elend
(meist),
elendig
(deutlich seltener), vereinzelt
enelend(ig),
Adj.
(1-7),
Adv.
8. – Etymologische Herkunft aus wgerm.
alja-landja
(wörtlich: ›andersländig‹) in 1-4 und 7 noch erkennbar, aber auch hier durchgehend mit dem Merkmal ,soziale und rechtliche Isolierung‘ verbunden; 5; 6; 8 daran tropisch anschließbar (
Kluge/S.
2002, 240
); die Form
enelend(ig)
erklärt sich als Dissimilation aus etymologisch zunehmend isoliertem
eli-
›anders‹ und dem Anlaut von
-lend
.
1.
›als Verbannter / Vertriebener / Gefangener / Reisender / sozial Ausgegrenzter in einem ihm fremden Land lebend‹; damit eng verbunden: ›nicht über den Rückhalt einer Sozial-, Rechtsgemeinschaft verfügend, ausgeschlossen, sozial fremd, einsam‹.
Phraseme:
der elende nie unter js. dach geschlafen haben
.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , , , , , , , ; vgl.  1.
Gegensätze:
 2, .
Syntagmen:
j. e. werden / sein
(z. B.
des landes, bei jm., in seinem hause, von freunden
),
j. als ein elender aus dem vaterland sein
;
e. sterben,
[wo]
umgehen, brot heischen
;
dem elenden
(subst.)
ere bieten
(als Forderung);
der elende gast / knecht / man / pilgrim
; mit mixtura verborum: ˹
der elende eid
›der Eid des Fremden‹,
das elende zeugnis
; als Flurname:
zum elenden kreuz
›weit draußen [...]‹.˺

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
2. H. 15. Jh.
):
er [alter mann] gieng da wieder brod heischen elendig und kam gen Cölln.
Jostes, Eckhart
73, 18
(
14. Jh.
):
Der in seinem haus ellend kond gesein, daz wer reht armuͦt.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Ab eyner ungerichte thut an enelenden luten, [...], ab das der richter fordirn moge adir eyn ander man bisz uff nehesten durch got.
Werbow, M. v. Amberg. Gew.
791
(
omd.
/
oobd.
,
v. 1382
):
under des dach chein enlender noch chein pilgreim nye geslaffen hat.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Zwene bruder waren, der was einer ellende vnd was an gotes dienste eteswie vil laz. Der ander was in sime geburtlichen lande vnd was gar vollenkumen.
Unger, Richtes Stig (o. O.
1474
):
nach dem das er also elend sey da von freunden, das er das swerenn wil, das er keinen getzewgen gehaben mag, ob er icht musz sein elend vorswerenn, unnd sein unschuld darnach?
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1448
):
sint ir etwe vil ongefangen entrunnen, die alle nu ellendiclich by uns und anderswo sint.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
swa ain kneht [...] alle sin frúnd liessi und gar ellend wurde.
swer unbeschaidenlich arbaitet, der kunt in grosse widerwaͤrtkait, alz der ellend man der maͤnlich unwerd und unmaͤr ist.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
25v, 16
(
Zürich
1521
):
muͦst du darwylen vß dinem vatterland sin / als ein ellender / verjagter / muͦst vnder dem himmel am waͤtter schlaffen.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Do ward [...] sin kuͤnglich majestat gebeten, dass si die anriefenden ellenden knecht, in sinem dienst zuͦ Napols gefangen und ufs mer ingeschmidet, soͤlte loͤsen.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
136
(
Genf
1636
):
Elender / der deß Landts vertrieben ist.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Es ist ein arm elendig ding [...] sich frembdes Tisches vnd Schüssel ernehren.
Klein, Oswald
106, 52
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
wie serr ich bin ellende, | so nahet mir dein stolzer leib.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Leman, Kulm. Recht ;
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ;
Vetter, Schw. zu Töß ;
Dierauer, Chron. Zürich ;
Welti, Stadtr. Bern ;
Sappler, H. Kaufringer
2, 182
;
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. ;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Piirainen, Stadtr. Sillein
95a, 21
;
Rössler, Stadtr. Brünn ;
Henisch  f.;
2.
›infolge des Verlustes von Angehörigen isoliert, allein, verlassen, ohne den sozialen und rechtlichen Beistand von Verwandten‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, (Adj.) 110,  2, ; vgl.  1.
Syntagmen:
j. e. sein
(z. B.
ane freunde / mage
)
/ bleiben,
[wo]
stehen
;
jn. elendlich lassen
(objektbezogenes präd. Attr.);
den elenden
(subst.)
behüten / beschützen
.

