entfüren,
V.
1.
›jm. etw. (weg)nehmen, stehlen, rauben; etw. unterschlagen, veruntreuen; jm. etw. (z. B. eine fällige Zahlung) verweigern, entziehen, streitig machen‹; in 1 Beleg: ›etw. Unangenehmes abstellen, unterbinden, beseitigen‹; in religiösen Kontexten ütr.; zu 2a.Verstärkt rechtsbezügliche und narrative Texte.
Phraseme:
jm. etw. mit einem eid entfüren
›jm. etw. durch einen Eid abgewinnen‹.Syntagmen:
jm. etw
. (z. B. den zol, die ere / kraft / sele, js. minne, das erbe / geld / gut / land / silber, hunde, x mark
) e., die gebrechen zwischen jm. e., der dieb jm. etw., got jm. die gabe e., jm
. (z. B. dem herren / keiser / zölner
) etw. e., jm. etw. durch dieberei, mit einer ansprache
›rechtlichem Anspruch‹ e., etw. dieblich / heimlich / raublich e
.Wortbildungen
entfürer
entfürung
Belegblock:
Darumb keret der Teuffel allen fleyß an [...], auff das er dem menschen das wort entfuͤre, und der mensch anfahe zuͦ zappeln.
das die gebrechen zwischen meinem gnedigen herrn und euch allen uff guttliche mittel [...] gantz entfurt möchten werden.
so ist er [man] ir neher zu behalden mit merem rechten, dan sie [tor und gang] jemand entfuren moge mit seiner ansprache.
swenn in got di gab vnd di guttet enphuͤrt so fallen si von der minne in di vorht.
Uf disem grad Paulus stund, | do er sich selichen rumt, | daz im moht kain creatur | unsers herren minne enpfurn.
er [diep] empfurt mir [Heintz] mein gut dieplich ader rauplich ader heimlich.
daz das silber dem stocke zuͦ Stroßburg empfuͤrt werde.
der schiffman [...] so die arch Noe gsund und ganntz / entfuͤrt dem sündfluß.
Adam von Rosenstain [...] hab [...] das gelt seinem herren also entpfüert.
Entfǔren / wegk fuͤren / abziehen [...]. Einem andern sein Erb einnemmen vnd entfuͤren [...]. Entfuͤrer (der) entzucker.
SEin [Poytisliers] krafft im was entpfüeret | von streit vnnd starcken schlegen.
DEr pruke zol [...] entfuͤrt der sol vir valt yn gelden.
Ebd.
130a, 30
: WEr icht gelobet [...] der sol iz gelten [...] wil er iz versagan do noch er enphuͤret iz ym mit eynem eyd.
2.
›jn. gewaltsam von einem Ort wegbringen, entführen‹; speziell: ›jm. jn. (z. B. die Ehefrau, das Gesinde) abspenstig machen; mit einer verheirateten Frau Ehebruch begehen‹; ›jn. / sich dem Zugriff einer höheren Instanz (z. B. eines Gerichts, eines Gotteshauses) entziehen‹; auch ütr.; zu 2a.Gehäuft Rechtstexte, teils narrativer Form.
Syntagmen:
j. jn
. (z. B. den beklagten / man, js. eheweib / tochter, eine jungfrau / magd, die kinder, Helena
) (jm.) e., j
. (z. B. ein knecht, die verbrecher
) jn. e., jm
. (z. B. dem richter, den eltern
) jn. e., j. sich dem gotteshaus e., jn. mit gewalt, wieder seinen willen e
.Wortbildungen:
entfürung
Belegblock:
Wir wellen, das keyn man ymandes kynt adir frundynne entfuren sal wedir yren willen.
Was hastu [Jacob] gethan / das du mein [Labans] hertz gestolen hast / vnd hast meine Tochter entfüret
[
hintribst [...] als gefangenMentel
1466: , Var. 1475
fuͤrest [...] als gefangen2
-1518: ; nd. Bibel 1478:
en wech hest genomen, 1494:
wechghedreven;
haimlich hinweg treibestEck
1537: ].
daz er [Hanß Smed] in vorgeczyte eynem manne sin eewip entphurt hatte.
Das sy [verbrecher] vns / vnser weib vnd kind haben entfiert vnd beraubt?
Wenne och aim probst ain gotzhusman geruͤget wirt, daz er sich dem gotzhus enphuͤren welle.
Den Eltern jhre Kind entfuͤren / oder jhrer Kinden berauben [...]. Entfuͤrung mit gewalt.
swelich unser purgaͤr [...] einem [...] purger oder purgerinne irew chint, chnaben oder junchfrawen, enpfuͤrent oder entspenent, da si verheyrat werdent.