einfalt,
die
;-Ø
, auch -fält/–
.Belegblock:
Wie die lawter ainvalt | In drein person sich ewig halt.
2.
›Einfachheit, Klarheit, Unverstelltheit (des Charakters)‹; daraus resultierend im Einzelnen: ›Arglosigkeit, Gutmütigkeit‹; ›Aufrichtigkeit, Rechtschaffenheit‹; in religiösen Kontexten als Lehnübersetzung aus lat. simplicitas
im Sinne des Konzepts einer affektiven, antiakademischen Spiritualität auffassbar: ›Einfalt des Herzens‹; vgl. Hamm, Frömmigkeitstheologie.
; 1982, 164
Belegblock:
Ich solte wol durch meine gütigkeit vnd einfalt bedrogen werden.
Darumb lasse die kluͤger solches abe zirkeln und messen, Wir aber wollen jnn der einfalt des glaubens bleiben.
Denn das ist warlich ein trost, wenn ich aus einfalt, nicht aus rhum sagen magk: Jch bin kein ehebrecher oder morder.
Danyel, dir sin geseit | Disse dinc, da von du salt | Sie behalden in einvalt.
got lest die seinen nit verderben / allain daß sie jnn einfallt bleiben [...] vnd so sie vß jn selbs nit disputation machen.
Der frümbkeit halb, ich [der roßdieb] wil es wagen, | Die Fünsingr (bawren) werdn mirs nit abschlagen. | Ich hoff, ir einfalt zu geniessen
(›von ihrer Arglosigkeit zu profitieren‹).
das die begnúgung irr freude was in maniger bewerung des trúbsals vnd ir hoͤchste armkeit die begnúgten in den reichtumen irr einualt
[
einfeltigkeitLuther
1545, 2. Kor. 8, 2: ].
Noch beleybstu in deiner einfalt
[
frömkeitLuther
1545, Hiob 2, 10: ].
die weill dis buch mer mitt ainer dapferen, burgerlichen ainfalt dan mit hocher, Rettorischer artt vnnd mainung zu beschreiben fürgenomen.
Dann das lert nienen opferen noch geben, | Allein in armuͦt und einvalt leben
(hier ironisch im Kontext von Kleruskritik).
3.
›Schlichtheit des Gemüts, Intellekts‹; gelegentlich im Sinne einer Captatio Benevolentiae; daraus resultierend auch: ›Einfachheit‹ (bezogen auf die Lebensweise); dies negativ konnotiert: ›kulturelle Rückständigkeit‹; negativ generalisierend: ›Naivität‹; ›Dummheit‹; auch: ›mangelnde Einsicht, Verblendung‹; Belegblock:
Einfalt [...] giebt ein Roß vmb ein Pfeiff / einen Ochsen vmb einen zinnen Loͤffel / wie die Jndianer.
Gleicher gestalt hielt das ehrste folk / das den Erd⸗krauͤs in aller einfalt fohr zeiten bewohnete / wasser und eicheln fohr suͤße speise.
Ebd.
65, 27
: Da bestrafft’ ich mich und meine blinde einfalt selbsten.
[Jan Hus]
Hat auch gesehen ein armes beurlin holtz zu tragen und mit senfftem lecheln gesprochen das wort S. Hieronymi: Sancta simplicitas, Ach du heilige Einfalt. Was nutzt dich ob du dich recht heltst | Vnd allweg kluͦg vnd weißlich stelst | [...] | Einfalt wirt dir wol nützer sein.
Seyntmal yr aber zw Wittenberg / der meyste teyl aus eynfalt vnnd vnuorstanden / durch dise falsche propheten / vorfuret.
gegenwertiges Buͤchlein auß der Spanischen in die Teutsche Sprach zu bringen / auch etliche schlechte discurs meiner einfalt mit einzumengen mich vnterfangen.
die ander sach | solch unerkantnus ist, der swach | schnöd mangel der schrifft lerer | Und aͮch die ainvalt der, die da | predigen hie und anderswa.
Die noch auf dem geu wonen seind noch eins schlechter und nicht so brechtig, seind nach der alten Teutschen art, der einfalt und frommkeit etwas neherer.
Er ist mir zu schlecht in den thaten, | Er heisset wol Simplicius, | Seiner einfelt ich lachen muß.
es
[Bilderverehrung]
geschicht aus lauter einfalt und unwissend, mit einem unverstand, und ist nit wider den geist. das prüfft man an den gensen wol, | ir ainvalt si gescheidiklichen meren.