Belegblock:

Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Ab eyn kint so enelende were, das is nicht vormunde hette, wy man ym doch vater scholt mag angewynnen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
13, 14
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Ellende, allein und leides vol beleibe ich von euch unergetzet.
Ebd.
15, 16
:
Eia Got, [...] ergetze mich armen, betrübten, ellenden, selbsitzenden man.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
dy [wetewe] do enelende ane alle frunde unnd moge in disseme / lande hy gewest ist.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
unde hat he nicht andere sippe biz an di nagilmage, derselben ist iz zu rechte. Ist des nicht, daz he also ellende ist, so sullen sich di burger des gutis underwinden.
Wirdet ein man irslagen, der ellende ist unde nimandes hat, [...], den sal der burgermeister lazen ufheben unde der voit der sal in vorderen, [...], ab da wol nimant ist, der in gewinne mit dem eide.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
sy [tochter pharaons] dett es [kint] auff vnd sach in im ein ellenden lútzeln
[Äquivalent zum lateinischen Bezugswort
vagiens
; die folgenden Varianten legen ein Verständnis im Sinne von 5 nahe: Var. 1475
2
-1518:
waynend kinde
;
Dietenberger
1534 /
Eck
1537:
wainend kindlen / knaͤblin
;
Luther
1545, 2. Mose 2, 6:
sihe das Kneblin weinet
]
: sy derbarmte sich sein.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Elend vnd wittwer sein [...]. Freunde bey freunden / wehe dem elenden.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
39, 31
(
tir.
,
1464
):
pehüet den ëllenden vnd den waisen, [...] der da wanet in dem land des schatten des todes.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
4689
;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
2033
.
3.
›orientierungslos, ziellos in eine als gottfern gesehene Welt geworfen, in dieser verloren herumirrend‹ (vom unerlösten, sündhaften Menschen, speziell im Hinblick auf seine Leiblichkeit / Natürlichkeit / Erlösungsbedürftigkeit gesagt); ›jämmerlich, elend, irdisch‹ (von einer Welt gesagt, die dem Menschen ohne sein demütiges Leiden und ohne die Liebe Gottes keinerlei Bindung, Hoffnung, Sicherheit, Zuversicht auf Erlösung bietet).
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): (Adj.) 14,  2, (Adj.) 23, , , (Adj.) 2,  2, , , , , , .
Gegensätze:
(Adv.) 24.
Syntagmen:
j. e
. (z. B.
von / vor got
)
sein, die natur e. sein
;
das leben jn. e. machen, sich e. halten
;
den elenden
(subst.)
den himmel geben
;
der elende mensch / sünder / weise, die elende creatur / gemeine / heidenschaft / herberge / sele / welt, das elende feld / gewissen / herz / jamertal / mer / leben / volk / wesen
;
e. von aufenthalt
;
die mutter, das geleit der elenden
(subst.).
Wortbildungen:
elendhaft
.

Belegblock:

Luther, WA (
1517
):
Wan nun der mensch alßo undergehet und zu nichte wirt yn allen seynen crefften, wercken, weßen, das nit mehr dann eyn elender, vordampter, vorlaßner sunder da ist, dan kummet die gotlich hilff und sterck.
die sich erkennen wie elend sie yn sunden gefangen ligen, und schreyen nach der gnade der erloßung.
Ebd. (
1526
):
Doch krichen wir elende wuͤrmer auch herfuͤr wider die grossen schwetzer und bekennen unsern glawben widder yhren yrthum.
Ebd. (
1544
):
Wir sind hie im elenden, in der elenden herberg, heim faren in das vaterland, sollen wir imer dencken.
Ders. Hl. Schrifft.
Röm. 7, 24
(
Wittenb.
1545
):
Jch elender
[
Mentel
1466 /
Emser
1527 /
Dietenberger
1534 /
Eck
1537:
vnseliger
]
Mensch / wer wird mich erlösen von dem leibe dieses todes?
Rosenthal. Bedencken
27, 9
(
Köln
1653
):
Ob sie schon demuͤtig [...] bekennen nit allein / wie elendig vnsere Natur durch die Erbsuͤnd verderbt [...].
Gille u. a., M. Beheim
49, 8
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Czu dir ruff wir | ellende gmein, | wir chind Eva | erseuften hie czu dir.
Ebd.
161, 442
:
wie lang hastu [Herr] gebeitet mir, | wie frontlich enphangen czu dir | mich vil ellenden weisen.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
16, 15
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
wann das werntlich leben macht den menschen nicht allein elend von got, sunder auch gancz fremd.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
193, 9
(
Nürnb.
1548
):
Wo nit ein ander leben nach disem zu hoffen were / muͦsten die Christen das ellendeste volck auff erden sein.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
das sich der mensche von ussen und von innan hielte trostlos und verlossen und ellende von allem enthalt.
Eichler, Ruusbr. steen
778
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
Bliben wir oͮch zuͦ mol in vns selben gesvndert von got, so mvͦßen wir sin ellendig vnd vnselig.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
ich was, also ir wol wissent, von disem ellenden leben gescheiden und in die ewige ruͦwe gesetzet.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Du [Kain] wirst flúchtig vnd ellendig
[nd. Bibel 1494:
vnstedich
;
Eck
1537:
vmschweifend
;
Luther
1545, 1. Mose 4, 12:
vnstet
]
auff der erde.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
155, 31
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Alle die wile unde wir in disem libe sin, so sin (wir) ellende von got.
Gille u. a., a. a. O.
21, 100
;
Reichmann, a. a. O.
225, 31
;
Lauchert, Merswin ;
Strauch, Schürebrand ;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
469
;
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
131
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ; ;
Kehrein, Lieder 14./15. Jh. ;
Reithmeier, B. v. Chiemsee ;
Bauer, Zist.-Pred. Haller
61, 14
;
Dies., Haller. Hieronymus-Br.
13, 21
.
Vgl. ferner s. v.  2, .
4.
›sozial verelendet, in ärmlichen Verhältnissen, außerhalb oder am unteren Rande des Sozialgefüges lebend‹; auch von Christus und Maria gesagt, dann: ›schlicht, einfach, arm‹; speziell von Tieren: ›abgemagert‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1, (Adj.) 1,  2,  15,  3, (Adj.),  1, , (Adj.) 123,  3, , , , , .
Syntagmen:
das volk / j. e
. (z. B.
von freunden
)
sein,
˹
Christus e. gekommen sein, j. e. gehen, die ameisen e
. [wo]
kriechen
˺ (subjektbez. präd. Attr.),
jn. e. lassen
(objektbezogenes präd. Attr.);
e. leben / verderben / sterben
;
der elende mensch / mönch / stand, die elende hand / magd, das elende blöken
(der
schafe
),
das elende dorf / haus
; mit mixtura verborum: ˹
der elende hof, die elende herberge
˺; subst.:
den elenden behüten / unterdrücken, in das haus füren
;
sich des elenden erbarmen
;
der elende vol mit geschwer sein, die elenden
[wo]
sitzen
;
dem elenden zu hilfe kommen / helfen
;
das seufzen / verlangen der elenden
.
Wortbildungen:
elendenhaus
,
elendherberge
(a. 1389).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Miserabilis. | Arbeitselig | kummerhafftig | hartselig | ellend.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1399
):
2 scot in den stok im Enelenden hove zu Danczk.
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 680, 21
(
preuß.
,
1521
):
wo [...] irkein schwein in den steten begriffen, sal [...] eingetriben unndt [...] in di elendenheuser gegeben werden.
Luther, WA (
1521
):
