eid,
der
,
vereinzelt
die
;
-(e)s/-e
.
– In 1 allgemeine Aspekte des
eides
; 2 und 3 Spezialisierungen auf gegenseitige (2) und einseitige (3) Formen des
eides
; in 4 und 5 schwächer belegte Bedeutungsaspekte; vgl. auch die Gliederung im
Dwb, Neub.
7, 332
; ferner
Lex. d. Mal.
3, 1673-1692
;
LThK
3, 727-731
.
– Verstärkt in Rechts- und Wirtschaftstexten.
1.
›Eid, Schwur‹ (allgemein); im kirchlichen und weltlichen Recht vor Zeugen in Form von speziellen Eidesformeln und symbolischen Handlungen (z. B.
finger recken
) geleisteter Schwur, durch den Eidnehmer und Eidleistender gegenseitige religiöse, rechtliche und soziale Verpflichtungen eingehen und der Vereidigte sich im Falle des Meineids oder des Eidbruchs der Bestrafung durch eine höhere Macht (Gott, geistliche und weltliche Obrigkeit) unterwirft und die Folgen (z. B. Ehrverlust, Rechtsminderung, Amtsenthebung) anerkennt; häufig Bestandteil von Rechtsformeln, Phrasemen und Sprichwörtern (s. u.
Henisch
); hohe Wortbildungsaffinität (vgl. ff.); in nicht förmlichen Kontexten zur Bekräftigung eingesetzt; offen zu 2.
Zur Sache:
LThK
3, 727
ff.;
Lex. d. Mal.
3, 1673
ff.; ff. (mit rechtsgeschichtlichen Differenzierungen und reicher Belegung).
Phraseme:
der gelerte eid
›formulierter Eid, der den Eidleistenden vorgesprochen wird‹ ();
der aufgehebte eid
›mit erhobener Hand geschworener Eid‹;
der aufgerekte eid
›mit aufgerecktem Finger geschworener Eid‹;
der leibliche eid
›Eid, der durch Berühren eines heiligen Gegenstandes (z. B. einer Bibel, einer Reliquie) geschworen wird‹;
der verdächtige eid
›rechtlich nicht zulässiger Eid‹;
der böse / falsche eid
›Meineid‹;
an eides / eiden stat
›Verpflichtung ohne formale Eidesleistung‹ (auch zu
eidesstat
lexikalisiert); ˹
eid und ere
;
eid und gelübde
;
eid und gewissen
;
eid und pflicht
;
eid und treue
˺ (Rechtsformeln);
jm. an den eid reden / sprechen
›js. Eid anzweifeln‹;
jm. etw. in den eid geben
›jm. etw. eidlich auferlegen‹;
ich hätte wol einen eid getan
›ich hätte schwören können, [...]‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 16, (
der
4,  10,  4, , ,  4, , (
das
); vgl. .
Syntagmen:
den e. ablegen / auflegen / aufsagen
›aufkündigen‹
/ bieten / brechen / empfangen / halten / leisten / schweren / tun / volbringen, heilig halten, jm. einen e. abernöten
›abzwingen‹
/ auflegen / erlassen / geben / vorsagen, den e. von jm. annemen / fordern, einer partei einen e. gestatten
;
jn. des eides erlassen / ledigen / lossagen
;
dem e. genüge tun
;
etw. ane e. tun, jm. auf seinen e. trauen, jn. in e. nemen, von dem e. absolvieren, etw. wieder den e. tun, sich zu einem e. bieten, jn. zum e. bringen / nöten / treiben, kommen lassen
;
der e. mit aufgehebten fingern, mit gelerten worten, zu got
;
der aufrechte / gemeine / getane / gezwungene / hohe / starke e
.;
der laut, die form / kraft des eides
.
