durchbrechen,
V., unr. abl.
– Sehr heterogene Ausdifferenzierung der Grundbedeutungen mit der Vorstellung des Trennens, Spaltens einer Ganzheit einerseits und des Öffnens, Überschreitens andererseits in verschiedene Richtungen und Einzelbedeutungen (vgl.
4
), die – mit fließenden Übergängen – im Folgenden weitgehend gebündelt werden.
1.
›jn. / etw. (gewaltsam) durchbohren; etw. zerreißen, zersprengen‹; im Einzelnen auch: ›eine feindliche Stellung aufsprengen‹; ›sich (gewaltsam) Zugang durch eine Menschenmenge, ein Hindernis hindurch verschaffen; durch etw. durchbrechen; einbrechen‹; ›eine Mauer, Umfriedung o. Ä. durchstoßen‹; ›ein Loch, eine Öffnung in etw. schlagen‹; ›(einen Schacht o. Ä.) in die Tiefe treiben‹ (bergbausprachlich); intransitiv: ›bersten, entzwei brechen‹;
vgl.  2,
4
 12.
Bedeutungsverwandte:
 1,
1
 3, , (V.) 1; vgl.  1.
Wortbildungen
durchbrecher
(dazu bdv.: ),
durchbrechung
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
ob yemant hie eyn loch durchbrechenn wollt.
Ders. Hl. Schrifft.
Mi. 2, 13
(
Wittenb.
1545
):
Es wird ein Durchbrecher
[
Wormser Proph.
1527:
luckenbrecher
]
fur jnen her auff faren / Sie werden durch brechen
[
Cranc
14. Jh. /
Mentel
1466:
gen
;
Wormser Proph.
1527 /
Froschauer
1530:
auffbrechen
]
/ vnd zum Thor aus vnd ein ziehen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
639, 4153
(
Magdeb.
1608
):
Gleich wenn das Eyß mit einem Knall / | Jm grossen sturm birst vberall / | Vnd mit eim geprassel durchbricht.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
102, 10
(
omd.
,
1548
):
alsdenn musten feulen abgesuncken ader durchbrochen, der gang in der vierung wieder gesucht [...] werden.
Sachs (
Nürnb.
1554
):
So wendt sie von mir ir angsicht, | [...] | Des durchbricht mit jammer mein hertz.
Schmitt, Ordo rerum 362, 24.
1
(
alem.
,
1486
):
Laxus durchbrechung.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
dannoch sint tusent stricke die du durchbrechen muͦst.
Stammler, Berner Weltger.
745
(
ohalem.
,
1465
):
[Do] din [Herre] hercz wart durbrochen. | [...] | Mich wundert, das min hercz nit brach!
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
372, 1
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Dy Troyer dick durchprachen | mit macht der Chriechen her.
Peil, a. a. O.
648, 4441
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
540
;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Voc. inc. teut.
e iijv
;
Veith, Bwb. ;
Öst. Wb.
3, 811
.
Vgl. ferner s. v.  6.
2.
›etw. (einen Kampf) bestehen; (über jn. / etw.) siegen, jn. / etw. überwinden‹; auch: ›jn. / etw. läutern‹;
vgl.  14,
4
 23.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Christus durchbricht, | Wol aus dem Tod zum leben.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
du muͦst noch mengen kuͤnen strit durbrechen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
dise [menschen] [...] enhant enkeinen durbruch geton durch das [...] leben unsers herren [...], noch ir nature enhant si nút durch brochen mit uͤbungen der tugende.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
man tüt ain götliches werck, der dise ordnung krefftiglich durchpricht.
Vgl. ferner s. v.  1, .
3.
›jn. / etw. ganz und gar durchdringen, erfüllen; zu jm. / etw. gelangen‹; speziell bei Meister Eckhart häufig absolut: ›in Gott eingehen‹;
vgl.  2314,
4
 4.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wan bekantnisse hât den slüzzel und sliuzet ûf und dringet und brichet durch und vindet got blôz.
Dirre geist muoz übertreten alle zal und alle menige durchbrechen, und er wirt von gote durchbrochen; und alsô, als er mich durchbrichet, alsô durchbriche ich in wider.
wære ein einic mensche, der dâ durchbræche durch die mâze der tugent ihtes iht, der wære in der wîse der tugent noch heiliger [...] dann dirre heilige.
En grôz meister sprichet, daz sîn durchbrechen edeler sî dan sîn ûzvliezen.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Er muoz lernen diu dinc durchbrechen und sînen got dar inne nemen.
Jostes, Eckhart
94, 13
(
14. Jh.
):
Wann [...] daz ewig wesen [...] ist in manikfeltikeit [...] so durchbricht di sele ir ewigen bild.
Pyritz, Minneburg
4739
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Mich hat ir mynne so gar durch kumen | Und also gar durch brochen.
Menge, Laufenb. Reg.
495
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Die erde sú [die kelti] durch stichet | Die fúchte sú durch brichet.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wein und ezzeich füerent daz wazzer in die tiefen des leibes und machent ez durchprechent.
Quint, Eckharts Pred. ;
Menge, a. a. O.
4085
;
Pfeiffer, a. a. O. .
Vgl. ferner s. v.  2.
4.
als part. Adj.
durchbrochen
: ›ganz und gar mit etw. (z. B. mit Durchbruchsarbeit) verziert, durchsetzt, mit Löchern versehen‹;
vgl.  14.
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
3, 1472
f.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  5,  2.

Belegblock:

Bauer u. a., Kunstk. Rud.
29
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 lang horn [...] mit rubin und perlen indianischer arbeit durchbrochen.
Ebd.
932
:
becher, darauf zur zierd 3 durchbrochner corpora.