dursten,
dürsten,
V.;
vereinzelt mit starker Partizipialform.
1.
›Durst haben, durstig sein, Flüssigkeit bedürfen‹; speziell: ›nach alkoholischen Getränken verlangen‹; häufig in Kombination mit
hungern
;
in tropischer Verwendung offen zu 2 und 3; zu  1.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl. (V.) 3, .
Syntagmen:
es dürstet jn
.;
die gefangenen / trunkenbölze, das volk
(jeweils wohl Akk., Lesung als Subj. nicht ausgeschlossen)
d
.;
jn. / etw. dicke / sere / stets / übel / frühe / spat d
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 17, 3
(
Wittenb.
1545
):
Da aber das volck daselbs dürstet nach wasser / murreten sie wider Mose.
Ebd.
Jes. 49, 10
:
Sie [Gefangene] werden weder hungern noch dürsten [...] Denn jr Erbarmer [...] wird sie an die Wasser quellen leiten.
Feudel, Evangelistar
21, 12
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Mich hungerte, do gobet ir myr czezzene. micht durste, do gobit ir myr czu trynkene.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
12a, 5
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
Aus dirr senlichen minne spricht der weissag als der hirzz den ser dvͤrstet / lehtzzet nach dem wazzer also dvrstet
[dies zu 3]
meı̄ sel nach got.
Bell, G. Hager
180, 3, 9
(
nobd.
,
1597
):
Dar Nach warf er [Simson] balt Hin | Den kinbacken auss seiner hand, | den es war Gar ser Türsten in.
Franck, Decl.
353, 5
(
Nürnb.
1531
):
das ist das vnlaugbar / das die trunckenpoͤltz ye mehr sie sauffen / ye uͤbeler sie duͤrst.
Klein, Oswald
70, 1
(
oobd.
,
v. 1408
?):
Her wiert, uns dürstet also sere, | trag auf wein!
Mieder, Lehmann. Flor. ;
Quint, Eckharts Trakt. ;
Anderson u. a., Flugschrr.
19, 6, 17
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Stammler, Berner Weltger.
416
;
Sappler, H. Kaufringer
25, 154
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
44, 25
;
Voc. inc. teut.
e iiijv
;
Vgl. ferner s. v.
1
 1, ,  4,  1, .
2.
›nach etw. verlangen, etw. begehren, (gierig) nach etw. streben‹; in weltlichem Kontext das als
dursten
metaphorisierte Streben nach irdischen Gütern, gesellschaftlichem Ansehen oder nach Macht bezeichnend, mit tendenziell negativer Bewertung; ütr. zu 1;
vgl.  2.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 5, , (V.) 3, .
Syntagmen:
j. menschenblut d. sein, j. / jn
. (?)
blut / ere / gut
(jeweils: ›nach ...‹)
d., jn. nach eren / landen, mit jm. zu kriegen d
.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
der do menschenblut durstende is, | daz ist der tubel daz ist gewis.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
sy [burgere] en durst neit anders dan vr bloit | ind vr ere ind vre goit.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Ez gehort wirdigen zu, | Ich mein, werltlichen vursten | Die sich hie lazen dursten | Nach eren unde landen.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Wo noch ein herrschafft oder fürst | Mit sein nachbawrn zu kriegen dürst.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1437
/
42
):
darunder warn zwen statfürsten, | die ward die ersten zuͦ vechten türsten.
Froning, Alsf. Passionssp.
6254
;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
9, 3
;
Hübner, a. a. O. ;
Pyritz, Minneburg
2512
;
3.
›(gleichsam dürstend) nach Gott streben, andächtig geistliche Güter begehren‹; auch reziprok auf die Sorge Gottes um den Menschen bezogen, auch ütr.
Vorwiegend Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 1012,  1,  6, (V.) 3, .
Syntagmen:
jn. nach etw. d., jn. d., das [...]
;
got sich nach menschlicher natur d., die sele nach got, nach etw. d., j. nach got, nach etw
. (z. B.
nach frömmigkeit / gerechtigkeit / gnade / weisheit, nach ewigen sachen, gottes wort, menschlicher natur, dem heil der sele
)
d
.;
den acker nach regen d
.;
seniglich nach etw. d
.;
got dürstend sein
›sich nach inniger Verbindung mit einer anderen geistigen Wesenheit sehnend‹ (in mystischen Texten von Gott mit Bezug auf die Seele gesagt),
dürstern
(Intensivbildung zu
dursten
; vgl.
Dwb, Neub.
6, 1815
).

Belegblock:

Luther, WA (
1512
/
8
):
Gleich wie eyn durrer acker durstet nach dem regen, alßo durstet meyn seel nach deyner gnaden.
Ders. Hl. Schrifft.
Ps. 42, 3
(
Wittenb.
1545
):
Meine Seele dürstet nach Gott.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Daz wir alsus ,nâchvolgen der gerehticheit‘ ,in der wîsheit‘ und nâch ir ,hungern und dürsten‘, daz wir ,gesetet werden‘.
Rueff, Rhein. Ostersp.
178
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
dar noch hat mich [Salvator] gar fast gedorsten, | daz ich zu der hellen quem | und myn frunde daruser nem.
Illing, Albert. Sup. miss.
2329
(
els.
,
n. 1380
):
Die mich essent, die hungernt noch denne, vnd die mich trinkent, die tu̇rstert noch denne.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Do enist noch enmag nieman vone gedencken noch verston wie offene [...] wie enpfenglich und wie túrstende Got ist.
Michels, Murner. Badenf.
26, 22
(
Straßb.
1514
):
Wer das wasser moͤchte hon | [...] | Den dürstert nimmer mer vff erden.
Klein, Oswald
29, 30
(
oobd.
,
1409
/
26
):
tail dein barmung [...] | mit unser sel, wenn si gar bloss | nach Abrahams schoss tut seniklichen dürsten.
Ebd.
36, 16
(
1426
):
Ain schaffer aller creatur, | herr [...] | Der sich nach menschlicher natur | liess seniklichen dürsten.
Gille u. a., M. Beheim
15, 75
;
Bell, G. Hager
475, 2, 19
;
Schmidt, Rud. v. Biberach
126, 6
;
174, 13
.
Vgl. ferner s. v.  3.