Wortbildungen:
˹
eidbusse
,
eidgeld
˺ ›Abgabe, die bei der Eidesleistung zu entrichten ist‹,
eidbrecher
, ˹
eidbruch
,
eidverbruch
˺ (dazu bdv.: ),
eidbrüchig
(dazu bdv.: ),
eidesfinger
›Daumen, Zeige- und Mittelfinger als Schwurfinger‹,
eidgelübde
,
eidlos
›eidbrüchig, meineidig‹ (16. Jh.),
eidpfenning
›Abgabe statt eines Eides‹,
eidschelten
›js. Eid für falsch, ungültig erklären‹,
eidstab
›das Abnehmen eines Eides‹,
eidstaben
›jm. einen Eid vorsprechen‹,
eidsverwandte
›Person, die mit jm. eidlich verbunden ist‹,
eidtafel
›Tafel mit dem Wortlaut eines Eides‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Iusiurandum. Eid / schwur Jurament.
Periurium. Meineidigkeit meineid eidbruch falscher eid [...] Periurus. Meineidig eidbruͤchig.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Ich hette wol einen Eydt gethan, Es were besser mit ewerm Auge worden.
Toeppen, Ständetage Preußen
3, 494, 25
(
preuß.
,
1452
):
bey erem ofgerackten eydesfinger; das geruchte wellen sie [...] nicht setczen.
Luther, WA (
1542
):
Sol ein Eid gethan werden, So muͤssen zwo Personen dazu komen, Eine, so den Eid thut, die andere, so den Eid empfehet.
Aubin, Weist. Köln/Brühl (
rib.
,
1577
, Hs.
M. 18. Jh.
):
Von allsolcher ansetzung der geschwornen gebuhret [...] dem schulteisen wegen des aidsstaaben ein turnus.
dem schulteisen einen turnus wegen des eidsstaben vergnügen.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Wenn jhr an Aidsstatt globet an, | Daß jhr [...].
Anderson u. a., Flugschrr.
18, 5, 5
([
Straßb.
]
1523
):
Alle geding / eyd / gelübt / verheyssung / verspreche͂ geschrifftlich / oder mündtlich [...] wider gottes gebott / reychen [...] gott [...] zuͦ verleügnen.
Krebs, Prot. Konst. Domkap.
7427
(
nalem.
,
1522
):
Der neue
famulus
des Pflegers hat
ain vffgehepten aid
geschworen (Regestbeleg).
UB Zug
459, 45
(
halem.
,
1409
):
drÿ buͦßen, der ist eine, eidschelten, die ander, mârchstein ruken, [...].
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1459
):
wand sy [...] liplich eid zuͦ gott und den helgen mit ufgehepten vingern und gelerten worten vor uns gesworn hand.
Ders., Wirtsch. Bern (
halem.
,
1617
):
dz [...] alle die wirt, [...] denen wyn ußzegeben erloubt ist, [...] in ein eidglübd uffgenommen werdind.
Ders., Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1628
):
dar ihr [amptlüte] [...] uff vorhargehnde verlaͤsung diß unsers befelchs, wie auch der in truck ußgangnen eyd taffelen [...] uffnemmen sollind.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
wer das yemants vnder vnsern burgern oder eydßverwandten abtrittig [...] würd.
Morrall, Mandev. Reiseb.
175, 3
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
waß sie [volck] tuͦnd, das tuͦnd sie on ayd.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1552
):
predigcanten und lehrer, so [...] aus dem hailigen reich schwören müssen, [...] solchs vermainten und an im selbst verdechtigen aids [...] wissentlich absolviert [...] haben.
Ebd. (
1563
/
4
):
er und sein hausfrau haben baide ainen aufgereckten aid geschworen, daß sie treulich hausen wöllen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 190, 45
(
schwäb.
,
1580
):
von einem jedlichen ayd, so vor gericht geschworen würdt, davon soll der [...] dem schulthaißen 3 ₰ hlr für aidbießen geben.
Ebd.
