erbarmen,
V.
1.
›Mitleid mit jm. haben, jn. bemitleiden‹; ›sich mitleidig zeigen‹; speziell im Kontext von Gebeten: ›sich über jn. erbarmen, sich aus Mitleid js. annehmen‹; vgl. .
Syntagmen:
sich e., sich js
. (z. B. des dürftigen / elenden / kranken / menschen / mitgesellen, der sünder
) e
., sich e. S
. (z. B. der tat / torheit, des elendes / jamers / volkes
) e
., sich (herziglich) über jn. e
.; etw. zu e. sein
.Wortbildungen:
erbarmer
erbarmkeit
Belegblock:
Er
[Gott]
sicht das wir stecken im todt, des erbarmet er sich, und gibt unns das leben. kompt yhr armen, | last mich uber euch erbarmen.
Da ist niemand der sich erbarm.
Die stat erbarmede sich deser dait.
Herr erbarme dich vnser.
got wel sich erbarmen | uber sie und wel en geben | das hymmelrich.
Gott / der du bist [...] ein Erbarmer der zuschlagnen Suͤnder.
Der erbarmer
[bezogen auf die Vulgata-Lesart
miserator (Sir. 18, 14)]
enpfecht die lere der erbarmd. dessen man sich so lang annimmet vnd erbarmet, als lang man von ihr kan genieß vnd Vortheil haben.
Wer in seinem eygen hause beschneyet oder beregnet / des will sich Gott auch nit erbarmen.
Got erbarme sich diser menschen / sy seind nit zuͦ schelten / sunnder zuͦ erbarmen.
so mocht er [Thasylo] nimmer mer gereiten noch geen, davon man in allen landen gross erpärmkait über in het.
Die frummen weissagen und prediger [...] warden [...] jemerlich mit aller grausamkait on alle erparmus
[sic!]
ermördt. Jesu, [...], erparm dich v̈ber mich.
2.
›jn. rühren, betrüben, erweichen, js. Mitleid erregen; jm. leidtun‹.Phraseme:
˹erbarm es got; das got es möchte erbarmen
(u. Ä.)˺ ›auf erbärmliche, mitleiderregende Weise; leider‹; auch als formelhafter Ausdruck des Bedauerns (ähnlich einer Interjektion); etw. möchte einen stein erbarmen
.Syntagmen:
j
. (z. B. der knabe, der gute man, die kinder
) jn
. (auch: jm
.) e
., etw
. (Subj., z. B. der jamer, der tod des vaters, die not
) jn. e
., j. / etw. jn
. [wie] (z. B. hoch / ser / übel, zu fast
) e
.Belegblock:
So hoch solt uns yhr jamer erbarmen.
jr erbarmet mich sere.
were icht gutes an euch, es solte euch selber erbarmen.
Also habe ich mine zit, das es got erbarmen mvͦse, sv̇benzehen iar vertriben.
do er in
[einen Brief, in dem verfügt wird, dass der Junge, der ihn überbringt, zu töten sei]
gelas, do erbarmete in der knabe. Also erbarmen mich die armen kind, | Die in den kloͤstern beschlossen sind.
Man truͦg in ieczent zuͦ dem grab. | Ihesum wart erbarmen das.
Welcher vmb solche lüt ist / muͦß jren / wie übel sy jn erbarmend / offt vnd vil lachen.
Do [...] | [...] der mensch verloren was, | das erparmet got so ser.
mir erbarmt manger güter man.
Ir kúenen ritter werden, | latt euch ir not erparmen!
3.
›etw. bedauern‹; semantisch verblassend: ›etw. nicht gutheißen, kritisieren‹.Phraseme:
es ist zu erbarmen, das [...]
›es ist eine Schande, höchst bedauerlich, dass [...]‹.Belegblock:
das man vns fur yhr eygenleut gehalten habe welchs zu erbarmen ist.
eine Schand ist es / vnd zu erbarmen / daß diese vnsere teutsche Haupt- vnd Mutter⸗Sprach [...] verunreiniget wird.
Ebd.
42, 20
: es ist zu erbarmen vnd hoch zu betawren / daß die Teutschen noch so blind seyn.
Worlich es zuͦ erbarmen ist | Das du so gantz beflecket bist, | Mit der vnkuscheit.
Und ist zu erparmen, das so vil guetter lewt in dem posen krieg umb sein komen.
es sey zuͦ erbarmen, das man also spoͤtlich handlen sol.