enge,
die
;
-Ø/–
.
1.
›Mangel an Raum; Enge, Beengtheit‹ (bezogen auf räumliche und räumlich gedachte Bezugsgrößen); metonymisch: ›Ort mit begrenztem Raum‹; bezogen auf geographische Gegebenheiten: ›Engpass, enge Stelle; Schlucht‹; ütr. auch: ›Geborgenheit, Nähe‹, bei Luther auch: ›Angst‹;
zu  1.
Bedeutungsverwandte:
 8, (
der
),  2; für die Ütr. (
die
2; vgl. , ,  1,  2,
2
.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
die e. unwert haben
;
jm. durch e. nachschliefen, in die e. faren / kommen, sich (von not wegen) in die e. geben, jn. in die e. bringen, ein werk in die e. setzen
,
etw. in der e. machen, die knechte in einer e. ziehen, jn. in der e. umringen, sich in der e. weren
;
die e. des waldes, der wunde, des herzens
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
[die heidin] beittin, unz der van | quam in ein getwenge | in einis waldis enge.
Luther, WA (
1529
/
32
):
Añgst ym Ebreischen laüt, als das Eñge ist, wie ich acht das ym deudschen auch Angst daher kome, das enge sey, dar inn einem bañge vnd wehe wird, vnd gleich geklemmet, gedruckt vnd gepresset wird, wie denn die anfechtungen vnd vngluck thun, nach | dem sprich wort, Es war mir die weite wellt zu enge. Dagegen laut ym Ebreischen, das er hie sagt, ynn weitem raüm, das gleich, wie die Enge odder an̂gst heisst, trubsal vnd not.
Ebd. (
1538
):
und die Egipter mit ihrer kriegsmacht hinder ihnen hehr waren, und sie in der enge gahr umbringet waren, [...], da kondten sie nicht entfliehen.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 35, 19
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
ir edelen, habet die enge
[bezogen auf Orte, an denen Gefahr lauert]
unwert, der wolf ist gern in struchen.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Fretum Die enge des Meers.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
2204
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
der, herre, mit der hilfe dein | in sines herzen enge | schiket diese aufgeng.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
das dieselb stat [Venedige] [...] die erst stat und port ist, dardurch man in die enge adir canale zu Constantinopel zu faren und kumen müge.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
[Die Römer] Der feinde sich nicht wehren kunden | In einer enge in dem holtz.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
da mit die enge der wūden zü wittern vff dz du on groß beswerūg pfil zangen oder des gelichen in die wundē zuͦ thun [...].
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
zulest mußten sich die 8000 Türcken von grosser not wegen in ayn scharmitz in die enge, darynnen die buxenschutzen lagen, geben.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
das wir [...] den 9 Septembris inn die engin Sardiniæ vnnd Africæ kamen.
Lohmeyer, K. v. Nostitz ;
Quint, Eckharts Pred. ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
2.
›körperliches Druck-, Engegefühl als Symptom von Krankheiten‹; speziell: ›Asthma, Kurzatmigkeit‹; auch: ›Herzbeklemmung‹; bildlich und ütr.: ›Angst‹; dies in religiösen Kontexten auch: ›Buße, Reue, Zerknirschung‹;
vgl.  2.
Bedeutungsverwandte:
(
die
12, ,  12, , (
die
6,  1.

Belegblock:

Luther, WA (
1529
/
32
):
Dagegen laut ym Ebreischen, das er hie sagt, ynn weitem raüm, das gleich, wie die Enge odder an̂gst heisst, trubsal vnd not.
Rosenthal. Bedencken
38, 27
(
Köln
1653
):
die Sacramental Beicht / wie sie [...] in der Catholischen Kirchen staͤts gehalten / gehoͤrt zu der heilsamen Enge.
Franck, Decl.
345, 19
(
Nürnb.
1531
):
vber das [...] kompt auß der saufferey die strauch / ein stinckender mundt / vnd schwerer athem / enge der prust / huͦst [...].
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Enge / bekümmernuß / Angst.
Menge, Laufenb. Reg.
3701
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Der enge zem hertzen möchte han | Der möchte ouch disse auder lan | Zwo audren in den oren hin.
Sudhoff, Paracelsus (
1529
):
das sie [giftige arzneien] von stundan zum herzen dringen, aus welchem stich in seiten folgen, enge umb die prust.
Menge, a. a. O.
3757
;
Vgl. ferner s. v.  1.
3.
›Knappheit, Dichte‹;
vgl.  3.
Bedeutungsverwandte:
 2.

Belegblock:

Opitz. Poeterey
39, 7
(
Breslau
1624
):
Weil aber [...] vnsere sprache [...] in solche enge der woͤrter
[gemeint ist die sprachliche Verdichtung im heroischen Versmaß]
wie die Frantzoͤsische nicht kan gebracht werden [...].
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
so ist auch allhier / zu messung dieses in die enge / leichte / und gewißheit gesetzten Werckes genungsamb / eine schlechte erkaͤndnuͤß gemeiner RechenKunst.
4.
›mangelnde Einsicht, Beschränktheit‹; auch (daraus resultierend): ›Überheblichkeit; (höfischer) Snobismus‹;
vgl.  4.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  4,  3, .

Belegblock:

Fischer, Folz. Reimp.
4, 198
(
Nürnb.
um 1488
):
So ein
[eine Königstochter, die einen Bewerber um ihre Hand verschmähte]
sich lang tünckt so verzunczen, | Das sie vor engi kaum kan prunczen
(sinngemäß: ›dass sie zu arrogant zum Pissen ist‹).
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
Aber in der zucht und kunst des velds
[Vergils Georgica]
wirt soͤllich eng und nach gesichtikait nit betracht. Aber ain ietlich vor wissend des kunftigen gewitters widerfert dem schaͤfner oder buwman nutzlich [...].