234, 6
(
1458
):
ain unrecht und ain aydgelt sol sein dry schilling heller.
Ebd.
590, 2
(
1588
):
Waß dann andere hohe verfreflungen und straffen, alß umb [...] glübd- und aidverbruch [...] belangt.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Einen deß eids erlassen / quit schelten / nachlassen / von dem eid absoluieren [...]. Ein eyd thun die gesatz zuhalten [...]. Den eid soltu heilig halten [...]. Eim den eyd geben / den eyd von eim forderen [...]. Den eid halten / seinem eid gnug thun [...]. Eid von einem annemen [...].
Eidbrecher / eidbruͤchig / meineidig [...]. Ein falschen eyd thun [...]. Genoͤtigt eid [...].
Gezwungen eid bindet nicht [...]. Den Bawren trawen auff jhren eid / Heist trawen eim Wolff auff wilder heid. [...]. Wer schwoͤrt ein falschen boͤsen eid / Versagt jhm selbst die seligkeit.
Köbler, Ref. Franckenfort
98, 13
;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
130, 15
;
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
118, 36
;
Merz, Urk. Wildegg
188, 10
;
Auer, Stadtr. München ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Rwb ff.;
Vgl. ferner s. v. ,  3,  2,  6,  1,  2,
1
 16, (
der/das
1.
2.
›promissorischer Eid‹; verschiedene Formen asymmetrischer wie symmetrischer Eide umfassend: bezogen auf assymetrische Eidverhältnisse, in welchen der Vereidigte gegenüber dem Eidnehmer gelobt, die von diesem auferlegten Verpflichtungen zu erfüllen (z. B. Amtseid durch Äbte, Räte, Schultheißen, Richter usw., Treueid, Huldigungseid, Unterwerfungseid durch Vasallen gegenüber dem Lehnsherren; Eid eines Schuldners gegenüber dem Gläubiger; Treueverpflichtung, auch gegen Gott); umgekehrt auch Verpflichtungen durch den Eidnehmer (z. B. Schutz des Eidleistenden); außerdem bezogen auf symmetrische Eidverhältnisse mit gegenseitigen Verpflichtungen (z. B. Ehe, Schwurvereinigung); auch: ›Schiedsspruch‹ (eines vereidigten Obmannes); Spezialisierung zu 1.
Phraseme:
der gestabte eid
›vorgesprochener und vom Eidleistenden nachgesprochener Eid‹;
schirm und eid
;
jn. des eides ledig zalen
›jn. aus seinen mit dem Eid übernommenen Verpflichtungen entlassen‹;
jm. den eid helfen geben
›bei js. Vereidigung als Zeuge oder Bürge anwesend sein‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, (
der
1, ,  4,  4,  1, ; vgl.
2
 3, .
Syntagmen:
einen e. aufgeben / beherzen / halten / tun, js. e. manen, (jm.) einen e. schweren
;
des eides verfelen, quit sein, der eide folge tun, jn. seiner eide ermanen, jn. des eides überheben
;
dem e. abweichen, den eiden recht tun
;
auf den e. gehorsam sein, jm. etw. auf den e. geben / zusprechen, den rat beim e. rufen, jn. bei seinen eiden rügen, sich jm. bei / mit dem e. verbinden / verpflichten, jm. etw. bei seinem e. gebieten, j. bei seinem e. zu etw. schuldig sein, etw. durch einen e. angeloben, in eides weise geloben, sich mit eiden verschweren, jn. mit dem e. ausweisen, jm. mit eiden huldung tun, jn. mit seinem e. verpflichten, die pflicht mit eiden erneuen, etw. mit dem e. bestätigen / schweren, etw. von eides wegen zu tun schuldig sein
;
der e. des assayers
›Münzprüfers‹
/ verkäufers, der huldigung, der bürger / juden / kriegsleute / untertanen
;
der e. auf den altar, auf das evangelium, aus dem land, zu den heiligen
;
der bürgerliche / feste / harte / jüdische / priesterliche / schwere / teure e
.;
die pflicht des eides
.
