eichel,
die
;
–/-(e)n
.
1.
›Eichel, Frucht der Eiche‹; vornehmlich als Schweinefutter verwendet; auch als Bestandteil von Arzneimitteln eingesetzt;
zu
1
.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
etw. in eicheln abteilen
›etw. in zwei gleiche Teile teilen‹ (Rechtsformel);
an vielen feiertagen eicheln essen
›lange leben‹;
etw. wie eine eichel auf ein balkenloch passen
›etw. wie die Faust aufs Auge passen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, ,
1
, (
die
); vgl.  2.
Syntagmen:
eicheln ausschütten / essen / klauben / lesen / niessen / sammeln / schälen / schlagen
;
die e
. (Subj.)
blühen / geraten / wachsen / werden
›reifen‹,
reif sein, auf der eiche stehen, zu klauben frei sein, der same der eiche sein
;
etw
. (z. B.
schweine
)
in die eicheln treiben
;
die dürre / gute e., x eicheln
.
Wortbildungen:
eichelbaum
›Eiche‹,
eichelbrief
›Privileg über die Eichelnutzung‹ (a. 1520),
eichelbusch
›Eichenwald‹ (a. 1636),
eicheleckerich
›Eicheln und Bucheckern, die zur Schweinemast gebraucht werden‹,
eichelein
›Gaumenzäpfchen‹ (aufgrund des Vergleichs mit
eichel
),
eichelganz
›unbeschädigt, heil, gesund‹,
eichelgarten
›Garten mit Waldbäumen zur Aufzucht von Eichensetzlingen‹ (a. 1609/10),
eichelgeld
›Abgabe für die Schweinemast‹,
eichelhaube
›Hülle der Eichel‹ (15. Jh.), ˹
eichelklauben
(a. 1595),
eichellesen
(subst.),
eichelsamlung
˺ ›Sammeln, Lesen von Eicheln‹, ˹
eichelmast
,
eichelmästung
˺ ›zur Schweinemast genutzte Eicheln‹,
eichelnschut
›Eichelfall‹ (a. 1482),
eichelnuz
›Nutzung von Eicheln zur Viehmast‹ (a. 1548),
eichelrecht
›Recht auf Schweinemast in einem herrschaftlichen Wald‹,
eichelschale
(15. Jh.),
eichelschelfe
(a. 1616),
eichelschwein
›mit Eicheln gemästetes Schwein‹,
eichelträgig
›Eicheln tragend‹ (a. 1561),
eichelweide
›Weideplatz für Mastschweine‹,
eichelweise
›zu gleichen Teilen‹ (im Erbrecht).

Belegblock:

Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
61, 19
(
um 1571
, Hs.
1615
):
Eine eichl ist ein kleiner Samme, darinne ist ein grosser tröffliher eichbaum verborgen.
Beckers, Bauernpr.
55, 29
(
Köln
1515
/
8
):
im vßganck des Meyen so bloyen die eychelboum.
Struck, Joh. Pfannstiel
256, 39
(
mosfrk.
,
1608
):
ein walt hinder Heffdrich, darinen holtzwerg zu gebrauchen, aber kein viehe darine zu treiben, sondern vir wochen eycheln darin zu lesen.
Kollnig, Weist. Schriesh.
63, 9
(
rhfrk.
,
1628
):
Wann ein aicheläckerich ist, so ist das aichelleßen verbotten.
Ebd.
279, 28
(o. J.):
Es solte auch dem closter Schonaw [...] das eckern- oder aichelgelt von frembden schweinen [...] zum halben teil zustehn.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
21, 40
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Wo aber wilde [körner] oder eichelmast vorhanden, so lesset man sie [schweine] darinnen, so lange sie gefresse haben.
Ebd.
252, 22
:
Am ende dieses monats pflegen die eicheln zu bluen.
Ebd.
257, 24
:
Seind eicheln und buchecker zeitig und reif zu samen zu samblen.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 248, 7
(
nobd.
,
1464
):
solt man auch kein aychelrecht und holzrecht geben.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Von dem streich erschütt sich die eich, | Ir laub und zweig die wurden bleich | Sampt den eicheln, so darauff stunden.
Hulsius
D iiijv
(
Nürnb.
1596
):
Eychelsamlung [...]. Eychelmestung.
Sudhoff, Paracelsus (
1536
):
bind safran in ein seklin auswendig zwischen die gemecht oder dürre eichlen zu essen
(zur Förderung des Stuhlgangs).
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1483
):
das sweinin flaisch von mastschwinen ie 1 ₰ umb 5 hlr. und söllen aicheln swein nit darunder gemischt gemetzget noch hingeben werden.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1552
):
soll jedweders sein vermügen [...] mitainander ligends und varends in aichelen abthailen.
so mögen sie die varende hab [...] zusammenwerfen und das alles gleich under sie in aichlenweis abthailen und ir jedem ir gepürend erbthail darvon gedeihen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 47, 41
(
schwäb.
,
1639
):
Welcher vor der zeit aichelein schlegt, schölt oder klaubt, der kompt [...] umb 2 [...] gulden.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Er hat an vilen feirtaͤgen Eichel gessen / das ist / er hat lange gelebt [...]. Ein jung Roß / das noch aichel gantz / vnd vnaußgearbeitet ist.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Daz aichelein oder daz weinperl ist ain klainez flaischel hinten in dem mund und ist sinbel als ain aichel oder ain weinper.
Nyberg, Birgittenkl.
1, 194, 29
(
oobd.
,
1544
):
Ich
[hab]
[...] unruͤ gehabt, ausß vrsach, das dy Hagenhausßer einen fydrib vnd aichellweid an vnsserm closterpergk wollen haben.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1489
):
sullen die aicheln frei sein ze klauben unserm vich ân alle irrung.
Kollnig, a. a. O.
28, 16
;
254, 29
;
Brinkmann, Bad. Weist. ;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob ;
Ermisch u. a., a. a. O.
76, 11
;
Merz, Urk. Lenzb.
54, 11
;
Schib, Urk. Laufenb.
196, 19
;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Nyberg, a. a. O.
1, 49, 43
;
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
140, 26
;
Henisch ;  f.;
Rwb  f.;
Stedtfeld, Roger-Glosse
58
 f.;
Lehmann, Rezeptb.
170
.
Vgl. ferner s. v.  1, ,  1.
2.
›vorderer Teil des Penis‹.

Belegblock:

Henisch (
Augsb.
1616
):
Aichel der manligkeit.
3.
›Farbe im deutschen Kartenspiel‹.

Belegblock:

Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
Wie wol sie doch in henden hätt | herz, schellen, gras und eichel, | gar baldt sie schellen auß wärfen thett.