drücken
I
drucken
I,
V.;
zu
mhd.
drücken, drucken
›drücken, drängen, pressen; ein Buch drucken‹
(;
Mwb
1, 1384
);
zur Verhinderung des Umlauts im Obd. vgl.
Dwb, Neub.
6, 1434
; gehäufte Verwendung in Phrasen mit Präpositionalobjekten, dabei lässt sich die Grenze zwischen Syntagmen und Phrasemen aufgrund der Vermischung tropischer und bildlicher Verwendungen mit phrasematischen Demotivierungen nicht immer sicher festlegen. – Die Gliederung der Bedeutungsansätze erfolgt nach eigentlichen Gebräuchen, denen spezifische bildliche und in unterschiedliche Richtungen übertragene Verwendungen zugeordnet werden; die Bedeutungsansätze 1 und 2 sowie 5-8 sind diesbezüglich eng vernetzt, die hier gewählte Differenzierung erfolgt auf der Basis unterschiedlicher Konnotierung bzw. sprecherbezogener Perspektivierung.
1.
›Druck auf eine gegenständliche Bezugsgröße ausüben‹ (allgemein); ›einen Gegenstand (z. B. ein Tuch), einen Körperteil (z. B. einen Arm, die Zunge) gegen einen Widerstand (z. B. in Form des Gaumens, des Körpers) pressen‹; ›einen harten, spitzen Gegenstand (z. B. einen Finger, einen Nagel, einen Stachel) mit Kraft auf, in weiches Material (z. B. Haut, Wachs, Stoff) drücken‹.
Phraseme:
die matraz drücken
›(schlecht) schlafen‹;
die rosse drücken
›die Pferde antreiben‹;
etw. an jn. drücken
›jm. etw. ans Herz legen‹;
etw. hinter sich drücken
›etw. verdrängen‹;
jm. etw. in die hand drücken
›jm. etw. geben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .
Syntagmen:
etw
. [wie] (z. B.
mit kraft
)
d
.;
etw. an etw
. (z. B.
die zunge an den gaumen
)
d
.,
etw. auf etw
. (z. B.
den finger auf die drüse, die dornenkrone auf das haupt, das or auf die erde
)
d
.,
mit etw. auf etw
. (z. B.
mit dem daumen auf den finger
)
d
.,
etw. durch etw
. (z. B.
den eisennagel durch die hand
)
d
.,
etw. in etw
. (z. B.
die spitzen der hörner in die mäuse
)
d
.,
etw. mit etw
. (z. B.
die rosse mit den sporen
)
d
.,
etw. zu etw
. (z. B.
den arm zu dem leib
)
d
.;
fast d
.
Wortbildungen:
drückel
›Vorrichtung, mit der die Steinschleuder einer Belagerungsmaschine bedient wird‹,
drückung
1,
druk
I, 1 ›Wucht, Kraftaufwand‹, ˹
drukfeder
,
druknagel
˺ ›Teil eines Schließmechanismus‹ (a. 1617).

Belegblock:

Luther, WA (
1529
/
30
):
Da druͤcke aber mal mit dem daumen auff einen finger und dencke an Jhesum Christum.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
686, 5648
(
Magdeb.
1608
):
Wir
[die Käfer]
wolten [...] | [...] | Jn sie [die Meuß] druͤcken der Hoͤrner spitzen.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
235r, 5
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
vnd
[die Drüse]
ist / weich, wen truckestu den figer dar/auf, so wirt es sam ein grube.
Froning, Alsf. Passionssp.
4290
(
ohess.
,
1501ff.
):
ich wel der
[Jesus]
sie [die dornenkrone] drucken uff das heubt dyn.
Ebd.
5478
:
den [sleyer] nam he yn die hende syn | und druck an syn heubt sicherlich. | daran wart syn anczlicz schynlich.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
so sol der esel da got uffe sizzet billiche sine vuͤze an dich trŭcken.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Premula ballistæ Der Druͦckel.
Keil, Peter v. Ulm
146
(
nobd.
,
1453
/
4
):
druck im den arm fast zu dem leibe.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
vn̄ es
[den
mund der wunden
]
senfftiglichenn hebest mit drūckung der finger biß sich das pluͦt coagulieret.
Menge, Laufenb. Reg.
3659
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Enpfindest du aber me | Ze iettweder syten we | Mit deheiner hande truken
(hier subst., im Sinne von: ›wenn du mit deinen Händen in die Seite drückst‹).
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Erst wurden die ross getrukett, | Mitt sporen serr geschmukett.
Lauater. Gespaͤnste
26v, 26
(
Zürich
1578
):
Dise falsche Maria truckt zur zügnuß gemaͤlter dingen dem bruͦder ein ysennagel durch sin hand.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
die zung wirt obe an den gumen getruckt.
Klein, Oswald
19, 68
(
oobd.
,
1416
):
des hab ich offt ain lange nacht | ain mattras müssen drucken.
Ebd.
111, 144
(
1436
):
man satzt im auf sein hailigs hawbt | ain dürnin kron, mit hertem druck betaubt.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
362, 7
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Er schlueg, das Achilles die prünn | mit truck in seinem vlaisch begunde heften.