Wortbildungen:
eidbeladen
›vereidigt‹,
eidbündig
›durch Eid verpflichtet‹,
eidespunkte
(Pl.) ›Liste der Aufgaben und Pflichten eines Vereidigten‹,
eidreitung
›Eidesformel‹,
eidschwere
›Geschworener‹,
eidspruch
›Schiedsspruch; Zusagung, Versprechen‹ (dazu bdv.: , ),
eidsteuer
›Steuer, die nach eidlichen Angaben des Steuerpflichtigen angesetzt wird‹ (a. 1544),
eidzettel
›Eidformular‹.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
3, 115, 27
(
preuß.
,
1449
):
haben sich die stete vorwortet von der eytreytunge des eydes der holdigunge des neuwen hern homeisters.
Luther, WA (
1521
):
furwar es hangt die gantz Biblia in dieszem eydspruch gottis, denn es ist alles umb Christus zuthum in der Biblien.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 24, 8
(
Wittenb.
1545
):
So aber das Weib dir [knecht] nicht folgen wil / so bistu dieses Eides
[nd. Bibel 1522:
gheloͤffte
]
quit.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
die Scheffene vnd yre partijen [...] verbonden [...] vnd verswoiren sich vnder eynanderen mit eyden.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. Anm. 9 (
mosfrk.
,
1335
/
6
):
want der [...] her Baldewin erzebischof zuͦ Triere [...] die burg Dronecke [...] in sinen schirm und eid genomen hat.
Kollnig, Weist. Schriesh.
230, 29
(
rhfrk.
, o. J.):
Copia aydspuncten der Newenheimer gerichtspersonen.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1538
):
dieweil ich [...] pfarher zu Altwissenloch [...] ein offen schreiber bei gmelter glubd und aidbeladen [...] bin.
Laufs, Reichskammergo.
82, 14
(
Mainz
1555
):
So wöllen wir, daß er [cammerrichter] [...] zu jeder zeit bey seinen gethanen pflichten und eydt schüldig sein, die gerichtspersonen irer seumnuß [...] halb [...] zu straffen.
Wyss, UB Deutschord. Hessen (
hess.
,
1367
):
han daz [...] lant [...] uff gelazsin [...] vor schultheizsen, vor eitswerin und vor husgnosßen.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
91, 3
(
nobd.
,
1343
):
er [Ofenwisch] solt gen zu den [...] und solt si irr eid manen, daz si teten, als si gesworen heten.
Lauterbach, Orhein. Rev. (
nalem.
,
v. 1509
):
der furst, frig herr, ritter etc. sidn schuldig, dem land vnd stetten zum ersten ein eid zuͦ tuͦn, den gemeinen nutz zuͦ handt haben, wittwen vnd weissen zuͦ beschirmen.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1430
):
ein ratt und burger ze Bern jerlich gestapte eide swerent, gemeiny und gerechti gerichti ze fuͤren.
Ebd. (
1460
):
darum si [die von Wyler] ouch begert und gebotten hand, [...]
[sie]
ir eiden ledig ze zaln.
Ebd. (
1528
):
so einer verpfent wirt, sol derselbig einen eyd uß dem land thuͦn und nit darin kommend, er welle [...] alle tag [...] zearbeiten und mit dem verdienten lon sin schuldner betzalen.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
1539
(
schwäb.
,
1453
):
Er [Eckhart] swuͦr minr froͮwen ainen ayd | [...] | Das er wölt sin ir aigen knecht.
Hauber, UB Heiligkr. (
schwäb.
,
1538
):
Der besatzung [...] ist beredt, das ain iede abtissin [...] macht haben solle [...] amman gericht und andere ampter zu besetzen [...] ouch dieselben mit aidspflicht laut irs aidzedels zu beladen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
der doch vor wol gewußt, daß alle blaicher schweren müssen, [...] danne er ime selbst solchen aidt im rat hat helfen geben.
