ecke,
die
;
-Ø/-n
, vereinzelt auch:
;
(seltener:)
ek,
das
;
–/-en
.
1.
›Ecke, Winkel; Stelle, an der zwei Seiten einer Fläche oder eines Raumes bzw. zwei einen Winkel bildende Linien aneinanderstoßen‹; speziell: ›Augenwinkel‹; auch bildlich verwendet; offen zu 2; 3.
Phraseme:
über ek
›diagonal‹;
an / in allen ecken
›überall‹.
Bedeutungsverwandte:
 67,  3, ; vgl. .
Wortbildungen:
ekwinkel
›Ecke‹ (a. 1629).

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 26, 23
(
Wittenb.
1545
):
Aber hinden an der Wonung [...] soltu sechs bret machen / dazu zwey bret hinden an die zwo ecken
[
Mentel
1466 /
Eck
1537:
winckel
]
der Wonung.
Ebd.
Hiob 1, 19
:
da kam ein grosser wind [...] vnd sties auff die vier ecken
[
Mentel
1466:
winckel
; nd. Bibel 1478:
orde
]
des Hauses.
Ebd.
Hes. 42, 3
:
Zwenzig ellen waren gegen dem innern Vorhof [...] vnd dreissig ellen von einer Ecken zur andern.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
mit deiner [scheidens] gwalt | so manigfallt | schaiden in allen eckhen!
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Ist gewalt und ir screcken | Gewislich an alle ecken.
Gille u. a., M. Beheim
428, 76
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
die gleissner [...], | die sich gern sehen lǎssen | [...] an den eken der strǎssen.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1512
):
Dÿ [linj] gett durch bede eck der awgen.
Ebd. (
um 1508
/
9
):
wis, daz der ortstrich ist jn einer jtlichen rechten firung dy lengst linj vber eck.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
9
):
So stellen wir vns in die Eckn.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
546, 28
(
els.
,
1362
):
der [engel] flŏg in die fier ecke des tempels.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
wir müessend ein hŭtly machen am egg dysser muren.
Anderson u. a., Flugschrr.
29, 11, 12
([
Augsb.
]
1524
):
er [...] wayst nit iñ woͤlche ecken er sehe͂ soll.
Klein, Oswald
25, 126
(
oobd.
,
1414
):
waiss ain schöne mëtzen | dort oben an dem egk.
Deinhardt, Ross Artzney
93
;
Hulsius
V jr
;
Hyrtl, Anatomie.
1884, 38
.
Vgl. ferner s. v. ,  1,  1,  2,  2,  6,  1.
2.
›Ort, Stelle, Gegend‹ (generell); ütr. auch: ›Seele als Schnittstelle von
zeit
und
ewigkeit
‹; speziell: ›Waldfläche zum Holzeinschlag‹.
Bedeutungsverwandte:
 9,  3.

Belegblock:

Luther, WA (
1537
):
Es ist nicht eine Ecke, do nicht ein altar stunde.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
84, 1293
(
Magdeb.
1608
):
nun tret auff diesen ort / | [...] | Sie traten zusam auff ein ecken.
Strauch, Par. anime int.
104, 12
(
thür.
,
14. Jh.
):
di sele ist ein punc oder ein ecke, da sich ane stozit zit und ewikeit.
Gille u. a., M. Beheim
453, 577
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
zugen die Venediger zu | Ainem gesloss. daz hiess Prassek. | daz lag auch an dem selben ek.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1471
, Hs.
16. Jh.
):
wür haben siben eck holz.
Jostes, Eckhart
3, 19
;
72, 17
;
Öst. Wb.
3, 255
.
Vgl. ferner s. v. .
3.
›Rand, Kante, Spitze eines Gegenstandes bzw. einer (auch abstrakten) Sache (z. B. des Geschmacks)‹; ütr. auch: ›Grenze‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, , , (
die
1,  1, ; vgl. ,  2,  5,  4,
2
.
Wortbildungen:
1
ecken
›eckig machen‹, ˹
ecket
,
eckicht
˺ ›eckig, kantig‹ (dazu bdv.:  3),
ekband
›Kantenbeschlag‹,
ekbret
,
ekfurche
›Ackergrenzfurche‹,
ekhaus
,
ekmark
›Grenzmarkierung‹ (dazu bdv.: II),
eksäule
,
ekschlos
›Festung‹ (dazu bdv.: , ),
ekturn
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
4. Mose 34, 3
(
Wittenb.
1545
):
Die ecke
[
Mentel
1466 /
Eck
1537:
das teile
; nd. Bibel 1478:
siden
]
gegen Mittag sol anfahen an der wüsten Zin bey Edom / das ewr grentze gegen Mittag sey.
Ebd.
Jos. 15, 1
:
die grentze Edom an der wüsten Zin / die gegen mittag stösst an der ecken
[
Mentel
1466 / nd. Bibel 1478-1522 /
Eck
1537:
teyl
]
der mittags Lender.
Ebd.
1. Kön. 7, 30
:
auff den vier ecken
[
Mentel
1466:
stetten
; nd. Bibel 1478:
siden
, 1522:
deylen
;
Eck
1537:
viertail
]
[des gestüles] waren achseln gegossen / ein jgliche gegen der andern vber / vnten an den Kessel gelehnet.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
do wart her [got] geecket an vumf hu.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
So machen ich mir [...] | [...] | Einen rechten myst an eyme eckehuͦse.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Wer mochte des ouch gesmecken | Des smac mit scharfen ecken.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
dieselb stat solt fortalicium oder egschloß, zuflucht und ein veste purck sein.
colon [...] als werlich veste schloß zu beschirmen die egg des römischen reichs.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
1525
):
Die burger zu Wurzburg musten [...] die stattmawrn am Main und den grossen, hohen eckturn vor Sant Burkhart uber abbrechen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
adonias [...] gieng in den tabernackel des herren: vnd hielt das eck des alters
[
Luther
1545, 1. Kön. 1, 50:
die hörner des Altars
].
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
ain mantel och da mitte, | Drú egge, nach der juden sitte: | Zwo eggen warent zuͦ gezogen, | Da mit das hoͮptloch was gebogen.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
128
(
Genf
1636
):
Eckig / so ecken hat [...]. Eckig / oder eckechtig [...]. Eckig seyn.
Morrall, Mandev. Reiseb.
102, 1
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
die [muscat nuß] sind von natur all ecket und scharpff.
Ebd.
23
:
sie [dyomanten] sind von natur all eckot, etlich hond sechs ecken.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 46, 33
(
schwäb.
,
1639
):
Wan ein gemeiner undergang gehalten wirt, sollen hinfiro von einem marckstein zween und von einem eckmarck vier kreützer [...] gegeben werden.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Eck / zippel / die eussersten aͤderlin an der lungen vnd leber / fibræ. [...]. Eckecht / eckicht / das vil ecken hat [...]. Eckechtig / geecket / gemacht wie ein eck / das vil ecken hat.
Eckbretter vnd eckseulen / die an der eck stehn.
Gereke, Seifrits Alex.
529
(
oobd.
, Hs.
1466
):
an ain egkch es [lindwurmelein] sich sties.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
266
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 andere art sternstain [...] ist gar ungleich mit vilen eggen.
Ebd.
341
:
laden oder trühlein, welche nit scharpfe sonder runde egg und seitten, [...].
Ebd.
512
:
1 schwartz höltzin trühelfutter, mit eysenen eckhbanden und handheben beschlagen.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
12, 18
(
noobd.
,
1347
/
50
):
du maht versuchen an ainem wehseinem vazz [...], ob du ez darnach ekest.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1614
):
ain eckfurch, von solcher zwischen beeder acker der furch nach oder waßrain nach hinauf den Öchselberg auß ent beeder äcker.
Vgl. ferner s. v.  3,  3.
4.
›Schneide einer Waffe (besonders eines Schwertes)‹; auch (als pars pro toto): ›Schwert‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc
1217, 3
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
da mus disz scharfe meseer mitten durch gan, | daz ist geschliffen uf dri ecke und heiszet der dot.
Froning, Alsf. Passionssp.
6988
(
ohess.
,
1501ff.
):
Woluff, ir hilde und ir recken! | bewart uff die scharpen ecken.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
n. 1494
):
Frum held und recken, | Nun ziecht eur scharpfe egken.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
47, 5
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Jeder in seinr schaid ein waffen fand – | gar langk unnd prait, ser schneident zue den egken.
Ebd.
258, 1
:
Von scharffer schwertes egken | sach man dy funcken stieben.
5.
›Berg-, Felsspitze, Felsvorsprung‹; auch ütr.
Bedeutungsverwandte:
; vgl. , , , , ; für die Ütr. vgl.  1.

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
Wie solche weise yn der schrifft zu reden fast gemein ist, das man Koͤnige und Fuͤrsten nennet Felsen odder ecken, als da Jsaias den Koͤnig ynn Egypten einen fels der leute nennet.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
von den Hangenten stain [...] bis auf den Rütling und nach demselben öck aufs Jägeröck.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
Es solle aber verstanden werden, wie das tall auf denen hohen gebürgen von ainem ögg oder scharten zu der andern [...] angrenzet.
6.
›Maß von verschiedener Größe; oft ein Viertel der jeweiligen Bezugsgröße‹; häufig in der Diminuitivform
ek|lein
.

Belegblock:

Vilmar (a. 
1604
);
Schwäb. Wb. (a. 
1525
);
Öst. Wb.
3, 255
(a. 
1541
).