Vgl. ferner s. v.  4, ,  1.
2.
›einen Abdruck, ein Bild, Abbild von etw. mit Hilfe eines Werkzeugs (z. B. eines Siegelstempels) auf, in einem (weichen, formbaren) Untergrund erzeugen, etw. abdrücken‹; ›ein Mal (z. B. ein Brandzeichen, eine Wunde) auf etw. hinterlassen‹; ›etw. (z. B. ein Siegelzeichen) auf etw. auf-, in etw. einprägen‹; speziell für die Herstellung von Vorlagen für die Münzprägung, für Abgüsse, Druckgrafiken, Kupferstiche und andere Druckerzeugnisse: ›etw. in eine Form prägen, stechen, gießen‹; ›eine Prägeform, einen Druckstein herstellen‹; gehäuft bildlich in mystischen Texten mit der Tendenz zu übertragener Verwendung, dann: ›Gottesebenbildlichkeit herstellen‹; vereinzelt auch refl.: ›sich in etw. eindrücken, eine Form annehmen‹.
Phraseme:
etw
. (Subj.)
in die gedächtnis drücken
›in Erinnerung bleiben‹;
etw. in den finger drücken
›sich etw. einprägen, etw. behalten‹.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
formen, concilia
)
d
.,
etw
. (z. B.
den heiligen
›das Heiligenstandbild‹) [wo] (z. B.
in der form
)
d
.;
etw. an etw
. (z. B.
das siegel an den brief
)
d
.,
etw. auf etw
. (z. B.
den schlüssel auf das wachs, das mark auf die seife
)
d
.,
etw. durch etw
. (z. B.
das bild durch die augen
)
d
.,
etw. in etw
. (z. B.
die form in das wachs, in stein, das bild / siegel in die sele, die wunden in den leib
)
d
.;
das gedrükte angesicht
.
Wortbildungen
druk
I, 2 ›der Abdruck, die Marke‹ (dazu bdv.:  2); ›die Prägeform, der Druckstein‹; ›gravierte Kupferplatte (zur Herstellung von Kupferstichen, Grafiken u. Ä.)‹.

Belegblock:

Alberus, Barf. (
Wittenb.
,
1542
):
Wem hat Gott jemals seine Heiligen funff Wunden in seinen leib gedruckt / als S. Francisco?
Luther, WA (
1544
):
er [got] wil allzeit sein siegel und bild in uns truͤcken und uns jm gleich machen.
Ebd. (
1537
/
40
):
das [...] ich nicht allein die wort verstehe und hoͤre, was auch der ander Chor singet, und druck es in den finger, auff das ichs mercke.
Ebd. (
1536
/
9
):
Gefallen uns aber die Stulschreiber nicht, So last uns Maler, Schnitzer und Druͤcker nemen, die uns schoͤne Concilia malen, schnitzen und druͤcken.
Stackmann u. a., Frauenlob
6, 2, 2
(Hs. ˹
md.
,
v. M. 14. Jh.
˺):
Dri forme in einem wachse | gedruct.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Got hette das bilde gedrvket in die sele, als der ein bilde malet an der want.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1573
):
so man drey formen truckt, [...] sollen die setzer die formen in stein dem correctori [...] liefern [...]. Und so man vier formen truckt, sollen dem corrector umb die zwey die trück in stein [...] zugestellt werden.
Strauch, Par. anime int.
22, 15
(
thür.
,
14. Jh.
):
in di formen des ewigin lichtes sal sich druckin di edele sele.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
277, 36
(
thür.
,
1474
):
Des zcu bekennteniß drugken wir unnser sigille zcurügke
[›auf die Rückseite‹]
an dißen uffen briff.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
Mehr hab ich ihm gestochen ein ganczen truckh für ein ring und 6 stainlein.
Ebd. (
um 1500
):
so du wilt der größ deß seitlichen vnd deß getrück(t)en jn grunt liegetten angesichstz fürsichtig, wilt machen gerecht noch der mosß [...].
Ebd. (
1528
):
Dann wir sehen, so wir zwen druͤck von einem gestochnen kupfer thun, oder zwey bild in ein model giessen, das man von stund an vnderschyd findt.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Druck / impressio, character.
Gedruckt / geprennt / pressus.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
vnd schneidens [die Sayffen] dann in gefuͤrte stuck / einer zwerchen hand brait / vnd truckend endtlich jhr Marck darauff.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
Man sol chainen sluͤzzel wuͤrchen, [...] die auf taik oder auf wachs sind gedrucket.
Quint, a. a. O. ;
Bihlmeyer, Seuse ;
Jostes, Eckhart
52, 15
;
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
231, 28
;
Thiel u. a., Urk. Münchsm.
326, 19
;
Küther, UB Frauensee
197, 26
;
Vgl. ferner s. v.  25,  1,  23,  2.
3.
›jn. an sich drücken, ziehen, pressen; sich eng an jn. anschmiegen‹; auch: ›jn. (bzw. einen Teil des menschlichen Körpers) in liebevoller, erotischer Weise berühren, drücken, küssen‹; subst.: ›das Streicheln, Liebkosen‹.