Ebd. (
1544
/
5
):
habend alle herren des klainen und des großen rats [...] den herren burgermaistern [...] den burgerlichen aidt geschworen.
Anderson u. a., Flugschrr.
16, 3, 32
([
Augsb.
1522
]):
sol er [obman] macht haben [...] ain and’n aydt spruch mit Rat od’ für sich selbs zuͦ thun.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
251, 20
(
1438
/
9
):
derselb Mercklin hat uns daruff huldung getan mit glubden und eyden.
Rintelen, B. Walther
40, 9
(
moobd.
,
1552
/
8
):
möchten sy [Freundt] sich in des Kaufers und Verkaufers Aydt derwegen ziehen, welche sich dan des Aydes [...] nicht zu verwidern heten.
Bischoff, Steir. Landr. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Wer nicht ze gelten hat, wann man im ain geld anbehabt, der mûz des ain ayd sweren.
Ders. u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
solle die gesambte burgerschaft [...] mit anrierung des gerichtsstaab [...] aidbintig das gelib
[›Gelübde‹]
thuen.
Wopfner, Bauernkr. Tirol
62, 18
(
tir.
,
1525
):
will not sein, daz alle bŭrger ir bŭrgerlich phlicht mit aiden oder gelŭbten yetzmal [...] ernew̆en.
Lamprecht, a. a. O. Anm. 4;
Kollnig, a. a. O.
130, 26
;
Anderson u. a., a. a. O.
15, 13, 21
;
20, 5, 8
;
Froning, Alsf. Passionssp.
930
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Schultheiss, a. a. O.
134, 4
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern ;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ; ;
Hauber, a. a. O. ; ;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
UB ob der Enns
10, 12, 1
;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
100, 4
;
Moscouia
C 2r, 40
;
Piirainen, Igl. Bergr.
31b, 26
;
Rwb ff.;
Näser, in: Sprache und Brauchtum.
1980, 294
.
Vgl. ferner s. v.
1
 1,  2, , ,  1, ,  1,  1.
3.
›assertorischer Eid‹; in Gerichtsverfahren eingesetzt, um die Prozessbeteiligten zur Wahrheit ihrer Aussagen zu verpflichten (z. B. Zeugeneid); von Angeklagten, Zeugen zur Feststellung ihrer Glaubwürdigkeit, ihrer Unschuld (Beteuerungs-, Unschulds-, Reinigungs-, Entschuldigungseid, Eid als Entlastungshandlung) zu leisten; auch: ›Eidhelfereid‹ (durch
erliche
, gut beleumundete Dritte zur Sicherung der Glaubwürdigkeit von Angeklagten und Zeugen); vereinzelt: ›Anerkennung, Zugeständnis e. S. durch Eid‹; Spezialisierung zu 1.
Phraseme:
der falsche / unreine eid
›Meineid‹;
jn. seines eides nemen
›js. Aussage unbesehen glauben‹;
jm. eide haben helfen
›js. Glaubwürdigkeit vor Gericht mit einem Eid bezeugen‹;
jm. an seinen eid fälschen
›gegen jn. (unter Eid) falsch aussagen‹;
etw. bei mittel des eides tun
›etw. aufgrund des Eides tun‹;
jm. das lügen mit seinem eid nemen
›jn. mit einem Eid zur wahrheitsgemäßen Aussage bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,
1
 3, , ; vgl.
2
 3,  3,  3.
