1
eignen, seltener:
2
eigen, V.
1.
›jm. etw. zueignen, übereignen, als Eigentum übergeben‹; speziell auch: ›jm. etw. widmen‹; in religiösen Kontexten ütr., dann z. B. ›jm. etw. (z. B. das ewige liecht
) zueignen, versprechen‹; als Part. Perf. auch: ›j. / etw. für jn. / etw. bestimmt sein‹ (z. B. ein tag
für Marie
); als part. Adj. ge|eignet
speziell: ›erbeigen‹; Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
jm. den tod eignen
›einen Mord an jm. beabsichtigen‹; oft Doppel- und Mehrfachformeln der Art geben und liegen, verkaufen, versetzen und eignen
, die als Teilakte des eignens
verstanden werden können.Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): 8, 7, 1, 1; 4, 5, , 5, 2, (V.) 1, , , , ; vgl. , , 20, 1, 8, 5, , .Syntagmen:
jm. / e. S
. (z. B. dem gotteshaus
) etw
. (z. B. einen acker / titel / weingarten, die ere, eine herschaft / lehenschaft / müle, ein buch / erbe / gut / haus, das bergrecht, geld, pferde, eine pfründe / scheune
) e
.; Christus / Maria einen tag e
.; etw. zu etw
. (z. B. zu einem kloster / lehen
) e
.Wortbildungen:
eignisbrief
eignung
Belegblock:
den Titell priester und klerick, wilche die schrifft allen Christen eygent, haben sie [papisten] tzu sich gerissen.
Dauid war vnter den kindern Jsrael auserkorn / wie das fette am opffer Gott geeigent
[
wirt abgeschelt vnd gesündertFroschauer
1530: ;
würdt abgesündertDietenberger
1534 / Eck
1537: ]
war. daz Hanß Krebiß [...] synem elichem wybe [...] eyne schüne, eynen gartten [...] erblichin uffgegebin, geeygent unde mechtig uffgelaßin habe.
Wirdet einem manne ein hus geeigent, [...] daz sal man im rumen in vircehn tagen.
Ist sie [eelich weib] dann in kurz verstorben, so hat sie an [...] ires mannes ligend gutern, so er ir daran nichts aufgelassen, geeigenet noch gegeben [...], auf ire schwestern nichts vererben [...] mogen.
so schol man die grube und die lehen von dem vreien Stein aigen zu dem lehen von dem alten Stein in drein tagen.
da vor hat er [furman] jm geeygint vomff pherd mit eynem wagin.
da samelten sich die schnöden wicht und lieffen in ire heuser, den sie den tot geaignet hetten
(Kontext: Aufstand gegen den Rat der Stadt Nürnberg).
dar um [...] sie [sel] | Ye dem wider zu neygt | Dem sie erstlich von Got e was geeygt.
so wil ich dir umb dine vinsternisse min ewig lieht eigenen.
Aignusbrief von Graf Eberharten zue Würtemberg, darinn er Wilhelm Speten etliche Güeter [...] geaignet.
Wir [pfaltzgraff bei Rein] [...] haben dem abbt [...] des gotshaws ze sannt Veit datz dem Newmargkt gewidemt, geaigent, geben vnd gemacht.
Khunigundt [...] hat disem [...] gotzhaus [...] verschriben vnnd geaignt LX Regnspurger pfennig ewigs gelts.
das ist die sach, varumb der sampcztag mer geaigent ist Marie den ein ander tag.
wir [...] haben [...] dasselb perkrecht und den egenanten zehent zuͦ dem vorgenanten goczhaws und kloster geaygent.
Nu ist czu merkchen wie grosse sünde daz pringet der gote sein ere enczewcht vnd die den creaturn aygent.
Leisi, Thurg. UB
8, 410, 1
; UB Zug
941, 8
; V. Anshelm. Berner Chron. ;
Buijssen, a. a. O.
19, 17
; Hör, a. a. O.
181, 26
; Voc. Teut.-Lat.
a vjr
; Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 135
.2.
›sich in js. Obhut, Schutz, Untertänigkeit begeben‹; die diesem Ansatz zugrunde liegende Bedeutung ›sich in Abhängigkeit, Leibeigenschaft begeben‹ ist im eigenen Material meist in religiöser Ütr. präsent; Syntagmen
(refl.): sich
(z. B. mit diensten
) jm
. (z. B. einem herren, got, dem teufel
) / e. S
. (z. B. einem gewalt
) e
.; sich gegen jn. e
.Belegblock:
eygen dich gode, so is got dyn eygen, as hey syns selues eygen is.
