
3.
›Muttererde, Humus als Grundstoff zur Kultivierung sowie zur Verarbeitung durch den Menschen‹ (allgemein); im Einzelnen: ›Muttererde, Pflanzenerde als landwirtschaftlicher Grundstoff, als Ausgangsstoff für Fruchtbarkeit und Wachstum‹; dazu tropisch: ›bebaubarer Ackerboden, Feld‹; ›Erdmasse, Geröllmasse‹; als Symbol menschlicher Vergänglichkeit: ›Staub, Asche, Erde als Stoff, aus dem der Mensch gemacht ist und zu dem er nach seinem Tode wieder wird (Metapher für Vergänglichkeit, Verderblichkeit und Nichtswürdigkeit irdischen Seins)‹; entsprechend: ›Grabstelle‹; bereits verarbeitet: ›Lehm, Tonerde, mit verschiedenen anderen Werkstoffen wie Sand und Gestein vermischte Erdmasse als Werkmaterial z. B. zum Töpfern, zur Errichtung von Gebäuden, zur Ziegelherstellung‹; nach der Lehre des Aristoteles neben Feuer, Wasser, Luft eines der
vier elemente
mit den Eigenschaften kalt und trocken und mit der
complexion
melancholisch
, im Unterschied zu 4 bezogen auf Materialität, Konsistenz und Wirkkraft;
offen zu 4; vgl.  37.
Bedeutungsverwandte:
 3; vgl.
1
 2,  1.
Syntagmen:
das e. abgraben / abräumen / abtragen / ackern / ansehen / arbeiten / aufheben / aufwerfen / bauen / umkratzen / verbrennen, jm. das e. nemen, das e. gegen dem here werfen, mit etw. vermengen
;
das e
. (Subj.)
dürre / grobe / gut / schwarz, die fruchtbarste creatur, das niederste von den elementen sein, unfruchtbar werden, das e. austroknen, etw. aufnemen / gebären, frucht bringen / tragen, jn. ernären, jm. den mund füllen, in etw. schütten
;
j. des erdreiches nemen
;
dem e. etw. entspriessen
;
etw
. (z. B.
häuser
)
aus e. machen
;
wasser durch das e. seihen, etw. in dem e. liegen, etw. in das e. geben / heften / säen, jn. in das e. begraben, etw. mit e. bedecken / füllen / mindern / verstossen, etw
. (z. B.
gold
)
von e. machen
;
das e. des friedhofs
;
das dürre / entfrorene / faule / feuchte / gebrante / geschüttete / geweihte / siebenschuige / ungeweihte / zähe e
.;
die auswerfung / färbung / gestalt / materie, der teil des erdreiches
.

Belegblock:

Luther, WA (
1528
/
9
):
Gleich wie das erdreich keine frucht bringen noch tragen kan on den samen.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Daz ertriche ist vil durre, | Wan ez wirt niht begozzen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Daz ertrîche enmac niht eigenlîche stat gesîn, wan ez ze grop ist und ouch daz niderste ist von den elementen.
J. W. von Cube. Hortus
87, 12
(
Mainz
1485
):
Die wŭrtzel ist nit fast gehefft in das ertrich.
Ebd.
130, 9
:
Corallen haben eyn gestalt des ertrichs.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
72, 13
(
Frankf.
1535
):
Argilla ist zehe erdtrich / leymig vnnd schleimnig zu mancherley werck der haͤfener geschickt.
Ebd.
88, 9
:
gold mag nit verzert werdenn noch gemindert weder mit erdtrich.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
Das Erdtreich ist auß der massen gut / vnd wirdt [...] Gewuͤrtz wol tragen.
Gerhard, Hist. alde e
116
(
omd.
,
um 1340
):
Daz ertrich und die heide | Adam buwete mit not.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
39, 2
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
so gust man uf dy erde gar lutir vrisch wassir, und das wassir gesegin durch das ertriche das nemen si unde sidin is.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
66, 13
(
osächs.
,
1570
/
7
):
pfleget man allerlei mos, laub, auch allerlei erdreich, [...], einer spannen tief aufzuheben und auf die ecker zu führen.
Ebd.
162, 29
:
Das gebrandte erdreich von wiesen, pflocken und kalk, mit altem miste vormenget.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1444
):
man het auch daz her mit eim guten graben versorgt, an dem daz ertrich gen dem her was geworfen.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
[Alexander] Dem füllt das erdrich heut sein mund.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
wenn groß platzregen komen [...] furt der regen vill santz und ertrichs herab.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
Sant Bernhart hieß seiner monich einen begraben in das ungeweicht ertrich.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
der mensche ist von einer fulen materien [...], ein klotz und ein ful ertrich.
