dürftig,
Adj.
/
Adv.
1.
›arm, mittellos; bedürftig, notleidend; trostlos, elend‹; in Bezug auf materielle Armut, die in religiösem Kontext auch freiwillig und erwünscht sein kann (im Anschluss an z. B.
arm
, Adj., 3); auch auf geistliche und seelische Armut bezogen;
zu (
die
2.
Vorwiegend Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 1341014,  1,  5, (Adj.) 4,  2,  3,  5,  2,  1; vgl.  2,  1,  3, ,  2a.
Syntagmen:
d. sein / werden, js. d. sein, js. / e. S
. (z. B.
des trostes
)
d. sein
;
d. nach / zu etw. sein, d. sein, das [...], jn. d. machen
;
d. geboren, für d. erkant werden, j
. (z. B.
die weisen
)
dürftig vorkommen
;
der dürftige leib / mensch / sünder, die dürftige christenheit / kreatur / predigt / witwe, das dürftige gut / herz / leben, die dürftigen armen / kinder / leute / selen / weisen
.
Wortbildungen:
dürftigin
›Bedürftige, Bettlerin‹.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Dû arme durftigîn, | dû lîdis um der helle pîn.
Luther, WA (
1531
):
wen das gesetze gepredigt wirdt, so ists eine predigt, die do Sunde macht, es ist eine durstige und durfftige
[›trostlose‹; mixtura verborum]
predigt.
Dedekind/Scheidt. Grob.
86, 23
(
Worms
1551
):
Darumb Diogenes [...] ein Question bewegt / Warumb wir ehe den kruͤpplen vnd aussetzigen vnser almuͦsen geben / dann den gelerten vnd weisen / so die selbigen arm vnd duͤrfftig vns fuͤrkomen.
Gerhard, Hist. alde e
5320
(
omd.
,
um 1340
):
Er [Menelaos] umme buze spete warb | Und gar durfteclichen starb.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
er [...] waz ouch bi des geziten ein arm durftiege liebes und gutes der hiez Lazarus.
Franck, Decl.
335, 17
(
Nürnb.
1531
):
Es seind ein guͦtt teil / die den todt weger achten dann darben vnd mangel leyden / denen diß bloß duͤrfftig leben / vnnd das aller guͤtter [...] gar beraubt ist / vnleidlich gedunckt.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
do der kunig die stat innam, do pracht er mit in den durftigen und armen lewtten, die [...] grossen mangl gehabt hetten, annderthalb hundert ochsen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
58, 26
(
tir.
,
1464
):
herr, tu pist sein [Jesu] nicht dürfftig gewesen.
Fischer, Brun v. Schoneb. ;
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
148v, 9
;
291r, 29
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Bihlmeyer, Seuse ;
Bauer, Imitatio Haller
86, 5
;
Vgl. ferner s. v. (Adj.) 14,  2.
2.
›armselig, schwach; mangelhaft, gehaltlos‹; qualifiziert vor allem geistige Erzeugnisse und dient damit der Herabsetzung ihrer Produzenten; moralisch abwertend auch: ›niederträchtig‹; vereinzelt: ›mager, körperlich schwach‹.
Bedeutungsverwandte:
, , , ; vgl. (Adj.) 15,  2, , (Adj.) 1, (Adj.) 2,  4.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
diß unangesehen hat disser duͤrfftig und turstig apostata ader außgelauffner Muͤnch [...] sich understanden, diß [...] schandtbuͤchlein außgehen lassen.
Ebd. (
1542
):
ist er [Alcoran] so duͤrfftig arm, das er seine Armen und Widwen [...] nicht erneeren kan.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Kor. 12, 24
(
Wittenb.
1545
):
Gott hat den Leib also vermenget / vnd dem dürfftigen Glied am meisten Ehre gegeben.
Ebd.
Gal. 4, 9
:
Wie wendet jr [Brüder] euch denn vmb / wider zu den schwachen vnd dürfftigen
[
Mentel
1466:
gebrestigen
]
Satzungen.
Anderson u. a., Flugschrr.
19, 16, 16
([
Eilenb.
]
1524
):
er [mensche] befindet nach seine͂ beduncken keinen glawben / er fulet odder findet ein durfftiges begir / zum rechten glauben.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Der unsaͤlig, durftig priester erschrackt hart
(an anderer Stelle wird der Priester als
unkeẅsch
bezeichnet).