dort,
selten
dart,
seit dem 16. Jh. auch
dorten,
Adv.;
zu
mhd.
dort
›dort, jenseits‹
().
1.
›dort, an jener Stelle‹, zum Ausdruck der Situierung einer Person, eines Gegenstandes, eines Ereignisses an einem Ort, der vom Sprecherstandpunkt mehr oder weniger weit entfernt liegt (z. B. Berg, Meer, Stadt), von dem aus und auf den hin der Betrachter alle Bezugsinhalte perspektiviert.
Phraseme:
hie und dort
›überall; an verschiedenen Stellen‹;
dort, hie und da
›überall‹;
dort und anderswo
›überall‹;
da hinaus, dort hinaus
›überallhin‹.
Bedeutungsverwandte:
 1.
Gegensätze:
,
1
 2,  1,  1.
Syntagmen:
d. sein
;
j. / etw. d. gehen / kommen / liegen / stehen / traben / wonen, d. vor jm. stehen, d. bei jm. etw. tun
.
Wortbildungen:
dortheim
›zu Hause, daheim‹,
dorther
›von dort her‹,
dorthin
›dort hin‹,
dorthinaus
,
dortig
›so etwas‹,
dortwärts
,
dortzu
›außerdem, hinzukommend‹.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
dorth kömpt sein Nachbaur Adrian her.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Sam. 20, 12
(
Wittenb.
1545
):
Sihe / die Pfeile ligen dortwerts fur dir.
Ebd.
2. Makk. 12, 22
:
Vnd huben an zu fliehen / einer da / der ander dort hin aus.
Froning, Alsf. Passionssp.
7929
(
ohess.
,
1501ff.
):
die zewene man, | die dort vor unns stan | [...] | das mussen engel syne.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Ich hab ein essen guter Visch, | Die stehn dortheim auff meinem Tisch.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
28, 14
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
wil er [man] dahin, so wil sie [weib] dorthin.
Opitz. Poeterey
48, 32
(
Breslau
1624
):
Das hier vnd dorte Berg vnd Waldt | Mit gruͤnen Baͤwmen mannigfalt | Sehr lustig vberschattet steht.
Bachmann u. a., Volksb. (
alem.
,
15. Jh.
):
Also half im [Olifier] Ruoland dört anhin etwaz ab weg und ließ in ligen.
do kam der track dorthar gegangen.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
doͤrt iensitte meres vnd hie dissitte meres.
Sappler, H. Kaufringer
5, 542
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
dört unden der boumgart stat.
Ebd.
14, 386
:
da trabt dört her durch das gehag | [...] | der jung grauf mit seinem hör.
Ebd.
18, 91
(Hs.
1472
):
wir wöllen gan | baide sampt in die statt dört vorn.
Ebd.
23, 75
:
die [rauber] hielten dort in dem gehag.
Dreckmann, H. Mair. Troja
30, 6
(
oschwäb.
,
1393
):
wir, die dort [in den weingärten] sullend verborgen ligen, sullend [...] in die stat vallen.
Klein, Oswald
19, 27
(
oobd.
,
1416
):
Pfeiffen, trummen, saitenspil, | [...] | dortzu ain volgk, gerichtet vil.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1310
/
12
):
Und swer ân gevaerde holtz hinder im laet, diu er her ab niht gefuͤren mach und si dart oben laet ligen, der vliust darumb niht.
Niewöhner, Teichner
288, 70
(Hs.
moobd.
,
1360
/
70
):
daz dortig mag nicht end han.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
311, 7
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Ir werdt nicht schäppel pinden hie, | als ir ew͂ habt gewent dort pey den maiden!
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
63, 21
(
mslow. inseldt.
,
n. 1583
):
hatt es nu dort ein einziger [...] nicht leiden können, wie wirdts [...] alhie eine gancze gemaine Stadt leiden śollen.
Große, Schwabensp. ;
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
53
;
Bachmann u. a., a. a. O. ;
Sappler, a. a. O.
5, 143
;
6, 174
;
Barack, Zim. Chron. ;
Jaksche, Gundacker ;
Gierach, Märterb.
5502
;
10094
;
Munz, Füetrer. Persibein
15, 7
;
139, 5
;
Dietz, Wb. Luther ;
Vgl. ferner s. v.
