empfänglich,
Adj.;
Schreibvarianten des Präfixes wie bei
1
empfangen
.
1.
›(jm.; häufig: Gott) angenehm; begrüßenswert, willkommen‹; auch: ›begehrenswert, verlockend (in erotischer Hinsicht)‹;
zu
1
 1.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 15,  4, , ; vgl. ,  1, .
Syntagmen:
j. / etw
. (Subj., z. B.
die rede, das gebet / sacrament
)
(jm.) e. sein
;
die empfängliche zeit
.

Belegblock:

Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
er waiß der buͦlerin listikait und slecht die gab an umb schnoͤdes gelt das sie Thaidi dester minder enpfenglich sei.
das tet sie darumb das sie ire red enpfengklich machte.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
13, 18
(
tir.
,
1464
):
nëmet war, das ist die empfhenkleich zeit.
Ebd.
35, 10
:
Es ist vnmügleichen dem menschen, der ain söliche lieb hat, das sein gepet got enpfhennkleichen sei oder im gefallen sei.
Rieder, St. Georg. Pred. ; (Var.);
Warnock, Pred. Paulis
11, 27
;
2.
›berechtigt, etw. entgegenzunehmen, ein Amt zu bekleiden‹; speziell auch: ›lehensfähig‹; ›erbberechtigt‹; konversosem: ›der Belehnung unterliegend‹; zur Ausdifferenzierung vgl. ;
vgl.
1
 4.
Überwiegend Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
die empfängliche hand
›Lehensempfänger‹;
das empfängliche gut
›Lehen‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  1.
Syntagmen:
e. S
. (z. B.
des guts / keisertums, der ämter / eren
)
e. sein
;
ein empfänglicher man
.
Wortbildungen:
empfänglichsgut
›Lehen‹.

Belegblock:

Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. Anm. 2 (
mosfrk.
,
1560
):
alle diejenige, die empfenglichsgüter haben.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
Arnau
1525
):
biß die unnütze pfaffen abgesturben, auch ire eeliche kind eerlicher ämpter nit empfenklich sein.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Mitgenossen [....] warn mitburger zu Rom, indem das si aller ämbter und êren daselbst entpfänklich und mitgenossen warn.
Fridrich und Ludwig, [...], ist ir kainer tüchtig zum reich noch entpfänglich des kaisertumbs.
Lamprecht, a. a. O. ;
3.
›(für jn.) wahrnehmbar, erfahrbar, hörbar‹;
zu
1
 8.
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

Luther, WA (
1532
):
Gleich wie das Euangelium gleuben und hoͤren ist ein geistliche tauff, [...], allein den gleubigen entpfenglich.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Noch ist ein frag hie ob Cristus | In dem heiligen sacrament | [...] | Enpfangen auß des pristers hent | In aller moß enpfenglich sey.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
306, 22
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
warheit ist ein gerehtikeit, die allein von dem gemüet enphenklich ist.
Bauer, Imitatio Haller
99, 25
(
tir.
,
1466
):
die weil dein wainen enpfhenkchleichen ist vnd die weil dein seüfften vnd kchlagen erhörleichen ist.
4.
›hinsichtlich e. S., eines Einflusses, Zustandes aufnahmefähig, (religiöser Erfahrungen) würdig‹; bezogen auf die göttlichen Personen auch: ›(js. / e. S.) teilhaftig‹;
Texte religiösen Inhalts, besonders der Mystik, in letzterem Falle wobd.
Bedeutungsverwandte:
 9,  1, ; vgl.  2,  1,
1
(Adj.) 15.
Syntagmen:
j. / etw
. (Subj.)
js
. (z. B.
gottes, des heiligen geistes
)
/ e. S
. (z. B.
des einflusses / friedens / segens / taues, einer form, der sache / zukunft, des liechtes / wesens, der farben / gaben / honigwaben
)
e. sein / werden, j. / etw
. (Subj.)
zu etw. e. sein
, [wie] (z. B.
mit ablegung / übung, von natur
)
e. sein
;
etw. e. machen
;
etw
. (Subj.)
sich in jm. e. halten
;
die empfänglichen herzen
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
du woͤllest uns alle zeyt zuͦ deinem geschencke weyter bereyten, deiner gaben empfenglich unnd wirdig machen.
solches Segens ist das viehe und guͤter nicht empfenglich.
Jostes, Eckhart
86, 11
(
14. Jh.
):
Di selb natur, di sich heltet in dem vater wurklich, die heltet sich im sun enphenklich.
Strauch, Par. anime int.
120, 10
(
thür.
,
14. Jh.
):
also muiz di sele sterbin, sal si inphenclich werdin einis anderin wesines.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
als ein lindes wehsli bi dem fúre, daz der forme dez insigels enpfenklich ist worden.
Eichler, Ruusbr. steen
651
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
der geist gottes tribet [...] ein iegelichen sv́nderliche zvͦ den túgenden [...], dar zvͦ er bereit vnd enphenglich ist.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
362
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Sÿ ward do bald von toͮwe nass | Also das weder lob noch grass | [...] | Des towes da enpfenglich wurt.
Schmidt, Rud. v. Biberach
57, 3
(
whalem.
,
1345
/
60
):
dar nach vergiessent si das liecht, [...], in die personen, die des liechtes enphenklich sint.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
51, 22
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
als vil alse etwaz entphenkliches aller nachest ist der infliezender sache, also vil so wirt ez teilhaftig der selber infliezunge.
Quint, Eckharts Trakt. ;
Sermon Thauleri
4vb, 31
;
Vetter, Pred. Taulers ; ;
Strauch, Schürebrand ;
Schmidt, a. a. O.
4, 19
;
63, 28
;
Bauer, Geiler. Pred.
319, 19
.
Vgl. ferner s. v.  2, (Adj.) 3, (V., unr. abl.),  3.