engel,
der
;
-s/-Ø, -e
.
1.
›zu Beginn der Zeit geschaffenes, überirdisches Geist- und Lichtwesen im Dienst Gottes oder des Teufels‹; in biblisch-heilsgeschichtlichen Kontexten treten Engel überwiegend als mit konkreten Aufträgen versehene Boten Gottes, als Streiter der himmlischen Heerscharen sowie in (hierarchisch geordneten) Chören in Erscheinung, die sich dem ewigen Lobpreis Gottes widmen; frömmigkeitsgeschichtlich entwickelt sich daneben die Vorstellung von Engeln als Beschützern und Begleitern der Menschen (Schutzengel), aus der eine heiligenähnliche Verehrung (einschließlich ikonographischer Umsetzung) resultiert; auf der nur apokryph überlieferten Legende vom Sturz des Engelfürsten Lucifer und seiner Anhänger, die sich aus Hochmut und Neid Gott widersetzten, basiert die in der religiösen Literatur (vor allem in Predigten und katechetischen Texten) gut etablierte Vorstellung von den bösen, dämonischen Engeln, die dem (ursprünglich selbst zu den Engeln gehörenden) Teufel dienen.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, auch profane Texte (verschiedener Intentionalität).
Zur Sache:
LThK
3, 863
ff.;
Lex. d. Mal.
3, 1905
ff.
Phraseme:
j. einen guten engel haben
›einen Schutzengel, Glück haben‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 2,  5, , ,  1, (
der
12.
Gegensätze:
 1.
Syntagmen:
j. seinen e. anrufen, got den e. zu der jungfrau senden, dem menschen einen e. befelen, got die e
. (Pl.)
ausblasen / loben / schaffen / senden
;
der e
. (Subj.)
sündigen, sich von got abkeren, sich der jungfrau erzeigen, die jungfrau grüssen, jn. beleiten, got loben, nichts schöpfen, einen leichnam von luft, feuer an sich nemen, das schwert des urteils haben, des paradieses hüten, jm. erscheinen, jm. etw. anschreiben, Joseph etw. im schlaf verkünden, einem himmel zugeordnet sein, aus dem höchsten orden sein, durch den himmel fliegen, vom himmel kommen, vor den anderen creaturen geschaffen sein, zu der jungfrau eingehen, ein e
. (Subj.)
etw
. (z. B.
der stul, ein bild gottes, ein lauterer geist, ein samler der selen, eine geistliche natur, ein liecht im himmelreich
)
sein
,
die e
. (Pl.)
sich freuen, jn. bezwingen, etw. erhalten, werke wirken, die sele zum himmel füren, weisse gewänder anhaben, tag und nacht hüten, den adel irer natur behalten, die bösen von den gerechten scheiden, dem menschen heimlich werden, den menschen würde erzeigen, in der hölle verfallen sein, in den chören der warheit sitzen, mit dem drachen streiten, mit dem menschen wandeln, von got singen, zum himmel füren
,
e
. [wie] (z. B.
dienstbar / rein, ane sünde, klüger als die teufel, mächtiger als die welt
)
sein
;
Maria dem e. antwort geben, got sein wort den engeln predigen, das feuer des teufels den engeln bereitet sein
;
an e. glauben, teufel aus den guten engeln kommen, des menschen son mit den engeln kommen, j. von den engeln sprechen, got dienst von engeln haben, kinder von den engeln bewart werden, die werke dem schöpfer von den engeln gekündet werden
;
der e. gottes, des herren, die engel des himmels
;
der abtrünnige / böse / brennende / edle / erste / fürstliche / gewaltsame / goldene / gute / heilige / herschende / höchste / hoffärtige / kräftige / kunstreiche / lebende / liebe / liebhabende / niederste / oberste / schöne / tugendsame / unterste / verstossene / würdige e
.;
der fal, die stimme, das liecht / werk des engels, der chor / sang / tag, die anzal / königin / legion / natur / schar / speise / vernunft / wonne, das exempel / her der engel, die töne der engel, der chor voller engel, die gleichheit mit den engeln, die hoffart von dem obersten e
.
Wortbildungen
engelbad
›Bad der Sündenreinigung und religiösen Wiedergeburt‹ (dazu bdv.: ), ˹
engelbrot
,
engelspeise
˺ ›Manna‹,
engelchor
,
engelgesang
,
engelgesichte
›Engelsvision‹,
engelgrus
›Gruß des Engels Gabriel an Maria‹; auch: ›das Ave-Maria (Mariengebet)‹ (a. 1333),
1
engelland
›Wohnsitz der Engel‹ (a. 1639),
engelmesse
›Frühmesse in der Adventszeit‹,
engelpredigt
,
engelsstimme
,
engelweihe
›Tag des Erzengels Michael und Fest der Engel (29. September)‹,
engelzunge
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
da von suͦngen de engele op der crippe, do godes s
e
one geboren ward.
Luther, WA (
1544
):
Hette er [Gott] es
[sein Wort]
wollen allein den wirdigen geben, so hette er es allein den Engeln muͤssen predigen.
Ebd. (
1530
):
Da her kompt es, das man sagt [...]: Du hast heut ein guten Engel gehabt.
