1
eignen,
seltener:
2
eigen,
V.
1.
›jm. etw. zueignen, übereignen, als Eigentum übergeben‹; speziell auch: ›jm. etw. widmen‹; in religiösen Kontexten ütr., dann z. B. ›jm. etw. (z. B.
das ewige liecht
) zueignen, versprechen‹; als Part. Perf. auch: ›j. / etw. für jn. / etw. bestimmt sein‹ (z. B. ein
tag
für
Marie
); als part. Adj.
ge|eignet
speziell: ›erbeigen‹;
vgl. (Adj.) 1.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
jm. den tod eignen
›einen Mord an jm. beabsichtigen‹; oft Doppel- und Mehrfachformeln der Art
geben und liegen, verkaufen, versetzen und eignen
, die als Teilakte des
eignens
verstanden werden können.
Syntagmen:
jm. / e. S
. (z. B.
dem gotteshaus
)
etw
. (z. B.
einen acker / titel / weingarten, die ere, eine herschaft / lehenschaft / müle, ein buch / erbe / gut / haus, das bergrecht, geld, pferde, eine pfründe / scheune
)
e
.;
Christus / Maria einen tag e
.;
etw. zu etw
. (z. B.
zu einem kloster / lehen
)
e
.
Wortbildungen:
eignisbrief
›Übereignungsurkunde‹,
eignung
›Übereignung‹.

Belegblock:

