ehehaft,
ehehaftig,
Adj.
1.
›gesetzlich, legitimiert, rechtmäßig (von Gerichten, Rechten); ordnungsgemäß und regulär einberufen (von Gerichtsverhandlungen und ihren Terminen)‹; in 1 Bergbaubeleg wohl: ›ordnungsgemäß genehmigt‹ (von einem Stollen);
zu (
die
1.
Obd.; vorwiegend Rechts- und Wirtschaftstexte.
Syntagmen:
der ehehafte stollen, das ehehafte banteiding / gericht / recht, die ehehaften dinge
.
Wortbildungen:
ehehaftbarlich
(a. 1533).

Belegblock:

Schnelbögl, Salb. Karls IV.
75, 29
(
nobd.
,
1366
/
8
):
ein iglich pecke zu drein ehaftigen dingen 45 hl.
Mon. Boica, NF. (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
3 ehaffte gerichte: 1 Walburgis, 1 Michaelis.
Ebd.
2, 1, 22, 15
(
1464
):
auch wo itlichs gut zwͤ halsgericht und eehaften rechten gee.
Leisi, Thurg. UB
8, 248, 27
(
halem.
,
1396
):
Do koment für uns [...] und ouch für ehafft offen vorbannen gericht der edel und vest Wilhelm.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1530
):
wan wir di recht haben alle jar zwai oder drei eehaftige panntading zu setzen.
Piirainen, Igl. Bergr.
21b, 37
(
slow. inseldt.
,
16. Jh.
):
Der ain der hajsset, ain suechstolen, der annder ain Ehafftig(er) Stollen.
2.
›von Rechts wegen als Begründung bzw. Hinderungsgrund für etw. zu Befolgendes akzeptiert, legitimiert, berechtigt, rechtsgültig‹; mit Tendenz zu: ›notwendig, triftig, schwerwiegend, zwingend, dringend, schlüssig‹ (von Begründungen); Gründe der genannten Art sind: Krankheit, Tod (eines Angehörigen), geschäftliche Verpflichtungen, Ableistung einer Gefängnisstrafe, Naturkatastrophen (Feuer, Wasser),
herrennot
u. Ä.; als Spezialisierung zu 1 auffassbar.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
ehafte not / notdurft
›gewichtiger, juristisch anerkannter Notfall (als Aufschiebungs- bzw. Hinderungsgrund z. B. für das Nichterscheinen vor Gericht, den Nichtvollzug einer Dienstverpflichtung oder zur Begründung eines Zahlungsaufschubs)‹;
der ehafte verdacht
›begründeter, dringender Tatverdacht‹.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 4, (Adj.) 5,  1,  1,  45, .
Gegensätze:
,  3.
Syntagmen:
e. abwesend sein
;
der ehehafte bau / verdacht, die ehehafte forderung / leibesnot / notdurft / sache / unmusse / ursache
(mehrfach)
/ zeit, das ehehafte gericht / recht, ehehafte geschäfte / sachen
.

Belegblock:

Koeniger, Sendgerichte (
rib.
1566
):
die personen, welche muthwillig und freventlich den sondag [...] ohne verleup eines jeden orthspastor ader ehehafte ursach solches uberschreiten.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1530
):
sol ein jeder [...] amptman gotsfurchtig sein und [...] die tage, so gottes wort gepredigt wirt, auch in die kirche verfuegen und mit nichten, sie hetten dan ehhafte gescheft, daraus pleiben.
Laufs, Reichskammergo.
100, 14
(
Mainz
1555
):
so der fiscal sollichem seinem ampt selbst außzuwarten auß ehafften ursachen verhindert, daß er dasselbig seinem advocaten befelhen [soll].
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
4, 125, 11
(
hess.
,
1536
):
Wann aber etwas ehhafter verdacht
[wärde],
der doch nit aigentlich kund worden, daselbst haben [...].
Mon. Boica, NF. (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
ine irre dann herren- leibs- oder ehafte note.
Sachs (
Nürnb.
1555
):
Wer ehafter not nit da kan sein, | Der-selb legt zehen pfening ein.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1427
):
als si selbs, nachdem inen mit uns ze riten empholhen ist, ehafter sachen halp dabi nit sin möchten.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1352
):
Giengi aber den selben gemeinen man ehaftigi not an von tode, von gevengischi, von siechtag [...], so mag der [...].
Leisi, Thurg. UB
7, 48, 24
(
halem.
,
1376
):
daz in êhaft not von swaͤrer gúlt wegen, die uff in gevallen waͤr, darzuͦbraht [...] het, daz er den hof [verkoffen muͤsst].
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1521
):
Ist aber der vogte nit im land, oder in eehaͤfftigen unmuͤssen oder siechtagen, denne [...].
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
so hat kain caplon ohne erlauptnus oder sonder ehehafte ursachen wandern dörfern.
Werbow, M. v. Amberg. Gew.
873
(
omd.
/
oobd.
,
v. 1382
):
ander ehaftige notdurft, die ein menschen fur got entschuldigen mochte.
Fuchs, Kart. Aggsbach (
moobd.
,
1400
):
Wêr aber, das an dem egent(antn) haws icht ehaffts paws noͤt geschêch, als das ein mawr oder ein gewelb nydergieng [...], das soll der egenant [...] wider aufpawn.
Chron. baier. Städte. Mühld. (
moobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
ez suͤllen di pekchen an der heiligen samptztagenacht nicht pachen, ez sei dann von rechter ehaffter not.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1540
):
ob aber der landrichter [...] nit komen möcht auß geschäft aines lantsfüersten oder eehaft anderer vorderung, so soll [...].
Ebd. (
1512
):
Ob ainer offene feintschaft hiet gegen dem andern in der eehaften zeit des feurs, so sol dieselb zeit sein ain guter handfrid.
Rössler, Stadtr. Brünn (
mähr. inseldt.
,
1. H. 14. Jh.
):
Von ehaftiger not. Ehaftiger not sint vier. Di erst haisset die herrennot; die andere haisset siechtum, [...]; daz drit ist venchnusse; daz vierd ist wazzernot.
Große, Schwabensp. ;
Köbler, Ref. Wormbs
37, 18
;
154, 7
;
ders., Stattr. Fryburg ;
Brinkmann, Bad. Weist. ;
Österley, Kirchhof. Wendunmuth ;
Ermisch, Freib. Stadtr. ;
Schultheiss, UB Windsheim
151, 23
;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Rennefahrt, Wirtsch. Bern ;
ders., Staat/Kirche Bern ; ;
ders., Statut. Saanen ;
V. Anshelm. Berner Chron. ; ;
Welti, Urk. Rheinfelden
859, 5
;
Niewöhner, Teichner
598, 86
;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 17, 4
;
215, 26
;
Auer, Stadtr. München ;
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
29, 96
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ; ; ;