Als sie [jüngeling] sich gehn mir eignen kunden, | Hab ich sie all [...] | Geleich mit mir gefüret haim.
Ich dacht haimlich, ich wil gleich ir | Mein lieb eröffnen und anzaigen, | Gedacht: wirt sie sich gen mir aigen.
[er] soll sich auch vorhin dheynem herren eygnen.
wer sich in solich vnbestät sorg vnd angst gibt vnd sich aignet vngenött annderm gewalt.
3.
›sich etw. (rechtmäßig oder widerrechtlich) aneignen, etw. als Eigentum in Anspruch nehmen‹; auf Personen bezogen: ›jn. unterwerfen, unter seine Herrschaft bringen‹; in 1 Beleg: ›jn. festnehmen, verhaften‹; im Hinblick auf erotische Beziehungen: ›jn. gleichsam zu seinem Eigen machen‹; selten refl. Gebrauch; auch ütr.; Verstärkt Wirtschafts- und Rechtstexte.
Phraseme:
˹jn. als seine kinder eignen, jn. zu einem son eignen
˺ ›jn. adoptieren‹.Syntagmen:
jn
. (z. B. leute und land
) / etw
. (z. B. einen wald, eine mauer / stat, ein gut / herz, volkommenheit
) e., sich etw
. (z. B. die gerechtigkeit
) e
.Belegblock:
do ich was ein kleiner knabe, do wolt er [keiser Otnit] uns geeignet han.
der
[
engel; Genitiv]
uberhueb sich der schöne sin unnd [
Luczifierr; Subj.]
eignet im selben, daz gocz was. Die us Gaiserwald sind damit beschwert, das ain herr von Sant Gallen ain wald [...] geaignet [...] und [...] verboten hat, das niemand darin me hoͮwen sölle.
die [graven] eygenent lüte und hands für eygen und sturent sie ungewenlichen wyder alles reht.
so haben wir [grave Eberhart von Wirtenberg] [...] denselben ahteil dez zehenden [...] geaigent.
So sy sich gen mir naiget, | Als gantz in rechter triu | Mein hertz hat sy geaiget, | Ich bin ir stät on rëw.
die maur [...] wolten sie [pfaffen] aignen und sprachen, sie wer ir und nit der burger.
wann ainer ettwas verleust, [...] vindet er aber ettwen dapei der sich des underbundn hat mit gevërd, der selbm [...] sol er aignen und dem richter antburten.
4.
›jm. etw. aufgrund seiner Verdienste oder seiner Stellung gebühren, zukommen; jm. etw. von Rechts wegen zustehen; j. etw. verdienen‹; ›etw. sich geziemen, gehören‹.Belegblock:
landesfürste, dem seyne underthanen [...] vor unrechter gewalt zuverteydingen, zuhandhaben und zwbeschutzen eigent und geburet.
wer sie [Ehe] [...] heimlich annimpt, der [...] hat sie gestolen und nicht redlich mit Gott und seines worts gehorsam bekomen, wie es doch solchem ehrlichen stande eigent.
Dye froemen wyssz Van Colne schoen | Sy eygent pryssz Zo dragen kroen.
Gebuͤren. Geziemen / zustehen / wol anstehen / gefuͤgen / eignen / zuhoͤren.
dir [Got] eigt allein | er, lob und preis von aller gemein.
allein got eignet handeln durch ein einige stete handlung.
wie uns als ainer freien stat zuͤ gemainem nutz des hailigen römischen reichs immer zuͤthun gezimpt, aignet und gepürt.
5.
›etw. besitzen, über etw. verfügen, jm. etw. als Eigentum gehören‹; ütr.: ›j. / etw. eine (besondere) Eigenschaft haben, jm. etw. eigentümlich sein‹; Belegblock:
Es were myr auch leyd ym hertzen, das solch vordampt gutt, den durfftigen enttzogen, den es billich eygent.
Ordenen wir vnd woͤllen / das der dem solche pfande eygenet von dem glaubiger [...] ein erkentnüß der summen / mit bestymmung der pfand nemen sol.
einer, der von einem gute zihet, der sal den drittenteil daruf lasßen; und welcher daruf tzihet, dem eygent dasselbe teyl.
Nachfolgent höret der geist des menschen, das dir, herr, die barmherzikeit eignet.
By wyben ist er vngemeit | Vil wüstigkeit yme eiget.
der rubin eigt das man in gold in finde.
der vatter vnd der svn werdent [...] enphangen in minne, dvͥ geeigent ist dem Heiligen Geist.