Syntagmen:
den e. anbieten / nemen / tun, der richter jm. den e. staben
›abnehmen‹
, eide dürfen
›brauchen‹
/ fordern
;
der e
. (Subj.)
mein
›falsch, betrügerisch‹
/ rein sein
;
jn. des eides erlassen
;
am e. fällig werden
›abfällig werden‹
, etw. ane e. sagen, e. S
. (z. B.
js. worten
)
ane e. glauben, jn. auf den e. fragen, jn. auf seinen e. aus etw. entledigen
›mit seinem Eid entlasten‹
, jn. bei eiden anzeigen / fragen, etw. auf den e. zeugen, etw. bei e. aussagen / erkennen / zeugen, kundlich machen, mit dem e. ledig werden, jn. mit dem e. reinigen / verleugnen, sich mit dem e. ausgehen
›reinigen‹
/ bereden
›verteidigen‹
/ entledigen / entschuldigen / erklären / purgieren / weren, unschuldig machen, etw. mit dem e. abschweren / befestigen / begreifen
›versichern‹
/ bekräftigen / (be)stärken / bestätigen / beteuern / beweisen / beweren / bezeugen / geloben / leugnen / versichern, war machen, mit dem e. caution tun, die schuld mit dem e. ablenen / beheben, jn. mit dem e. überwinden, etw. vermittelst eines eides beweren
;
der e. des antworters
;
der e. mit aufgelegten fingern
;
der geschworene / getane / rechte e
.;
das zeugnis des eides
;
die beweisung mit dem e
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
man sal ires [straz robere] eynes eydes dar vmme doch nicht nemen als eyns vnbesprochenen mannes.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
wirt her [vatir] vellig an dem eyde [...] so ist beyde vatir vnd son behaft in der clage.
Koeniger, Sendgerichte (
rib.
,
nach 1479
):
sal der knecht die mait reyngen myt syne eyde.
Lau, Qu. Neuß (
rib.
,
1480
):
sal sich ein burgermeister vam raede fuegen dairbi zo sijn, [...] dat dair einich unrein eide gedain wurden.
Rudolph, Qu. Trier (
mosfrk.
,
1400
):
also balde er [claiger] sine ansprache da von gedain hait, sich des mit sime eide, mit uf gelaichten vingeren [...] sich ercleren.
Köbler, Ref. Franckenfort
9, 10
(
Mainz
1509
):
Vñ wo alßdañ der Cleger solchs bestants halben kein bürgen haben moͤge / das jme dann solchs vermittelst syns eidts zu beweren geglaubt werden sol.
Strauch, Par. anime int.
91, 12
(
thür.
,
14. Jh.
):
hizu indarf man noch gezuge noch eide.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
so der zeuge [...] ire aussage nach anweisung des richters [...], der in den eid stoben muß, nicht sterken wolden.
Nun bitt ich ir ein recht urteil, ap sie
[
Dorothea
als Klägerin]
das gezeugt mit vier geschworn, die den dan eide haben helfen.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
121, 16
(
osächs.
,
1542
/
70
):
Welcher der keine [caution] vermag, der sal caution mit seinen eide zu tuen zugelassen werden.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
um 1400
):
velschet aber ainer den andern an sinem aid vor gericht [...], der richt der statt 10 ℔ ₰.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1387
):
Were aber, daz er [...] mit zwein erbern mannen wurde erzuͥget, oder moͤchte er sin mit sinem eide nit usgan, so sol er dem herren [...] vervallen sin.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 436, 14
(
schwäb.
,
1535
):
wüert man [...] ain jeden nach dem andern uff den ayd fragen, von wem er söllich gotzlesterung gehört hab.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
daß er darauf die warhäit sagen [...] welle, bei mittel seines aidts.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Mit einem falschen eid verleugnen / was einer pflichtig ist.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
1343
):
des laugen sol man von im nemen mit seinem aid.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
die drey, die im sein unschuld helffent gerichten, die suͤllen sweren [...], daz sein ayt sey rain und nicht main.
Hör, Urk. St. Veit
111, 8
(
moobd.
,
1373
):
irn worten darvmb ze gelauben an ayd vnd an ander pebaͤrnuͤzz vnd an allz recht.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
40, 17
(
mslow. inseldt.