Phraseme:
jn. an sein herz drücken
›jn. umarmen‹ (mehrfach).
Bedeutungsverwandte:
(V.),  9, (mehrfach), ; vgl.  4, (V.) 1,  13,  12, ,  2, .
Syntagmen:
jn. d., etw
. (z. B.
eine brust
)
d
.,
jn
. [wie] (z. B.
inniglich / süs
)
d
.,
etw
. (Subj.)
etw
. (z. B.
die spirke die nachtigal
)
d
.,
jn
. [wohin] (z. B.
an den leib / mund, an die brust / wange, zu sich
)
d
.,
jn
. [wo] (z. B.
an den brüsten
)
d
.,
etw. an etw
. (z. B.
den mund an den mund
)
d
.;
aneinander / nahe d
.
Wortbildungen:
druk
I, 3 ›Umarmung‹.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
570, 2025
(
Magdeb.
1608
):
Sie [...] | [...] | Druckten die Kinder an jhr Hertz.
Karnein, Salm. u. Morolf
777, 5
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
er druckte sie also susse, | das ir die sele lachende von irem munde schiet.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
[der buͦl] schloß den im bett in seine beide armen, küsset und drücket in gleich obs die frauw were.
Opitz. Poeterey
35, 9
(
Breslau
1624
):
Mein Lieb / wann du mich druͤcktst an deinen lieblichen Mundt.
Pyritz, Minneburg
1815
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Ez [der minne ungetuͤm] tut mich dicke uff rucken, | So swinde zu im drucken, | Daz mir der lip derehtzet.
Sachs (
Nürnb.
1568
):
Durch hendlein drucken, augenblicken | Thu ich manniches hertz verstricken.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1618
):
Sie drucken aneinander
(hier Adv.; vgl.
aneinander
1).
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Jetzt druck es [dein Kindlein] an dein Bruͤstelein, | Jetzt druck es an dein Waͤngelein.
Sappler, H. Kaufringer
14, 529
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
der küng die junkfraw umbefieng | [...] | und truckt si vast an seinen leib.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
diu nahtigal unkäuscht etswenn mit der spirken und læzt sich drucken von der spirken.
Klein, Oswald
1, 104
(
oobd.
,
1421
):
ain stahel ring den hals erwarb; | [...] | Also hiels mich mein frau zu fleiss | mit manchem herten druck
(hier ironisch ›eiserne Umarmung‹ im Sinne von ›Würgegriff‹).
Ebd.
124, 7
:
der ermlin zier mich da besloss | mit drucken, smucken an den leib.
Munz, Füetrer. Persibein
57, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
prust, mund an mund paide si truckten nahen.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
153v, 14
;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Lauchert, Merswin ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
12, 37
;
Guth, Gr. Alex. ;
Klein, a. a. O.
77, 33
;
88, 4
;
126, 16
;
Dwb, Neub.
6, 1424
;
Vgl. ferner s. v.  2.
4.
›etw. zusammendrücken, zerquetschen; etw. aus etw. herauspressen‹ (allgemein); speziell: ›pressen, Stuhlgang haben‹; ›Flüssigkeitshaltiges durch etw. (z. B. durch ein Tuch, Sieb) hindurchpressen‹; ›Wein herstellen, keltern‹; ›etw. (z. B. Kräuter) zerkleinern, zerstampfen‹.
Phraseme:
die augen drücken
›die Augen zumachen‹;
jm. ein auge drücken
›jm. zublinzeln‹;
jn. zu tode drücken; etw. zu spreissen drücken
›etw. zermalmen‹.
Syntagmen:
j. d
. (absolut);
etw. aus etw
. (z. B.
den saft aus den blättern, die jauche
›Brühe‹
aus den fischen, das wasser aus dem schne, die eingeweide aus dem leib
)
d
.,
etw. durch etw
. (z. B.
ameiseneier durch ein tuch
)
d
.,
etw. in etw
. (z. B.
den wein in der trotte
)
d
.,
etw. zwischen etw
. (z. B.
das äuglein zwischen zwei fingern
)
d
.
Wortbildungen
druk
I, 4 ›das Zerquetschen‹; metonymisch: ›der in einem Keltergang gewonnene Saft, Wein‹; ferner: ›Weinpresse‹ (a. 1606; dazu bdv.: , ),
drukbaum
›Holz, mit dem bei der Kelter der Druck erzeugt wird‹ (dazu bdv.: ),
drukwein
›der in einem Keltergang gewonnene Saft, Wein‹ (a. 1534),
drukzeug
›Presse‹.

Belegblock:

das ist eben ßo viel, als das wasser auß dem schnee drucken und den schnee doch erhalten.
Ebd. (
1527
):
da wolt ich drucken bis ich rot würde vnd sagen, Schweyg du verrether mit deinem Aber, das die leute nicht mercken das ich so bose gewissen habe
(als ütr. Gebrauch verstanden auch zu 5 stellbar, die ironische Anspielung auf die Bedeutung ›Stuhlgang haben‹ bleibt jedoch präsent).
Peil, Rollenhagen. Froschm.
658, 4770
(
Magdeb.
