entwenen,
auch:
entwonen,
V.
1.
›jm. / sich etw. (z. B. ein Laster, eine schlechte Angewohnheit) abgewöhnen, jn. von etw. abbringen‹; in religiösen Kontexten auch: ›sich e. S. enthalten, freiwillig auf etw. verzichten‹; zu  1a.
Bedeutungsverwandte:
,  3; vgl.  3,  10,  15.
Syntagmen:
jn. e., jn. e. S
. (z. B.
seiner sprache, seines herkommens
)
e., j. sich e. S
. (z. B.
der faulheit, aller dinge
)
, ein volk sich des weintrinkens e., jn. von etw
. (z. B.
vom geiz, von der arbeit, von seinen bräuchen
)
e
., subst.:
das entwenen von got sein
.
Wortbildungen:
entwenter
,
entwenung
1 ›Abgewöhnung‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1527
):
Die ursach aber, waruͤmb es [blut] verboten ist zu essen, weys ich nicht [...] denn das er uns also hat entwenen woͤllen, das wir nicht blutsuͤchtig wuͤrden.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Swenne sich der mensche selber zemâle ze dem êrsten hât aller dinge entwenet und in entvremdet, dar nâch mac er danne [...] alliu sîniu werk würken.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1588
):
Das folck untwinte sich dess weindrinckens.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
Her Gott, so hilf zu volgen dir, | das dein will geschech, der wol unß schier | vonn unserm geiz entwhennen.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
wann die frauw hernach sich voriger faulheit annam, dräuwet er ir [...] zuͦ helffen, daß sie dennoch etlicher massen solcher sich entwenete.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1380
):
der orden gewonheit hett noch dem nahtmole collacie zuͦ trinckende; daz [...] du sin vor xxx ioren entwonet hettest.
Brack (
Basel
1483
):
Ablactatus. entwöneter. quasi a lacte ablatus.
Maaler (
Zürich
1561
):
Entwonung. Desuetudo.
Niewöhner, Teichner
504, 11
(Hs. ˹
oschwäb.
,
1368
˺):
wie sy beidiuͤ sint von got, | diuͤ natur und daz entwen.
Vgl. ferner s. v.  1, .
2.
›ein Kind (seltener: ein Jungtier) entwöhnen, abstillen‹; als Spezialisierung zu 1 auffassbar; in religiösen Kontexten auch tropisch; zu  1a.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 6,  10,  2,  18; vgl.  13,  1.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
die sele, das kalb, die kinder e., die mutter
(Subj.)
das kind e., das kind sich selbst e., die kinder von der milch / mutter, von dem saugen, von den brüsten e
.
Wortbildungen
entwenung
2 ›Abstillung‹ (dazu bdv.:  3).

Belegblock:

Beckers, Bauernpr.
55, 22
(
Köln
1515
/
8
):
Vp dem hemelfartz dach is idt guyt kynder entwenen.
Bell, G. Hager
120, 1, 7
(
nobd.
,
1593
):
so wirt meine sele ent wenet werden zu der stund, wie einer von seiner mutter ent wenet wirt mit clag.
Ebd.
209, 2, 10
(
1599
):
Der [Samuel] wuchs be hent. | vnd da sie in ent wenet hat, sie sich balt went, | vnd bracht in hin aus gen silo.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
abraham macht ein grosse wirtschaft an dem tag seiner [ysaacs] ent wenung
[nd. Bibel 1478:
spenninghe
, 1494:
wenninge
; Var. 1475
2
-1518 /
Eck
1537:
da Jsaac wart abgeseüget
;
Dietenberger
1534:
von den brüsten abgezohen
;
Luther
1545, 1. Mose 21, 8:
entwenet ward
].
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Wan ein Muͦter ein Kind wil entwenen von dem Sugen, so [...].
Ebd. :
So wil sie es [kalb] entwenen, [...] so [...].
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Dis kint
[Jesus]
unbetwungenlich | Selbe och entwuante sich.
Brandstetter, Wigoleis
194, 34
(
Augsb.
1493
):
da er nun von den prüstlin entwenet warde, [...] leret man in lesen.
Luther. Hl. Schrifft.
Hos. 1, 8
;
Menge, Laufenb. Reg.
4823
;
Hulsius
T iijr
;
Vgl. ferner s. v.  3,  2,  18,  1,  2.