2
do,
Adv.
(1; 2),
Konj.
(3; 4; eventuell 5); zur entymologischen Entwicklung s.
Pfeifer
2000, 198
(s. v.
1
;
2
); zur Gestaltung des Bedeutungsfeldes vgl. auch
Mwb
1, 1332
.
1.
›zu der (im Kontext thematisierten) Zeit, da, in dem Moment, Augenblick; daraufhin, dann‹; auch eine vorherige Zeitangabe aufgreifend, z. B.:
in den jaren [...], do [...]
; teils reimbedingt (mit temporalem Hintergrund).

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
,
14. Jh.
):
Jn den jaren uns herren 1143 [...], du brachte buschof Reinolt de heilige dri kuninche zu Collen.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Mit groissem suchten he doe sprach: | „Owe, myn liebste frauwe, hoeret.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
Do sprach der ander mensche: daz ist mir rehte liep.
Schmidt, Rud. v. Biberach
137, 22
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Do vragt er got sin namen.
Sappler, H. Kaufringer
4, 421
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
Des danket im der wirte do. | si wurden mit ainander fro.
Klein, Oswald
126, 44
(oobd., 1416(?)):
do lasch der helle feure | Gein allen, die den willen dein | ie teten.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
ist wol zuͦ mercken, das das keisertumb Octaviani ein vorbedewͦtung gewesen ist des reichs Cristi, wann do Octavianus kam wider von orient gein Rom.
2.
ohne semantischen Eigenwert, am ehesten modaladverbial (mit Tendenz zur Interjektion): ›da, hier bei dieser Gelegenheit, in dieser Situation‹ (mit leicht temporaler Nuance; in der Übersetzung kann die Partikel ausgelassen werden).

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Were der Ryn do alle verbrant, | des hedde entgulden manich lant!
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
684
(
Köln
1476
):
wye wenich wusten dye getruwen ind fromen hart, | Dat doe alreyrst thom spele vmb den steyn gedobbelt wart.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
942
(
mrhein.
,
um 1335
):
Herre, do bringen wir dir einen man, | der alle die werlet virleiden kan.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
daz sü ouch deste sicherlicher mohte richsen, so blante sü irs suns Constantines sün.
Klein, Oswald
105, 97
(
oobd.
,
1432
):
Ir kainer auff ain pferd | mocht sitzen ane kreissten, | do ward gesehen hend und füss | verbunden mit den reissten.
Kehrein, Kath. Gesangb. .
3.
dient im voran- oder nachgestellten abhängigen Satz dem Ausdruck der zeitlichen Relation eines Sachverhalts zu einem anderen im übergeordneten Satz ausgedrückten Satzinhaltes; die Relation kann die Gleichzeitigkeit beider Sachverhalte und die zeitliche Einbettung des einen in den anderen ausdrücken sowie (tendenziell) eine Zeitfolge implizieren; die in Betracht kommende Zeit kann punktuell, kurzfristig oder als Dauer semantisiert sein. Mögliche Übersetzungsvorschläge ins Nhd. sind den Belegen beigefügt.
Phraseme:
do
[...],
do [...]
(letzteres adverbial; vgl. 1; 2).

