dik
II
dicke,
Adv.;
zur Etymologie vgl. I.
- Die Belege der Bedeutungsansätze 2-5 dokumentieren (nicht in jedem Fall eindeutige) modale Nuancierungen des (stets mitzudenkenden) quantitativen Aspekts von 1.
1.
›häufig, mehrfach, oft, immer wieder‹; häufig in formelhaften Verbindungen mit partiellen Synonymen.
Phraseme:
etwan dik
;
etwie dik
;
viel dik
;
oft und dik
;
viel und dik
;
als / so dik
[...]
als / so
›so oft, wie, immer dann, wenn‹; attributiv:
zu dem dickern mal
o. ä. ›immer wieder‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  1,  4,  1, , , , ; vgl.  2.
Gegensätze:
 1,  1.
Syntagmen:
etw
. (Subj.)
d. geschehen / kommen
;
d. niederknien / verleschen
(Kerzen)
/ weinen /
[wo] ˹
umgehen / zusammenkommen˺, jn. d. anlachen, etw
. [wie]
d. tun wollen, jm. d. helfen / nacheilen / schreiben, d. etw. leihen, d. einen stieg / weg wallen, vor jn. kommen, von etw. kommen, zu schulden kommen
›häufig, immer wieder vorkommen, geschehen‹,
sich d. herumwerfen, d. genant werden, gericht haben, kerzen entzünden, messe singen, wunder wirken, den frieden brechen, ein miserere sprechen, aus dem chor laufen, in die stadt hinausgehen / kommen, zu offenbarem wirken ausgehen, in siegespracht umhergefürt werden
.
Wortbildungen:
dickermals
, ˹
dikgemeldet
,
dikgenant
˺ ›besagt, vorgenannt‹,
dikmal(s)
o. ä.,
dikweil
(nur rib.) ›manchmal‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Offt dick offtermals villmals zum offtern mal zum dickern mal vilfeltiglich.
Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O. 
1524
):
wir haben zuͦm dickern mal den hirten das feld zuͦ eng gemacht.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz diu êrbære vorhte dâ von sich niht minre von dem dicken zuogânne
(›dem häufigen Empfang des Sakramentes‹).
Ders., Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
zeichen und wunder würket dicke natiurlich kraft.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
386
(
rib.
,
1444
):
Wandels du aen mich durch eynche lande, | Dir geschiet duckwile schade ind schande.
Karnein, Salm. u. Morolf
382, 4
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
er
[König Salman]
leite das here zu tal | in einen smalen stig, | den hette er dicke gewallet | nach dem wonder schonen wip.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
So fahr ich uber die heide, | von meim bueln mues ich scheiden, | ich wirf mich dückh herumb, | sehe hinder mich zu ruckhe.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
88, 12
(
Frankf.
1535
):
Reyn gold dickmal gelescht in wein / der wein ist guͦt wider weethum des miltz.
Knape, Messerschmidt. Bris.
22, 105
(
Frankf./M.
1559
):
so offt vnnd dick / er
[Brissonettus]
mit mir oder sonst anderen / inn die statt hinauß geht [...].
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Offt. Viel, Zu vielmaln. Zu dicker maln. Zu offtmaln.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
77, 31
(
nobd.
,
1452
):
Item wurden die dickgemelten zwene herren uneins [...].
Sachs (
Nürnb.
1515
):
Es geschicht gar offt und dick, | Das inn die lieb kumpt ungelück.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz du zitlich zuͦ kor gangest und zúhteklich da standest [...] mit andaht, und nút dicke us loͧffest.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
482, 19
(
els.
,
1362
):
wie dicke er die kerzen enzunte so dicke fúrloscheten su wider.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Wie dick
[
Luther
1545, Lk. 13, 34:
offt
]
wolt ich samen dein sún als der vogel sein neste vnter die vettich.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
die [dry brotschower] liblich zuͦ gott vnd den heilgen gesworen hand, zuͦ dem minsten in der wuchen dristunt, oder dicker [...] vmb ze gan vnd das brott zuͦ schowen.
Jörg, Salat. Reformationschr.
266, 9
(
halem.
,
1534
/
5
):
Allso hattend ouch all botten enntlich befaͤlch unnd gwallt / mit den dick genanten gfangnen fieren / zuͦ handlen mit der straaf.
Morrall, Mandev. Reiseb.
43, 14
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
die múnch singent ouch vil und dick mesß da selbs.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
nu kam es dick, das er
[
ain ritter
]
mit der fürstin durch kurzweil den schachzagl zoch.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
got, dene er [der mensch] in seim leben dickermals hat belaidigt.
Dinklage, a. a. O.
77, 26
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
185, 38
;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Williams u. a., a. a. O.
475, 16
;
493, 12
;
Roder, Stadtr. Villingen ;
Michels, Murner. Badenf.
2, 6
;
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. ;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
438
;
Vgl. ferner s. v. ,  4,  4,  1,  10.
2.
›fortwährend, ununterbrochen, dauerhaft‹ (zum Ausdruck eines längeren Zeitverlaufs sowie einer mehrfachen, regelmäßigen oder ununterbrochenen Wiederholung von Handlungen, Vorgängen, durch die ein bestimmter Sachverhalt an Qualität oder Nachhaltigkeit gewinnt); im Einzelnen auch: ›inständig, nachdrücklich, eindringlich‹ (z. B. jn. um etw. bitten, jn. ermahnen); ›inniglich, andächtig‹ (z. B. beten, das Heil betrachten); ›regelmäßig‹ (z. B. das Sakrament empfangen, ein Medikament verwenden); ›treu, beständig‹ (z. B. Dienst leisten, Freundschaft erweisen); mit diesen Nuancen offen zu 3.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1,  1,  1, , , ,  2,  1,  8, (Adj.) 13,  1.
Syntagmen:
etw. d. geschehen
;
jn. d. absprechen / anreichen
›jn. bedrängen‹
/ bitten / leren / strafen / wiederraten, etw. d. anblicken / betrachten
(z. B.
das heil
),
jm. etw
. (Akk.obj., z. B.
liebe, dienst
)
d. erweisen / erzeigen / schwören / tun, etw
. (Subj., z. B.
die melancholei
)
jm. d. beiwonen, d. an jn. / etw., nach jm. / etw. gedenken, in etw
. (z. B.
die sele
)
blicken, in der bosheit waten, sich d. erlusten, mit seniglichem seufzen winden, d. nach eren streiten, nach got gedenken, von got sprechen, den weg der ewigkeit gehen, mit den gedanken bei got sein, von der welt berürt / bekert werden
.

