epistel,
die
;
-Ø/-(e)n, -Ø
;
aus
lat.
epistula, epistola
›Brief, Niederschrift‹
(
Schulz/Basler, Neub.
5, 192
 f.).
1.
›Sendschreiben, Brief‹; auch allgemein: ›Botschaft, Mitteilung; Verkündigung‹ (sowohl als Schriftstück / Text wie dessen Inhalt); das Bedeutungsspektrum reicht vom ›(persönlichen) Bittbrief‹ bis zur ›öffentlichen Bekanntmachung‹ (meist mit Appellcharakter); speziell auch: ›Lehrbrief (z. B. eines Kirchenvaters)‹; ›Mahnschreiben, Vorhaltung‹.
Texte religiösen Inhalts.
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
2, 663
ff.
Bedeutungsverwandte:
(
die
), ,  25, , (subst.), .
Syntagmen:
eine e. lesen / jm. schreiben
(z. B.
zu den kirchen
),
von latein zu deutsch bringen
;
die e
. (Subj.)
kräftig sein
;
etw. durch die episteln bewären, in einer e. schreiben, jm. in einer e. zu nahe sein, sich in einer e. über etw. beschweren
;
die episteln der lerer
;
die gegenwärtige / unlustige e
.;
die geschrift der e
.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
Das ist eine unlustige Epistel und scharffe predigt, die man nicht gern hoͤrt.
Ders. Hl. Schrifft.
Kol. 4, 16
(
Wittenb.
1545
):
wenn die Epistel bey euch gelesen ist / so schaffet / das sie auch in der Gemeine zu Laodicia gelesen werde.
Anderson u. a., Flugschrr.
11, 5, 6
([
Leipzig
1521
]):
Jn welcher epistel ich dyr nith aleyn mit keynem wort tzu nahet gewest sonnder mher gegeben han dann du wirdig bist.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
182, 10
(
els.
,
1362
):
do schreib er [sant Jgnacie] epistolen zuͦ allen kirchen vnd ermante sú.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
die ir habet bewert durch die episteln
[
Luther
1545, 1. Kor. 16, 3:
durch Brieue
]
dise sende ich zetragen euwer genad in jherusalem.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
4, 40
(
tir.
,
1464
):
so han ich die selbigen epistlen der vorgenennten selligen lërer vnd die epistel des heiligen hochwirdigen lërers Jeronimi [...] von latein zu teücz pracht.
Ebd.
124, 7
:
was ich gutes oder nüczes gesagt vnd geschriben han in der geschrift der gegenwürtigen epistl.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2538
;
Opitz. Poeterey
11, 23
;
Williams u. a., a. a. O.
693, 6
;
694, 3
;
Rot
308
;
Eckel, Fremdw. Murners.
1978, 76
f.
Vgl. ferner s. v. .
2.
›Apostelbrief aus dem Neuen Testament‹; metonymisch auch: ›für die erste Lesung in der katholischen Messe bestimmter Abschnitt aus der Bibel (meist aus den Apostelbriefen, an Wochentagen aber auch aus alttestamentlichen Perikopen)‹; Spezialisierung zu 1.
Zur Sache:
LThK
1, 740
 f.; 3, 902;
Lex. d. Mal.
3, 2069
f.
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl.
2
 1.
Gegensätze:
 1.
Syntagmen:
die e. aufmutzen / halten / lesen / singen, unterwegen lassen
›weglassen‹;
alle episteln
(Subj.)
in dem buch stehen
;
j. aus der e. leren, etw. in seiner e. deuten / schreiben, in der e. etw. verkündigen / zeigen, von etw. reden, ein wort von der e. nemen
;
die epistel der apostel
.
Wortbildungen:
˹
epistelbuch
,
epistolare
˺ ›Buch, Verzeichnis der epistolischen Perikopen‹,
epistelprediger
.

Belegblock:

Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
56, 18
(
preuß.
,
1437
/
8
):
Bucher im choer. [...] item 1 epistolare.
Luther, WA (
1521
):
Ihr edlen pfaffen, tzeygt uns [...] eyn strichel ynn allen Euangelien und Episteln der Aposteln, das yhr [...] sollt priester fur ander Christen menschen genant werden.
Ders., WA Bibel (
1522
):
Denn nemlich ist Johannis Euangelion vnnd Sanct Paulus Epistelln, sonderlich die zu den Romern, vnd sanct Peters erste Epistel der recht kern vnd marck vnter allen buchern.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ich hân ein wörtelîn genomen von der epistel, die man hiute liset von zwein heiligen.
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
271, 1
(
nobd.
,
1499
):
[mit] einer gesungen tagmesse mit zweyen ministranten, der ein die episteln und der ander das ewangelium singen sollen.
Reichert, Gesamtausl. Messe
6, 2
(
Nürnb.
um 1480
):
Aber lese er ein epistel oder prophecey in einer messe, er thete aber todsuende.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Ein ander bredige von dem zweĩlften tage usser Ysaias epistele leret.
Ebd. (
1359
):
Dis ist die epistole die uns der minnekliche fúrste min herre S. Peter fúr leit.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
er schreibt ein vnbrúchlichs anfachen in sein episteln die man heist canonice
(Vorrede).
Brack (
Basel
1483
):
Epistolare. epistelbuoch.
Lauater. Gespaͤnste
15r, 26
(
Zürich
1578
):
der heilig Petrus / als er von der pflicht der eelüten redt in siner Epistel.
Morrall, Mandev. Reiseb.
17, 24
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Die ynsel von Rodis waz etwan genant Colles, als wir geschriben findent in Sant Pauls epystel.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Epistolar / ein epistel prediger.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Strauch, Par. anime int.
20, 28
;
Buijssen, Dur. Rat.
8, 17
.
Vgl. ferner s. v. ,  2,  5, ,  2.
3.
›Brief als literarische Kunstform‹; Spezialisierung zu 1.

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1541
):
Seneca in dem sechsten buch | Seiner epistel, darinn such, | Wie er seinem Lucilio | Inn einer epistel
[dies zu 1]
schreibt also.
Ebd. (
1558
):
[Seneca] Sein zeyt in stiller rhu vertrieb, | Bücher und auch epistel schrieb.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
daz ich im wil auz seinen tugenden in ainer ewigen gedëchtnüss machen ain löbleich begrebnüss, alz ich auch die in ainer lateinnischen epistelen von im hab geschriben.
Bauer, Geiler. Pred.
321, 10
.