ent|eren,
V.
1.
›Gotteslästerung betreiben; etw. entweihen, die Heiligkeit eines Amtes, einer Sache, eines Ortes zerstören‹; in der Mystik wohl auch: ›die Heiligkeit des Gläubigen durch sündiges Verhalten zerstören‹;
vgl. (V.) 1.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
got, seinen namen, den heiligen tag, die weihe, das gotteshaus / heiligtum / paradies e., das götliche bild an sich selbst e
.
Wortbildungen
ent|erer
1 (dazu bdv.: ; vgl. ),
ent|erung
1 (dazu bdv.:  2, , , ).

Belegblock:

Luther, WA (
1535
):
das sie [...] deinen namen heiligen und preisen, beide, mit rechter reiner leere und gutem heiligen leben, Wehre aber denen, die sich nicht bekeren woͤllen, das sie auff hoͤren muͤssen, deinen heiligen namen zu misbrauchen, schenden und entehren.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dô sprach ein bruoder: „swîc, dû entêrest got!“
Gille u. a., M. Beheim
443, 249
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
[solten] kristenlich hern | salch leut nit an sich laden, | wann die got schmehen und entern.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
354, 15
(
els.
,
1362
):
daz ich alles daz heiligduͦm daz ir in dirre stat hant, múge floͤhen [...] daz es ith von den vngelŏbigen húnen werde enteret.
Ruh, Bonaventura
354, 27
(
orhein.
,
um 1480
):
sy schetzen alles trostes wert [...]; es wer denn [...], daz ienan dir in einem on alle entschuldigung erschin göttliche enterung.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
das wir an uns selben intereten sin gotlichis bilde.
Ebd. :
das tet er allis darumbe das er uns wider gebe sin gotlichis bilde, und de an uns geerti das wir an uns selben interet hatten mit unseren súnden.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1732
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Doch buttend sÿ im [Gott vatter] wenig eer | Und hǎnd mit spott zuͦ maͤnger zÿt | Ent eeret inn uss hertzen nid.
V. Anshelm. Berner Chron.
5, 42, 5
(
halem.
,
n. 1529
):
deshalb d‘ Eidgnossen [...] sich vereinten, bim alten glowen zebliben, [...] gepoten verletzer und entêrer, als pluͦtmaͤssige und malefizische uͤbeltaͤter, on gnad als gotslaͤstrer zestraffen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
[die vier pfaffen] stalt man an die laiter für unser frawen und enterets ir weihin.
Rot
341
(
Augsb.
1571
):
Profanation, Entweyhung / entehrung / gemein machung.
Klein, Oswald
3, 26
(
oobd.
,
1431
/
2
):
Ain weib entert | das paradis, des Adam ward geschendet.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
der kaiser [...] sprach, das er selb den heiligen tag entert hiet.
Bihlmeyer, Seuse ;
Koller, Ref. Siegmunds .
Vgl. ferner s. v. .
2.
›jm. (auch sich selbst) / e. S. durch verbale Schmähung, ehrschädigendes Handeln (z. B. durch unstandesgemäße Behandlung, Begrüßung), durch schmachvolle Überwältigung u. Ä. die soziale Würde nehmen, das Ansehen e. P. / e. S. vor der Welt herabsetzen, jn. verbal herabsetzen, seines Ansehens, sozialen Kapitals berauben, vor Gott und den Menschen in Verruf bringen‹; speziell: ›jn. (z. B. einen Kaiser, einen Bischof) schmählich seines Amtes entheben; einen Soldaten degradieren‹; in der Regel als willkürlicher Gewaltakt, aber auch als institutionell durchgeführte Strafaktion;
vgl. (V.) 23.
Gewisse Beleghäufung für narrative Texte.
Syntagmen:
den teufelsdiener / wald, die botschaft / stat, sich e
.;
sich an jm. e
.
Wortbildungen
ent|erer
2 (dazu bdv.: ),
ent|erung
2 (dazu bdv.:  1).

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
dat veir nuwe scheffen weren, | die die stat hulpen interen.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Vor angst er [der wolff] sich betrüchtern thett | Mit eygnem kot und floch noch baß. | Der schafwider nacheilen was. | Als er in schier ereylet hett, | Der wolff sich wider enteren thett.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Het man einem Priester mit dem Sacrament Uneer angethon, sie hetten es nit gethon, als so man da den Tuͤffelsdiener entert het.
Maaler (
Zürich
1561
):
Enteeren / Jn schmach vnd schand bringe͂ / Geschenden [...]. Enteeren / Schmaͤchlich anreden. [...]. Einen Enteeren vnd verschreyt machen.
Gschendung mit worten. Geschendung vñ enteeru͂g.
Karnein, de amore dt.
190, 35
(
moobd.
,
v. 1440
):
Wann wer mit sölicher vnkeüsch beladen wirt, das er nyemants versagen kan noch wil, der haist noch ist kain pueler noch puelerin, sunder ain enterer vnd versmächer der rechten lieb.
Munz, Füetrer. Persibein
373, 5
(
moobd.
,
1478
/
84
):
er sprach: „ich han entert mich an Artawse, | das ich / vom lannd mich schaiden wil | [...]“.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Sie paten in genaden, ob sy sich ainichen weis an im entert hetten. Er sprach: für war, ir habt mir nicht dann alle ere bewisen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Die knecht zu Rom, so [...] kaiser Pertinacem erwürgt hetten, entêret er all, urlaubt si, nam inen wer und harnisch.
[die feind des alten keisers] füerten in [...] für sant Methards altar, entweiheten in daselbs und entêrten in, zogen im aus all sein kaiserlich wât, namen im zu ainzing die kaiserlichen schwert harnasch apfl zepter und [...] degradierten in.
der pabst setzt die pischof pêd ab, tet si in pan, entêrt si, muesten hinfüran laien sein.
Koller, Ref. Siegmunds ;
Stammler, Berner Weltger.
300
;
Bolte, a. a. O. ;
Niewöhner, Teichner
384, 95
;
3.
›die
ere
6 einer Frau in Verruf bringen; einer Frau gewaltsam die Jungfräulichkeit rauben; eine Frau vergewaltigen‹;
vgl. (V.) 3.
Wortbildungen
ent|erung
3 (dazu bdv.: ,  3, ).

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
24, 52
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
daz hee mit claffen wyp ondeert.
Brandstetter, Wigoleis
199, 19
(
Augsb.
1493
):
bey jr [junckfrawen] sassen zwen starck risen die wollen sy maegtlicher keüsch enteret haben.
Rot
300
(
Augsb.
1571
):
Constuprirn, schenden / verletzen / nachtheylig mache͂ / mit vnzucht vñ ehbruch besudle͂ / entehren. [...]. Constupration, schendung / verletzung / ehbrecherische besudlung / ehenterung.