entsetzung,
die
;
-Ø/–
.
1.
›Aberkennung eines Anspruchs‹; rechtlich: ›Verdrängung, Lösung e. P. aus einem Besitzverhältnis‹; in der Bibelübersetzung ütr. als Äquivalent für
destitutio
›Vereitelung‹;
vgl.  4.
Bedeutungsverwandte:
(zur Ütr.).

Belegblock:

Köbler, Ref. Wormbs
54, 4
(
Worms
1499
):
SO yemant den andern vmb entsetzung etlicher habe güter [...] mit clag rechtlich fürneme [...]. so [...].
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
Wann nu derschein er zuͦ eim mal durch sein opffer in der vollendung der werlt
.
zuͦ der verwústung
[Var. 1475
2
-1518:
entseczung
;
Luther
1545, Hebr. 9, 26:
die sünde auffzuheben
]
der súnd.
Rwb ff.
2.
›Amtsenthebung, Entlassung aus einem Amt, seltener: aus einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis durch einen dazu Befugten‹ (meist als Strafmaßnahme); vereinzelt auch: ›Absetzung vom Adelsstand‹; ›Ausschluss aus einer Gemeinschaft, Kirchenbann‹;
Bedeutungsverwandte:
 1, ; vgl.  3,  3,  2.

Belegblock:

Luther, WA (
1520
):
das wortleyn ,Communio‘ zu lateyn heysset gemeynschafft, und ßo nennen das heylig sacrament die gelereten, da gegen ist das wortleyn ,Excommunicatio‘, das heysset entsetzung der selben gemeynschafft, und ßo nennen die gelereten den Ban.
Wer nu uber die entsetzung vom ampt einen ehepriester strafft an leib unnd seel, [...] der ist ein offentlicher moͤrder.
Laufs, Reichskammergo.
150, 4
(
Mainz
1555
):
uber das alles soll cammerrichter [...] vorbehalten sein [...], einem jeden advocaten [...] zeytlicher oder gentzlicher entsetzung seins ampts [...] nach messigung des gerichts zu straffen.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
das uff morgen [...] bede inner und ewsser räte, wie sie vor diser entsetzung gewest und noch vorhanden warn, uff das rathaws erfordert werden söllten.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
790, 10
(
halem.
,
1610
):
Der küeh-hirt soll den bauw [...] bey entsatzung seines diensts
nicht veräußern (Regestbeleg).
Maaler (
Zürich
1561
):
Entsetzung deß adels / So man auß einem edlen ein vnedlen macht.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. ;
Laufs, a. a. O.
105, 12
;
3.
›Hervorrufung einer allgemeinen öffentlichen Unordnung durch Aufruhr, Gewalt, Raub‹; metonymisch: ›Unordnung‹ (im Beleg ütr.);
vgl.  8.
Gehäuft Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
 13, , .

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1521
):
was ain solichs abnemen unsers hofs, daß sich die hell [...] solcher entsetzung schwerlich beklagt.
Laufs, Reichskammergo.
177, 22
(
Mainz
1555
):
Wie und vor wellichem richter entsetzung halb, die nit landfridtbrüchig, gehandelt soll werden
(Überschrift).
Ebd.
185, 27
:
Wir wöllen auch, daß im fall, do eyner [...] landtfriedbrüchigerweiß beschedigt [...] würde, daß alßdann zu desselbigen vergwaltigten [...] gefallen stehen soll, den thetter [...] uff die peen [...] des keyserlichen landtfriedens [...], darzu umb die zugefügt vergwaltigung, beschedigung oder entsetzung [...] zu beklagen.
Ebd.
220, 31
:
sachen gewaltsamer entsetzung, genant causae spolii.
Strauch, Par. anime int.
60, 22
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz di unordenunge und di untsetzunge der gelide an deme geseligiten libe Christi nicht mochte geschehin.
Laufs, a. a. O.
119, 20
;
4.
›Angst, Furcht, Schrecken‹; seltener auch: ›Verwunderung‹; in Texten der Mystik: ›das Außersichsein, Heraustreten aus einer natürlichen Konstitution, Verzückung, Ekstase‹;
vgl.  9.
Bedeutungsverwandte:
(
der/die
1, , ,  2, , ; vgl. (
die
2,  1.
Gegensätze:
 3 (s. v. , Adj., 5),  5.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1524
):
kumpt uns [bapst] nit zu ringer entsetzung, daß [...].
Luther, WA (
1545
):
Darumb auch das Volck auffgestanden vnd kam in eine grosse furcht und entsetzung.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Als nun der adel an dem ort | Vom öbern rhat hört dise wort, | Da sprachens gleich mit entsatzung: | [...].
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz vor gesprochen ist, daz ist nit ze verstenne nach einer insetzunge sin selbs in got [...], es ist ze nemenne nach entsetzunge sin selbs, wan der mensch wirt so gar vereinet, daz got sin grunt ist.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Das erste ist in eime lutern entsetzen und entwerdende aller eigenheit unde sinsheit. Der ander grat daz ist das indewendige getrenge das geborn wurt von der entsetzunge.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 81, 21
(
halem.
,
1489
):
das unßer eydgnoßen von ländern unser gemeind und landtschaften gern in entsetzung brechten.
Vgl. ferner s. v. (
der/die
1, .
5.
s.  1.
6.
s.  5.