dreistund,
auch
dreisten(d)
;
Adv.
1.
›dreimal hintereinander, wiederholt; zu dreien Malen (zu drei Zeitpunkten oder -abläufen innerhalb eines umfassenderen Zeitraums)‹; tropisch auch: ›mehrmals, öfter, wiederholt‹; auf Wiederholungen einer Handlung, eines Vorgangs bezogen; vgl. (Zahlwort) 12; bei religiösen, rechtlichen und medizinischen Handlungen häufig formelhaft die Abgeschlossenheit und Vollständigkeit, damit auch die Wirksamkeit und volle Gültigkeit wiederholten Handelns oder Zuwiderhandelns kennzeichnend; zur Ausdifferenzierung im Rechtsbereich s. auch die Belege in ff.; ; vgl. (Zahlwort) 67, zu s. v.  11).
Bedeutungsverwandte:
(s. v.  1), II, 1, ,  1, , , , , ; vgl. , , , .
Syntagmen
(in Auswahl):
j. d. sterben
;
jn. d. berufen / fragen / schlagen, herdfällig
›erdfällig‹
machen, schweigen heissen, vor das gericht fordern, bei js. weib finden, jn
. (z. B.
got, den herren
)
d. anbeten / bitten / nennen / umdrängen
(z. B.
den dieb
),
auf das reich füren
(z. B.
die Ungarn
),
sich d. geisseln, etw. d. brennen / sagen / trinken / waschen, durch ein tuch giessen, etw. d. fordern
(z. B.
die stallung
),
offen stehen lassen
(z. B.
das tor
),
versagen
(z. B.
den frieden
);
j. d. frölich sein, schifbrüchig / schuldig werden, etw
. (Subj.)
d. geschehen, eine biene d. brummen, die glocken d. läuten
;
j. d. js. speien / verleugnen, d. der minne pflegen, der sprünge springen
(im Spiel);
jm. d. fürgebieten / rufen
(z. B.
dem richter
);
d. nach jm. senden, von
[wo]
zu
[wohin]
gehen, vor gericht müssen
;
d. am tage, des jares, in dem meien, in der wochen
;
d. auf- / nacheinander, d. alnacht, alle montag / tag, mer den d. in einem manot
;
under dreistund
wohl ›während dreier Male‹;
zu dreistunden
›zum dritten Mal‹.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
170, 6
(
Frankf.
1535
):
so thuͦt man jn auß vnd loͤschet jn mit guͦtem wein / vnd das geschicht drei stund.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Der lantgrafe sal sin ding drystunt sitczen in deme jare.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
also vlouc der ar drie stunt vor dem bruder.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
106, 20
(
nobd.
,
1383
):
C(unrat) [...] ist die stat verboten [...] daruͤmb, daz in einer dreystund bey seinem weyb vand.
Keil, Peter v. Ulm
64
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Diße wurtz schol man alle waschen dreystund.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Vnd ihesus sprach zuͦ im [peter]. [...] das heut in dirr nacht [...] du hast mein dreistund
[
Luther
1545, Mk. 14, 30:
drey mal
]
verlaugent.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
Sant Paulus hatte grosse anvehtung und bat únsern herren dristunt daz [...].
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1342
):
dri messe, die si dristunt in der wochen [...] sprâchen.
Leisi, Thurg. UB
8, 279, 17
(
halem.
,
1396
):
Waͤr och, das wir die jarzit nút begiengint und das beschaͤch drystund uff en andren, so [...].
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
Das si dristend in der wuchen bachen.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Noch ein prob hat der Jaͤtzer getan, [...], namlich siner Marien dristen, [...], frech ins antlit gespuͤwt.
Argovia (
halem.
,
1530
):
wann ein richter ein heißt schwygen drysten vnd einer nit schwygt: So [...].
Schmidt, Rud. v. Biberach
180, 16
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Dar vmbe stat hie geschriben dristunt: „kvm“.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
Da [...] sind aber gros wind komen zwuͤren oder drústund nach einandern[...].
Sappler, H. Kaufringer
12, 130
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
der pfaff lag da bei der frawen | [...]. | dreistunt er der minne pflag.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
die peinen ruoent in irm vaz des morgens [...], unz daz aineu under in zwir oder dreistund geprumt.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1730
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Da wirdet got dreystunt genennet als er driualtig ist.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
63, 10
(
tir.
,
1464
):
Er gaislet sich albegen treistunt in dem tag.
Piirainen, Stadtr. Sillein
124a, 22
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Eyn man mak wol seynen svn [vor gericht] auz zyhen [...] czu drystunden czu der virde muz er selber antworten.
Fischer, Brun v. Schoneb. ;
Strauch, Par. anime int.
129, 31
;
Palm, a. a. O. ;
Dinklage, Frk. Bauernweist.
115, 37
;
Keil, a. a. O.
138
;
191
;
Menge, Laufenb. Reg.
237
;
Rieder, Gottesfr. ;
Merz, Urk. Wildegg
13, 23
;
Leisi, a. a. O.
601, 8
;
Rennefahrt, Wirtsch. Bern ; ;
Lemmer, Brant. Narrensch.
80, 16
;
Müller, Nördl. Stadtr. ;
Leidinger, A. v. Regensb. ;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Hör, Urk. St. Veit
193, 21
;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Bischoff, Steir. Landr. ;
Piirainen, a. a. O.
158a, 14
;
Vgl. ferner s. v.  6,  2.
2.
›dreimal so viel (so lang, so oft, etc.), dreimal (besser, mehr etc.)‹; bezogen auf Zahlen, Mengen, Handlungen und Eigenschaften mit steigernder Funktion; ütr. auch: ›bei weitem‹; im Rechtsbereich mit Tendenz zur Formelhaftigkeit bei Straf- und Bußfestsetzungen (meist in Verbindung mit anderen Kardinalzahlen); vgl. dazu die Belege in f.; ; zu (Zahlwort) 4; anschließbar an 1.
Phraseme:
dreistund drei / neun schilling
u. ä. (häufiger formelhaft bei Straf- und Bußfestsetzungen gebraucht; vgl. f.);
ob j. doch dreistund j
. (z. B.
ein freiweibel
›Gerichtsdiener‹)
wäre
.
Bedeutungsverwandte:
II, 6, ; vgl.  3, .
Syntagmen:
j. d. sterben, d. mer empfangen, d. als viel e. S. nemen, etw
. (Subj.)
d. also lang sein, jm. d. bas stehen
;
d. bas / besser / mer / furchtbarer
;
in d. dreien tagen
;
d. von etw
. (z. B.
fleisch
).

Belegblock:

Mendthal, Geom. Culm. (Hs. ˹
preuß.
,
A. 15. Jh.
˺):
Dy meyster sprechen, das dy czusamenereytunge des vmmecreys keyn dem dyametro sy dristunt alzo lang vnde eyn sebentyl.
Hajek, Guͦte spise
31
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
so nim denne [...] ein wenic pfeffers, dristunt als vil kuͤmels.
Dertsch, Urk. Kaufb.
97
(
schwäb.
,
1330
):
ain pfaenwert wizzes brotz, dristunt oder vierstunt von flaische.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Ez stúnd in sicher dristund baß.
Menge, Laufenb. Reg.
5897
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 43
.