entladen,
V., unr. abl.
1.
›etw. von einem Transportmittel (Wagen, Schiff usw.) abladen, eine Schiffsladung löschen‹;
zu  1a, vgl.
1
 12.
Bedeutungsverwandte:
1
 1,
2
 1.

Belegblock:

Schib, H. Stockar
29, 8
(
halem.
,
1519
):
also mustend wier bilger zu Sellin warten, bis das schiff ainthlatt war von sand und von salz.
Hulsius
C ir
(
Nürnb.
1596
):
abladen / entladen / außladen.
2.
›jn. / sich von etw. (z. B. von einer unangenehmen Pflicht o. Ä.) entlasten, jn. / sich von einer Anklage, Schuld befreien‹; ›sich eines Nachteils entledigen‹; ›jm. etw. erlassen‹; auf Personen bezogen: ›jn. / sich einer unerwünschten Person, einer Gruppe von Personen entledigen‹;
zu  1a, vgl.
1
 3.
Gehäuft Chroniken sowie Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
 3,  123,  5,  12, , ; vgl.  2,
3
 3,  34.
Gegensätze:
1
 456.
Syntagmen:
jn. / etw
. (z. B.
eine stat
)
e. S
. (Gen.obj.)
e., jn. js. / e. S
. (z. B.
des zols, der marter / müe / tyrannei, des gerichts, der geschäfte, der last der juden
)
e., j. sich e. S
. (z. B.
des eides, der arbeit / rede / sorge, böser geselschaft
)
e., j. jn. von etw
. (z. B.
von angst, von steuern, von den gesetzen
)
e., ein land der steuern e
.;
des unfriedens, der feindschaft, von etw
. (z. B.
von einer schuld
)
entladen sein
.
Wortbildungen:
entladnis
›Einhaltung, Befolgung e. S.‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1529
):
Diese drey stuͤck sind uns nu entnomen [...], das wirs [...] auch der marter entladen sind.
Ebd. (
1543
):
Jst euch [Fuͤrsten] solcher mein rat [...], das jr und wir alle der unleidlichen, teuffelschen Last der Juͤden entladen werden.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
11144
(
rib.
,
1444
):
Do in [Ysaac] sijn vader offeren soulde, | [...] | Des wart he doch untladen | Van der Gotz vursichticheit.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Gelangt jm [Mensch] offt zu solchem schaden, | Das er sich nimmer kan entladen.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
72, 8
(
omd.
,
1487
):
Wer gedenckt ferligkeitt der sunde zcu̇ uormeÿden sall vnd muß sich böser geselschafft entladen.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1381
):
durch das si ze beden siten [...] solicher uflouffe, unfriden und vientschaft gegen einander entladen sient.
Welti, Urk. Rheinfelden
446, 26
(
halem.
,
1499
):
wolle er sich der red rechtlich oder sust entschlahen vnnd entladen, hatt er vnns [...] sin oberkeit angerufft.
Jörg, Salat. Reformationschr.
447, 5
(
halem.
,
1534
/
5
):
wie wir uns und die unsren / des eyds amm pfingstmentag entladen hand.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
das soͤlichs aber nit verving, us der ursach die von Bern iren alt schulthessen [...] zuͦ der Safoͤyschen herzogin vertigeten, mit ir darus sunderlich [...] zuͦ reden und zuͦ entladnúss der ewigen púnden zuͦ vermanen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
das er [Nenninger] hinder sich getriben und abgesetzet werde und (wir) fürbasser sein entladen werden.
Ebd. (
1544
/
5
):
domit sie [statt Rom] solicher tirannei [...] entladen wurden.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
so mag nymant unrecht peschehen und wirt auch des gerichts entladen.
Turmair (
moobd.
,
1529
):
wöllen [die haiden] dennoch wider alle billigkait mant, zöll, steur, wacht und aller bürde entladen und überhebt sein.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1532
):
dardurch dise land hinfuran der steuren entladen werden.
3.
›jn. aus einer (physisch und / oder psychisch) belastenden Situation befreien; jn. (seltener: sich) von weltlichen, potentiell sündhaften Bezugsgrößen entlasten, die Seele von negativ bewerteten Eigenschaften befreien‹; auch: ›jn. von einer Krankheit heilen‹; speziell: ›einer Frau Geburtshilfe leisten‹; vereinzelt auch refl.: ›den Darm entleeren‹;
zu  1a, vgl.
1
 3.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  4,
2
 8.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
den sünder
)
e., jn. des schadens / übels / unglückes / zornes, der missetat, seiner selbst e., ein weib der frucht, sich aller bösen gedanken e., jn. von den bürden, die sele von etw., den geist von begierde, das herz von der last der sünden e
.

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
ob jemandt von euch was fehlt, | Jch
[ein heilkundiger Frosch]
wil jn [...] | [...] | Desselben vbels baldt entladen.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Den sunder ich [Ananyas] entlade | Von allerleie burden.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
42, 13
(
omd.
,
1487
):
es ist Jm naẇen gesetz beÿ keÿnem gehorsam vorbotten [...] ein weipp [...] von stu̇ndt [...] der frucht entladen.
Sachs (
Nürnb.
1552
):
Die eh hat viel heimliches leiden | Mit eyffersucht, hassen und neyden; | Solchs seidt ir hie entladen gar.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
O HErr wir bitten dich, | Deines Zorns vns entlade, | Hie vnd dort ewiglich.
Eis, Albrants Roßarzneib.
123, 17
(
sudetendt.
/
böhm.
,
1435
):
Welch rozz von / fuͤter tzu raͤch
[›steif‹]
wirt, [...] dem sol man sayffen in den leib stözzen: so entlaͤt es sich.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Min minne kann och anvahendú herzen entladen von dem sweren laste der súnden.
Schmidt, Rud. v. Biberach
5, 16
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Hie mvͦstvͥ merken, wie dir geist werde geteilet von der sel, daz er, aller dingen vnd sin selbes vndladen, mvͥge vf klimmen zvͦ der inre vnd heimlicher ruͦwe.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
der [burger oder gast] mag geben den zechenden teil siner varenden guͤtren [...] zuͦ entladenne sin sele von dem vnrecht besesnen [...] guͤtren.
Weber, Füetrer. Poyt.
201, 4
(
moobd.
,
1478
/
84
):
ain süesser trawm | sich im [Poytislier] für augen rucket, | in daucht, entladen er wär von sorgen saum.
Hübner, a. a. O. ;
Schmidt, a. a. O.
16, 1
;
51, 18
;
Niewöhner, Teichner
2, 25
;
Vgl. ferner s. v.
1
 2.
4.
›jn. / etw. schädigen, e. S. (z. B. der
ere
) berauben‹;
zu  1a, vgl.
1
 2.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 3; vgl.  1,
1
 1.
Wortbildungen:
entlader
›Person, die jm. Schaden zufügt‹.

Belegblock:

Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Also daz sie [Lute] nicht schaden, | Wellen noch ouch entladen | Den menschen an den eren.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
das wir thuͦn und geben in dieser geschrift, den vorgenanten herren Wentzlaus als einen unnutzen [...] entlader [...] von aller wirdigkeit und ern.