Christus aber, unser rechter künig, ward außwendig gantz ellend, arm, veracht und verworffen, innwendig gantz vol aller freüd, trost.
Ders. Hl. Schrifft.
Ps. 10, 17
(
Wittenb.
1545
):
Das verlangen der Elenden
[
Mentel
1466 /
Dietenberger
1534 /
Eck
1537:
armen
;
Froschauer
1530:
verkümmerten
]
hörestu HERR.
Ebd.
Lk. 1, 48
:
er hat seine elende Magd
[
Mentel
1466 /
Emser
1527:
die demútigkeit / diemut seiner diernen / magd
;
Luther
1540:
die nyderickeyt seyner magd
]
angesehen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
543, 1150
(
Magdeb.
1608
):
WEr helt die kleinen Embsen werd / | Die so elend kriechen auff Erd.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1354
):
Dir ist bevolen der arme man, den elenden unde weisen saltu zu hilfe stan.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
dae leefde si [Plectrudis] in alre billicheit ein moder aller armer ellendiger ind bedroefder minschen.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Wenic iemant die armen | Itzunt sich let irbarmen, | Swie sie sint, cranc, hungeric, | Ellende, nacket, durstic, | Gevangen, blint, betrubet.
Bergner, Urk. Kahla (
thür.
,
1443
):
bittende, dieselben zcinße zcu sollichem lobelichem wercke [sichhus] und armen enelenden luten zcu hilffe und troste zcu fryen.
Unger, Richtes Stig (o. O.
1474
):
das er also elend sey da von freunden, das er das swerenn wil, das er keinen getzewgen gehaben mag.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
die ellenden und die versmehten denne werdent sitzende zuͦ öberste an dem tische.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 159, 5
(
Hagenau
1534
):
Beraube den Armen nicht [...] unnd undertrucke den Elenden nicht im thor.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
Christus Ihesus kam arm und ellend, er williht in dem glichhen uns aber suͦchen durch den armen priester und rehtfertigen.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1573
):
Ellend jarzeithaus pfleger. Welche zue pfleger des Elenden jarzeithauses hinfürther genommen werden, die [...].
V. Anshelm. Berner Chron.
6, 137, 6
(
halem.
,
n. 1529
):
Diss jars ist die kristliche Seilerstiftung ernuͤweret und [...] die elende herbring in den obren spital glegt worden.
Maaler (
Zürich
1561
):
Das elle͂d bläggen / wen die schaaff so mager vnnd dürr sind, daß [...].
Henisch f. (
Augsb.
1616
):
Es ist kein so elend hauß / es kan sich noch eines elenderen troͤsten. [...]. Widwenstand / ein elender stand. [...]. Der elend ist auch vnbegraben todt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Dâ pei
[bei
Fulica
, einem
vogel
]
verstê wir die milten läut, die den ellenden menschen, witiben und waisen helfent.
Klein, Oswald
39, 31
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Den blossen hab ich nie erkennt, | armen durst, hungers nie gewent, | kranck, tod, gevangen, ellend hend | kain barmung nicht mag velden.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Also gieng sy betrüebt mit vil schrecken, bis sy kam zu ainem ellenden häuslein ainer müle.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
23, 25
(
tir.
,
1464
):
die armen menschen die stërben ëlentdikleichen auf den gassen.
Ebd.
30, 38
:
Du solt prëchen dem hungrigen dein prot, vnd die armen vnd die ëlentten die füer in dein haus.
Ebd.
39, 26
:
Nim den ëllënden, der da vol ist mit geschwër.
Palm, Veter Buoch ;
Bihlmeyer, Seuse ;
Koller, Reichsreg. Albr. II.
48, 41
;
Roloff, Brant. Tsp.
279
;
Wickram
4, 48, 30
;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
V. Anshelm. a. a. O. ;
Bauer, a. a. O.
57, 16
;
113, 4
;
Vgl. ferner s. v. , ,  8.
5.
›physischem (meist) oder psychischem Schmerz ausgesetzt, gequält, geplagt‹ (speziell auch von der Kreuzigung Christi gesagt); ›leid-, jammer-, qualvoll, grausam‹ (von Zuständen, Vorgängen, Handlungen); ›mitleiderregend, bedauernswert, bejammernswert‹; auch: ›Trauer zeigend‹.
Mehrfach berichtende Texte.
Phraseme:
es steht elendiglich zu [...]
(z. B.
zu Rom
).
Bedeutungsverwandte:
 1, (Adj.) 10,  1,  123,  2, , , .
Syntagmen:
elend(iglich) leiden / weinen / ersticken / sterben, jn. elend(iglich) nöten / anheften / henken / erschlagen / umbringen / zerhacken / am kreuz aufrichten, etw. e. schauen,
(ein Tier)
elendiglich verbrennen, jn. elendlich toten finden
;
der elende tod
(mehrfach)
/ tag, die elende farbe, das elende geschrei / leben, elende kleider
›Trauerkleider‹.

