dürftig,
Adj.
/ Adv.
1.
›arm, mittellos; bedürftig, notleidend; trostlos, elend‹; in Bezug auf materielle Armut, die in religiösem Kontext auch freiwillig und erwünscht sein kann (im Anschluss an z. B. arm
, Adj., 3); auch auf geistliche und seelische Armut bezogen; Vorwiegend Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
d. sein / werden, js. d. sein, js. / e. S
. (z. B. des trostes
) d. sein
; d. nach / zu etw. sein, d. sein, das [...], jn. d. machen
; d. geboren, für d. erkant werden, j
. (z. B. die weisen
) dürftig vorkommen
; der dürftige leib / mensch / sünder, die dürftige christenheit / kreatur / predigt / witwe, das dürftige gut / herz / leben, die dürftigen armen / kinder / leute / selen / weisen
.Wortbildungen:
dürftigin
Belegblock:
Dû arme durftigîn, | dû lîdis um der helle pîn.
wen das gesetze gepredigt wirdt, so ists eine predigt, die do Sunde macht, es ist eine durstige und durfftige
[›trostlose‹; mixtura verborum]
predigt. Darumb Diogenes [...] ein Question bewegt / Warumb wir ehe den kruͤpplen vnd aussetzigen vnser almuͦsen geben / dann den gelerten vnd weisen / so die selbigen arm vnd duͤrfftig vns fuͤrkomen.
Er [Menelaos] umme buze spete warb | Und gar durfteclichen starb.
er [...] waz ouch bi des geziten ein arm durftiege liebes und gutes der hiez Lazarus.
Es seind ein guͦtt teil / die den todt weger achten dann darben vnd mangel leyden / denen diß bloß duͤrfftig leben / vnnd das aller guͤtter [...] gar beraubt ist / vnleidlich gedunckt.
do der kunig die stat innam, do pracht er mit in den durftigen und armen lewtten, die [...] grossen mangl gehabt hetten, annderthalb hundert ochsen.
herr, tu pist sein [Jesu] nicht dürfftig gewesen.
2.
›armselig, schwach; mangelhaft, gehaltlos‹; qualifiziert vor allem geistige Erzeugnisse und dient damit der Herabsetzung ihrer Produzenten; moralisch abwertend auch: ›niederträchtig‹; vereinzelt: ›mager, körperlich schwach‹.Belegblock:
diß unangesehen hat disser duͤrfftig und turstig apostata ader außgelauffner Muͤnch [...] sich understanden, diß [...] schandtbuͤchlein außgehen lassen.
ist er [Alcoran] so duͤrfftig arm, das er seine Armen und Widwen [...] nicht erneeren kan.
Gott hat den Leib also vermenget / vnd dem dürfftigen Glied am meisten Ehre gegeben.
Ebd.
Gal. 4, 9
: Wie wendet jr [Brüder] euch denn vmb / wider zu den schwachen vnd dürfftigen
[
gebrestigenMentel
1466: ]
Satzungen. er [mensche] befindet nach seine͂ beduncken keinen glawben / er fulet odder findet ein durfftiges begir / zum rechten glauben.
M. Cunitia. Ur. Prop. ;