eis,
das
,
auch
der
;
–/-e
;
überwiegend sing. t., in 4 gelegentlicher Gebrauch des Pl.;
zu
mhd.
îs
›Eis; zugefrorene Stelle‹
().
– Zur Lautung von 'Eis' in den rezenten deutschen Mundarten s.
regionalsprache.de, s. v.
.
1.
›gefrorenes Wasser (als stofflicher Zustand)‹; auch: ›ein Stück, Brocken gefrorenen Wassers‹; bildlich teils im Zusammenhang mit Vorstellungen von Kälte, Härte, Glanz und teils mit Vergänglichkeit, Nichtigkeit (beim Erwärmen, Schmelzen) assoziiert; offen zu 2.
Phraseme
unser frauen eis
ein Mineral (dazu bdv.: ).
Bedeutungsverwandte
(bzw. sachbereichsverwandt):  1, , .
Gegensätze:
, .
Syntagmen:
(das) e
. (Subj.) [wo]
schmelzen, e. und etw
. (Subj., z. B.
wein
)
miteinander fliessen
;
js. hände kalt also ein e. sein
;
etw
. (Subj.)
mit einem e. anhangen, zu (einem) e. coagulieren / werden
;
(das) e. der unbarmherzigkeit
;
ein festes / gewärmtes e
. (Letzteres Oxymoron).
Wortbildungen
1
eisen
(V.) 1 ›zu Eis werden‹ (dazu bdv.: , ),
eisgrube
›künstlich angelegtes Loch zur Aufbewahrung von Eis zu Konservierungszwecken‹.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1638
):
daß aller Völker Herden, | [...] für dir und deinen Pferden | bestunden besser nicht als ein gewärmtes Eis.
Luther, WA (
1544
):
bey uns [war] eitel Eiss der unbarmhertzigkeit, Denn wir waren Fleischfresser.
Welti, Pilgerf. v. Walth.
74, 5
(
omd.
,
n. 1474
):
wart mir gesagit, her hette keyne naturliche werme bie yme, sundern her hette hende, die wern yme so kalt alzo eyn yß.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
22, 35
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Vortzeichnus die eisgruben zu bauen und das eis darinnen zu vorwahren.
Ebd.
123, 30
:
leite wasser in die gruben, das es darinnen gefriere und zu eis werde.
Stackmann u. a., Frauenlob
3, 3, 7
(Hs. ˹
schles.
,
14. Jh.
˺):
Getriuwe, wis, | kiusch, züchtic ris, | gehorsam, barmdiemütic: is | gesmalz nie uf ir wazzers naz.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Eissen / zu eiß werden / gefruͤren / glaciare, verfruͤren / glaciari.
Vnser frawen eiß / spießglaß / ein durchsichtiger stein / darauß man vorzeiten die fenstern gemacht.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1679
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Da sind dreyerlay gestalt mit vnderschaid: wasser, sne vnd eys vnd sind doch alle drew nach dem wesen newr ain ding.
Luther. Hl. Schrifft.
Sir. 43, 22
;
Böhme, Morg.R.
153, 17
;
Sudhoff, Paracelsus ;
Baptist-Hlawatsch, a. a. O.
359
;
Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 221
.
2.
›Frost, Überfrierung des Bodens und der Wasserflächen mit einer festen, starren Eisschicht bei sehr kalter Wetterlage‹; metonymisch auch: ›Eisfläche‹; ütr.: ›schlüpfriger, brüchiger Ort der Gefahr‹; phrasematisch sehr produktiv.
Phraseme:
das eis brechen
›die Zurückhaltung, Hindernisse überwinden‹;
auf eis bauen
›auf Sand bauen; sich auf jn. Unzuverlässigen oder etw. Unsicheres verlassen‹;
auf (hälem) eis sein / stehen
u. Ä. ›sich auf unsicherem Boden befinden‹;
auf (hälem) eis gehen / gumpen / tanzen
u. Ä. ›sich auf unsicherem Boden bewegen‹;
das eis
(Subj.)
glat gefroren sein
›die Umstände nicht günstig sein‹;
dem eis einer nacht vertrauen
;
sich vor dem eis hüten
;
jn. / etw. auf das eis füren
›jn. / etw. täuschen, überlisten, arglistig in Gefahr bringen‹;
jn. auf dem eis bezalen
wohl ›jn. später bzw. nie bezahlen‹;
auf diesem eis kleinen preis bejagen
›auf diesem Boden nichts gewinnen‹;
wan ban und eis am besten ist
(formelhaft).
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): ,  1, (
der
),
2
(
der
), ; vgl. , .
Syntagmen:
das e. weghauen
;
etw. wie ein e. aufhauen
;
e
. (Subj.)
sein, das e
. (Subj.)
aufgehen / brechen / gefrieren / krachen / reissen, sich scheiden, (x) schu dik sein, mürbe / schwach sein / werden
;
etw
. (Subj.)
wie das eis vergehen
;
j. auf dem e. fechten / schlipfen, eine abendürte
›Abendessen‹
tun, etw
. (Subj.)
befroren im e. liegen, mit e. gefroren sein, etw. mit e. verdecken, der winter mit e. kommen, j. über (das) e. entlaufen / wollen
;
das e. in der sonne, um einen weiher
;
das ganze / gefrorene / harte / weisse e
.
