erbärmig,
erbärmiglich,
Adj.
/
Adv.
1.
›barmherzig, mitfühlend, voller Erbarmen‹ (überwiegend im Sinne einer Herrscherqualität);
vgl. (V.) 1.
Älteres und mittleres Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
 12,  3,  14, (Adj.) 2,  12.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
du
[Gott]
bist irbermic mit gedult | mit wilkor uber unse schult.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
141
(
Nürnb.
1517
):
nit zugehöre dem wollenden noch dem laufenden, sunder dem erbermigen got.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
Do sprach der küng erbärmklich.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
[Theodosius] was milte und guͦt und erbermig und usser mossen demuͤtig.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
was Karly so [...] erbermklich und bermhertzig gegen den Krysten.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
214, 6
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
von der gotlichen erbermede so wirt die verblendung erbermekliche geordent.
Ebd.
335, 17
:
daz der erbarmherzig heizet, der da ein „erbermiges herze“ hat.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Gen witiben und gen waysen | Jst er derparmigz muͦteß.
2.
›mitleiderregend, erbarmungswürdig, bedauernswert‹; ›erbärmlich, verachtenswert‹ (impliziert entweder die Wirkung e. P. / e. S. auf einen Betrachter oder ein abschätziges Urteil eines Betrachters über e. P. / e. S.);
vgl. (V.) 2.
Älteres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘ sowie berichtende / narrative Texte (Letzteres für das Oobd.).
Bedeutungsverwandte:
vgl. (Adj.) 7,  3,  2,  1.

Belegblock:

Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
alsus mit erbermklicher klag und mit weinenden ogen neigte er sich ie dar.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
58, 19
(
els.
,
1362
):
Do rieffent die wittewen vnd die weisen mit erbermiger stimmen.
Ebd.
81, 36
:
Do lieffent imme engegen dirre kindemuͤtere [...] mit grossem erbermigen geschreie.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
sehent den hýmel, der ist offen, und ist ir doch laider vil lútzel die drin koment, und daz ist erbaͤrmklich.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
So laitklich und so erbærmklich, | So klæglich und so jæmerlich | Was ir wainen.
Anderson u. a., Flugschrr.
2, 2, 19
([
Augsb.
]
1523
):
Das aber der blind erberm͂klich hauf / dz noch nit versteet.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
das doch erparmklich ist vonn ainem solichen fursten ze horen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Als dise [...] junckfraw [...] die zwen so gar erpärmklich anrüefte, so das ir geperd und pet durch ain stainen hertz möcht gedrwngen haben.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
do hiet man gesehen einen jämerlichen und erparmklichen streit.
Williams u. a. a. a. O.
221, 2
; 7;
Barack, Zim. Chron. ;
Öst. Wb.
2, 342
.
3.
›gnadenlos, erbarmungslos‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
Sie
[die Spanier]
haben alles, was in der vorstat gewesen von volck, jungs und alts, weib und kind [...] erbarmklichen erstochen.
Ebd. (
v. 1564
):
er hat ainem erlichen [...] man sein [...] behausung [...] abgetrungen, auch sein erliche hausfrau, kinder und hausgesindt erbarmenclich daraus gestossen.
Ebd. (
1544
/
5
):
das jüdisch volck [...] in alle ort der welt erbermbklichen ausgetailt, verschickt und verkaufft worden ist.