entäussern,
V.;
meist refl. gebraucht.
1.
›einen Ort verlassen, sich von einem Ort entfernen‹; auch: ›sich gegen jn. / etw. (z. B. eine Stadt) auflehnen, gegen jn. / etw. aufbegehren‹;
zu  2a, vgl.  3.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  9.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1561
):
seindt Eliricus Wigandus und Judex zu Jena vorurlaubt von dem hertzogen zu Sachßen [...] und ir v. g. lande zuendteußern ufferlegt worden.
Köbler, Ref. Wormbs
324, 2
(
Worms
1499
):
OB yemant [...] sich vnser Stat entüssern wurden mit iren lyben vnd gütern wider vns.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
die zeit, in der wir
[Ritter]
vns von hinnen enteussern sollen.
Köbler, a. a. O.
130, 5
;
2.
›etw. (auf Druck von außen) abgeben, abtreten, veräußern‹; ›jm. etw. (unter Zwang) zurückgeben‹;
zu  6,  1.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 12, , ; vgl. (V.) 1,  4.
Syntagmen:
sich e. S. mit mund und hand und halm e., sich Nürnbergs, eines gutes / lehens / rechtes e
.
Wortbildungen:
entäusserung
1 ›Verzicht auf etw.‹ (weltlich),
entäusserunggeld
›Abgabe auf den Verkauf von Gütern‹.

Belegblock:

Köbler, Ref. Franckenfort
100, 3
(
Mainz
1509
):
sich eins andern erbguͦts oder mehr güttere [...] an des reichs gericht entüssern [...] woͤllen.
Ebd. 8:
So sol nit mehr dañ ein entüsserung gelt gegeben werden.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1450
/
80
):
hertzog Heinrich [...] vertrug sich mit seim pruder und gewan sein hulde, also das er Nurenberg dem reich widergabe und sich des enteussert.
Köbler, Ref. Nürnberg
254, 12
(
Nürnb.
1484
):
so aber die nehstē frewnde on redlich vrsachē Jrer entewsserūg sollich vormundschaft nit annemen wolten.
3.
›etw. aufgeben, sich e. S. enthalten‹ (von negativ bewerteten Bezugsgrößen); auch: ›die eigene Gestalt ablegen, um die menschliche anzunehmen‹ (von Jesus Christus gesagt); ütr. zu 2;
zu  3a, vgl.  24.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Mystik‘.
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl.  5, (V.),  4, (V.) 3.
Wortbildungen:
entäusserung
2 ›Entsagung, Verzicht‹ (geistlich).

Belegblock:

Bell, G. Hager
22, 1, 13
(
nobd.
,
1593
):
Jesus Christus [...] | [...] | En(t) eisert sich selbst Eben, | nam knechs gstalt an.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
16, 48
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
die ere und die selikeit der himlischen stat und des vaterlands, des sich auch der mensch durch die sund jemerlich berawbet und entewssert.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
188
(
Nürnb.
1517
):
Der [unordenlichen suesen des fleischs] söllen wir uns in allweg enteusern.
Ebd.
189
:
Enteuserung von den gewonlichen zuneigungen ist ein würkung widerwertiger
[›entgegengesetzter‹]
gewonheit.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
206
.