Belegblock:

Jostes, Eckhart
102, 7
(
14. Jh.
):
swer mit sinem gedenken [...] dik ist bi got in dem himel, den erkennet got.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ie dû denne dicker ze dem sacramente gâst, ie dû verre bezzer bist.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
96, 18
(
Frankf.
1535
):
es
[das Auftragen einer Salbe]
hilffet vast wol / wann es dick geschicht.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
der apt do selbest unnd ouch das convent gemeynelichen hatten on dicke gebeten, das her got an see.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
daz machet daz du in der boseit niht zu ainem male sunder vil dike hast gewatet.
Sermon Thauleri
14vb, 17
(
Leipzig
1498
):
Nym war dein hertz wurt dick berurt vnd bekeret vō der werlt.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
33, 5
(
schles.
,
1372
):
daz wir habn̄ angesehen getruwen dienst, den vns der edele [...] her Thime von Chuldicz getan hat dicke vnd offt williclich.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Betracht das heil der selen dick.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
1525
):
Da haben sie uns wider ermant nit ainmal, sonder dick und durch vil botten.
Klein, Oswald
91, 9
(
oobd.
,
1409
?):
vil gedenck, melancoli | dicke mir wonen bei.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
wan sy was im sunst ze mal veindt, umb das er sy so dick strafte umb ir pöss und unfertigs leben.
Weber, Füetrer. Poyt.
167, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Der was im lanndt ain fürste gros | vnd het gestriten dick nach grossen eren.
Quint, a. a. O. ;
Bergmann, Ambr. Liederb. ;
Mayer, a. a. O. ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
400, 27
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Schmidt, Rud. v. Biberach
7, 24
;
Klein, a. a. O.
106, 38
.
Vgl. ferner s. v.  4, ,  1,  1, ,  2,  2.
3.
›sehr, ganz (und gar)‹ (zum Ausdruck einer besonderen, überwiegend durch Emotionen hervorgerufenen bzw. von Emotionen begleiteten Intensität von Handlungen, Vorgängen); auch: ›heftig, leidenschaftlich‹;
vgl. I, 1.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  3,  2,  12, (Adj.) 3,  1.
Syntagmen:
d. erbleichen / flehen, etw. d. beklagen, jn. d. seren / verurteilen / (ver)wunden, mit armen umfangen, sich d. verwundern, in sich selbst nemen, etw
. (Subj., z. B.
trehen
)
d. abwallen, etw
. (z. B.
hofnung
)
jn. d. betriegen
,
jn. / etw. d. bedrängen / begeren, d. auf etw. schlagen, jm. etw. d. gebresten / we tun, etw. d. heis und kalt in jm. wirken
.

