entreinen,
V.
1.
›jn. / sich (seltener) / etw. (meist) besudeln, verunreinigen; etw. entweihen‹; häufig ütr. (auf menschliches Fehlverhalten und die dadurch bewirkte Antastung hoher Werte); mit Bezug auf Frauen: ›jn. entjungfern‹; zu  1c.
Im 15. Jh. auslaufend; gehäuft religiös motivierte Texte.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
den menschen, das mädchen
)
/ etw
. (z. B.
den luft, die kirche / sele / wat / welt, das herz, die hände, Jesu antliz
)
e., j
. (Subj., z. B.
die juden
)
etw. e., die sünden jn. e., die vögel etw. e., ein kind sich e., j. etw
. [wie] (z. B.
schamlich, mit unreinen gedanken, mit der unflat der sünden, von hoffart
)
e
.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Do mit ist di werlt gemeint, | Di so gar nu ist entreint.
Jostes, Eckhart
102, 15
(
14. Jh.
):
Die fúnfte sache ist, daz daz herze nit entreinet werde mit unreinen gedenken.
Feudel, Evangelistar
32, 10
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Nicht daz czu dem munde in get, intreynet
[
Mentel
1466:
entzeúbert
, Var. 1475
2
-1518:
vermeiliget
;
Luther
1545, Mt. 15, 11:
verunreiniget
]
den menschen, sundir daz von dem herczen get, daz intreynet den menschen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Verlih mir súnder, daz ich die cleider miner untúgent, die ich han entreinet mit der unflat der súnden, an dinem [Jhesu] fruchtberen bluͦt gewesche.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
200, 20
(
els.
,
1362
):
Dine wort sint [...] so bose daz der luft von in entreinet wurt.
Ebd.
257, 30
:
Guͦter Jhesu din trostliches antlit [...] daz hant die iuden mit speichellen entreinet.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
Er [Josyas] bettete die apgötte ane und entreinete die kirchen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
daz die vogel den tempel nit entraintent.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Niemer es
[
kint
, gemeint ist Jesus]
entrainete sich.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
wie das medlin selbs het bekant, es were vorhin entrainet worden.
Reissenberger, Väterb. ;
Thiele, Minner. II,
23, 159
;
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Vetter, Pred. Taulers ;
Williams u. a., a. a. O.
137, 5
;
769, 15
;
Rieder, a. a. O. .
Vgl. ferner s. v. .
2.
›etw. infizieren, vergiften‹; speziell: ›etw. (z. B. die Luft) verpesten, verunreinigen‹; zu  1c.
Gehäuft Chroniken und medizinische Fachtexte.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3, , (dies zu
1
meinen
).

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
dô wurdin zu Francrîche | dî ûzsetzigin vorbrant, | want des wart ûf sî bekant, | daz sî mit vorgift vormeint | dî wazzer hettin und intreint.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
do blibent die erdrunken tiere und schölmen uf dem velde ligen und stunkent so sere, das dovon der luft entreinet wart.
Menge, Laufenb. Reg.
4990
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
DIser gebreste vnd pestilentz | Hett siner vrsach differentz | [...] von mangen sachen | Die disen sterbent mögent machen | [...] | Das sich der luffte entreinet gar.
Menge, a. a. O.
3913
.