eigenwillig,
vereinzelt
eigenwillisch
;
Adj.
– Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
1.
›eigenmächtig, ungehorsam, nur dem eigenen, selbstbezüglichen Interesse folgend‹; besonders in religiösen Kontexten: ›dem Willen Gottes entgegen handelnd, gottfern‹; in 1 Beleg: ›ungezügelt‹ (von Rauch gesagt);
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , , , , ,  3, , (Adj.) 5, , .
Syntagmen:
sich e. von der teiding entziehen
;
der eigenwillige esel / kranke / mensch / son, die eigenwillige andacht / auslegung (der schrift) / fürnemung / handlung / natur, das eigenwillige leben, die eigenwilligen gründe
.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
Der rauch geht ubir sich, macht sich eygenwillig ynn der lufft, thut alß wolt er die sonnen vorblenden.
Ebd. (
1524
):
Denn wie er lernet eyn frey eygenwillig leben, das von allem gesecze ausgeschlossen und gancz vihisch, Also ist er ein frey eygenwillig mensch, der alle gesecze verdampt.
Ders. Hl. Schrifft.
5. Mose 21, 18
(
Wittenb.
1545
):
WEnn jemand einen eigenwilligen
[
Mentel
1466:
widerwertigen
, Hs. W, 15. Jh.:
widerspenigen
;
Dietenberger
1534:
widerspenigen vnd stoltzer
;
Eck
1537:
mütwilligen
]
vnd ungehorsamen Son hat / der seiner Vater vnd Mutter stim nicht gehorcht.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1378
):
wer mir nu gar leit, daz sú [bruͤder] zuͦ úch hinabe kummen werent, wanne sú sint ettewaz einrihtig und eigenwillig.
Strauch, Schürebrand 7, Var. z. Z. (
els.
,
E. 14. Jh.
):
da ist ain veste starcke mur wider all anstürm des boͤssen gaistes, der [...] sigloss machet die aigenwilligen besitzer irs beheblichen grundes.
Meisen u. a., J. Eck
44, 27
(
Ingolst.
1526
):
Alle prophetische Gschrifft leydt nit aigenwillige oder yemants sondere ußlegung.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1577
):
wo sich aber einer aigenwillig von dem tätting entzug one erlaubnus seines richters.
Fischer, Folz. Reimp.
16, 170
;
Rieder, a. a. O. ;
Strauch, a. a. O. ;
Vgl. ferner s. v.  1.
2.
›freiwillig, aus eigenem Antrieb‹; speziell: ›den göttlichen Geboten aus freien Stücken folgend (im Zusammenhang mit der lutherischen Freiheitstheologie)‹; in den Belegen meist perspektivisch gewendet.
Bedeutungsverwandte:
,  2, .

Belegblock:

Luther, WA (
1519
):
so er eyn kostlich pater noster tragen kan, eyn eygen willige fasten halten adder etwan eyn besondern heyligen eert.
Ebd.
28, 337b
, 9 (
1528
/
9
):
Ja sagen sie [widersacher], [...] Jr [Luterischen] seid die fromen Christen, die rechten Euangelischen, Ja Eigenwillischen Leute.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Eigenwillig / freywillig / gutwillig / selbstwillig [...]. Eigenwilligklich / võ sich selbst freywilligklich.