Belegblock:

Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
des klaffers list dickh seret mich.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Ligende ich Danyel | Vor mines herren blicke, | En vlehende so dicke.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
31, 1
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Eigen rede verurteilt dicke einen man und sunderlich einen, der jezund eines und darnach ein anderes redet.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
Erst wart von lib gekost, | Hercz, lib von lib getrost. | Prunst, flam in zunders plick | Fil dick | In in wurkt heiß und kald.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
das die unden in sturm wetter uf sin schiffelin etwie dicke von ussen slahent als si in ietze versoͤiffen wellent.
Menge, Laufenb. Reg.
3285
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Ouch so kan das baden | Noch vil me bringen schaden | [...] | Es tuͦt dike we dem hertzen.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2179
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Wie dike da mit jamers last | Dem zarten hertzen din gebrast!
Ebd.
2184
:
wie din
[Marias]
rosenfarwer mund | So dik erblaichot zuͦ der selben stund.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
6v, 4
(
Zürich
1521
):
Wo sol ich nun hinuß / ich vnglückhaffter: So mich min hoffnung so dick betrogē hat.
Ebd.
15v, 11
:
Wie dick kriegen vnd schlahen aber XX tusent Christen mit so vil Christen.
Klein, Oswald
83, 37
(
oobd.
,
v. 1409
?):
des gümpels er zu dick begert.
Munz, Füetrer. Persibein
19, 4
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Gaban das haimlich dick pegunnd zúe clagen.
Klein, a. a. O.
44, 29
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
73a, 5
.
Vgl. ferner s. v. ,  11, .
4.
›augenblicklich, plötzlich, auf der Stelle, sofort‹ (punktuell auf den Eintritt, Beginn eines Geschehens bezogen).
Bedeutungsverwandte:
; vgl. , (Adj.) 2, , ,
2
, , .

Belegblock:

Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
127, 23
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Die konnigynne viel dicke
[nach der Verkündigung des Urteils]
jn amacht vor dem konnig.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
114, 6
(
Frankf.
1535
):
Cerussa ist die bluͦm des bleis / kalt vnnd trucken im ij. grad / welche den machen / die kompt dick der schlag ane.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Man sach dar nach vil dicke | Kumen in ougen blicke | Unden, die sich irguzzen.
Pyritz, Minneburg
1815
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Ez tut mich dicke uff rucken, | So swinde zu im drucken, | Daz mir der lip derehtzet.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1410
):
da sint her Johans Ludman und der von Erenfeils dicke vor gerichte kommen unde hand wider die zehen urteilsprechere [...] gerett.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
so beschach mir von vngloͮben also gar zu grvnde we, daz ich dicke der zvͦ kam, daz ich gedohte ich mvͦste an der stette sterben
(beim Empfang des Abendmahls).
Lindqvist, K. v. Helmsd.
672
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
den siechen nitt verschmach, | Gesich in dik und gang im nach!
Ebd.
2184
:
Ich waͤn es nieman sÿ bekant | Wie dik, muͦter
[Maria],
dir geschwant
(›du in Ohnmacht fielst‹).
5.
›tatsächlich, wahrhaftig, sogar‹; in der Funktion einer Modalpartikel.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (Adj.) 10, , (Adv.),
2
(Adj.) 7,  1, (Partikel) 2.

Belegblock:

Karnein, Salm. u. Morolf
754, 2
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
ich
[
Surian
]
han vor Troye dicke das beste gethan.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
755
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Dasselb treib er so grausamklich, | Das seer der bruͦder foͤrchtet sich | Und dick erfunden ward am bett | Als ob er sich geweschen hett
(gemeint wohl: ›schweissgebadet‹).
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3221
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Och schaffet dik der minne punt | Das vil zits glich wirt als ain stund.
Morrall, Mandev. Reiseb.
40, 22
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Synay ist als vil gesprochen als ain brinnender berg, dar umb daz Moyses unsern herren uff dem selben berg [...] dick ouch sach und mit im redt.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
5214
(
schwäb.
,
1453
):
Wo förcht ain man sins wibes zorn, | [...] | Er müst dick schlieffen undern banck | Und gucken als ain gouch herfür.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz ain ist, daz dike von dem dunst, der auf gêt von dem ertpidem, läut und andreu tier ze stainen werdent.
6.
als Gradpartikel zur Intensivierung von Adjektiven: ›sehr, viel, überaus, ganz, gänzlich, außerordentlich‹.
Phraseme:
dicker me
›viel mehr, größer‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6, , .
Syntagmen:
d. feist / gern / gesund / gros / nüchtern / sieghaft / übel / ungesund / unordentlich / volkommenlich
.

Belegblock:

J. W. von Cube. Hortus
97, 9
(
Mainz
1485
):
grün bletter die syn dicke feyst vnd grop.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
18, 9
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
den vindin tun sy dicker me schadin in der vlucht mit geschozze czu rucke wen stende, und in der selbin wys werdin sy dicke segehaft.
Stackmann u. a., Frauenlob
7, 24, 5
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
die [die valschen] manigem tun vil dicke grozen schaden.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
206r, 6
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
vnd isse das [ruggin brot] dik nuͤhter.
Klein, Oswald
22, 38
(
oobd.
,
1422
):
welcher von der Sunne | orient geboren ist, | dem geit der Leo die wunne, | [...] | ersam, ouch dick gesund.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1725
;
Menge, Laufenb. Reg.
4012
;
Banz, Christus u. d. minn. Seele
541
;
v. Maren, Marquard. Ausgabe
11, 1
;