3
 7, ,  4,
2
 2,  9,  3.
2.
›dort‹, im Sinne des nicht dieser Welt Immanenten, des Jenseitigen (zeitlich und räumlich gedacht), im Gegensatz zum Diesseitigen, Weltlichen; Ütr. zu 1 mit hinzukommender Spezialisierung.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
hie und dort
›auf Erden und im Himmel‹;
dort und da
›jenseits und dieseits‹.
Gegensätze:
,  2.
Syntagmen:
j. d. in got sein
;
d. etw. finden, d. ewig leben, j. d. gekrönt werden, das paradies erwerben, eine böse zeit haben, dem fegefeuer zugeteilt werden, der himlischen wonne abteilig bleiben, jm. d. den lon bereiten, jm. d. freude beschert sein, etw
. (z. B.
seinen anblik
)
d. schauen, etw. d. vor des richters tron bringen
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
dort, dâ sie in gote sint, dâ sint sie als unglîch dem, als sie hie sint.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1619
):
Wer hie vermeit, Creutz angst vnd leid, | Der wirdts erst dorten finden.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
14, 22
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
wir wellen dir [...] günnen, das dein sele mit der iren
[der verstorbenen Ehefrau]
dort in himelischer wonung, dein leib mit dem iren [...] alhie in der erden gruft wesen solten.
Logau. Abdank.
165, 18
(
Liegnitz
1651
):
Hier
[Erde]
stehet nur unsere unsaubere Wiege [...]. Dort
[Himmel]
ist das rechte Erbe.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
18
):
Er ist dort
[im Jenseits]
in eim bessern lebn.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
aintweder hie
[im Diesseits]
oder doͤrt
[im Jenseits]
muͦss der súnder umb sin súnde gekestget werden.
Sappler, H. Kaufringer
17, 162
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
ie höher wirt der lon beraitt | von got dört in der ewikait.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
16, 2
(
tir.
,
1464
):
V̈nser leben ist ain ritterschaft auf dem ertreich; wer hie v̈berwindet, der würt dört gekrönet.
Dies., Imitatio Haller
105, 1
(
tir.
,
1466
):
Pistu aber nachlessig vnd treg [in dem geistleichen leben], so würstu ain pöse czeit haben hie vnd dört.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
17, 25
;
Sappler, a. a. O.
17, 171
;
272
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
16, 65
;
Gierach, Märterb.
14143
;
Weber, Füetrer. Poyt.
1, 4
;
Göpfert, Wb. Katechismus
62
.
Vgl. ferner s. v.  2,  2,  3,  1, ,  4,  2,  6,  2.
3.
›an jener (Text)stelle; in jenem bzw. durch jenen Text; in jenem Zusammenhang, zu jenem Sachverhalt‹; dies bezogen auf einen sprachlichen, textlichen Referenzierungspunkt; die Gegenüberstellung von
hier
und
dort
bildet, neben der Bedeutung ›an verschiedenen Stellen, in verschiedenen Werken‹, häufig den Rahmen für die Darstellung von Gegensatzpaaren und steht dabei für ›einerseits, andererseits; im einen Fall, im anderen Fall‹.

Belegblock:

Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
So wart an in volbraht ein wort | Daz sente Paul sprichet dort
(in der Bibel).
Gedenke ouch an daz suze wort | Daz Got mit vreuden sprichet dort, | Dar an er sine reinen kint | Zu sich in die vreude bint.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
subtrahir ich jene von dem arcu culminis: diese aber addir‘ ich ihme / erlang‘ also dort 18 st.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
168
(
Nürnb.
1517
):
Ir habt alswol als ich leut gesehen, mit denen, ,ires anzeigens‘, zuzeiten Christus, zuzeiten die junkfrau Maria redet. Gleicherweis haben wir das end davon gesehen: hie was schalkheit, dort dorheit darunter verborgen.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Zum offtern mit höchster schmach vnd verringerung ihrer selbsten, wie dorten beim Poeten
(es folgt ein Zitat).
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1437
/
42
):
man fund gemeld und darzuͦ wort | gemalt und geschriben hie und dort, | von den alten kurz abbreviert.
Froning, Alsf. Passionssp.
862
;
M. Cunitia. a. a. O. .