Wickram
4, 33, 7
(
Straßb.
1556
):
Das erdtrich erzeigt sich auch mit wunsamen und schoͤnen bluͤmlin.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Mit wagende, bidenne, schútten sich | Gar alles ertrich úber al; | Und berge vielent indú tal.
Warnock, Pred. Paulis
6, 89
(
önalem.
,
1490
/
4
):
sider gott den menschen wolt schafen, worumb hat er in von der materi des ertrichs gemacht?
Lemmer, Brant. Narrensch.
24, 12
(
Basel
1494
):
[Alexander] Ließ doch zuͦ letst benuͤgen sich | Mit sibenschuͦhigem erterich.
Maaler (
Zürich
1561
):
Erdtreych das vns erneert / neererin. [...]. Erdtreych das vnfruchtbar worden ist. [...]. Das entfroren Erdtreych [...]. Auß Erdtreych heüser machen.
Vock u. a., Urk. Nördl.
2398
(
schwäb.
,
1447
):
Man machte daher ein Feuer und verbrannte Staub und Erde (alles gemüll und ertrich) zu Asche.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
die selb maur hett man erst von neuem gemacht für die alt stattmaur und hett ertrich darein geschitt.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Man het auch [...] von holzwerk und ertrich ain solch gross gebew gemacht.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Do Adam und Eva wurden auz dem paradeis gestossen, begunden si zum ersten das erdreich ze pawen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
hat man gross tief grueben gegraben und die Hungern darein geworfen also lebend und sy mit ertrich und stainen verfüllt.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
v. 1480
):
ob ainer dem andern sein ertrich näme, es wär im gräben oder in weingärten.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
123, 28
(
tir.
,
1464
):
Es was ain man da, der grueb seinen sun aus dem ertreich des freitthofes, der trei tag was gelegen in dem ertreich.
Ebd.
126, 7
:
Ich pin dürftig als das dürr holcz in dem dürren ertreich.
Quint, a. a. O. ;
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
249
;
Gerhard, a. a. O.
952
;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
23, 27
;
Mathesius, Passionale ;
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. ;
Mon. Boica, NF.
2, 1, 328, 4
;
Koller, a. a. O. ;
Morrall, Mandev. Reiseb.
44, 10
;
Dreckmann, H. Mair. Troja
8, 27
;
Winter, a. a. O. ; ;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Mell, Steir. Weinbergr.
138, 8
;
Bauer, a. a. O.
13, 36
;
Vgl. ferner s. v.  2,  1, ,  1,  3, ,  4,  1,  5.
4.
›Erdoberfläche, Fußboden als Ort, auf dem Menschen stehen, auf den etw. gelegt oder gestellt werden kann‹; speziell: ›Festland, nicht von Wasser bedeckte Erdoberfläche‹; neben Feuer, Wasser, Luft eines der
vier elemente
, im Unterschied zu 3 aber als geographisches Phänomen; in einigen Belegen Tendenz zu: ›Eingang zur Unterwelt; das Unterirdische‹;
zu  4.
Bedeutungsverwandte:
 1,  3,  4,  1,  2.
Gegensätze:
1
 1, .
Syntagmen:
das e. eindrücken / küssen / rüren / schaffen / waschen, das e. mit gras bedecken, mit toten körpern belegen, die luft das e. umfangen
;
das e
. (Subj.)
erbidmen / schwimmen / weichen, sich auftun, jn. verschlicken / verschlinden, von wasser entblöst sein
;
j. / etw. auf das e. (nieder)fallen, etw
. (z. B.
schne
)
auf dem e. sein / stehen, etw. auf dem e. x schu dik / hoch sein, etw. aus dem e. entspringen, in die Donau werfen, etw. bis in das e. fallen, in dem e. stehen bleiben, das wasser um das e. gehen, etw. von der höhe zu dem e. bewegen, etw. von dem e. aufheben
;
gleich / neben / über / unter dem e
.;
das toben, die tiere des erdreichs
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
her sach eynen engel, der stuͦnt vf deme mere vnde vf deme ertrike.