1608
):
Als ob man sehe Berg vnterghan / | Einen sehr schweren Muͤllenstein / | Vber die Kreuter groß vnd klein / | Alles vmbstossen / niderreissen / | Gewaltig in eim druck
[hier im Sinne von ›Lawine‹]
zerschmeissen.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2716
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
so sal man [...] | [...] | [...] in allen vorletzeten dingen | di ougen drocken unnd twingen, | di da reuber des hertzin sint.
Thür. Chron.
16v, 2
(
Mühlh.
1599
):
[Der Ketzer]
Ward aber von Gott greulich gestrafft, dann er auff einer Heimligkeit sein Eingeweide auß dem Leibe druͤckete.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
73, 25
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
si risin den visch in kleyne stucke unde sidin di, uz den druckit man di juche und man wirkit das sam eyn teyk.
Keil, Peter v. Ulm
247
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Nym aumays-ayr, stoß sie vnd truck sie durch ein tuch.
Leisi, Thurg. UB
8, 567, 23
(
halem.
,
1351
):
den [win] sont wir [...] in únser torglen oder trotten [...] trukken lan.
Rot
340
(
Augsb.
1571
):
Press, Ein druckzeug / damit man etwas außdruckt oder preßt.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Ein druck weins oder oͤls / das ist / so vil man auß einem saͤcker
[Menge der Trauben, die auf einmal in der Kelter ausgepresst werden]
bringt. [...]. Druckbaum oder kelterbaum [...] trabs, quo uua calcata premitur.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz saf, daz man auz des paumes pletern drucket, daz ist den ôrsmerzen guot.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
250, 2
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Mang schiff in dem gedrenge | zue spreissen ward getruckt.
Keil, a. a. O.
47
;
226
;
Leisi, a. a. O.
300, 6
;
Deinhardt, Ross Artzney
217
;
279
;
Schweiz. Id.  f.;  f.; ; ;
Schwäb. Wb. ;
414, 419
.
Vgl. ferner s. v. ,  1.
5.
›jn. / etw. durch (physischen) Druck beeinträchtigen‹; speziell: ›wundscheuern‹; von Krankheiten gesagt auch: ›jn. konstitutionell schwächen‹; überwiegend ütr. auf Abstraktgegebenheiten mit negativem Einfluss auf die Befindlichkeit des Menschen (z. B. Angst, Hunger, Kummer, Alter): ›jn. ängstigen, (seelisch) belasten, bedrücken, quälen‹; als Spezialisierung zu 1 auffassbar; teilweise offen zu 6.
Phraseme:
der drückende trut
›der quälende Alb, Dämon‹;
jn. hart drücken
›jm. die Luft abdrücken‹;
etw. in sich drücken
›etw. ertragen‹;
in der natur gedrükt werden
›krank werden‹;
der schuh jn
. [wo]
drücken
›etw. jm. Sorge bereiten‹ (häufig).
Syntagmen:
etw
. (Subj., z. B.
die arbeit / hungersnot / sache
)
d
. (absolut);
etw
. (Subj., z. B.
der sattel / schuh, der frevel / tod, die angst, die hand / natur / sache, das alter / gesez / gewissen / ungemach, die beschwerden / greuel
)
jn. d
.,
etw
. (Subj.)
etw
. (z. B.
das gewissen
)
d
.,
j
. (z. B.
die räuber
)
jn
. (z. B.
die armen menschen
)
d
.;
etw
. (Subj.)
jn. e. S
. (z. B.
des gutes
)
halben d
.;
jn. in e. S
. (z. B.
in der natur
)
d
.;
dik / fast / gröslich / heftig, für und für d
.
Wortbildungen:
drücken
(
das
) 1 ›drückender Schmerz‹ (als Gegensatz zu brennendem Schmerz; dazu bdv.: ),
drucker
I (dazu bdv.:  2,  2),
drukblatter
›Geschwür‹,
drüknis
›Belastung‹ (dazu bdv.:
1
 1,  2),
drükstein
›schweres Gewicht; Mühlstein‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1509
/
21
):
Kummet tzu mir alle ir, die beengstiget seyn und trugknis adder getzwangk adder beswerunge leyden, dan ich wil euch erquicken.
Ebd. (
1526
):
Drumb wird dich und dein gewissen solcher frevel druͤcken und schrecken.
Ebd. (
1527
):
Die Apostel sollen ein last stein odder druͤckstein sein
[wohl im Sinne von: ›jm. auf der Seele liegen‹]
allen voͤlckern.
das allte gemein teglich liedlin, das keiner sihet, wo den andern der schuch druckt.
Ebd. (
1529
/
32
):
du bist ein Papist, darumb druͤcken dich die grewel des Bapstumbs.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
der berc | Diz gesichtes
[gemeint: die Vision von den vier Weltreichen]
dructe mich; | Niemant was so cluc der sich | Verstunde uf sin duten.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
147v, 32
(
Leipzig
1588
):
Vmb dieselbige zeit ist eine schreckliche [...] Hungersnnoth gewesen welche sonderlich im dritten Jar hefftig gedruckt.
Voc. Teut.-Lat.
ii iiijv
(
Nürnb.
1482
):
Veher od’ drucker od’ presser od’ peiniger.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
260, 25
(
Nürnb.
