dreistund,
auch
dreisten(d)
; Adv.
1.
›dreimal hintereinander, wiederholt; zu dreien Malen (zu drei Zeitpunkten oder -abläufen innerhalb eines umfassenderen Zeitraums)‹; tropisch auch: ›mehrmals, öfter, wiederholt‹; auf Wiederholungen einer Handlung, eines Vorgangs bezogen; vgl. (Zahlwort) 1; 2; bei religiösen, rechtlichen und medizinischen Handlungen häufig formelhaft die Abgeschlossenheit und Vollständigkeit, damit auch die Wirksamkeit und volle Gültigkeit wiederholten Handelns oder Zuwiderhandelns kennzeichnend; zur Ausdifferenzierung im Rechtsbereich s. auch die Belege in ff.; ; vgl. (Zahlwort) 6; 7, zu s. v. 11).Syntagmen
(in Auswahl): j. d. sterben
; jn. d. berufen / fragen / schlagen, herdfällig
›erdfällig‹ machen, schweigen heissen, vor das gericht fordern, bei js. weib finden, jn
. (z. B. got, den herren
) d. anbeten / bitten / nennen / umdrängen
(z. B. den dieb
), auf das reich füren
(z. B. die Ungarn
), sich d. geisseln, etw. d. brennen / sagen / trinken / waschen, durch ein tuch giessen, etw. d. fordern
(z. B. die stallung
), offen stehen lassen
(z. B. das tor
), versagen
(z. B. den frieden
); j. d. frölich sein, schifbrüchig / schuldig werden, etw
. (Subj.) d. geschehen, eine biene d. brummen, die glocken d. läuten
; j. d. js. speien / verleugnen, d. der minne pflegen, der sprünge springen
(im Spiel); jm. d. fürgebieten / rufen
(z. B. dem richter
); d. nach jm. senden, von
[wo] zu
[wohin] gehen, vor gericht müssen
; d. am tage, des jares, in dem meien, in der wochen
; d. auf- / nacheinander, d. alnacht, alle montag / tag, mer den d. in einem manot
; under dreistund
wohl ›während dreier Male‹; zu dreistunden
›zum dritten Mal‹.Belegblock:
so thuͦt man jn auß vnd loͤschet jn mit guͦtem wein / vnd das geschicht drei stund.
Der lantgrafe sal sin ding drystunt sitczen in deme jare.
also vlouc der ar drie stunt vor dem bruder.
C(unrat) [...] ist die stat verboten [...] daruͤmb, daz in einer dreystund bey seinem weyb vand.
Diße wurtz schol man alle waschen dreystund.
Vnd ihesus sprach zuͦ im [peter]. [...] das heut in dirr nacht [...] du hast mein dreistund
[
drey malLuther
1545, Mk. 14, 30: ]
verlaugent. Sant Paulus hatte grosse anvehtung und bat únsern herren dristunt daz [...].
dri messe, die si dristunt in der wochen [...] sprâchen.
Waͤr och, das wir die jarzit nút begiengint und das beschaͤch drystund uff en andren, so [...].
Noch ein prob hat der Jaͤtzer getan, [...], namlich siner Marien dristen, [...], frech ins antlit gespuͤwt.
wann ein richter ein heißt schwygen drysten vnd einer nit schwygt: So [...].
Dar vmbe stat hie geschriben dristunt: „kvm“.
Da [...] sind aber gros wind komen zwuͤren oder drústund nach einandern[...].
der pfaff lag da bei der frawen | [...]. | dreistunt er der minne pflag.
die peinen ruoent in irm vaz des morgens [...], unz daz aineu under in zwir oder dreistund geprumt.
Da wirdet got dreystunt genennet als er driualtig ist.
Er gaislet sich albegen treistunt in dem tag.
Eyn man mak wol seynen svn [vor gericht] auz zyhen [...] czu drystunden czu der virde muz er selber antworten.
2.
›dreimal so viel (so lang, so oft, etc.), dreimal (besser, mehr etc.)‹; bezogen auf Zahlen, Mengen, Handlungen und Eigenschaften mit steigernder Funktion; ütr. auch: ›bei weitem‹; im Rechtsbereich mit Tendenz zur Formelhaftigkeit bei Straf- und Bußfestsetzungen (meist in Verbindung mit anderen Kardinalzahlen); vgl. dazu die Belege in f.; ; zu (Zahlwort) 4; anschließbar an 1.Phraseme:
dreistund drei / neun schilling
u. ä. (häufiger formelhaft bei Straf- und Bußfestsetzungen gebraucht; vgl. f.); ob j. doch dreistund j
. (z. B. ein freiweibel
›Gerichtsdiener‹) wäre
.Syntagmen:
j. d. sterben, d. mer empfangen, d. als viel e. S. nemen, etw
. (Subj.) d. also lang sein, jm. d. bas stehen
; d. bas / besser / mer / furchtbarer
; in d. dreien tagen
; d. von etw
. (z. B. fleisch
).Belegblock:
Dy meyster sprechen, das dy czusamenereytunge des vmmecreys keyn dem dyametro sy dristunt alzo lang vnde eyn sebentyl.
so nim denne [...] ein wenic pfeffers, dristunt als vil kuͤmels.
ain pfaenwert wizzes brotz, dristunt oder vierstunt von flaische.
Menge, Laufenb. Reg.
5897
; Voc. inc. teut. e
ijv
; Schweiz. Id. ff.;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 43
.