Belegblock:

Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
[das er] vil unschuldiger armer lute liss toten, | jemmerlichen liss martern unnd enelendiclich noten.
Thür. Chron.
10v, 13
(
Mühlh.
1599
):
Erbaͤrmlich vnd Elendiglich stund es dazumal zu Rom / mit täglichem Blutuergiessen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
129, 21
(
Nürnb.
1548
):
da muß ein ellendes leben folgen / Wo zwey sollen bey einander sein / vnd koͤnnen doch nit bey einander sein.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
alle ungeordente neiglicheit uwers herzen, daz muͦs alles her wider uz sweren mit manigeme ellenden, smertzenlichen tode der naturen.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
und wurdent so sere erslagen, das die in der stat zuͦ Rome von betruͤpnyße dotent swartze und ellende cleider an.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
do wardt der loblich churfürst, [...], von seinen aignen underthonnen ellendclichen umbgebracht.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Ainen solhen ellenden todt hat er an den gotshawsern und armen lewdten verdiennt.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Als aber die diener iren herren so elentlich toten funden, ist [...].
Peil, Rollenhagen. Froschm.
152, 3357
;
173, 3981
;
521, 453
;
540, 1071
;
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
607
;
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
720
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
4295
;
Klein, Oswald
7, 45
;
Grossmann, a. a. O. ;
Wackernell, Adt. Passionssp. H. I,
341
.
Vgl. ferner s. v.  1,  2.
6.
›unmoralisch, schändlich, verwerflich, verrucht‹ (von Handlungen und Charaktereigenschaften des Menschen gesagt); vereinzelt auch: ›verwahrlost, schlecht‹ (vom Unterhaltszustand von Befestigungen).
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl.  4,  3.

Belegblock:

Luther, WA (
1517
):
O yr blinden elenden kinder, yr ligt mit guter ruge und gemach auff weychem lager, unnd treybt ewer wollust darauff.
Ebd. (
1523
):
Das ist eyn elender streyt, Sie fuͤren den selbigen namen eben so starck als wyr widder uns.
Anderson u. a., Flugschrr.
3, 5, 17
(
Wittenb.
1525
):
Jst daz nicht eyn elendt erbermlich ding / das eyn armer mensch [...] sich vnterstehet Gotts ewige [...] wort zu uerendern.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Man hab ein ellends wesen gefiert, | Auch sei der arm man gar verdorben.
Goldammer, Paracelsus
6, 89, 7
(
1530
):
betrachtens baß, mit was ellendem appelliern, aufschub, ausschub, gunsturtl ec. ir handlen.
Lauater. Gespaͤnste
33v, 17
(
Zürich
1578
):
Diser falsch vnd betrug ist vnlang darnach vß Gottes schickung offenbar / vnd der elle͂d mensch zum ersten raͤchtlich enthauptet [...] worden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
wann sicher es was auf dasselb mal ellend maur und gräben hie an etlichen enden und was not ze pauen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
zu beclagen, das so schene, herliche güter so ellenclichen verton worden.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. .
7.
›e. S. (z. B.
der gnaden / freuden
) verlustig‹.

Belegblock:

Koller, Reichsreg. Albr. II.
48, 41
(
1438
/
9
):
so ist sie mir pflichtig, das heilige almusen zu furdern, [...], wenn uns von wegen der pfleger der armen sichen und elenden leute des newen spitals [...] furbracht wurden ist.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Ich gnaden ellende | Getar nach diner urstende | Vor schanden niemer dich gesechen.
Munz, Füetrer. Persibein
142, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
des ward er seyd | groß traurens reich vnd freuden uil ellennde.
Päpke, a. a. O. ;
8.
als Gradpartikel gebraucht, dann ›höchst, schwer, außerordentlich‹.

Belegblock:

Schmidt, Rud. v. Biberach
26, 18
(
whalem.
,
1345
/
60
):
want dv́ zitlicheit lit ellentklich versmaht vnder iren fvͦsen.