dün,
Adj.
1.
›von geringer Dicke, Schichtstärke eines Materials, dünn‹; speziell auch: ›von geringem Körperumfang, schmal; schlank‹ (von Menschen u. Tieren gesagt); ›von geringer Größe‹ (von Körperteilen gesagt).
Phraseme:
jm. die haut dün schlagen
›jn. zurechtweisen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, (Adj.) 1, (Adj.), , , ,  3; vgl. , (Adj.), (Adj.) 1,  1, (Adj.) 1.
Gegensätze:
 1, I, 12; vgl.  1,  2,  12, , , .
Syntagmen:
etw
. (z. B.
ein bild, die schultern
)
d. sein / werden; etw. d. machen / werkeln / breiten
(z. B.
teig
) /
schneiden
(z. B.
die leber des hirzes
),
in einen schaden
(›Wunde‹)
streichen
(z. B.
salbe
),
etw
. (z. B.
gold
)
d. haben wollen
;
der dünne geselle / handschu / reif / ring / rok, die dünne haut / wange / wunde / zunge, das dünne brot / buch / fel / gebein / gold / har / leder / zin, die dünnen ähern / hölzer
.
Wortbildungen:
dünbauchet
,
dünblat
,
dünheit
(a. 1512).

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1524
):
Ein selig jar, Fuchs! woher so tünbauchet durch die hecken?
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 41, 6
(
Wittenb.
1545
):
Darnach sahe er [Pharao] sieben dünne vnd versengete Ehern auffgehen.
Ebd.
Jes. 40, 22
:
Der [Gott] den Himel ausdehnet wie ein dünne Fell.
Hajek, Gůte spise
2
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Ein hirzes lebern sol man [...] duͤnne schniden zvͦ schiben.
Ebd.
5a
:
Man sol nemen einen teye vnd sol (den) duͤnne breiten.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
159, 3
(
rhfrk.
,
um 1435
):
so wil ich [...] dir din hut so wol dun slagen.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3502
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
ess [golt] lesst sich triben | unnd wil doch by ein ander bliben, | wy duͤnne adder lang man ess wil han.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
57, 18
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
mel [...] ist gar gut czu wirkin czu dunnem brote.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1444
):
Heintz [...] ist ein dünner, swartzer, gerader gesel.
Keil, Peter v. Ulm
190
(
nobd.
,
1453
/
4
):
streich die salb in den schaden gar dun.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1528
):
Nymbstu jr aber, so wuͤrdet das bild an dem selben ende schmeler vnnd duͤnner.
Doch soltu keyn ding gar zu lang, kurtz, dick, duͤnn, breyt oder schmal machen.
Bell, G. Hager
594, 2, 2
(
nobd.
,
1609
):
Der meister volget seinem knecht | vnd schnit einen speck din vnd schlecht.
Menge, Laufenb. Reg.
788
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Sú hant dúnne brunes hare.
Lemmer, Brant. Narrensch.
19, 58
(
Basel
1494
):
Eyns dünnen rocks acht man yetz nüt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
so schoß man nur die zinnen ab, da die maur tinn ist.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
die schuldern sint praiteu pain dünneu dar umb, daz si daz flaisch vast halden auf den achseln.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1568
):
an solchem sollen zu öbrist eisene falltierl gemacht und mit dinen hülzen spändler aufgespreizt.
Stedtfeld, Roger-Glosse
58
;
Pyritz, Minneburg
2444
;
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
3, 9
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 132, 17
;
Lemmer, a. a. O.
101, 4
;
Rohland, Schäden
390
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Stopp, Kochbuch S. Welserin
95, 5
;
Klein, Oswald
22, 77
;
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
407
;
2339
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
110b, 39
;
Schmitt, Ordo rerum
648, 27
;
Dietz, Wb. Luther ;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 82
.
Vgl. ferner s. v.  5,  1, ,  2,
1
 1,  2,
2
 1.
2.
›dünn, kraftlos, schwach‹ (generell von Sachen gesagt: im Einzelnen z. B.: ›wässrig‹, für eine gehaltlose Suppe; ›verdorrt‹, für eine vertrocknete Traube oder sonstige Frucht); auch: ›licht, durchscheinend‹ (von der Konsistenz eines v. a. auch flüssigen oder gasförmigen Stoffes oder Gegenstandes).
Bedeutungsverwandte:
,  1, (Adj.) 3, (Adj.) 14, (Adj.) 6, , ; vgl. , (Adj.) 15,  7.
Gegensätze:
I, 3, , , (Adj.) 17, (Adj.) 5, (Adj.) 1.
Syntagmen:
etw. d. sein / werden
(z. B.
tinte
);
etw
. (z. B.
schwarzes wasser
)
d. machen, d. bleiben, j. etw. d. befinden, etw
. (z. B.
das korn
)
d. stehen
;
der dünne honig, die dünne farbe / suppe / wolke, das dünne bier / gewebe / sieb
.
Wortbildungen:
dünarsch
(wohl Bahuvrihi-Bildung: ›Person mit unausgeprägtem Gesäß‹),
dünbier
,
dündrek
(wie
dünscheis
),
dünnen
›verdünnen‹ (dazu bdv.: ),
dünscheis
›Durchfall‹ (dazu bdv.:  8, , ,  3; vgl.  1).

