enterben,
V.
1.
›jn. aus der ihm in Aussicht gestellten oder ihm rechtmäßig zustehenden Erbschaft ausschließen, jn. enterben‹; auch: ›einen nicht Erbberechtigten (z. B. uneheliche Kinder) den Erbberechtigten vorziehen‹; vom Erblasser als Handlungsträger gesagt; im Bergbaurecht speziell: ›jm. die Rechte an einem Erbstollen entziehen‹; Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Syntagmen:
jn
. (z. B. den son, den rechten erben, den ehelich geborenen, das weib, die kinder
) e
.; j
. (Subj., z. B. der vater, die eltern
) jn. e
.; jn. e. S
. (z. B. des gutes
) e
.; jn. ane ursache, um geschäfte / ungehorsam e., jn. von den erben / gütern e
.Belegblock:
Meine Eldtern wollen mich enterben, wen ich das abendmal in bejder gestalt gebrauche.
EJn testament darin der kinder eins [...] on vrsach enterbt ist.
Ebd.
196, 6
: JN disen [...] fellen [...] moͤgen die eliche͂ vnd lyplichen kinde irer vatterlichen vñ müterlichen erbfelle entsetzt oder enterbt werden durch testament vñ geschefft. Allso das soͤlich enterbung vnd ursachen in dem testament [...] bestimpt.
das sie die selben kindere [...] nach vermoͤge der recht zu erben machen / oder vß redlichen vrsachen [...] enterben sollen.
sol er [stolner] seine gerinne und wasserseige also vorwaret halten, das alles wasser [...] zum mundloch herausgehe, auch an denen orten, da er enterbet ist.
Wie dut ein vater seinem sun, | Den er um ungehorsam hy | Enterbt.
Das die huͦrenkinder vnnd banckart die rechten erben / vnd eelich geborn enterben.
Der ergest vnter mein suͤnen sol enterbt sein / vnd aller meyner guͤter gentzlich entsetzt.
wa dehein froͮwe ist in vͥnser stat, das die enkeinen erben machen suͥlle noch ir guͦt niemanne geben, da mit ir rechten erben enterbet ir guͦtes moͤchten werden.
Ob sich aber die kind [...] gegen vatter vnd muͦtter vntrüwlich vnd verachtlich [...] hielten / vnd doch nit gnuͦgsam vrsachen vorhanden wern / ze enterben.
2.
›jm. eine ihm erbrechtlich zustehende Sache entziehen; jn. eines ererbten Landes, eines Amtes, der Herrschaft berauben‹; im Unterschied zu 1 mit Betonung der Widerrechtlichkeit; Syntagmen:
jn
. (z. B. die heidenschaft
) / etw
. (z. B. das gotteshaus
) e
.; jn. e. S
. (z. B. des seinen, der grafschaft, eines landes
) e
.; jn. an land und leuten e., jn. von e. S. e
.Wortbildungen:
enterbnis
Belegblock:
Dirre edle hêrre gût | wante darûf sînen mût | [...] | wî er dî arge heidinschaft | mochte gar vorterbin | vortilgin und interbin.
so yhm allein die nutzung [...] verschrieben, wil ers [graff Albrecht] alles nemen [...] vnd yhn der graueschafft enterben.
Dat groysse mechtige belech | Hayt dye burger van Nuyssz verderfft | Jnd vyll van in des yrs enterfft.
‒
Vgl. ferner s. v. .Belegblock:
dar hat sei [Agneis Kort] [...] den uisgank der vurs. fetterlicher erbgutter [...] mit hant, halm und monde getain [...], sich unterbet und die gelder geerbet.
4.
›durch eigene Verfehlungen die ewige Seligkeit, die göttliche Gnade verlieren; jn. mit Verlust der Gnade strafen‹ (mit Gott als Handelndem); vereinzelt auf weltliche Gegebenheiten bezogen, dann z. B.: jn. der freiheit enterben
(); zum Teil refl. gebraucht; Ütr. zu 1; Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
.Belegblock:
Du
[Gott]
hast der voͤlcker viel enterbet, | Vnd gar verderbet. domit er sich einen veint gots gemacht hat und sich des erbs des himlischen vaterlands enterbt hat.
Dar umb so scholt nicht gar umb sust | Dein schönen sel mit bosem lust | Ewencleichen gar verderben | Und sei ıͤrs schepfers reichs enterben.
Deszhalb wir [...] als poszhaftig pankharten des himlischen vaeterlichen erbs vnd ewiger freyden auch aller andern gotlichen gnaden billich enterbt [...] werden.