den Titell priester und klerick, wilche die schrifft allen Christen eygent, haben sie [papisten] tzu sich gerissen.
Ders. Hl. Schrifft.
Sir. 47, 2
(
Wittenb.
1545
):
Dauid war vnter den kindern Jsrael auserkorn / wie das fette am opffer Gott geeigent
[
Froschauer
1530:
wirt abgeschelt vnd gesündert
;
Dietenberger
1534 /
Eck
1537:
würdt abgesündert
]
war.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Von clage vnd von eygenunge gutis in gehegetem dynge.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
119, 15
(
thür.
,
1474
):
daz Hanß Krebiß [...] synem elichem wybe [...] eyne schüne, eynen gartten [...] erblichin uffgegebin, geeygent unde mechtig uffgelaßin habe.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Wirdet einem manne ein hus geeigent, [...] daz sal man im rumen in vircehn tagen.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Ist sie [eelich weib] dann in kurz verstorben, so hat sie an [...] ires mannes ligend gutern, so er ir daran nichts aufgelassen, geeigenet noch gegeben [...], auf ire schwestern nichts vererben [...] mogen.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1337
/
61
):
so schol man die grube und die lehen von dem vreien Stein aigen zu dem lehen von dem alten Stein in drein tagen.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
91, 4
(
schles.
,
1397
):
da vor hat er [furman] jm geeygint vomff pherd mit eynem wagin.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
da samelten sich die schnöden wicht und lieffen in ire heuser, den sie den tot geaignet hetten
(Kontext: Aufstand gegen den Rat der Stadt Nürnberg).
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
dar um [...] sie [sel] | Ye dem wider zu neygt | Dem sie erstlich von Got e was geeygt.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
so wil ich dir umb dine vinsternisse min ewig lieht eigenen.
Hauber, UB Heiligkr. (
schwäb.
,
1415
):
Aignusbrief von Graf Eberharten zue Würtemberg, darinn er Wilhelm Speten etliche Güeter [...] geaignet.
Hör, Urk. St. Veit
102, 25
(
moobd.
,
1372
):
Wir [pfaltzgraff bei Rein] [...] haben dem abbt [...] des gotshaws ze sannt Veit datz dem Newmargkt gewidemt, geaigent, geben vnd gemacht.
Ebd.
135, 20
(
1388
):
Khunigundt [...] hat disem [...] gotzhaus [...] verschriben vnnd geaignt LX Regnspurger pfennig ewigs gelts.
Buijssen, Dur. Rat.
20, 3
(
moobd.
,
1384
):
das ist die sach, varumb der sampcztag mer geaigent ist Marie den ein ander tag.
Fuchs, Kart. Aggsbach (
moobd.
,
1395
):
wir [...] haben [...] dasselb perkrecht und den egenanten zehent zuͦ dem vorgenanten goczhaws und kloster geaygent.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1316
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Nu ist czu merkchen wie grosse sünde daz pringet der gote sein ere enczewcht vnd die den creaturn aygent.
Ermisch, a. a. O. ;
Kisch, a. a. O. ;
Leman, a. a. O. ;
Mon. Boica, NF. ;
2, 1, 157, 21
;
Mayer, a. a. O. ;
Bihlmeyer, Seuse ;
Leisi, Thurg. UB
8, 410, 1
;
UB Zug
941, 8
;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Fischer, Eunuchus d. Terenz ;
Buijssen, a. a. O.
19, 17
;
Hör, a. a. O.
181, 26
;
Fuchs, a. a. O. ;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 135
.
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›sich in js. Obhut, Schutz, Untertänigkeit begeben‹; die diesem Ansatz zugrunde liegende Bedeutung ›sich in Abhängigkeit, Leibeigenschaft begeben‹ ist im eigenen Material meist in religiöser Ütr. präsent;
vgl. (Adj.) 2.
Syntagmen
(refl.):
sich
(z. B.
mit diensten
)
jm
. (z. B.
einem herren, got, dem teufel
) /
e. S
. (z. B.
einem gewalt
)
e
.;
sich gegen jn. e
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
eygen dich gode, so is got dyn eygen, as hey syns selues eygen is.
Sachs (
Nürnb.
1558
):
Als sie [jüngeling] sich gehn mir eignen kunden, | Hab ich sie all [...] | Geleich mit mir gefüret haim.
Ebd. (
1560
):
Ich dacht haimlich, ich wil gleich ir | Mein lieb eröffnen und anzaigen, | Gedacht: wirt sie sich gen mir aigen.
Grimm, Weisth. (
wobd.
,
1452
):
[er] soll sich auch vorhin dheynem herren eygnen.
Karnein, de amore dt.
235, 20
(
moobd.
,
v. 1440
):
wer sich in solich vnbestät sorg vnd angst gibt vnd sich aignet vngenött annderm gewalt.
Quint, a. a. O. ;
Rwb  f.
3.
›sich etw. (rechtmäßig oder widerrechtlich) aneignen, etw. als Eigentum in Anspruch nehmen‹; auf Personen bezogen: ›jn. unterwerfen, unter seine Herrschaft bringen‹; in 1 Beleg: ›jn. festnehmen, verhaften‹; im Hinblick auf erotische Beziehungen: ›jn. gleichsam zu seinem Eigen machen‹; selten refl. Gebrauch; auch ütr.;
vgl. (Adj.) 12.
Verstärkt Wirtschafts- und Rechtstexte.
Phraseme:
˹
jn. als seine kinder eignen, jn. zu einem son eignen
˺ ›jn. adoptieren‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  11,  1,  18,  1,  1,  1, .
Syntagmen:
jn
. (z. B.
leute und land
)
/ etw
. (z. B.
einen wald, eine mauer / stat, ein gut / herz, volkommenheit
)
e., sich etw
. (z. B.
die gerechtigkeit
)
e
.

Belegblock:

Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (Hs.
A. 15. Jh.
):
do ich was ein kleiner knabe, do wolt er [keiser Otnit] uns geeignet han.
Bachmann u. a., Volksb. (
alem.
,
15. Jh.
):
der
[
engel
; Genitiv]
uberhueb sich der schöne sin unnd
[
Luczifierr
; Subj.]
eignet im selben, daz gocz was.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
Die us Gaiserwald sind damit beschwert, das ain herr von Sant Gallen ain wald [...] geaignet [...] und [...] verboten hat, das niemand darin me hoͮwen sölle.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
die [graven] eygenent lüte und hands für eygen und sturent sie ungewenlichen wyder alles reht.
Hauber, UB Heiligkr. (
schwäb.
, o. J.):
so haben wir [grave Eberhart von Wirtenberg] [...] denselben ahteil dez zehenden [...] geaigent.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
So sy sich gen mir naiget, | Als gantz in rechter triu | Mein hertz hat sy geaiget, | Ich bin ir stät on rëw.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
die maur [...] wolten sie [pfaffen] aignen und sprachen, sie wer ir und nit der burger.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
E. 15. Jh.
):
wann ainer ettwas verleust, [...] vindet er aber ettwen dapei der sich des underbundn hat mit gevërd, der selbm [...] sol er aignen und dem richter antburten.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
ist auch eben zu vermercken, das die drei keiser [...] ir jedweder den negsten nach im an das reich ansteendt im zwͦ einem son hat adoptiert oder geaigent.
Jostes, Eckhart
30, 19
;
Anderson u. a., Flugschrr.
21, 8, 25
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
69
;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Voc. inc. teut.
a iiijr
;
Rwb  f.;
4.
›jm. etw. aufgrund seiner Verdienste oder seiner Stellung gebühren, zukommen; jm. etw. von Rechts wegen zustehen; j. etw. verdienen‹; ›etw. sich geziemen, gehören‹.
Bedeutungsverwandte:
 18,  2,  23,  2,  1, ; vgl.  1, ,
1
(V.) 4,  12.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1524
):
landesfürste, dem seyne underthanen [...] vor unrechter gewalt zuverteydingen, zuhandhaben und zwbeschutzen eigent und geburet.
Luther, WA (
1530
):
wer sie [Ehe] [...] heimlich annimpt, der [...] hat sie gestolen und nicht redlich mit Gott und seines worts gehorsam bekomen, wie es doch solchem ehrlichen stande eigent.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
263
(
Köln
1476
):
Dye froemen wyssz Van Colne schoen | Sy eygent pryssz Zo dragen kroen.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
danck thut sich vor wolthat eigen.
Wer spoͤttlich fragt, demselben eygnet, | Das jm ein gleich antwort begegnet.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Gebuͤren. Geziemen / zustehen / wol anstehen / gefuͤgen / eignen / zuhoͤren.
Goedeke u. a., Liederb. (o. O.
1525
):
dir [Got] eigt allein | er, lob und preis von aller gemein.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
231
(
Nürnb.
1517
):
allein got eignet handeln durch ein einige stete handlung.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1552
):
wie uns als ainer freien stat zuͤ gemainem nutz des hailigen römischen reichs immer zuͤthun gezimpt, aignet und gepürt.
Küther, UB Frauensee
307, 18
;
Vgl. ferner s. v.  2.
5.
›etw. besitzen, über etw. verfügen, jm. etw. als Eigentum gehören‹; ütr.: ›j. / etw. eine (besondere) Eigenschaft haben, jm. etw. eigentümlich sein‹;
vgl. (Adj.) 15.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  9,  6,  1, (V.) 1, .

Belegblock:

Luther, WA (
1520
):
Es were myr auch leyd ym hertzen, das solch vordampt gutt, den durfftigen enttzogen, den es billich eygent.
Köbler, Ref. Franckenfort
57, 12
(
Mainz
1509
):
Ordenen wir vnd woͤllen / das der dem solche pfande eygenet von dem glaubiger [...] ein erkentnüß der summen / mit bestymmung der pfand nemen sol.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
99, 22
(
nobd.
,
15. Jh.
):
einer, der von einem gute zihet, der sal den drittenteil daruf lasßen; und welcher daruf tzihet, dem eygent dasselbe teyl.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
141
(
Nürnb.
1517
):
Nachfolgent höret der geist des menschen, das dir, herr, die barmherzikeit eignet.
Menge, Laufenb. Reg.
2215
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
By wyben ist er vngemeit | Vil wüstigkeit yme eiget.
Thiele, Minner. II,
12, 54
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
der rubin eigt das man in gold in finde.
Schmidt, Rud. v. Biberach
86, 19
(
whalem.
,
1345
/
60
):
der vatter vnd der svn werdent [...] enphangen in minne, dvͥ geeigent ist dem Heiligen Geist.
Menge, a. a. O.
2121
;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
314, 20
.
Vgl. ferner s. v. (
das
4.