drohe,
1.
›Ankündigung, Androhung von (moralisch, juristisch legitimierter) Strafe‹; häufig speziell auf den Gott des Alten Testaments bezogen: ›paränetische Warnung‹; ›(Zorn, Unzufriedenheit zum Ausdruck bringende) Drohgebärde‹; ›Prophezeiung kommenden Übels (als Strafe)‹; Gegensätze:
.Syntagmen:
j. die d. fürchten / verachten / versönen
; der bindeschlüssel eine d. sein
; aus js. d. zukünftige beschwerung fliessen
, die sünde durch gottes d. lassen
, got dem bapst etw. mit d. verbieten, der herzog das volk mit d. gestillen
; die d. gottes, des herren / richters
; die götliche d
.Belegblock:
Vnd sind eigentlich der bindeschlussel eine gottliche drawe vnd der loseschlussel eine Gottliche verheissung.
aber der sundere die sunde niht lazzen wil durch gotes liebe noch durch sin drowe.
Unangesehen, daß im [dem bapst] got | Solichs mit tröu verboten hot.
Wos [das weiblich gschlecht] nit zeitlich verheyrat wern, | So hilffet weder dro noch hut
(gegen unehelichen Geschlechtsverkehr).
Dise drö
[Prophezeihung der Rache Gottes]
veracht er gar. 2.
›Androhung von (moralisch verwerflicher, juristisch nicht legitimierter bzw. aus Sicht der Betroffenen zu Unrecht ausgeübter) Gewalt gegen Personen oder Sachen‹; auch: ›Nötigung, Erpressung; Nachstellung; Einschüchterung‹; Phraseme:
durch drohe und furcht
›mittels Einschüchterung‹; nach der drohe leben
›sich als Gewaltherrscher gebärden‹; jm. nachhut und drohe legen
›jm. nachstellen‹.Bedeutungsverwandte:
1
2 (mit Tendenz zu der dort nicht gebuchten Bedeutung ›Willkür‹), 2, (der
) 9; vgl. , , , 2, , 3, 3, 4, 3, 4, 2.Syntagmen:
die d. bezeugen / hören / tun / vergeben / verstehen, die teufel jm. d. legen
; die d
. (Subj.) jn. erschrecken / irren, an etw. verhindern
; jn. durch d. beschätzen / bewegen / dringen, jn
. (z. B. das volk
) mit d. erschrecken / strafen / zwingen, von etw. abkeren, jm. mit d. etw. abschrecken, j. von d. wegen in fangnis kommen, nicht warten können, jn. vor einer d. beschirmen
; die d. des teufels
; die tumliche d
.Belegblock:
Beschirme mich vur des duvels drowe.
Es sollen auch die beysitzer an söllichem sich weder forcht, drawe, gewalt, befelch, geschefte [...] daran verhinderen lassen.
Als disse drowe swinde | Horte der kunic werde | [...] | Gab er Danyelen hin.
Haissent Job fur euch piten, so | vergib ich eu, das ir in do | habt gestrafft mit tumlicher dro.
so legen mir nachhut und droe die tewfel und veinten mich an.
Saulus der lebt nach der droe
[Var. 1475-1518:
der droungen;
Mit DrewenLuther
1545, Apg. 9, 1: ]
vnd in der schlachung der iunger des herrn. sy sind unstanthafts gmuͦtz / licht zuͦ bewegen wohin man wil / durch troͤw / oder ander ding.
daz wir
[ein Ehepaar]
etwas drow getaͧn habent von Kraͤyenrietz erbs wegen [...] von der selben drow wegen wir kament in vanknuͥst. des gleich hat er die leut beschetzt durch drau, das er sy [...] an iren leiben straffen lassen wöllte.
3.
›gegen Personen, Kollektive gerichtete Aggression; militärischer Angriff, Übergriff‹; auch: ›verbale Attacke, Provokation, Reizrede‹; als Metonymie von 2 auffassbar; Älteres und mittleres Frnhd.; überwiegend narrative Texte, teils gebundener Form.