Luther, WA (
1540
/
5
):
Es donnerte im Himel, [...], Das Erdreich reget sich und bebete davon.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
der sunnen schîn, der sich niht enwirfet ûf daz ertrîche, er enwerde bewunden in dem lufte und gebreitet ûf anderiu dinc.
Jostes, Eckhart
70, 23
(
14. Jh.
):
Also hat di luft umvangen daz ertrich und daz wazzer.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
125, 2
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Ach ertrich due dich vff vnd verslinde mych.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
473
(
pfälz.
,
1436
):
beweget sie den stein von der höche zu dem erterich.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
25, 9
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
das der mensche den tieren des ertreichs [...] und allen früchten der erden herschen solte.
Anderson u. a., Flugschrr.
13, 8, 6
(
Leipzig
1522
):
d’halb sie lebe͂dig in abgru͂d der welle͂ / gestige͂ do sie dz ertrich aufftete / vñ vorschlichte.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Locus mediterraneus Ort der weit vom Meer im Erdreich ligt.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1412
):
seyffenwerke mit allirley edilgesteyne unter dem ertrichte adir obir dem ertrichte.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
das pferd plaib steen [...] ains schuhs tief in dem ertrich.
Köbler, Ref. Nürnberg
409, 20
(
Nürnb.
1484
):
dasselb gadem sol sein dreizehen Statschuch hoch ob dem ertrich. vnd die mawr ob dem ertrich sol sein anderthalb Statschuch.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Weyl in dem erdrich wohnt die mauß, | Der frosch helt in dem wasser hauß.
Menge, Laufenb. Reg.
107
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Ym wasser so er ymet | Also schwimmet das ertrich.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
diewil alle thier uf erdtrich und der visch im wasser von Gott [...] zuͦ nutz und ufenthalt dem mentschen gmein geschaffen sig.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1539
):
die sollennt schuldig sin, angenntz nach gethonem schwur mit dem angsicht vff dz erdterich niderzefallenn.
Schmidt, Rud. v. Biberach
8, 7
(
whalem.
,
1345
/
60
):
wann des menschlichen geistes fvͦsse etwenne daz ertrich ruͦrent.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1371
):
vielen groß stein von oben herab auf das örtrich, das was ein hagel.
Ebd. (Hs.
E. 15. Jh.
/
A. 16. Jh.
):
ettliche versuncken, und verschlicket sie das erdtrich mit leut und guͦt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Daz wazzer [...] gêt umb und umb daz ertreich.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
25, 47
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
durchstochen wart der leichnam zart, | pluet, wasser flos dann an der fart, | domit himmel, mer, werlt, erdreich | gewaschen / sint.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
9, 18
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Daz elementisch reich hat vier stukke. Daz klainst ist daz ertreich, und daz ist reht als ain gemainer mittelpunct aller werlt. Uͤmb daz ertreich ist wazzer.
Turmair (
Ingolst.
1519
):
Titscho [...] haben aber unser vorfarn [...] gelaubt aus dem ertrich entsprungen ze sein, angepett.
Ebd. (
moobd.
,
1522
/
33
):
[frau Jahel] setzt im ein langen spitzigen nagel [...], schlueg mit einem hamer drauf, der gieng gar durch das hirn piß an das ertrich.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
285
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
In dem aneuang beschuef got himel vnd ertreich.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
23, 43
(
tir.
,
1464
):
erfüllen si das götleich gepot, das si durchwandern das ërtreich vnd das mër mit grossen sarrgen.
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel ;
Welti, a. a. O. ;
Spechtler, a. a. O.
27, 18
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Moscouia
C 1r, 13
;
Qu. Brassó
5, 589, 38
;
Baptist-Hlawatsch, a. a. O.
377
;
Bauer, a. a. O.
8, 16
;
Vgl. ferner s. v.  11,
1
 2,  1,  6.
5.
›Grundbesitz, Grundstück, das in je eigenen rechtlichen Kontexten als Eigentum, Pacht- oder Zinsgut bewirtschaftet wird‹;
offen zu 6; zu  5.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
 5, ; vgl.  1,  6,  4.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
SWa man eynes nuͦwen dorfes beginnet med nuͦweme buͦwe, da mach des ertrikes heren zins vnde gelt wol von werden, also daz deme buͦwemanne halbes korn vnde deme paffen der zende blibe.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
133, 21
(
osächs.
,
1570
/
7
):
erdreich, das gegen der sonnen ligt.
Schnelbögl, Salb. Karls IV.
126, 16
(
nobd.
