durst,
der
;
-(e)s/–
.
– Zur Lautung von 'Durst' in den rezenten deutschen Mundarten s.
regionalsprache.de, s. v.
.
1.
›Durst, körperliches Verlangen nach Flüssigkeit‹; oft im Zusammenhang mit anderen körperlichen Bedürfnissen und Mangelzuständen (z. B.
hunger
) verwendet; speziell: ›Durst nach alkoholischen Getränken‹; vereinzelt als Krankheitsform beschrieben, in religiösem Kontext im Sinne der Askese aber auch positiv bewertet; offen zu metaphorischen Verwendungen (vgl. 2).
Phraseme:
jn. durst sterben
(zu
sterben
, V., 1) ›jn. verdursten lassen‹;
über den durst trinken
›sich betrinken‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.
Syntagmen:
d. ausstehen / haben / leiden / spüren, den d. leschen / stillen, got dem menschen den d. in die natur setzen
;
der d
. (Subj.)
wachsen, jn. bezwingen, jm. vergehen, in der leber liegen, jn. um das leben bringen, ein guter keller
›Kellner‹
sein, etw. aus dem forst treiben
;
durstes sterben, sich durstes erweren, des durstes vergessen, vol werden
;
für d. verschmachten, etw
. (z. B.
pflaumen
)
für den d. dienstlich sein, jn. mit dem d. erschlagen, mit d. das reich des fleisches überwinden, von d. brennen / sterben, jn. vom d. erlösen, etw. von d. leiden, von d. not haben, die zunge am gaumen kleben, etw. gut wieder den durst sein
;
der ewige / grosse / heisse / unnatürliche d
.;
die not / ursache des durstes
.
Wortbildungen
durstbar
›dürr, unfruchtbar‹ (vom Erdreich gesagt; dazu bdv.:  1a),
durstblater
wohl eine durch  1 verursachte Hautkrankheit,
durstbrunnen
(a. 1474),
dursthaft
›durstig‹ (a. 1536).

Belegblock:

Luther, WA (
1525
):
Sie sind drumb nicht des teuffels gewesen, ob ettlich dises weynes haben eyn wenig uber den durst getruncken und sind froͤlich worden.
Ebd. (
1530
):
Durst ist ein guther keller und hunger ist ein guther koch.
Ebd. (
1538
/
40
):
Wirstu ihnen dan speisen, so hastu mich [Christus] gespeiset, lestu ihnen dursten, so hastu mich durst gesterbet.
Ders. Hl. Schrifft.
Ri. 15, 18
(
Wittenb.
1545
):
Nu aber mus ich [Simson] dursts sterben.
Ebd.
Jdt. 7, 14
:
So vns doch Gott in jre hende gegeben hat / vnd wir keine hülffe haben / sondern müssen fur jren augen fur Durst verschmachten.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
520, 427
(
Magdeb.
1608
):
Trieb sie [Juno] endlich der grosse dorst / | Wien Fuchs der Hunger / aus dem forst.
J. W. von Cube. Hortus
91, 41
(
Mainz
1485
):
kurbiß wasser [...] ist auch guͦt widder den durst.
Strauch, Par. anime int.
110, 28
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz andir riche ist unsis fleischis, daz sulle wir ubirwindin mit hungere und mit durste.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1121
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
spurt man da bi gotes knecht, | Die da lident dürch got | Hunger, türst, schmăhait und spot.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
das ertrich ist rostig oder bitter oder gesaltzen oder durstbar und gar dúrr.
Eis u. a., G. v. Lebenstein
38, 12
(
oobd.
,
1. V. 15. Jh.
):
Wen stettig durst, der trinck rosen wasser: so verget im der durst.
ders. Hl. Schrifft.
Klgl. 4, 4
;
Quint, Eckharts Pred. ;
Loesch, Kölner Zunfturk. ;
Österley, Kirchhof. Wendunmuth ;
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
13, 15
;
Böhme, Morg.R.
149, 18
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Sudhoff, Paracelsus ; ;
Goldammer, Paracelsus
4, 243, 11
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
665
;
Rauwolf. Raiß ;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
23, 95
;
Klein, Oswald
92, 16
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 221
.
Vgl. ferner s. v.  1,  1,  5,  13, ,  2,  2,  1,  1.
2.
›intensives Verlangen, Begehren nach etw.‹; ütr. zu 1; in religiösen Texten, häufig in Aggregation mit
hunger
, bildlich für das Streben nach Gottes
gnade, himmelreich, minne
etc.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
, (
das
); vgl.  68,  10,  2.
Syntagmen:
den d. leiden / leschen, den d. haben, das [...]
;
dem durst wiedersache haben
;
der geist in d. fallen, mit d. zum willen gottes getrieben werden
;
der d.
˹
des trostes / der gnade
˺ (gen. objectivus),
der
˹
sele / welt
˺ (gen. subjectivus);
der d. nach got, nach der gerechtigkeit, nach der götlichen minne
;
der geistliche / jammerige d
.

Belegblock:

Luther, WA
33, 61a
, 20 (
1530
):
Das heist ein geistlicher durst undt hunger, Darwider auch eine geistliche speise undt tranck uns von nöthen ist.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
wan sú [menschen] werdent von in selb getriben mit einem jamrigen turste hin zuͦ dem willen gotes.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
das du solt widersache haben dem turste der welte und allen weltlichen dingen.
Schmidt, Rud. v. Biberach
85, 1
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Dar vmbe lident die guͦtetlichen hvnger vnd dúrst (geistliches trostes).
Sappler, H. Kaufringer
26, 26
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
das sie [frünt] niendert mügen gereiden | den fuoss irs herzen nach gelust | denn nach der göttlichen minne durst.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Bauer, Geiler. Pred.
80, 5
;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
266, 3
.
Vgl. ferner s. v. ,  10.