Dw wirst jhene esel und sew krechczen nicht achten vor disem engel gesang.
Ebd. (
1537
):
Weil jn die Engel im Himel anbeten und jren HErrn heissen, [...] so mus er warhafftiger Gott sein, Denn die Engel beten nicht lauter fleisch oder menschliche natur an.
Ebd. (
1538
):
Christus vero hic significat lavachrum regenerationis i.e. baptismum, das dieselbige sol sein das rechte Engelbadt.
Wir wollen aber alhier nicht von den Enthusiasten sagen, welche das wortt gottes verachten und allein auff ihren erleuchtungen, offenbarungen und Engelgesichte ruhmen.
Ebd. (
1544
):
Das ist die koͤstliche Engel predigt, zuͦ der kommen vil tausent andere Engel und heben ein schoͤne Musick an.
Ebd. (
1543
):
Denn an die Engel kan man nicht Gleuben, welchs Gotte allein gebuͤrt.
Ders., WA Bibel (
1522
/
46
):
Wenn ich mit Menschen vnd mit Engel zungen redet, vnd hette der Liebe nicht, So were ich ein donend Ertz.
Ders. Hl. Schrifft.
Offb. 12, 7
(
Wittenb.
1545
):
Michael vnd seine Engel stritten mit dem Drachen / Vnd der Drach streit vnd seine Engel / vnd siegeten nicht.
Anderson u. a., Flugschrr.
3, 6, 6
(
Wittenb.
1525
):
aller menschen vnd engel vernunfft sind zu geringe vnd zu wenig Gots wort zu deuten.
Ebd.
26, 5, 12
(o. O. [
1522
]):
so hat got sollich preng vnd hoffart von dem oͤbersten engel nit leiden woͤllen.
Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
184, 22
(
Magdeb.
1615
):
Es were kein Teuffel / wenn nicht die guten Engel weren.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
alle creaturen sind ein luter nicht; weder engel noch creaturen sind uͥtz
(›etwas‹).
daz werk des engels ist der wille gotes.
daz oberste an der menscheit hât glîcheit mit den engeln und sippeschaft mit der gotheit.
Marîa Magdalênâ [...] suochte einen tôten und vant zwêne lebende engel.
Jostes, Eckhart
12, 25
(
14. Jh.
):
Alz ich nu sprach von den engeln, di da sitzen in den choren der worheit, di sint (der) stul gotez, in dem got ruwet.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
447
(
mrhein.
,
um 1335
):
vnser herre, godes kint, | dem alle engel dinstber sint.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1619
):
Die Hirten auff dem Felde waren, | Sie sahen die klaren Engelscharen.
Ebd. (
1582
):
Da assen menschen engelbrot.
Froning, Alsf. Passionssp.
140
(
ohess.
,
1501ff.
):
Lucifer in dem throne [...] | der was eyn engel schone.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
24, 4
(
Frankf./M.
1626
):
Gib das mein Stimme gleich den Engelsstimmen sey.
Strauch, Par. anime int.
63, 15
(
thür.
,
14. Jh.
):
iclich himmil hait sinen engil, der eme zugeordint ist.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
6, 27
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Do irscheyn der engil gotis eyme heyligin bischofe.
Gille u. a., M. Beheim
72, 89
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Bonaventura schreibet | [...] | das under den neun engel chorn | der czehent chor peleibet.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
der pfarrer selbs genaigt war, das man die engelmeß und andere ambt zu halten abgeen lassen sollt.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
76, 21
(
Nürnb.
1548
):
darzu dienet das exempel der lieben Engel im himel / Das sind feyne / gehorsame Geyster.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Wie unbegirlich ich ab der suͤzen engelspise gebaret!
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Es ist hútte der wirdige tag der heiligen wirdigen engele
(= 29. September).
so súllent denne die heiligen engele den gelúterten menschen als heimlich werden und súllent mit in wandelen.
Roloff, Brant. Tsp.
1053
(
Straßb.
1554
):
Nimm war der Engel Gottes hatt in handen | Das schwert der urtheil deiner schanden.
Thiele, Minner. II,
13, 434
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
mitt süssem seytten spil | hortt man vor gott die engel loblich singenn.
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 25
(
noschweiz.
,
15. Jh.
):
Der engel, als er geschaffen wart, do ward im dis gnǎd geben, daz er moͤcht bestanden sin.
Morrall, Mandev. Reiseb.
57, 27
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
und uff yeglichem guldin loͤwen ain guldin engel
(Teil einer kostbaren Schreibtafel).
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
um 1506
):
desselben tagß was engelweichin.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
darumb [hat] mich
[einen bösen Geist]
[...] sant Michael mit einer grosen anzal seiner engel überwunden und gefangen.
es beschicht etwa wunderbarlich [...], das die kinder in irer jugendt von iren engeln und hüetern bewart werden.
Die allmechtigkait Gottes hat manicherlai officia und dienst von engeln, den gueten und bösen.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
253
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Ain engel vnd ain mensche die machen etzwaz aber si schephen nicht.
Ebd.
434
:
Da mag man sprechen daz die engel vor den andern creaturn beschaffen sind.