,
1366
/
8
):
Unser eigengut mit dörfern, hofsteten, gepeuden [...], mit ertrich, gebawten oder ungebawten.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1527
):
das die Arr [...] sin erterich ertrenckt und verfuͤrt, es sig zinsbar, stúrbar, eygen old almi.
v. d. Broek, Spiegel d. Sünders
253, 19
(
Augsb.
1476
):
Hast du einen vberaͤckert vñ im dardurch sein erdtreich gestolen
.
du bist im schuldig allen chaden widerzekeren.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Er [...] rait hinauz auf des abtes von Schotten erdreich.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
hertzog Theodo gab im anfang zuͦ der stift alles das erdreich mit allen fruchten und guͦettaten, das [...].
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
E. 16. Jh.
):
Wer sich der gemeinde erdreich unterzeicht ohne erlaubnus, der [...].
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1565
/
81
):
der soll solchen sein zaun auf sein erdrich sezen.
Merz, Urk. Wildegg
55, 11
;
179, 5
.
6.
›topographisches Gebiet (vom Dorf bis hin zum Erdteil); eine politisch gefasste Region, politisches Territorium, Herrschaftsgebiet‹; auch ütr.; anschließbar an 1;
zu  6.
Bedeutungsverwandte:
(
die
),  5, ; vgl.  4,  6.
Syntagmen:
das e. begreifen / teilen
;
j. viel erdreiches an sich bringen
;
auf js. e. kommen, aus dem e. gehen, über e. gehen / faren
;
das e. Zabulon, der moren
;
das beirische / fränkische / gesegnete / heilige / schwäbische / untere e
.;
der kreis, das haupt des erdreichs
.

Belegblock:

Sermon Thauleri
2rb, 3
(
Leipzig
1498
):
dz got Abrahã hieß gehe͂ auß seine͂ lãdt. [...] Seine landt oder ertreich auß dem er gehen solde das ist der leichnam in aller der genugde.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
Soliche große zwitrechtigkeit was zwischen dem babst und dem kaiser, daß das heilig ertrich, grab und Jerusalem verloren ward.
Voc. Teut.-Lat.
c jv
(
Nürnb.
1482
):
krays des ertrichs. vel patria. vatter land vl’ regio gegende.
Sachs (
Nürnb.
1537
):
Da er zu grosser herrschung kam | Und bracht auch vil erdrichs an sich.
Grundmann u. a., A. v. Roes
199, 10
(
alem.
,
15. Jh.
):
die selben Francken, Germany odder Gallici [...] also vaste germinaverunt, das ist wuͦhsent, das sy das ertrich kume begriffen mohte, do [...].
Ebd.
205, 11
:
do erwelte er
[Karl der Große]
[...] cristene manne [...] und setzte die in das lant Sahßen und teylte yn die guͦtere und ertriche noch deme, als eines yeglichen state und wesen was.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Er [Josua] vberwand die land der feint er teilt das erdtreich dem vn vberwintlichen volck.
Lemmer, Brant. Narrensch.
46, 21
(
Basel
1494
):
We we dem ertrich / das do hat | Eyn herren / der jnn kynttheyt gat.
Jörg, Salat. Reformationschr.
259, 10
(
halem.
,
1534
/
5
):
ob ettlich von den Eydgnossen hinüber zuͦ den Walltzhuͦtern uff jr ertrich kaͤmend.
Morrall, Mandev. Reiseb.
1, 5
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
das ich woͤlt faren [...] zuͦ dem gesegnotten ertterich, das man in lattin nempt Terra Promissionis.
Dreckmann, H. Mair. Troja
11, 34
(
oschwäb.
,
1393
):
in dem lannd frigia das do ist in dem teyll des ertreichs in asia der hiesch Troyus.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
47, 13
(
noobd.
,
1347
/
50
):
daz ertreich der Morn wuͤrde von kainem reich gedruͤket des zaichentragers.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
die machtigen, edeln stat Babilony, ein haupt des erdreichs im aufgang der sunnen.
Moscouia
C 4v, 15
(
Wien
1557
):
Von dem grossen Herrn BASILIO Kuͤnig vnd Herrn aller Reyssen [...] Herr vnd Großfuͤrst in Neugarten des vndern Erdtrichs.
Schnurrer, Urk. Dinkelsb.
4, 578
;
666
;
Gille u. a., M. Beheim
38, 20
;
Morrall, a. a. O.
21, 5
;
22, 23
;
Roth, a. a. O. .