entschlafen,
V., unr. abl.
1.
›einschlafen, in Schlaf fallen‹; resulativ: ›tief schlafen‹; medizinisch auch: ›durch die Verabreichung entsprechender Mittel betäubt werden‹; in Texten religiösen Inhalts auch den Übergang in den Zustand einer geistigen Entrückung bezeichnend;
zu  4.
Gehäuft erzählende Texte.
Bedeutungsverwandte:
 1, ,  1,
2
 4,  1, ; vgl. , .
Gegensätze:
 1,  1, .
Syntagmen:
der mensch, ein wächter, ein kind, ein einhorn e
. (absolut);
j. am tisch, auf dem bank, in got, in gedanken, in einer ecke, in der traurigkeit e., in seinen sünden, unter einem baum, von trunkenheit e., der geist im
›sich‹
selber e
.;
j. andächtig / hart / sicherlich / süssiglich, des nachts e
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 2, 21
(
Wittenb.
1545
):
DA lies Gott der HERR einen tieffen Schlaff fallen auff den Menschen / vnd er entschlieff.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
7183
(
rib.
,
1444
):
Dae van wilne Helyas wart | Under dē wachoulterboume untslaiffen hart.
Karnein, Salm. u. Morolf
323, 5
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
er [Morolff] drenckte sie beide, | da entslieffent sie sicherlich.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
Dieweil sie [mutter] [...] in deß meidtleins kammer gegangen, war sie in mancherley gedancken entschlaffen.
Feudel, Evangelistar
146, 31
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
do der brutegum sumete [...], do slummerten sy alle unde inslifen.
Gille u. a., M. Beheim
28, 32
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ach werder mensch, nym eben war und sich, | das du in deinen sunden nicht entslaffest.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
under dinem [herr] schatten bin ich suͤzklich entschlaffen und min herze daz wachet.
Eichler, Ruusbr. steen
1221
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
Har noch volget daz ander stúck, vnd daz heisset ein entsloffen in gotte. Daz ist, daz der geist im selber entsincket, er enweiß wie, noch wo, noch waz.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
So gebürt sich dz du im disen dol trãck zuͦ trincken gist do von er entschlaffet / vnd der schnydung auch nit enpfindet.
Menge, Laufenb. Reg.
4917
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Wenne es [kindly] alsus entschloffen sy, | So [...].
Sappler, H. Kaufringer
14, 263
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
Nun was der ritter mit der vart | ser von unruo entslafen. | was hett das weib ze schaffen?
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
ain ainhürn [...] legt sein haupt in ir [juncfrawen] schôz und entslæft dâ.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
131, 4
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Nun nempt ain scharffes waffen, | unnd get hin sunder grawen, | so ew͂r vater des nachtes sey entschlaffen!
(Kontext: Der Vater soll im Schlaf ermordet werden). Moscouia
C 2v, 16
(
Wien
1557
):
Zu Malzeiten hat er sich gwoͤndlichen betruncken / das er am Tisch entschlaffen ist.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
76, 1022
;
Strauch, Par. anime int.
117, 16
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var.;
Goedeke, Fischart Flöh Haz
1227
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
101, 22
;
Vgl. ferner s. v.  1,  1.
2.
›ruhig, friedlich sterben‹ (meist auf das Sterben in einem Zustand der Gottergebenheit bezogen); ütr. zu 1;
vgl.  4, zu  5.
Bedeutungsverwandte:
 5, (V., unr. abl.) 1; vgl.
1
 5.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
1. Kön. 11, 43
(
Wittenb.
1545
):
Vnd Salomo entschlieff
[
Mentel
1466:
schlieff
;
Eck
1537:
hat geschlafen
]
mit seinen Vetern.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
19, 31
(
Magdeb.
1608
):
nach dem seligen abscheid vorgemeltes Herrn Doctoris VVinshemii, der bald hernach [...] seliglich in Gott entschlaffen.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
14, 1
(
Frankf./M.
1626
):
Er ist aber [...] am Fieber im HErrn seeliglich entschlaffen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
151, 15
(
Nürnb.
1548
):
du darffst dich nit vmb den bekuͤm͂ern / der [...] im rechten bekendtnuß des Sons Gottes entschlaffen ist.
Eichler, Ruusbr. steen
638
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
so mvͤßen wir alsus leben vnd wachen in allen túgenden vnd v́ber alle tugend sterben vnd entslafen in got.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Cleopatra, diu begreif derlai slangen [...] dar umb, daz si entslief von der slangen berüerung und daz si slâfend ir leben endet.
Reichmann, a. a. O.
152, 7
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
90, 25
;
Dietz, Wb. Luther ;
3.
›nachlassen, erschlaffen, müde werden‹; als Ütr. an 1 anschließbar und seinerseits auf unterschiedliche Bezugsgrößen übertragen; insbesondere in religiösen Kontexten auch: ›unachtsam, nachlässig, träge, faul sein / werden‹; auch als part. Adj. gebraucht;
vgl.  4.
Gehäuft obd.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
2
.
Syntagmen:
js. bein / hand / adern, js. glük e., jm. die hilfe e
.;
in der faulkeit e
.

Belegblock:

Thür. Chron.
7v, 3
(
Mühlh.
1599
):
Aber der Roͤmer gluͤck war entschlaffen / vnnd die Affricaner [...] gewonnen den Streit.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
sol der mensche [...] nút denne in einer gelassener lidunge sich demuͤtekliche underboͤigen und liden in einer entslaffener wisen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Die statt ist gar Entschlaaffen / das ist / Liederlich / hinlaͤssig / vnnd sorgloß worden. [...]. Jn der faulkeit Entschlaaffen.
Sappler, H. Kaufringer
1, 304
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
wie ist gott so entschlafen, | das er an dir nit rechen wil.
Niewöhner, Teichner
724, 13
(Hs. ˹
oschwäb.
,
1472
˺):
wann des maister hant entslaffet.
Munz, Füetrer. Persibein
450, 5
(
moobd.
,
1478
/
84
):
in wän, fraw, das euch helffe sey entschlaffen.
Vgl. ferner s. v.  18.