Phraseme:
drohe von jm. reden
›jn. verleumden, über jn. herziehen‹.Bedeutungsverwandte:
, 5; 6 (subst.), 1 (subst.), (der
) 1, ; vgl. 5, , 2, 3, (der
) 6, 4, 8, 2, 1
1, (der
) 1, 2, .Belegblock:
Mit den sach man sî sô hin varn | [...] | mit vîentlîchir drowe | und irslûgin al dî man.
dô Diwanis drouwerûf | an den brûdrin nicht inschûf, | er richte zû mit drouwe | al sin sturmgezouwe.
herzoge Leske von Krakow, | hatte kegn der vîende drow, | [...] | besamint manic tûsint man.
Da nu Alexandri dro | Gewunnen hatte Jericho, | Zu Jerusalem er sante | Und sich vintlich dar wante.
Des wart also lange mit in geteydingt, daz di vede vnd drew allir zache bericht worden.
Trieb mich von im mit tro und schmehen.
so wettends das gotzhus daselbst ouch zerstoͤren [...] mitt so vil trutz / troͤw / und bochens / das ein herr von S(ant) Gallen raat suͦcht.
das si kaine dro | noch kain übel von im rett, | als si vor getaun het | gen dem münich mit irer sag.
Den Chriechen ser verschmachte | die potschaft gar mit all. | Jahen zue ringer achte: | „Hab wir sein dro! Sagt, wie im das gevall: [...]“.
Ebd.
448, 6
: Ir ritterschaft acht ew̄r dro | nicht vesen gross, was ir thuett gen in schallen!
4.
›(durch Bezugsgrößen unterschiedlicher Art verursachte) Bedrohung, Drangsal‹; ›Zustand der Bedrängnis; davon ausgehende Gefahr‹; generalisierend: ›das (als negativ bewertete) und als bedrohlich empfundene Bevorstehende‹; Gehäuft älteres und mittleres Frnhd.
Phraseme:
˹aus drohe und furcht
; von drohe und sorgnis wegen
˺ ›aus Angst vor der Bedrohung‹; jm. / e. S. drohe tun
›jn. / etw. in Gefahr bringen‹.Syntagmen:
jn. von der d. losen, jn. vor der d. sichern, j. vor der d
. ›angesichts der Bedrohung‹ den harnasch anziehen, jm. vor der d. helfen
; die d. des morgens / sturmes / tadels
; die falsche / freisame d
.Belegblock:
Nâch dirre vreisin drouwe
[der Belagerung]
| nâch holze und nâch houwe | soldin varn vîrzic man. Die [muter Gots] unß lost von der trawe, | Auff das wir dem ewigen we | Entgen.
das wir [...] aus teglicher warnung und trohe unser selbst aigen leyb, lewt, guter und geschutz von unsern widerwertigen [...] ewer bitt und beger mit nichten statt oder volg tun mögen.
Das du [herr] uns welst mit gnad begegnen, | Alls [...] | [...] Abrahamen vor der traw | Der Kaldeyischen hallffest sider.
Das [große übunge nach der spis] tuͦt der nature troͮwe | Vnd möchte bringen vil gebresten.
alsô erkennent die nahtengel, wenn in der tak des morgens drô anlegen wil
(im Sinne von: ›wenn der Tag anzubrechen beginnt‹; vgl. auch
anlegen 12).
Ain rainklich weib, durch jugent schön, | klain aufgedrät an tadels dro
(im Sinne von: ›ohne Beeinträchtigung durch einen Makel‹).
Haltaus, Liederb. Hätzlerin ;
‒
Vgl. ferner s. v. .5.
phras.: ane / sunder (alle) drohe
›wahrhaftig, ohne Zweifel, unmissverständlich‹ (überwiegend aus Reimgründen bzw. zur Versfüllung).Verstexte.
Belegblock:
Der in [den namen Jesus] wil irkennen sus, | Sait di schrift an alle dro [...].
Vort nu merket sunder dro, | Under demselben Dario | Neemias brive nam.
Ebd.
4899
: Si santen gabe sunder dro | So zuhant Alexandro.
das swaißpad ward vergolten do | mit cluoger weis oun alle dro.