Ebd.
779
:
Nu mochst du fragen, ob der engel vall sey tötleiche sünd gewesen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
24, 28
(
tir.
,
1464
):
an dem tag des grossen gerichtes, so er [Christus] sprechen würt: ,Get, ir verflüechten, in das ewig feür, das da peraitet ist dem tiefl vnd seinen engel.‘
Ebd.
27, 27
:
Der ëngel der hat gesündet, vnd der mensch der hat gesündet; der ain hat funden genaden, der ander nicht.
Mieder, Lehmann. Flor. ; ;
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ;
Strauch, a. a. O.
31, 28
;
Eggers, Psalter
73, 10
;
75, 11
;
Sermon Thauleri
8va, 6
;
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
10, 55
;
18, 57
;
Dietrich. Summaria
24r, 44
;
Reichert, Gesamtausl. Messe
8, 37
;
Lauchert, Merswin ;
Menge, Laufenb. Reg.
1169
;
Rieder, St. Georg. Pred. ; ; ; ; ; ;
Schmidt, Rud. v. Biberach
83, 11
;
Lauater. Gespaͤnste
12r, 23
;
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
221
;
Morrall, a. a. O.
7, 18
;
Ruh, Bonaventura
347, 2
; 5; 7;
11
;
Reithmeier, B. v. Chiemsee ;
Baptist-Hlawatsch, a. a. O.
212
ff.;
Henisch ff.;
Vgl. ferner s. v.  1,
1
 4,  3,  1,
1
 1,  2,  1,  1,  6,  1.
2.
›Mensch, der eine positive Eigenschaft (z. B. Schönheit, Kraft, Integrität) in überdurchschnittlichem Maße besitzt‹; häufig bildhaft und in Form von Vergleichen bezogen auf idealtypische Frauengestalten, die als Inbegriff körperlicher Schönheit oder/und moralischer Vollkommenheit beschrieben werden; auch als Kosewort.
Gehäuft literarische Texte, teils gebundener Form.
Wortbildungen:
engelfar
›überirdisch schön‹,
engelrein
›außerordentlich tugendhaft‹,
engelsprache
›übermäßig reine Sprache‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
Wie grossen vleis, kost und muͤhe hat offt Vater und Mutter auff einen Son gelegt, jn zu erziehen [...] mit grosser hoffnung und zuversicht, als solt er (wie man sagt) ein Engel werden.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
118, 2328
(
Magdeb.
1608
):
Vnten ein Wurm / oben ein Weib [die Schlang Empusa] / | Mit schoͤnem Angsicht / Brust vnd Leib / | Mit zuͤchtigem / zartem geberd / | Als wer sie eines Engels werth.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
trut vrouwe schone als ein engil.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs. 
v. 1406
):
Das antlutz
[des toten Alexius]
sich im erpot | Liecht, schon und engel var.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
124, 25
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Der(r) getwerg stunt bij ir / als eyn düffel bij eyme engel
(der Vergleich bezieht sich auf die körperliche Vollkommenheit der Königin).
Karnein, Salm. u. Morolf
143, 4
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Salmon da nit enließ, | die kunigin er da verwircken hieß | inn einen sarck rot guldin, | recht als sie ein engel were.
Pyritz, Minneburg
4973
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
min honig brunne, | Liep, bul, spigel, engel, | Balsam staud und zucker stengel.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
SAnct Vrsula ein Schiff regiert, | Mit Engelreinen Blut geziert.
Schorer, Sprachposaun
5, 2
(o. O.
1648
):
Wie schaͤndlich / wie heßlich die edle vnd fast Engel⸗Sprach
[hier bezogen auf die deutsche Sprache]
mit außlaͤndischen vnd frembden Woͤrtern besudelt / vermischet vnd vervnreiniget werde [...] ist offenbahr.
Brandstetter, Wigoleis
192, 36
(
Augsb.
1493
):
Als er [Herr gabon] die [Florye] ansahe bedaucht in nit eynen menschen. besunder einen engel gesehen haben.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Jung ein engel / wird alt ein Teuffel.
Der Mensch ist kein engel.
Klein, Oswald
108, 2
(
oobd.
,
1433
):
Ich klag, ich klag, ich klag | ain engel, ain engl wunniklich.
Weber, Füetrer. Poyt.
76, 6
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Dy künigin kam selb auch mit klaren frawen, | gezieret schon nach enngels weys.
Ebd.
335, 3
:
FRaw, meiner frewden stenngel | seit ir, uil süesses weib, | mein klar prehennder enngel.
3.
Bezeichnung des mit einem Engel geschmückten Reichsbanners zur Zeit Ottos I.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
kaiser Otho hölt mit der großen legion des reichs fanen, (der engel genant), wölicher hauff am stärckisten und mit vil guten, alten kriegsleuten versehen was.
4.
ikonisch als Teil von Orts-, Gebäudenamen.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
):
Auf adj. 18. junii hat des R. Eiselins, weinschencken zum gulden Engel in Jacober vorstatt, hausfrau auf ain geburt 3 kinder geboren.
5.
bedeutungsverwandt zu  11.