dursten,
dürsten,
V.;
vereinzelt mit starker Partizipialform.1.
›Durst haben, durstig sein, Flüssigkeit bedürfen‹; speziell: ›nach alkoholischen Getränken verlangen‹; häufig in Kombination mit hungern
; Syntagmen:
es dürstet jn
.; die gefangenen / trunkenbölze, das volk
(jeweils wohl Akk., Lesung als Subj. nicht ausgeschlossen) d
.; jn. / etw. dicke / sere / stets / übel / frühe / spat d
.Belegblock:
Da aber das volck daselbs dürstet nach wasser / murreten sie wider Mose.
Ebd.
Jes. 49, 10
: Sie [Gefangene] werden weder hungern noch dürsten [...] Denn jr Erbarmer [...] wird sie an die Wasser quellen leiten.
Mich hungerte, do gobet ir myr czezzene. micht durste, do gobit ir myr czu trynkene.
Aus dirr senlichen minne spricht der weissag als der hirzz den ser dvͤrstet / lehtzzet nach dem wazzer also dvrstet
[dies zu 3]
meı̄ sel nach got. Dar Nach warf er [Simson] balt Hin | Den kinbacken auss seiner hand, | den es war Gar ser Türsten in.
das ist das vnlaugbar / das die trunckenpoͤltz ye mehr sie sauffen / ye uͤbeler sie duͤrst.
Her wiert, uns dürstet also sere, | trag auf wein!
Anderson u. a., Flugschrr.
19, 6, 17
; Stammler, Berner Weltger.
416
; Sappler, H. Kaufringer
25, 154
; Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
44, 25
; Voc. inc. teut.
e iiijv
; Schweiz. Id. f.;
2.
›nach etw. verlangen, etw. begehren, (gierig) nach etw. streben‹; in weltlichem Kontext das als dursten
metaphorisierte Streben nach irdischen Gütern, gesellschaftlichem Ansehen oder nach Macht bezeichnend, mit tendenziell negativer Bewertung; ütr. zu 1; Syntagmen:
j. menschenblut d. sein, j. / jn
. (?) blut / ere / gut
(jeweils: ›nach ...‹) d., jn. nach eren / landen, mit jm. zu kriegen d
.Belegblock:
der do menschenblut durstende is, | daz ist der tubel daz ist gewis.
sy [burgere] en durst neit anders dan vr bloit | ind vr ere ind vre goit.
Ez gehort wirdigen zu, | Ich mein, werltlichen vursten | Die sich hie lazen dursten | Nach eren unde landen.
Wo noch ein herrschafft oder fürst | Mit sein nachbawrn zu kriegen dürst.
darunder warn zwen statfürsten, | die ward die ersten zuͦ vechten türsten.
3.
›(gleichsam dürstend) nach Gott streben, andächtig geistliche Güter begehren‹; auch reziprok auf die Sorge Gottes um den Menschen bezogen, auch ütr.Vorwiegend Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Syntagmen:
jn. nach etw. d., jn. d., das [...]
; got sich nach menschlicher natur d., die sele nach got, nach etw. d., j. nach got, nach etw
. (z. B. nach frömmigkeit / gerechtigkeit / gnade / weisheit, nach ewigen sachen, gottes wort, menschlicher natur, dem heil der sele
) d
.; den acker nach regen d
.; seniglich nach etw. d
.; got dürstend sein
›sich nach inniger Verbindung mit einer anderen geistigen Wesenheit sehnend‹ (in mystischen Texten von Gott mit Bezug auf die Seele gesagt), dürstern
(Intensivbildung zu dursten
; vgl. Dwb, Neub.
).6, 1815
Belegblock:
Gleich wie eyn durrer acker durstet nach dem regen, alßo durstet meyn seel nach deyner gnaden.
Meine Seele dürstet nach Gott.
Daz wir alsus ,nâchvolgen der gerehticheit‘ ,in der wîsheit‘ und nâch ir ,hungern und dürsten‘, daz wir ,gesetet werden‘.
dar noch hat mich [Salvator] gar fast gedorsten, | daz ich zu der hellen quem | und myn frunde daruser nem.
Die mich essent, die hungernt noch denne, vnd die mich trinkent, die tu̇rstert noch denne.
Do enist noch enmag nieman vone gedencken noch verston wie offene [...] wie enpfenglich und wie túrstende Got ist.
Wer das wasser moͤchte hon | [...] | Den dürstert nimmer mer vff erden.
tail dein barmung [...] | mit unser sel, wenn si gar bloss | nach Abrahams schoss tut seniklichen dürsten.
Ain schaffer aller creatur, | herr [...] | Der sich nach menschlicher natur | liess seniklichen dürsten.