1548
):
weil ein jedes mensch am meysten fuͤlet wo jn sein gewissen druckt.
Serranus (
Nürnb.
1552
):
Druckende Drut. Incubus, Dæmon.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1379
):
so beschach es denne aber, daz wir aber bede glich in der naturen getruckt wurdent, also daz wir sin krang wurdent.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
und ladent uffe sich großen kumber und unruͦwe libes und gemuͤtes und werdent dicke und vil groͤsliche getrucket und getrenget und swerliche betruͤbet.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
ein búrde heisset ein ding daz sere trucket oder swere vellet.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Condyloma [...] Ein truck blater / oder blaͤterlin am hinderen oder arsz.
Menge, Laufenb. Reg.
1616
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Die diehe vnd ouch den ruggen | Soltu nit vaste truken | Mit deheiner artznye schlacht.
Ebd.
5877
:
Das [breste] kompt von manigen dingen | Do mitt man die nature truckt.
Lemmer, Brant. Narrensch.
111, 65
(
Basel
1494
):
Er
[der Mensch]
würt bald jnnen was jn druckt.
Sudhoff, Paracelsus (
1531
/
5
):
sonderliche krankheiten [...], als der sotbrennen, drucken im grüblin und solche andere compressiones.
Jörg, Salat. Reformationschr.
483, 8
(
halem.
,
1534
/
5
):
die Berner [...] rittend heyn mit vil unwillens / truckt die sach
[eine unentschiedene Streitfrage]
allso mit biterer zytt für und für.
Bächtold, N. Manuel. Papst
37, 175
(
Zürich
1525
):
Mich truckt der schuͦch an beden füessen.
Lauater. Gespaͤnste
14v, 13
(
Zürich
1578
):
So ist Ephialtes od’ Incubus ein kranckheit [...]. Da vil sich selbs beredēd es trucke sy neißwar / vn̄ verhalte jnē den mund vnd athem.
hail. altvaͤter (
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
do sah ezichius wol das in das alter vast begund drukken.
Deinhardt, Ross Artzney
157
(
oobd.
,
1598
):
Wann ain roß gedruckht
[›vom Sattel wund‹]
wirdt oder sonnst offne scheden hatt.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
25, 40
(
tir.
,
1464
):
o wie grösleichen ist in trükhen die angst vm seine kind, die er hinder im lassen ist.
Quint, Eckharts Pred. ; ;
Reichmann, a. a. O.
96, 33
;
Lemmer, a. a. O.
110, 21
;
Franck, Decl.
333, 18
;
Sudhoff, a. a. O. ;
Bächtold, a. a. O. Barb.,
164, 857
; Zugabe H. R. Manuel
323, 521
;
Deinhardt, a. a. O.
90
;
168
;
Vgl. ferner s. v.  2,
1
 1,  1,  1.
6.
›jn. mit großer Kraft in eine tiefer gelegene Position, einen weiter unten befindlichen oder gedachten Bezugsort, -raum (z. B. in einen Graben, zu Boden, in die Hölle) zwingen‹; refl.: ›kauern, sich ducken, sich klein machen‹; in religiösen Kontexten häufig bildlich mit Bezug auf die Welt bzw. das irdische Leben (dies vereinzelt in unklarer Abgrenzung zu 5): ›jn. niederdrücken‹; überwiegend ütr.: ›jn. (durch militärische Stärke, politische Macht) überwältigen, unterwerfen‹; moralisch perspektiviert: ›jn. demütigen, herabsetzen‹; refl.: ›sich unterwerfen‹; auch: ›sich mit etw. abfinden‹; gelegentlich mit pejorativer Komponente: ›kriechen, sich unterwürfig geben‹; in mystischen Kontexten dagegen vorwiegend mit positiver Konnotation: ›jn. zur Demut anhalten, js. Willen beugen‹; überwiegend refl.: ›sich erniedrigen, Demut zeigen‹; ›zu nichts werden, sich entäußern‹; offen zu 7.
Phraseme:
etw. unter den fus drücken
›etw. verschweigen, verheimlichen‹;
sich unter js. füssen drücken
›sich verächtlich behandeln lassen‹.
Bedeutungsverwandte:
,
1
 123, (V.) 1,  12,  2,  14; vgl.  4,  1,  2,  3, (V.) 2, , (V.) 1, , ,  1a,  2.
Syntagmen:
j
. (z. B.
der lobesalp, die fronvögte / räuber
)
jn. d
.,
etw
. (z. B.
der schne, die last / sünde / welt, das joch
)
jn. / etw. d
.,
jn
. (z. B.
den abt / ebenmenschen, das volk, die feinde / frommen / hoffärtigen / kaufleute / übermütigen / untersassen
)
d
.,
jn
. (z. B.
den menschen, das kind
) [wohin] (z. B.
auf die erde, in den graben, zu dem boden, zu der erde / hölle
)
d., sich bei jm
. (z. B.
bei dem herren
)
d., jn
. [wie] (z. B.
durch gewalt, wieder das recht
)
d
.,
sich
[wohin] (z. B.
in die demütigkeit
)
d
.,
sich unter jn
. (z. B.
unter got
)
d., sich unter e. S
. (z. B.
unter der verfolgung
)
d
.,
etw
. (z. B.
das königreich
)
unter sich d
.