Belegblock:

Luther, WA (
1537
):
als seyen sie allein die rechten, so da frucht tragen werden, wir aber dagegen geringe, dunne und unfruchtbar.
Es tregt offt ein schwacher, dunner reben schone drawben.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1428
):
so sall man under den anderen bruͦweren, die dunnebier vur gebruwen haint, die ander dickbierbruwer ersetzen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
118, 9
(
Frankf.
1535
):
Der steyn Chrisolitus ist an der farb dünn vnd liecht gruͤn.
Ebd.
196, 17
:
er [steyn blaefarb] ist / aber nit durchsichtig noch dünn / sunder sat.
Alberus
r ijv
(
Frankf.
1540
):
Depygis. i. dünnarsch.
Ebd.
Vu jvr
:
duͤnn bier, Perennuis ceruisia.
Ebd.
AA ijr
:
Foriu͂, duͤñdreck.
Schmitt, Ordo rerum
702, 16
(
omd.
,
1457
):
durchvertigen oder dünnen.
Keil, Peter v. Ulm
39
(
nobd.
,
1453
/
4
):
wil es [swartz wasßer] zu dick werden, so nym walwurtz-wasser vnd mach es domit dynn.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Dan kunt die sunne [...] und wurfet ir hitze uf dise fruht und machet sú túnne.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Ain wenig melwes es zertraib | Mit wasser, das es dúnne belaib.
Schmidt, Rud. v. Biberach
154, 7
(
whalem.
,
1345
/
60
):
des boͤsen menschen kraft wirt dv́nne vnd geminret von hvnger.
Maaler (
Zürich
1561
):
Blütterten / Dünndraͤck. Foria.
Stopp, Kochbuch S. Welserin
103, 3
(
Augsb.
1553
):
So lasß das reisß vor sieden vnnd stoß mandel, mach jn mit airen tinn vnnd bachs.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Arme leut kochen duͤnne [...] suppen.
Bauchfluß / außlauff / durchlauff / scheiß / duͤnnscheiß.
Die dinten ist zu duͤnn worden / von offt eingeschuͤttem wasser.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz die räuch zwischen uns und den himeln mangerlai geschickt sint, dünne und dicke, klâr und trüeb, wäzzrig und erdisch.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
314
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
daz ist ain dv̈nne vnd liechte wolkchen die er [got] gemacht het ee wenn die svnnen.
Belkin u. a., a. a. O.
60, 16
;
Böhme, Morg.R.
147, 11
;
157, 5
;
Keil, a. a. O.
186
;
Rauwolf. Raiß ;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Vgl. ferner s. v. ,  1.
3.
›selten, wenig; schütter, spärlich, nicht dicht stehend‹ (bezogen auf die Quantität von Personen und Dingen).
Phraseme:
j
. (z. B.
christen
) /
etw
. (z. B.
dankbarkeit
)
dün gesät sein
.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  3.
Gegensätze:
; vgl. .
Wortbildungen:
1
dünne
2 ›Lichte, Seltenheit‹,
dünnigkeit
›Seltenheit‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Luther, WA
33, 301a
, 23 (
1530
):
die Aposteln seindt hinweg gegangen undt die Zahl ist dunner worden.
Ebd. (
1538
):
die rechtschaffenen Christen sind duͤnne geseet.
Ders., WA Br. (
1531
):
Es will hie dünne werden mit Pfarrherren.
Ders., WA Tr. (
1539
):
Wenn ich hinter mich gedenke an meine Gesellen, die mit mir auferwachsen sind, so sind sie sehr dünne und schier alle hinweg.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
201, 7
(
Nürnb.
1548
):
sind die Christen sehr dünn vn̄ wenig / dagegen ist des vnkrauts [...] so vil.
Maaler (
Zürich
1561
):
Dünne / Nit dick in einanderen / Dünnigkeit [...]. Dünne der beĩumen / wenn sy nit dick inn einanderen gesetzt sind.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
124
(
Genf
1636
):
Das korn stehet gar duͤnn.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Duͤnnigkeit / duͤnne / lucke / raritas [...]. Danckbarkeit ist duͤnn gesaͤet [...]. Die guten (Christen) sind duͤnn gesaͤet.
Vetter, Pred. Taulers ;