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
do
[›als‹]
sich der Herr beym Koͤnig eingestellt / befahl er jhme den Kopff abzuschlagen.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2764
(
Köln
1476
):
wat freuwden was in der stat, | Do
[›als‹]
wart geoffenbaeret das!
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
1078
(
mrhein.
,
um 1335
):
wie marien were zu muͦde, | do
[›als‹]
sie horte vnd sach | irs lieben kindes vngemach.
Palmer, Tondolus (
Speyer
um 1483
):
Do
[›in dem Augenblick‹]
min arm sel von minem lichnam fur do wurdent ir zu erkennen geben all ir sund die sie ie gedet.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
18, 14
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Do
[›während‹]
du zu Achademia und zu Athenis mit hohen künstereichen meistern [...] ebenteure disputierest [...], do sahen wir uns zumale liebe.
Ebd.
18, 24
:
sere lachten wir und waren des für dich rümig, do du zu Paris auf dem gelückes rade saßest.
Skála, Egerer Urgichtenb.
33, 8
(
nwböhm.
,
1562
):
Ia Seÿ ein kleines Maidlein gewest, do es geschehen.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
do
[›als‹]
er die hant uf hube zuͦ schlahende, zehant do wart er blint.
Heinrich der V des vordern Heinrichs sün richset 15 jor. der ving sinen vatter, do
[›sobald‹]
er des riches gewaltig waz.
Schmidt, Rud. v. Biberach
85, 9
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Do
[›als‹]
sie horten Cristi rede, do enpran daz gemuͤte.
Dreckmann, H. Mair. Troja
10, 23
(
oschwäb.
,
1393
):
do
[›als‹]
im ditz schiff also berait waz und darein geordent allez, dez man bedorfft, do gieng Jason darein.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
13, 50
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Do
[›als‹]
got in dem throne was | und der mensch verloren was, | das erparmet got so ser.
Klein, Oswald
20, 17
(
oobd.
,
1415
):
Den sturm erhort ain freulin zart, | do
[›als‹]
es mit armen banden hart | mit liebem lust verslossen ward.
Rechn. Kronstadt
3, 137, 24
(
siebenb.
,
1541
):
Do
[›als‹]
der herr der Richter zcw Weÿssenbǔrck ist gewest, so hatt die fraw richterin entfangen 2 lib. zinszÿber.
Schützeichel, a. a. O.
763
;
Froning, Alsf. Passionssp.
3800
;
Tobler, Schilling. Bern. Chron. ;
Dreckmann, a. a. O. H. Mair. Troja
33, 10
;
Weber, Füetrer. Poyt.
346, 1
.
Vgl. ferner s. v. .
4.
dient dem Ausdruck der Zeitfolge: ›nachdem das eine (im abhängigen Satz Ausgedrückte), folgt das Andere (im unabhängigen Satz Ausgedrückte)‹; teilweise mit kausaler oder modaler Nuance.

Belegblock:

Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
1180
(
mrhein.
,
um 1335
):
Do die sunne ist vndergangen, | so kummet der doden manger, | die lange sind gelegen dot | vnd Iesum hant dar vor, er were got.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Mainz
1605
):
Der starck vnd friedsam helt, | Augustus Roͤmisch Keyser, | Beschrieb die gantze Welt, | [...] | Do
[›deshalb; auf diese Weise‹]
Joseph vnd Maria, | Gen Bethlehem auch kam.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
do
[›als‹]
daz nüt kunde verrihtet werden [...] zogetent die burger zuͦ Strosburg us.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Do
[›nachdem‹]
im des weyb starb, | nam er des ander.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1559
):
ist Jr mt. daselbst bei der vesper bliben, und so sich dieselb geendet, in das Pallatium geritten.
5.
bei semantischem Bezug auf den Inhalt eines Substantivs oder eines vorangehenden Satzes relativpronominal gebraucht und mit ›bei dem, anlässlich dessen, an dem, von denen [...]‹ übersetzbar, aber auch als temporale, räumliche oder modale Partikel auffassbar.

Belegblock:

Anderson u. a., Flugschrr.
12, 3, 8
(
Wittenb.
1522
):
Do
[›daran‹]
sehet ir Christen / wie man euch vnd vnß erstlich mit gesundter schrifft soll vermanen.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
788
(
mrhein.
,
um 1335
):
Nu inweiz ich, war keren, | do
[›wo‹]
ich gesehe minen lieben suͦn.
Bachmann u. a., Volksb. (
alem.
,
15. Jh.
):
der künig Marsilius, hat drig sün, da nement einen ze gisel.
Klein, Oswald
6, 14
(oobd., um 1425 (?)):
Ich bin erfordert an den tanz, | do mir geweiset würt | all meiner sünd ain grosser kranz.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1576
):
Diss innemong mach ungeferlich den 22. oct. beschein sin, uff den tag, dohe Lucas Roitlant sin banneressen uff dem Quatermart hilf.