durstig,
seltener:
dürstig,
Adj.
1.
›durstig, Durst leidend, nach Flüssigkeit verlangend‹; häufig in Verbindung mit , (Adj.) 2, (Adj.) 12 usw.; speziell auch: ›quälend, peinigend‹ (mit Bezug auf den Durst Christi am Kreuz); ›begierig auf alkoholische Getränke‹; tropisch: ›ausgetrocknet, ausgedörrt‹ (von Pflanzen, Wiesen usw. gesagt);
offen zu 2; 3; zu  1.
Bedeutungsverwandte:
,  1,
1
 2.
Syntagmen:
j
. (z. B.
der teufel, die armen
)
d. sein / werden, etw
. (z. B.
das holz, die wiesmahd
)
d. sein
;
d. zum se eilen, in der wüste gehen
;
der durstige feind / man / mund / schmerz, die durstige zunge, das durstige land / schaf, die durstigen leute
.

Belegblock:

Luther, WA (
1534
):
Unser Deudscher Teufel wird ein guter weinschlauch sein und mus Sauff heissen, das er so duͤrstig und hellig ist.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
28, 14
(
Magdeb.
1608
):
Tantalus im Wasser stund / | Vnd lechtzet mit duͤrstigem mund.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Swie sie [die armen] sint, cranc, hungeric, | Ellende, nacket, durstic, | Gevangen, blint, betrubet.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Also thet er
[Christus]
aüs spenden | [...] | Die frücht aus seinem herczen, | Mit dürstigklichen
(hier: ›quälenden, peinigenden‹)
schmerczen.
Wickram
4, 49, 15
(
Straßb.
1556
):
Ich binn durstig gewesen / und ir hand mich gedrenckt.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Die wißmaͤder seind durstig / das ist / außgetrocknet / brennen auß.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
126, 6
(
tir.
,
1464
):
Ich pin dürstig als das dürr holcz in dem dürren ertreich.
ders. Hl. Schrifft.
2. Sam. 17, 29
;
Peil, a. a. O.
49, 163
;
Goldammer, Paracelsus
2, 427, 18
;
Qu. Brassó
4, 19, 22
;
Voc. inc. teut.
e iiijv
;
Vgl. ferner s. v. ,  1.
2.
›etw. verlangend, auf etw. begierig‹; primär auf weltliche Bezugsgrößen angewandt; z. T. mit negativer Wertung; vereinzelt mit Verschiebung der Bezugsgröße (z. B. auf das
feuer
, dann: ›verzehrend‹); ütr. zu 1;
vgl.  2.
Bedeutungsverwandte:
 4; vgl. , , ,  4.
Syntagmen:
d. sein, e. S
. (Gen., z. B.
des blutes
),
nach etw
. (z. B.
nach blut
)
d. sein
;
d. sein zu
[+ Inf.];
das durstige feuer
.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Ach wollest nicht das leben mein, | Mit den die bluͦtes duͤrstig sein, | Jn deinem grimm zuͦgleich hinraffen.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 154, 25
(
halem.
,
1508
/
16
):
Aber dis kúngs tochter [...] was so durstig ires vatters tod zuͦ rechen.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1555
):
es was ein erschrecklich feyr, [...] ein grusam durstig feyr.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Semeramis [...] was unchëusch zu male und dürstig nach menschleichem pluͦte.
Sappler, H. Kaufringer
25, 157
.
3.
›arm, bedauernswert‹; tropisch für das als Durst gesehene Bedürfnis des (sündigen) Menschen nach der Lehre und dem Trost Gottes.
Vorwiegend Texte religiösen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 1,  3, (Adj.) 1,  2,  5; vgl. (Adj.) 10,  1.
Syntagmen:
d
. (z. B.
nach der gerechtigkeit
)
sein
;
j. durstiglich leben
;
das gemüt alles gutes d
.;
der durstige geist, die durstige ader / sele
; subst.:
die dürstigen sättigen
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Ps. 107, 9
(
Wittenb.
1545
):
Die sollen dem HERRN dancken [...]. Das er settiget die dürstige
[
Mentel
1466:
eyteln
; Var. 1476:
vnnitze
; 1507-1518 /
Eck
1537:
laͤre
;
Froschauer
1530:
mangelhaffte
]
Seele.
Ebd.
Sir. 51, 32
:
kompt zu mir in die Schule / vnd was euch feilet / das künd jr hie lernen / Denn jr seid gewislich seer dürstig.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Swa er [sun] ist, er sal her gan | Unde diz gut armen luten geben, | Die man dursticlichen siht leben.
Strauch, Par. anime int.
72, 17
(
thür.
,
14. Jh.
):
selic sint di da hungeric und durstic sin noch der gerechtikeit.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
das gemuͦte das get al ze [...] swerlichen von den menschen in ein verre froͤmdes lant der ungelicheit und kumet denne etwenne wider hungerig und turstig alles guͦtes.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Oft beschiecht etwaz on sünd das aus der sünd flewsst, daz wir hungerig vnd dürstig seinn, kummbt aus der erbsünd.
Vgl. ferner s. v.  1,  1, .
4.
›durstig machend, Durst erregend‹; ütr. auch: ›geistig armselig, gehaltlos‹.
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl. (Adj.) 15.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
wenn das Gesetze geprediget wird, so ists eine predigt, die da Suͤnde macht, es ist eine durstige und durfftige predigt, sie macht hungerige Seelen.