entschütten,
V.
1.
›jn. aus einer schwierigen, unangenehmen, gefährlichen Lage befreien, jm. zu Hilfe kommen; eine Stadt, eine Festung durch Entsatz aus einer Belagerung, einer Besatzung befreien‹; zu  1b.
Gehäuft obd.; narrative Texte.
Bedeutungsverwandte:
 2, (V.) 1,  4,  2, ,  5,  12,  1,  1,  4, ,  5,  12,  1.
Gegensätze:
 9.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
den herren / ritter
)
/ etw
. (z. B.
eine burg / stat, ein tier
)
, land und leute e., der keiser eine stat, got die menschen e., jn. bei zeiten, mit x mannen, von ungläubigen / von e. S
. (z. B.
von sünden, von der belagerung
)
, das land von den deutschen e
.
Wortbildungen:
entschütter
›Befreier, Retter, Erlöser‹.

Belegblock:

v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
last vns jn [Ritter] entschütten, vnd nicht also vnredlich erschlagen lassen.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
1415
):
von dem grossen mechtigen und gewaltigen her [...] úns leider nieman entschútten mocht noch gelidiget haͤt.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
ob der herzog mit sinem volk kaͤm, der ouch [...] die statt enschútten welte.
Welti, Urk. Rheinfelden
420, 2
(
halem.
,
1491
):
nach dem zuͦ notdurfft der Roͤmischen kuͥnglichen mt., ouch land vnd luͥten zuͦ entschuͥtten menglich zum zug vfgemant.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
du [Magis] bist unser erlösser, entschŭtter, hoffnung, zeflucht, schirmm und unser füerer.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
Da lúffen die andern [Eidgnossen] von Bern und Solotern [...] mit inen hinus, si [Múlhusen] zuͦ entschútten.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
machet er [kaiser Aurelian] sich mit allem volk in welsche land, wolt auch dasselb von den Teutschen, Baiern und Schwaben entschütten.
v. Keller, a. a. O. ;
Barack, Zim. Chron. ;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 460
.
2.
›sich e. S. entledigen, entziehen, sich (militärisch) von etw. befreien‹; ›sich vor etw. schützen‹; auch: ›sich gegen einen Schuldvorwurf verteidigen‹; vgl.  1b.
Gehäuft obd.
Bedeutungsverwandte:
 27,  2,  4,  2,  2; vgl.  2,  4.
Syntagmen:
j. sich
[wie] (z. B.
heftig
)
e
.;
sich js. / e. S
. (z. B.
des feindes / schmerzes, der beschuldigung / bürde / klage / krankheit / robat
›Frondienst‹
/ strafe, des conciliums, js. urteils, der händel, tyrannischer servitut
)
e., sich js. aus eigenem gewalt e., mit einreden / schreien, mit einer defension, vom adel, vom werken, von der furcht, vor gewalt e
.

Belegblock:

Schneider, Pont. u. Sid.
158, 26
(
rhfrk.
/
mosfrk.
,
2. H. 15. Jh.
):
da [...] enwysten [die gefangen Irschen] nit, wie sie sich entschuden solten.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
231, 7
(
Nürnb.
1548
):
welcher kranckheit / kanst du dich erwehren / oder entschuͤtten [...]?
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
als er in fahen wolt / warff er in vndersich vnd druckt im den kopff in ein mur sich zuͦ entschütten.
Ukena, Luz. Sp.
2677
(
halem.
,
1575
):
Sinn ich stäts vnd gan mitt vmb / | Das ich ouch ein mal zuͦ gellt kumm | Vnd mich vom werchen gar entschütt.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Wiewol aber die besatzung im schloss villeucht wol hett lenger halten künden und sich entschütten, so gaben sie doch das schloss letstlichen uf.
Bald hernach wardt graf Dietrich [...] des raubens im pleno [...] der stendt [...] überwisen, das er nit mehr läugnen oder sich entschiten kunt.
Chron. Augsb. Anm. 2 (
schwäb.
, zu
1561
):
bis die unsern [...] verursacht, mit gebürender und notgedrangter gegendefension sich zuͦ entschütten und [...] zu erwören.
Ebd. (
1544
/
5
):
hat er [...] sie [Römer] dorbei ermanet, daß sie sich selbs solicher tirannischer servitut entschütten.
Rintelen, B. Walther
19, 13
(
moobd.
,
1552
/
8
):
wann er gleich vormals von dem Grundt nie kein Robath than het, so mag er sich doch auf des Herren Ersuechen derselben nicht entschütten.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
158, 13
(
mslow. inseldt.
,
1625
):
J śoll śich mit einem Körperlichen jurament śolcher beśchuldigung entśchütten.
M. Cunitia. Ur. Prop. ;
Merzdorf, Historienb. ;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Rwb  f.;
3.
›etw. (z. B. verpfändetes Gut) auslösen‹; vereinzelt: ›jn. für etw. entschädigen‹; vgl.  1b.
Gehäuft Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
2
 3; vgl.  3,  1.

Belegblock:

Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. Anm. 2 (
mosfrk.
,
1458
):
erbutte ein caißfoigt [...] den armen luten, das si zu ime kement, im helfen solich gut zu entschutten.
Wolf, Gesetze Frankf. A
39
(
hess.
,
1356
):
So mag der, dez die phant gewesen synt, [...] nach der virkundunge die phant losen und entschuden binnen den neysten virzehen dagen.
Ebd.
47
(
1357
):
so mag he doch in den achte dagen die uzfard mit dem gelde entschuden.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
3, 295, 8
(
hess.
,
1560
):
das sie [uberfarer] [...] auch den pfarhern der zugefügten iniurien entschütten sollen.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
So bin ich [Languines] demnach gantz gutwillig [...] E. L. mit allem meinem gut, land vnnd Leuten, gelt, vnd Schatz hülfflich zuerscheinen, vnd dieselb meines besten vermügens zu entschütten.
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 139
.
4.
›etw. mit etw. beladen, belasten‹; im Beleg ütr.;
vgl.  6.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3,
1
 3.

Belegblock:

Steer, Schol. Gnadenl.
5, 71
(
halem.
,
15. Jh.
):
Genaͮde machet ain gesunde froͤliche gewissin, aber súnde machet ain trurige vnd ain entschúttende gewissin.
5.
›etw. absondern, ausscheiden‹;
zu  6.

Belegblock:

Deinhardt, Ross Artzney
365
(
oobd.
,
1598
):
Schmir den zemer
[›Rute des Pferdes‹]
mit schmer oder innslett [...], so enntschit er den khern
[›das Korn‹]
in der ehern vnnd zeucht in wider hinein.