eidespflicht,
die
;
-Ø/-en
.
›durch einen Eid auferlegte und übernommene Verpflichtung‹; meist in asymmetrischen Verhältnissen (speziell: im Verhältnis zwischen Mensch und Gott) mit gegenseitiger Verpflichtung zur
treue
; vereinzelt: ›Eidversprechen‹;
vgl.  12,  4.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte, auch Chroniken.
Phraseme:
jm. die eidespflicht geben
›jn. vereidigen‹;
jn. mit eidespflichten verstricken
›jn. durch einen Eid binden‹.
Bedeutungsverwandte:
 4, (
das
3, ; vgl.  8, .
Gegensätze:
.
Syntagmen:
eidespflichten ablegen / tun, von jm. annemen / aufnemen, jm
. (z. B.
dem rat
)
e. tun
;
sich der eidespflichten erinnern
;
der e. ungehorsam / verantwortlich / wiederspännig sein
;
etw. auf e. entscheiden, bei e. aussagen / befelen / bekennen / geloben, j. bei den eidespflichten gehorsam sein, in js. e. sein, jn. in eidespflichten nemen, jn
. (z. B.
bischöfe
)
mit eidespflichten beschweren / fangen
, [wohin]
dringen, etw. mit eidespflichten geloben, jm. mit eidespflichten verpflichtet / verwandt sein, sich jm
. (z. B.
dem bapst
)
mit e. verbinden / verhaften, jm. etw. mit e. verheissen, etw. wieder die eidespflichten tun
;
die gebürliche / geschworene / gewönliche / treue e
.;
die erneuerung der e
.;
der e. gemäs
.
Wortbildungen:
eidespflichtig
›zum Eid verpflichtet‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1545
):
„WEiden“ heisst hie nicht [...] Koͤnige und Bisschove mit Eidspflichten fangen und unter sich werffen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
was er [Got] ihm [Dauid] verheissen hat, | Mit trewer eidespflicht, | Das helt er fest.
Köbler, Ref. Wormbs
115, 16
(
Worms
1499
):
ir [herrn] syndt mit sunderlichen eidspflichten mynem widerteil verpflicht oder angepunden.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
50, 27
(
thür.
,
1474
):
daz Niclauß Hoendorff [...] daselbist by eydesphlicht bekant unde ußgesaget habe, daz [...].
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
er, der Florian Geyer, hett inen [hawfen] die aidspflicht selbs geben.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
ordnē vnd woͤllen [...] das alle vnd yede vnsere burgere vn̄ eydspflichtigen / ligende guͤter [...] verhuͤtet sollen werdē.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
wolte die kay. mt. haben, daß ain rat solte alle predicanten mit aidtspflichten verstricken, daß ir kainer on vorwissen und willen Jrer kay. mt. [...] weckzichen solte.
Ebd. (zu
1559
):
hat ain erbare gemaind den herren statpflegern, burgermaistern und ainem ersamen rat gewöndliche aidts pflicht gethan.
Ebd. (
1544
/
5
):
wo schon ain guthertziger herr zu ainem bischof [...] erwölt wirdt, so wirt er doch mit aidtspflicht und statuten [...] dohin getrungen, daß er nichts [...] beweisen mag und tarf.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
190, 1
(
moobd.
,
1524
):
Wo aber solches nit statt haben woltt, [...] den gerhaben bey iren ayds phlichten auf das höchst zu bevelchen, die freuntschafft [...] zu versehen.
Wopfner, Bauernkr. Tirol
62, 22
(
tir.
,
1525
):
etliche [...], die in solher ernew̆erŭng der aidsphlicht ungehorsam oder widerspenig sein wolten.
Kollnig, Weist. Schriesh.
89, 18
;
Gajek, Seidelius. Tych.
13, 3
;
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Rennefahrt, Zivilr. Bern ;
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Rwb  f.;
Öst. Wb.
3, 83
.
Vgl. ferner s. v.  1,  2.