Wortbildungen:
drücken
(
das
) 2 ›Gewaltherrschaft‹,
drücker
›Tyrann‹,
drückung
2 ›Unterdrückung‹,
druk
I, 6 ›Unterdrückung, Nötigung‹ (dazu bdv.: ,
der
, 4).

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
n. 1633
):
so mag der Lobesalp
[der Poesie feindlich gesonnener Geist]
gleich drücken, was er kan, | wir kommen doch empor.
Luther, WA (
1524
/
7
):
[Christen], welche sich unter der verfolgung und Tyranney Pharaonis, [...], haben druͤcken muͤssen.
Ebd. (
1533
/
6
):
das solcher verstand von Weltlicher oberkeit unter dem Bapstum [...] unter aller stinckenden, laussigen Pfaffen [...] fuͤssen hat mussen sich druͤcken und tretten lassen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
215, 5256
(
Magdeb.
1608
):
Er ward nur
[von einem Hund]
an eim Bein gebissen / | Gedruckt / beseiffrt nicht durchgerissen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
also is it vmb den rechten oitmoedegen mynschen, der onder sych geworpen hait alle creatoren inde sych onder got drocket.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Jr sult den schatz dan na uch rucken, | ir moicht da myt al vre viande drucken.
Ebd. (
Köln
1499
):
wanne si die undersaissen boven maissen [...] drucken ind beknagen willen, so werden si in wederspennich.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
aller hande dinch daz swer ist daz trükit den menschen zu der erden, aber die sunde truͦckit in zu der ewigen helle.
Franck, Klagbr.
224, 26
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Die Roͤmer wuͤrden fuͤr [...] sollich sighafft nit ausgeschrien / wo die buͤrger vnter einer sollichen vnleidenlichen druckung heten gearbeitet.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
Und thut euch nur gehorsam bücken, | Bey dem herren drücken und schmücken | Mit aller unterthenigkeit.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Also er
[Gott]
kummet, so trucket und reisset und neiget er den menschen und wúrket und erlúchtet in.
du solt dich Got lossen suͦchen, das du als vil getrukt werdest.
denne trucke dich zemole in wore demuͦtkeit und in din nicht.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
und ward [...] ein Kind [...] uff den Boden getruckt und ward ertretten.
Niewöhner, Teichner
574, 30
(Hs. ˹
önalem.
,
um 1433
˺):
das vil selten geschechen waͤr, | wer er [Alexander] gesin ain trucker | siner gelider, ritter und knecht.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Die [wolve] man zuͦ im ilen sach, | Es
[das Lamm Gottes]
múrdeklichen zuken, | Stossen und truken.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
Und tribent des und anders als vil mit den biderben luͤten und tatent denen semlichen truck und trang, das si am letsten solichs ir armuͦt und taglichs verderben halb nit me erzugen mochten.
Dreckmann, H. Mair. Troja
45, 6
(
oschwäb.
,
1393
):
ich waizz, daz du mit deiner kraft die hofertigen und die übermütigen kanst drüken.
Klein, Oswald
9, 4
(
oobd.
,
1421
):
[Du, die
welt
]
druckst mich auf die erden.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Doch in aller seiner vodern wildigkait gestatt er nicht, das yemant den andern wider recht oder durch gewalt druckte.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Haunprecht, der die Haunen druckt.
Peil, a. a. O.
270, 280
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
244, 20
;
Dietrich. Summaria
20r, 41
;
Sappler, H. Kaufringer
23, 21
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
23, 18
;
Vgl. ferner s. v. , (Adj.) 4, ,  2,  5.
7.
›negativ bewertete abstrakte Bezugsgrößen unterschiedlicher Art (z. B. Zorn, Begierde, Streit) beherrschen, bezwingen, unterdrücken‹; auf physischen Schmerz bezogen auch: ›besänftigen‹; Spezialisierung zu 6.
Vorwiegend Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 2,  1,  3,  1,  3; vgl.  5,  1,  2,  1.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den frevel / hochmut / krieg / schmerz / übermut / zorn, den fleischlichen sin, die hoffart / kostbarkeit / natur / schämung / sünde, die viehische lust, sinliche übung, die zornigen worte
)
d
.,
etw
. [wie] (z. B.
mit fügen
), [wo] (z. B.
bei sich
), [wohin] (z. B.
unter sich
)
d
.
Wortbildungen:
drückung
3 ›Beherrschung‹.

Belegblock:

Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
70, 6
(
um 1571
, Hs.
1615
):
wan der Jnnere Mensch nach dem Menschlichen Herzen wandele vnd thruckhet die Vihische lusst vnder sich.
Neumann, Rothe. Keuschh.
4598
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wer sine tzornige worte nicht drockt, | alle untzemelickeit her danne uss rockt.
Chron. Nürnb. Anm. 7 (
nobd.
,
1420
/
41
):
unsrer vordern gutem regiment [...] nachczuvollgen [...] und hoffart und kostberkeit bey uns zu drucken.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
152, 35
(
Nürnb.