Wortbildungen
eisächtig
›zugefroren‹ (dazu bdv.: ),
eisban
›vereiste Fahrstraße‹ (a. 1586/1604),
eisbeil
,
1
eisen
(V.) 2 ›das Eis aufschlagen, beseitigen; etw. von Eis befreien‹ (dazu bdv.:  1),
1
eiser
(
der
) ›Person, die das Eis aushackt‹,
eisgrosche
,
eishake
, ˹
eiskache
,
eiszacke
˺ ›Eiszapfen‹,
eisreute
wohl ›Gerät zum Beseitigen von Eis‹,
eisschaufel
,
eisspaten
.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1399
):
13 scot eyme manne, der obir wynter die carpentiche hat geyset.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
150, 22
(
preuß.
,
1430
):
das molengeczoye zur nedirmolen: [...] 1 snydemesser, 1 ysreitte.
Ders., Gr. Ämterb.
553, 41
(
preuß.
,
1438
):
Die mole under dem hawsze: [...] 1 handachse, 1 holczachse, 1 eysrawte.
Ebd.
557, 26
(
1448
):
1 bochsmeissel, item 1 eishoke.
Ebd.
718, 16
(
15. Jh.
):
das in der molen ist: [...] 1 spoten, item 1 ysspoten.
Luther, WA (
1523
):
das der alt esel nicht zuͦ muttwillig werde und auffs eyß tantzen gehe, und brech eyn peyn.
Ebd. (
1544
):
Das heisset [...] mit solcher Absolutio auffs eiss gefuͤret und in zweivel stecken und verderben lassen.
Ebd. (
1545
):
Ah liebs Bapst Eselchen, [...] thus nicht! Denn das Eiss ist dis jar seer glat gefroren, [...], du moͤchtest fallen und ein bein brechen.
Ders. Hl. Schrifft.
Sir. 3, 17
(
Wittenb.
1545
):
deine Sünde werden vergehen / wie das eiss von der Sonne.
Ebd.
43, 21
:
wenn es gefrewret / so werden Eiszacken / wie die spitzen an den stecken.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
[Der winter] Die scharpfen iskachen | Let hangen an den dachen.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
Er aber wolt übers eiß, das brach entzwey.
Ebd. (
1602
):
Anno 1583, wie [...] das eyß auff der Fulda [...] anfieng mürb zu werden.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
So sein auf den zweien pollwercken unden am wasser hocken, fackel, eisschauffel und seil zu denselben pollwercken. Es soll der schaffer und anschicker [...] besehen ob man icht eispeihel, seil oder anders bedorft.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 66, 5
(
Hagenau
1534
):
Auff dem eyse ist nit gut gehen / denn es hatt keyne balcken.
Schib, H. Stockar
28, 22
(
halem.
,
1519
):
huwend disin lütt das salz uff wie ain is um ain wiger.
Lemmer, Brant. Narrensch.
16, 64
(
Basel
1494
):
So bzalen sie jn [wirt] vff dem yß.
Ebd.
110b, 8
:
Ir anschlag stat vff haͤlem yß.
Maaler (
Zürich
1561
):
Das überfroren oder Eyßaͤchtig hochmeer.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1430
):
an sant Bonifacien tag da was es als kalt, das eis gefror und schnee locket.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
dergleichen ist auch unbewisst, wo der kaufman seie hinkommen, aber wol müglich, er seie auch under ain eis gewüscht.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Dem eiß einer nacht vertrawen [...]. Wenn das eiß gebrochen / ist gut schiffen.
Der das eiß zu erst bricht / hat auch seinen ruhm / vnd wol die meiste arbeit. [...]. Wer sich nicht huͤt fuͤrm eiß / Der wirt mit schaden weiß.
Klein, Oswald
84, 31
(
oobd.
,
1415
?):
wiert, schlipf nicht auff dem eise, | wann es gat ungeleich!
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
568, 5
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Do hett sy [Dido] laider auff das eys gepawet – | er [Eneas] stal sich haimlich aus dem landt.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
denselben eiser sollen die zöchleut [...] ain par wasserstiffl anhendigen, welches nach verrichtung des eisens widerumb dennen zöchleut solle zuegestelt werden.
Ebd. :
welcher aber denselben eißgroschen nit bezalt, der solle durch den dorfrichter gepfendet werden.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1585
):
im winter so soll und mag er faren über seiner nachtbarn gründ, wann pan und eiß am besten ist.
Lohmeyer, K. v. Nostitz ;
ders., WA Tr. ;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
378, 3703
;
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2010
;
Palmer, Tondolus ;
Gille u. a., M. Beheim
27, 3
;
265, 6
;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Wiessner, Wittenw. Ring
7731
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
147, 25
;
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
571
;
Barack, a. a. O. ;
Klein, a. a. O.