,
1567
):
Auff śolchen śein gethanen Aid, hat ein Erśamer Ratth offt gedachtem Sebaśtian Bartfelder, aus śeiner śchmach [...] entlediget.
Gropper. Gegenw. ;
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ;
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 485, 31
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
297, 19
;
Buchda, Schöffenspr. Pössneck
4, 88
;
Kisch, a. a. O. ; 9;
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
365, 9
;
Dinklage, Frk. Bauernweist.
17, 5
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen ;
Rennefahrt, Zivilr. Bern ;
Merz, Urk. Lenzb.
73, 9
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1422
;
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Dirr, a. a. O. ;
Hör, a. a. O.
120, 11
;
Piirainen, Igl. Bergr.
33b, 31
;
Henisch  f.;
Rwb ff.;
Piirainen, Recht Schemnitz.
1986, 285
 f.;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 133
.
Vgl. ferner s. v.  2,  6,  3,  22,  7.
4.
›schriftlich formulierte und nachgesprochene Eidesformel‹; oft nicht klar von 1 zu trennen; in 1 Beleg: ›offizielle förmliche Botschaft‹ (im Beleg: Urfehde).
Syntagmen:
den e. aufschreiben / aufsetzen / reden / schweren / vorsagen / vorsprechen, jm. den e. erteilen / geben
›vorsagen‹
/ vorlesen
;
der e
. (Subj.) [wie]
gehen / lauten
;
die form des eides
.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
1, 57, 8
(
preuß.
, o. J.):
wenne eyn lantrecht geteilet wirt [...] und der eyt gereytt, den sal man lassen sweren.
Ebd.
3, 174, 14
(
1450
):
wir [...] obirantwurte en meysters Pauwels eyd also lawtende:
(es folgt die Eidesformel).
Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1565
/
6
):
ist folgendts dem Radte und gantzer gemeine die Eidt auff obgesagte wortt vorgelesen und mit aufgereckten fingern von denselbigen geleistet.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
83, 18
(
nobd.
,
1353
):
Ulrich von Utenhofen und Johannes Lidwacher sandten den Burgern einen Eid an den Rat, darin stund von Wort zu Wort also [...].
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
aber der aidt [...] hat disen form gehapt.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
Swenn ainer swern wil oder sol, dem sol der vorsprech vorsagen, wez er swern suͤll und sol im den ayt dann also geben und sprechen.
Große, Schwabensp. ;
Ermisch, Freib. Stadtr. ;
Bächtold, N. Manuel. Krankh.
217, 30
;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
264
 f.;
Vgl. ferner s. v.  3.
5.
im Phrasem
auf meinen eid, bei meinem eid
in der Bedeutung ›wahrlich, wirklich‹ als Bekräftigung von Aussagen außerhalb offizieller Kontexte gebraucht; als Wahrheitsbeteuerung an 3 anschließbar.

Belegblock:

Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
349
(
mrhein.
,
um 1335
):
Ich gehen dir die warheit, | ez ist der selbe, vf minen eyt.
Froning, Alsf. Passionssp.
7413
(
ohess.
,
1501ff.
):
ich [Pilatus] gebieden uch by mynen eyden, | das ir sijt bescheiden!
Schlosser, H. v. Sachsenh.
380
(
schwäb.
,
1453
):
Sy sprach ,swig still, uff minen ayd, | Ich schlach dich mit der funst ins mul [...]‘.
Klein, Oswald
44, 78
(
oobd.
,
1426
):
wie wol mir susst kain fürstlich stamm, | bei meinem güten aide, | nie hat geswecht leib, er, güt nam.
Wunderlich, Fierrabr.
123, 21
;
Froning, a. a. O.
382
;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob ;
Gille u. a., M. Beheim
98, 82
;
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
905
;
Munz, Füetrer. Persibein
267, 4
;
Vgl. ferner s. v.
3
 13.