1548
):
den heiligen geist bitten / das er [...] die vbrigen suͤnde toͤdten / oder zum wenigsten dem̄en vnd trucken woͤlle.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Eine kurtze regel: [...] luͤterent úch von creatúrlichen bilden [...], druckent uwer nature.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
ich bevilhe úch [...] under das gevengnisse des crútzes [...] mit starker truckunge, mit grundeloser gelossenheit.
Schmidt, Rud. v. Biberach
148, 8
(
whalem.
,
1345
/
60
):
wenne dvͥ (goͤtlichvͥ) wisheit (in daz hertz) kunt, so krenkt vnd trukt si den fleischlichen sin.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
ez [das plei] drükt und senftigt etleich smerzen ain weil.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Dar an gedencht ıͤr fursten pald, | Den chrieg mit fuegen drukcht.
Buijssen, Dur. Rat.
1, 22
(
moobd.
,
1384
):
Scipio, [...], do er wolte druchen den hohen muͦt der stat Nunimancie [...].
Koller, Ref. Siegmunds ;
Heydn. maister
30r, 16
;
v. Maren, Marquard. Ausgabe
76, 14
;
8.
›etw. / jn. gewaltsam einengen, einschränken‹ (allgemein); im Einzelnen: ›e. P. in ihrer Souveränität, Freiheit, in ihren Rechten u. Ä. beeinträchtigen‹; ›ein Amt hinsichtlich seiner Befugnisse beschneiden‹; ›das Recht beugen‹; ›eine normative Textaussage (z. B. ein Wort der Schrift, einen Gesetzestext) gewaltsam verdrehen, missdeuten‹; Spezialisierung zu 6.
Bedeutungsverwandte:
1
 7,  1,  3, ; vgl. ,  6, (V.) 35,  2,  23.
Wortbildungen
drükpfennig
›Geizhals‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
2, 125, 16
(
preuß.
,
1439
):
her meynet czu drugken solch erbar gesetcze und statuten.
Ebd.
26
:
yo meynen mit irem unrechten gewalt [...] dy gerechtikeit czu drugken.
Luther, WA (
1527
):
stirbt aber der man, so ist das weib frey, Da wirt das gesetz auffgehaben und kann nymer drucken, treyben, fordern, martern noch plagen.
Ebd. (
1537
/
40
):
ein solcher Geitzwanst und Druckpfenning der kan jha den rechten, warhafftigen Gott ihn seinem hertzen niht haben.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
dat sij asdan vort alle andere ampte vnd gemeynde dilijen vnd drucken mochten.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
63, 31
(
1438
/
9
):
des reichs lieben getreuen, durch unser abewesung willen von yenen landen offt und dicke in iren fryheiten, rechten, briffen, privilegien [...] gedruckt und beswert werden.
Ders., Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
Aber ich mein, der covent wert den apt drucken
[›den Abt (als Amtsträger) in seinen Befugnissen kontrollieren‹],
das soll billich sein.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Da antwort der Luther, [...], dass si die heilig gschrift misbruchtid und truktid.
Sappler, H. Kaufringer
23, 35
;
80
;
9.
›gewaltsam in eine Richtung, auf ein Ziel hin drängen‹; ›drängeln, schubsen‹; auch: ›nach-, vorrücken (z. B. von militärischen Einheiten)‹; ›durch gewaltsames Vorwärtsdrängen eine Lücke, eine Bresche in etw. schlagen‹; ütr.: ›auf etw. dringen, etw. durchsetzen‹; ›jn. zu etwas drängen‹.
Phraseme:
fort drücken
›etw. nachdrücklich verfolgen‹;
hinter sich drücken
›Rückschritte machen‹.
Bedeutungsverwandte:
 14,
1
 8; vgl. ,  13,  4,  3,  1,  2,  2,  1,
4
 2,  1, (V.) 12,  17,
1
 2.
Syntagmen:
j. d
. (absolut);
eine lücke
[wohin] (z. B.
in die ordnung
)
d
.,
j
. [wohin] (z. B
auf den bäurischen haufen, aus der stat, durch den wald, gegen die brücke, in die feinde, zu den knechten
; ütr.:
zu zucht, zu einem fürnemen
)
d
., [wie] (z. B.
kräftiglich, mit gewalt, mit schwertern
)
d
.
Wortbildungen:
drückung
4 ›das Vorantreiben bergmännischer Anlagen unter Tage‹ (a. 1430),
drüklich
›nachdrücklich, mit Bestimmtheit‹,
drüklichkeit
›Dringlichkeit‹.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1565
/
6
):
unser knecht drückten mit gewalt zu den ihren.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
dise werlt [...] drüket mit swerer arbeit [...] und vil jamericheit zu zûht.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
Uff sölichs haben die pundischen rennfenlin alspald uff den bewrischen hawfen getruckt, den angegriffen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
druckent
[dies zu 7]
uwer nature drúglich in redelicheit.
Goedeke, Fischart Flöh Haz
1214
(
Straßb.
1594
):
Nichts sah ich als ain rucken, zucken, | Ain schmucken, bucken und ain trucken
(der Floh beschreibt seine Wirkung auf eine Kirchengemeinde).