30, 41
;
32, 3
;
Qu. Brassó
5, 490, 19
;
Henisch  f.;
Öst. Wb.
2, 169
.
Vgl. ferner s. v. ,  1, .
3.
›Treibeis, Packeis; Ansammlung(en) großer Eisstücke, Eisschollen auf oder in einem fließenden Gewässer‹; als Spezialisierung anschließbar an 2.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Syntagmen:
das e
. [wo]
aufschroten
;
das e
. (Subj.) [wo]
böse sein, die brücke hinwegstossen
;
j. etw. im e. füren, in dem e. ertrinken, etw
. (Subj., z. B. [Name eines Flusses])
mit e. gehen
;
das e. auf js. wer
›Mühlenwehr‹,
das grosse e
.
Wortbildungen:
˹
eisbaum
,
eisbreche
,
eispfal
˺ ›Eisbrecher; Vorbau zum Schutz gegen Treibeis‹,
eisbrechen
,
eisbruch
1 ›Aufbrechen des Eises‹ (a. 1599),
eisfart
›Eisgang; große Mengen Treibeis auf fließenden Gewässern‹,
eisgus
›Überschwemmung durch Aufbrechen des Eises‹ (15. Jh.),
eislän
›Eismassen, die sich in den Bächen zusammenschieben und das Bett versperren‹ (zum Gw vgl.  1),
eiswasser
,
eiswer
wohl ›Staudamm‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1408
):
das yͤs of der Wyͤsel
[›Weichsel‹]
zu der zyͤt boͤse was.
Ziesemer, Marienb. Konventsb.
287, 5
(
preuß.
,
1412
):
Nogothbrocke. [...] czu myte von czwen schiffen. [...] doroff man dy korczen yspfele stys.
Kollnig, Weist. Schriesh.
162, 17
(
rhfrk.
,
1606
):
in dem Neckher [...] die gerechtigkeiten deß eyßbrechens, leinschiff, artels und reussen zu legen.
Wolf, Gesetze Frankf.
139, 2
(
hess.
,
1413
):
das eyn fludig wasser oder eyn yszefart winthersziit vorhanden were.
Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1497
):
so zu enthaltunge und besserunge der brucken und eyszbrachen.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
, zu
1462
):
alle zimberlutt [...] muͦstend der brucken zuͦ Basel [...] wercken, das das ysz nit die brucke enweg stiesz.
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 10, 4/5
(
schwäb.
,
1412
/
3
):
2 guld. umb holtz ze pfelnd und den isboum ze underrihtend. Dem Wisshar 1 lb. 4 ß, der den isbom underleit und an dem wer worht.
Henisch f. (
Augsb.
1616
):
Eißwehre / wasserwehre [...]. Eißwasser.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
darumb sol man winterszeit die eüßlähn aufhacken wo sich das wasser aufpläet.
Ziesemer, a. a. O.
280, 31
;
Struck, Joh. Pfannstiel
196, 48
;
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
196, 41
;
Müller, a. a. O.
142, 5
;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Öst. Wb.
2, 638
.
Vgl. ferner s. v. (V., unr. abl.) 1.
4.
›eisfreier Platz, Eisloch zum Eisfischen‹; als Spezialisierung anschließbar an 2.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Wortbildungen:
eisbruch
2 ›ausgeeister Fischplatz‹ (a. 1571),
eisbügel
ein Fischfanggerät (dazu bdv.: , ; a. 1615),
eisfischen
,
eisgarn
wohl ›Netz oder Leine zum Eisfischen‹,
eisgeweid
›Eisfischerei‹ (a. 1618), ˹
eishacken
,
eishauen
˺ ›eisfischen‹,
eisreutine
hier wohl ›vorbereiteter Fischplatz‹,
eiswerk
›Eisfischerei‹.

Belegblock:

Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1419
):
sullen die fischere, [....], alle ungerechte getzauwe weren mit namen spangezauwe, kieselgarne, [...], ißgarne, haselgarn.
Ebd. (
1436
):
dan fugete iz sich jars an ißhauwen, so mogen sie [fischer] mit den ußmerckern
[›Auswärtigen‹]
arbeyden also.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 645, 30
(
schwäb.
,
1454
):
wan yßraitinen kommen, so mag ein ieder mit engen und weiten nezen vischen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1399
):
ob ein eiswerich wurd, von allen eisen davon hat ain brobst ain züllntail.
ob ain namhafts gros eis wär darzue die vischer ain ze klains zeug hieten.
Ebd. (
1530
):
ob ain vischer außgieng oder schlueg ain eiß mit ainer hacken und entorret das eiß
[dies zu 2],
der [...].
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
Es soll auch verbotten sein [...] streüchgarn, rackvüschen, [...], eüßhacken, mit schnuerangl.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
40, 28
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
ze Wistanicz niderhalb der wür auff allen segenczugen sol niemant eysvischen mit laittergarnen.