domherre,
der
;
-n/-n
.
›Kanoniker; Mitglied eines Domkapitels, Angehöriger eines Domstiftes‹; zu
1
,  67; die Belege zeigen mehrfach eine kritische Darstellung, speziell unter den Aspekten wirtschaftlicher Macht, Amtspraxis, persönlicher Lebensführung.
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
5, 938
(s. v.
Kapitel
).
Bedeutungsverwandte:
 2,  1,  1,  1, ; vgl. , .
Syntagmen:
einen domherren liebhaben,
[wo] (z. B.
im feld
)
lassen
;
j. sich d. nennen, die domherren mespfaffen nennen
;
ein d
. (Subj.)
etw
. (z. B.
einen hof
)
besitzen / haben / kaufen / schiessen, jm. etw
. (z. B.
ein gebrechen
)
ansetzen / anziehen, jm. zu der messe ministrieren, jn
. [wohin]
füren, gegen jn. gehen, wieder jn. sein, sich e. S
. (z. B.
seiner pfründen
)
benügen lassen
;
j. d
. (
zu
[Ortsname])
sein / werden wollen, die domherren
[wie] (z. B.
reich
)
sein
;
einem d. etw
. [eine Abgabe, einen Betrag]
geben / gelten, etw
. (z. B.
der grosse zehent
)
den domherren sein
;
j
. (z. B.
der bischof
)
mit den domherren uneins sein, (sich) nach einem domherren umsehen, die mönche über den domherren stehen, j. nicht vil glük von domherren haben
;
die domherren der kirche
;
die domherren auf den stiften, mit iren schülern, samt der gemein
;
der gute / junge d., unser d., die geistlichen domherren, x / alle, ein teil domherren
;
der lehenherre / probst / oberste der domherren, die magd eines domherren, die rotte der domherren
;
der bischof mit seinen domherren
.
Wortbildungen:
domherlichkeit
,
domherrenpfründe
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
dô sich zu lobe gote | der tûmhêrrin rôte | und al di andre pfafheit | gezirit hatte und angeleit | mit pfeflichim ornâte.
Luther, WA (
1537
):
wie der jtzige Legatz natz zu Mentz seine Stifft, sonderlich Magdeburg, ausgefressen, ausgesoffen und ausgesogen hat, auff das er seine Roͤmische Thumherrligkeit muͤge mit ehren halten.
Ebd. (
1546
):
du sprichst: Jch bin ein Thumherr gewesen, darumb so werd ich ja selig werden und das ewige leben bekomen, Nein, noch nicht.
Kollnig, Weist. Schriesh.
78, 31
(
rhfrk.
,
1602
):
Der groß zehent. Ist der dombherren zu Wormbß, hat mein gnediger herr nichst daran.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
Billicherem und mit rechterem titul solten die thuͦmbherren meßpfaffen genennet werden, sintenmal sie [...] mit korn eyn- und außzuͦmessen umbgehen.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
acht prelaten unnd thumhern oͤm ministriten zcu der messe.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
24, 10
(
schles.
,
1348
):
sechs mark ebegis czynsis vf sechs vleyschbenken, dy von nwens synt czugelegit [...] deme Clostir, den geystlichen Twmehern in vnser vorgenanten pfarre.
Engel, Rats-Chron. Würzb.
207, 7
(
nobd.
, Hs.
M. 17. Jh.
):
daselbst marggraf Casimirus aber seinem bruder marggraf (Albrecht) sein thumherrnpfründt zu Meintz ubergeben.
Sachs (
Nürnb.
1538
):
Mein weib in diser schant | Hett ein thumbherren lieb.
Dietrich. Summaria
24v, 1
(
Nürnb.
1578
):
das ergerlich zeichen solten grosse Herrn / an Keyser / Koͤnig / vnnd Fuͤrsten hoͤfe / die Thumherren auff den Stifften / vnd die geitzwenste inn den stetten / mercken.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Die Thumbherrn sampt der gantzen Gmein, | Fuͤhrten jhn [jr Bischoff] zu der Kirchen sein.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1530
/
40
):
herr Frantz Offenburg [...] ward thuͦmher zuͦ Kostentz.
Boner, Urk. Zofingen
155, 13
(
halem.
,
1378
):
zwo jukert akkers [...] geltent her Heinrich von Buͦbendorf, vͥnserm thuͦmherren, fuͥnf schilling vnd sechs pfenning in sin wattschar.
Kläui, Schweiz. Urbare
3, 220, 13
(
halem.
,
um 1400
):
so der abt fuͥr Luͦgeten in ritet, so sol man luͥten und in emphan als man von recht sol und sol die 12 tuͦnherren gegen im gan.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1485
):
das jeklicher thuͦmherr [...] ein eigen saͤshuß und hof mog [...] kouffen und besitzen.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
das auch sich die tomhern nit lassn penügen irer pründten; sie müssen auch kirchen dartzu haben.
Ebd. (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
wurt einer zuͦ schuͦl geschicket und meister wurt, er wirbet balde umb ein tuͦmherrenpfruͦnde, das er oͮch ein muͤssiggenger sy und ein jungherre.
Ebd. (Hs.
um 1474
):
es sein auch Premonstratenser, dye nennen sich geistlich thumherren, dye haben auch kyrchen und besingentz.
Ebd. (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
Nuͦ sehe man an, welicher studieret, das er doctor wurt in medicinis, der wyl ein tuͦmherre werden, er wil ein kirche han und wil darzuͦ sin brattick triben.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1559
):
Herr Marquart vom Stain zuͤ Meintz, Bamberg und Augspurg thumpropst und zuͤ Saltzburg thumbherr.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
er [bischof zuͦ Kolen] ward uneins mit den thumherren und der stat zuͦ Kolen.
Piirainen, Stadtr. Sillein
51b, 2
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
do von stent dy mvͤnich vͤber den tumherren.
Kollnig, a. a. O.
123, 33
;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Engel, a. a. O.
54, 4
;
Rennefahrt, a. a. O. ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Piirainen, a. a. O.
53a, 8
;
Vgl. ferner s. v.  13, , ,
1
,  2.