Niewöhner, Teichner
595, 32
(Hs. ˹
önalem.
,
um 1433
˺):
also habentz truͤglichait
[hier ironisch-euphemistisch für ›das Bedürfnis, sich zu kratzen‹]
| hin und wider mit irn liben, | oder sam der hirsch wil riben, | also schupfentz ab und uff.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 460, 7
(
halem.
,
1508
/
16
):
das die lanzknecht [...] uss der stat truktend in meinung, dise kuͦmuler ufzeriben.
Jörg, Salat. Reformationschr.
763, 19
(
halem.
,
1534
/
5
):
allda die iij so tursticklich / tapferlich jn die Zürcher brachend / das sy ein lucken jn jr ordnung trucktend.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. ;
Jörg, a. a. O.
764, 13
;
Paul, Wb. Bergmannsspr.
1987, 154
 f.
10.
›etw. in einen (weiter innen liegenden) Bezugsraum hineindrücken, -füllen, -schieben‹; auch: ›etw. verschlingen, in sich aufnehmen‹; in religiösen Kontexten gehäuft bildlich mit der Tendenz zur Übertragung, überwiegend mit Bezug auf die göttlichen Personen und ihre Gnadengaben: ›einen Menschen bzw. eine sein Innerstes vertretende, als Innenraum vorgestellte Instanz (z. B. das Herz, die Seele) ganz und gar, bis zum Bersten ausfüllen, in kaum erträglicher Weise erfüllen‹.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
etw. (mit gewalt) in jn. drücken
›jm. etw. aufzwingen, eintrichtern‹;
jm. etw. ins herz drücken
›jm. etw. ans Herz legen‹; ˹
etw. in / zu sich drücken, sich etw. ins herz drücken
˺ ›etw. verinnerlichen, sich etw. zu Herzen nehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 23,  5.
Syntagmen:
j. jn
. (z. B.
got die sele
)
in sich d
.,
etw
. (Subj.)
etw
. (z. B.
das feuer das holz
)
in sich d
.,
jn
. [wohin] (z. B.
Jesus in das herzhäuslein, die unchristen in den ewigen tod, x kronen in den leib
)
d
.,
etw
. [wohin] (z. B.
den rat in das herz, die kraft in die sele, das ror in seine stat
)
d
.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
Ein voll, getruͤckt, geruͤttelt und uberfluͤssig mass wird man euch geben
(vgl. Lk. 6, 39).
Ebd. (
1532
):
Darumb muͤssen wir allein das Wort
[Gottes]
jns hertz druͤcken.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Sol daz viur daz holz in sich drücken, sô muoz al unglîcheit ûz sîn.
Allez, daz die ûzern sinne enpfâhent, [...] daz kumet enoben von dem engel: der drücket ez in daz ober teil der sêle.
Ez ist [...] swære ze berihtenne, wie diu sêle erlîden müge, daz si niht enstirbet, dâ sie got in sich drücket.
Jahr, H. v. Mügeln
1695
(
omd.
, Hs.
1463
):
drück in din herze wisen rat.
Ebd.
1845
:
in gottes herz ich bin gedrukt.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
104, 13
(
Nürnb.
1548
):
Zum andern / druͤcket solche last der suͤnden die Vnchristen in den ewigen todt.
Ebd.
176, 32
:
Bey solchen leuten will der heylige Geyst sein [...] vnd solche Simeons predigt in vnser hertz dermassen drucken / das sie fest bleyben.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
wo es ein roͤr
[›Röhrenknochen‹]
wer [...] / ist notturfft das wider in sin stat zuͦ drücken.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Da hat sie [...] vierzig cronnen an goldt [...] zu ir unden in leib gedruckt und also in dem gepurtglid mit ir anhaimsch gebracht.
Quint, a. a. O. ; ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Vetter, Pred. Taulers ;
Vgl. ferner s. v.  3.
11.
›etw. in eine Flüssigkeit tauchen, tunken, stippen‹; Spezialisierung zu 10.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,
2
, , , .

Belegblock:

Hajek, Gůte spise
20
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
nim (in) [den stoc visch] denne hervz vnd druͤcke in in ezzig also daz er blibe gantz.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
soͤllen die band in saltz und essich getruckt hin zuͦ thun werden und wiert der selbig fuͦß an geschlefft mit der sockenlen.
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 81
.
12.
›an jm. / etw. zerren, reißen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2, (V.) 1, (V.) 3.

Belegblock:

Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
und ward einer Frawen ein Kind von dem Arm getruckt.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
ich han mein taschen verlorn. | [...] | fund ich indert ein alte hinnen, | ich wolt sei pukchen | und wolt siben taschen von ir drukchen.
13.
›austreiben, sprießen‹ (von Pflanzen); als Spezialisierung zu 9 auffassbar.
Wortbildungen
druk
I, 8 (dazu bdv.:  1, ).

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Außschuß oder truck / Das außschlieffend vnnd sich herfür neigend raͤbaug.
Trucken / Augenschiessen / Wenn sich die augen an raͤben erzeigend. [...]. Maͤchtig vnd hauffaͤchtig Trucken / als im fruͤling die raͤben thuͦnd.
Vgl. ferner s. v.  4.